Hörprobe
„Wenn sich die Echos überschlagen und multiplizieren, bleibt irgendwie auch die Zeit stehen.
“Vapaa Muurari”, die erste Veröffentlichung von Uusitalo a.k.a. Vladislav Delay, ist inzwischen sechs Jahre her, die Luomo-Begeisterung ist nach den großen Inkorporationsversuchen – die Erweiterung seines Dub-House-Zucker-Pops in Richtung R’n’B, eventuell auch bis hinein in die Charts – auf ein sehr überschaubares Maß zurückgeköchelt, Vladislav Delay veröffentlicht fast nur mehr auf seinem eigenen Label Huume. Dem zweiten Uusitalo-Album “Tulenkantaja” hat diese Phase der Beruhigung offensichtlich gut getan.
Relativ unbekümmert von den Trends der Stunde macht Delay da weiter, wo er vor sechs Jahren zuletzt die Uusitalo-Echos in die Weite der Hallräume hinausgeschickt hatte. Nämlich bei der Verknüpfung von Ambient-Atmosphären und dem Flirren melodischer Fragmente mit einer dubbigen und pumpenden Auslegung von House. Vor allem die so speziell rumpelnden Uusitalo-Bässe machen untenrum wieder ordentlich Druck und könnten es schaffen, diese Stücke aus dem relativen Abseits doch in den schmalen Aufmerksamkeitsfokus von Minimal-Ökonomen zu wuppen. Dazu dann hier auch noch mal drei Fragen an Uusitalo:
Was bedeutet das Wort “Uusitalo”, und wie würdest du selbst das Projekt beschreiben?
Uusi bedeutet neu, und Talo heißt Haus. Uusitalo ist ein sehr weit verbreiteter Nachname in Finnland, die Telefonbücher sind voll davon. Für mich ist das Projekt irgendetwas zwischen Luomo und den Ambient-Sachen, die ich produziere. Diese Platte geht eher in Richtung Dancefloor als das erste Uusitalo-Album, aber die Zeiten ändern sich eben. Es geht immer noch um instrumentale, “rhythmische” Musik ohne Gesang und darum, was man damit anstellen kann. Ich versuche, mit Grooves zu experimentieren, mit Erwartungen auf dem Dancefloor, und dabei aber auch auf die Kompositionen zu achten. Ich will instrumentale Songs machen und keine DJ-Tools.
Hast du, nach deinen Erfahrungen mit großen Plattenfirmen, auch nur eine Minute daran gedacht, dieses Album auf einem anderen Label als deinem eigenen zu veröffentlichen?
Ich glaube, ich habe eine so starke Aura oder so etwas Ähnliches um mich herum, dass mich gar niemand fragt, irgendwas für jemand anderen zu machen. Oder vielleicht bin ich auch nur völlig aus der Mode. Aber egal, ich bin total zufrieden damit, dass ich diese Sachen jetzt selbst durchziehen kann.
Arbeitest du neben deiner Musikerkarriere immer noch als Programmierer?
Ich war nie wirklich Programmierer, sondern so eine Art Visionen-Entwickler. Das war gegenüber der Musik immer zweitrangig, und vor zwei Jahren habe ich das ganz sein lassen und beschlossen, mich voll auf die Musik zu konzentrieren. Ich hatte mit diesem Job im Grunde versucht, meine Musik zu schützen. Ich dachte, wenn ich eine Arbeit habe, mit der ich meine Rechnungen bezahlen kann, müsste ich keine musikalischen Kompromisse eingehen und könnte so verrücktes oder poppiges Zeug produzieren, wie ich möchte. Aber nach einer Weile hatte ich dann einfach keine Zeit mehr, um überhaupt noch Musik zu machen. Jetzt habe ich einen anderen Weg gefunden, um meine künstlerische Freiheit zu sichern, die Musik zu machen, die ich will, und damit zu überleben: einfach kein Geld mehr ausgeben. Und ich liebe es. (Arno Raffeiner)“ http://www.intro.de/platten/kritiken/23035226/uusitalo-tulenkantaja?sim=1