Februar ist meist der närrische Monat, was mir alljährlich bewusster wird, seid ich in Bonn tätig bin. Da wird das mit dem Spaß sehr ernst genommen! Passend dazu wühle ich mal ein Album raus, was mir seit über 25 Jahren nicht langweilige wurde: Zebra von Yello. Alte Kamelle für alle!
Wie bei fast jedem Yello-Werk höre ich auch hier die Freude am Soundbasteln, am Witz, am Elan. Das gilt bis heute, sind die beiden Musiker doch weiterhin aktiv. Und obwohl sich Yello in seinem eigenen Kosmos bewegt, spürt man genau sie: Die Bewegung. Mögen sich die Alben dem oberflächlich Hörenden gleichen, sie tun es definitiv nicht! Und noch etwas ist bei Yello meines Erachtens Standard: Sie loten immer wieder die technischen Möglichkeiten aus und bieten so stets auch Referenzalben, um zum Beispiel die Anlage, die Kopfhörer oder ähnliches zu testen. Ohne dabei in die Grenzbereiche hineinzugehen. Auffallen muss man nicht durch Effekte! So erwartete ich es fast schon, dass beim Kauf meiner neuen Boxen letztes Jahr der HiFi-Händler mit einem Yello-Album die Qualität der Lautsprecher unter Beweis stellen wollte (und stellte).
Musikalisch geben sich Yello auf Zebra trotz des schwarz-weiß Covers wieder farbenfroh, wobei mir auf diesem Album ein potenzieller James Bond Titel fehlte (den haben sie auf vielen Alben und ich hoffe, dass man sie nochmal für einen Soundtrack auswählt). Es macht Spaß und groovt. Damit ist es doch ein passendes Tipp für Februar. Wie kann man auf Intro lesen:
Zwischen musikalischem Dadaismus und trendmäßiger Disco-Konfektionsware, zwischen graziler Coolness und naivem Schwachsinn, YELLO kreieren immer wieder aufs Neueste ihre Eigenart, jede Klischeerfüllung oder -entlarvung ist ihnen dabei recht.
http://www.intro.de/platten/kritiken/23017036
Natürlich eine Bildassoziation von mir, dieses mal gar nicht so weit hergeholt. Und ich denke, ich muss die Assoziation nicht intensiv begründen. Aber: Nicht nur das Zebra-Muster ist mir dabei wichtig, auch, dass es auf die Details ankommt 🙂 Just like Yello-Music
Lars Kilian: Auf die Details kommt es an (CC BY-SA 4.0)
Sie können es noch immer. Dieter Meier und Boris Blank, angekommen im 21 Jahrhundert, zeigen wie elektronische Musik abseits des Mainstream klingen kann, ohne abzuheben oder die Gehörgänge mit Abwegigen zu strapazieren. Dancefloor-Rhythmen, Salsa, Bombast, BigBeat von Boris Blank und die seit 25 Jahren typische Bassstimme von Dieter Meier zeichnen das Album aus. Dazu eine gehörige Portion Spaß an Musik, am Erkunden und Entdecken, am Spiel und jede Menge Ironie und Coolness. Es ist ein Schritt zurück zu den Wurzeln von Yello, ohne ein Rückschritt zu sein. Um dem gerecht zu werden, haben sich die Schweizer dieses Mal die Vocalistin Jade Davis ins Studio geladen, die durchaus einen angenehm frischen aber warmen Wind über das Album fegen lässt. Fein fein. Frage: Lieferten Yello schonmal einen Soundtrack für einen James Bond Film? Falls nein, warum eigentlich nicht?
Zu diesem Album assoziierte ich ein Bild, welches ich auf Ferropolis, der Stadt aus Eisen aufgenommen hab. Es zog mich die letzten 15 Jahre dort immer wieder zum MELT! Festival. Die atemberaubende Kulisse inmitten der gigantischen Braunkohlebagger, die viele Musik, die feierfreundlichen Menschen. Das, so dachte ich, passt doch irgendwie zum Song „Planet Dada“ des Albums – wobei der Song aus den allgemeinen Kanon irgendwie ausbricht – wenngleich er so typisch für Yello ist. Das Bild selbst entstand nicht während des Festivals, sondern zu einer extra Visite das Geländes jenseits des wilden Treibens….
