Vladislav Delay – Multila (2000, re-release 2007)

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„Vladislav Delay, beginnt dieses Jahr mit gleich zwei CD Releases, zwei ganzen Alben. Auf Chain Reaction hat er sich wohl vorgenommen den ganzen Ballast aus Technogeschichte den Basic Channel geschrieben haben, gleich mitzunehmen, und zu bearbeiten. Es beginnt mit sehr tief im Sound vergrabenen Dubs, sehr darker Stimmung, einem unmissverständlichen Knistern zwischen digital und analog. Ein Stück abgerissener Industrie im Prozess der Selbstauflösung, die Musik wie diese vorrantreiben will oder muss. Egal. Was diese Tracks beherrscht, das sind Grundakkorde, die eine Stimmung anvisieren, eine Landschaft mehr als eine Funktion, ein Bild, in dem Elemente sich immer wieder verschieben, so als wären sie eine Täuschung gewesen, aber der erste Eindruck gleich richtig. Vladislav Delay’s Tracks nisten sich ein. Verpuppen sich, versuchen aus der Unmöglichkeit eines Grooves zwischen den kollidierenden Perspektiven der Effekte heraus doch noch zu etwas zu kommen, das mehr Zeit ist, als Groove. Die Langsamkeit in der die Stücke von Delay ihren Reiz entwickeln, kann auf Tracks wie „Huone“ z.B. an eine musique konkrete Variante von Pansonic erinnern, aber ebenso und im gleichen Sound an HipHop, Bleeps, an eine psychedelisch algorythmische Idee von Musik als Methode in ihr gegen sie zu arbeiten, und aus dem Strom des Materials das herauszubiegen, was ein glitzerndes Versprechen eines kurzen sehr intensiven Moments ist. Dass Delay dabei nie wie irgendjemand klingt, nicht wie der Versuch etwas weiterzuentwickeln, sondern einfach eine Nachbarschaft herstellt, die sich keinerlei Techodarwinismus unterordnet, ist nicht das spannendste an Platten wie dieser, auch nicht, dass man aus „Multila“ mit einem neuen Verständnis von Rhythmik hinausgeht, sondern dass man gelegentlich das Gefühl bekommt diese Platte will weit über den Raum hinaus in dem sie stattfindet etwas sein, in dem man lesen kann wie es war.“ (http://www.de-bug.de/reviews/8342.html)

„Mark Ernestus und Moritz von Oswald veröffentlichen auf ihren Startrampen (u. a. Main Street, Rhythm&Sound und Chain Reaction) einfach keine schlechten Platten, vielmehr haben sie höchste Güteklasse für minimale Dub- und Technosounds kreiert. Das beweist z. B. auch der Finne Vladislav Delay mit „Mutila“, einer Zusammenstellung der beiden 12-Inch-Releases „Huone“ und „Ranta“ – wohlgemerkt: auf über siebzig Minuten. Über dem ultratiefen, omnipräsenten Bass blubbern und tuckern die Maschinen, als seien sie genauso lebendig wie auch lebensmüde. „Multila“ wirkt wie der variable Sound zur Körperwelten-Ausstellung. Emotionaler kann elektronische Musik kaum sein. Eine Reise ins Unterbewußte mit Anleitung vom Künstler persönlich auf dem Cover. So muß sich technoide Musik in Zeitlupe vom Innern des menschlichen Organismus‘ aus anhören.“ (http://www.intro.de/platten/kritiken/23025924)

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