Unstatistik des Monats: dick macht doof und depressiv

Auf den Webseiten des rheinisch-westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung wurde im August die Unstatistik oder besser Unstatistiken zu Korrelationen von Körperfülle, Gemütszuständen und Intelligenz veröffentlich. Dabei beziehen sich die Forscher auf einige Untersuchungen, die in der Presse entsprechende Ressonanz fanden. Da der Text selbst auf www.unstatistik.de bereits knackig formuliert wurde, erspare ich mir weitere Kommentare und zitiere selbigen hier (ein Direktlink auf die Pressemeldung funktioniert leider nicht):

„Die Unstatistik des Monats August sind Meldungen in deutschen Medien zu ursächlichen Zusammenhängen von Essgewohnheiten, Depressionen, Intelligenz, Körpergewicht und Schulbesuch. So meldete die „Apotheken-Umschau“ Anfang des Monats, der übermäßige Konsum von Fast-Food löse Depressionen aus. Dabei fasste sie eine spanische Studie zusammen, die zwischen dem Verzehr von Industriebackwaren und Fast Food auf der einen und der Häufigkeit von Depressionen auf der anderen Seite einen positiven Zusammenhang festgestellt hatte. Besonders gefährdet seien Singles, die mehr als 45 Stunden die Woche arbeiteten, ansonsten aber wenig aktiv seien und sich insgesamt ungesund ernährten. Einige Zeitungen ergänzten das Ende des Monats mit Meldungen wie „Dick macht dumm“ (z.B. Ärzte Zeitung), basierend wiederum auf einer Beobachtungsstudie, die einen negativen Zusammenhang zwischen Übergewicht und den Ergebnissen von Intelligenztest aufzeigt. Und dick wiederum wird man unter anderem durch die Schule, wenn man anderen Zeitungsmeldungen des Monats August glauben darf: „Schule macht dick“. Hintergrund war diesmal eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Mainz, derzufolge Kinder gerade in dem Alter, in dem sie üblicherweise eingeschult werden, besonders an Gewicht zulegen.

In all diesen Meldungen wird wieder einmal der Trugschluss von Korrelation auf Kausalität gemacht oder in den von den Zeitungen gewählten Überschriften zumindest suggeriert. Während eine Korrelation lediglich eine Beziehung zwischen Merkmalen beschreibt, handelt es sich bei der Kausalität um einen ursächlichen Zusammenhang, also Ursache und Wirkung. Dieser Fehler wurde in der „Unstatistik des Monats“ bereits in der Vergangenheit thematisiert. So ist es beispielsweise bei Fast Food mindestens ebenso plausibel, dass Depressionen zu Essstörungen führten und damit die Kausalität in die umgekehrte Richtung verläuft. Ganz allgemein können aus Beobachtungsstudien, die all diesen Meldungen zugrunde liegen, nur unter erheblichen Zusatzinformationen und häufig sehr unrealistischen Annahmen Schlüsse auf Kausalbeziehungen abgeleitet werden. Darauf wird auch in allen Studien, auf die sich diese Meldungen beziehen, mehr oder weniger deutlich hingewiesen. Aber leider bleiben diese Einschränkungen in den Medienberichten in aller Regel unerwähnt. Jedenfalls müssen nach aktueller Faktenlage keine Eltern fürchten, dass ihre Kinder durch die Schule erst einmal dick und dann auch noch dümmer werden.“ (Ansprechpartner dazu:
Prof. Dr. Walter Krämer, Tel.: (0231) 755-31 25) (Quelle: http://www.unstatistik.de/)

Ein Gedanke zu „Unstatistik des Monats: dick macht doof und depressiv“

  1. unglaublich.
    mit irgend einem thema versucht man es eben immer wieder.
    danke für die statistik-auffrischung in sachen korrelation+kausalität+/- zusammenhang!

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