„Im Studio von Boris Blank entstand nach dem noch etwas unbeholfenen Debut „Solid Pleasure“ (1980), das mit „Bostich“ und „Magneto“ trotzdem einige Highlights bietet, 1981 mit „Claro Que Si“ der zweite Longplayer der Schweizer. Und diese Scheibe ist für mich bis heute das signifikanteste Album von YELLO, obwohl es nur einen einzigen Hit beinhaltet, der später auf der Best Of-Compilation „Essential“ als solcher gewürdigt werden sollte. In seiner Gesamtheit jedoch überzeugt „Claro Que Si“ wie kaum ein zweites YELLO-Oeuvre und gewinnt trotz der noch etwas schwachbrüstigen Produktion bei jedem Hören. Die poppigen Strukturen späterer Tage sind in Songs wie „Daily Disco“ schon deutlich erkennbar, werden aber immer wieder mit überraschenden Soundeffekten und Breaks avantgardistisch und vor allem humorvoll durchbrochen.
„Claro Que Si“ ist eine unglaublich abwechslungsreiche und spielfreudige Platte, die in ungeschliffener Form viele der Ideen vorwegnimmt, die YELLO Jahre danach auch kommerziell haben erfolgreich werden lassen. Hier zeigen sich bereits alle Facetten und Spielarten der Schweizer Klangtüftler: „Homer Hossa“ schlägt in Richtung Worldmusic aus – ein Pfad, den später eher CARLOS PERON auf einigen seiner Solo-Alben weiter verfolgt hat. „She’s Got A Gun“, der definitive Höhepunkt, definiert schon den oftmals filmischen Charakter der Musik der Schweizer. Ebenso kommt in diesem Song Dieter Meiers Vorliebe zum Erzählen kleiner, marlow-esker (Kriminal-)Geschichtchen zum Vorschein…“ (http://www.einheitsschritt.de/r_yello_claro.html)
„…Da Yello in den 80er Jahren einen lukrativen Deal mit der renommierten Phonogram GmbH hatten, erschienen ihre Alben auch zu jener Zeit schon auf dem damals noch wenig verbreiteten Tonträgerformat CD. Schön einerseits, da man ihre Soundkunstwerke auf diese Weise bereits sehr früh ohne Plattenknistern im Hintergrund genießen konnte – aus heutiger Sicht jedoch eher ein Fluch denn ein Segen. Schließlich waren die ersten Aufnahmen, die die Musikindustrie weiland auf die neuartigen Silberscheibchen brannte, noch gar nicht für den Frequnzbereich dieses Mediums aufbereitet und klangen demzufolge sehr dünn und „schwach auf der Brust“.
Unter diesem Schicksal litt rund 20 Jahre lang auch „Stella“, das vierte Album von Yello. „Stella“ war 1985 der erste Longplayer, den die Schweizer als Duo ohne ihren einstigen Weggefährten Carlos Peron eingespielt hatten. Die verbliebenen Boris Blank (Musik) und Dieter Meier (Texte und Gesang) schafften es hier erstmals nachhaltig, ihre Klangtüfteleien in wirklich griffiges Pop-Format zu kleiden. Kein Wunder, dass diese Scheibe ihnen mit den Single-Hits „Vicious Games“, „Desire“ und „Oh Yeah“ den wirklichen kommerziellen Durchbruch bescherte.
Zwar könnten diese drei Songs unterschiedlicher kaum sein, doch sind sie für Yello allesamt absolut charakteristisch und markieren zugleich sehr gut die Eckpfeiler, zwischen denen die Klänge der Band bis 1991 in steter Abwechslung hin- und herpendeln sollten: „Desire“ ist die fließende, atmosphärische Ballade mit dem geheimnis- und sehnsuchtsvollen Gemurmel Dieter Meiers. „Vicious Games“ bietet nicht nur den Gastgesang der Vokalistin Rush Winters, sondern wurde durch seine druckvoll pumpenden Bässe und Synthesizer-Riffs zu einem noch immer überaus satt klingenden Disco-Klassiker. „Oh Yeah“ schließlich kam 1986 im Blockbuster „Ferris macht blau“ zu besonderen Ehren und stellt die experimentelle, rhythmusbetontere Seite Yellos vor. Dieter Meiers hier eingesetzte „Rülps-Vocals“ sollten sich zu einem weiteren Markenzeichen des Duos entwickeln.
Weltmusikalische Anleihen finden sich in „Stalakdrama“ und natürlich dem famos-atmosphärischen „Ciel Ouvert“. Auch über 20 Jahre nach seiner Entstehung ist dieses anfangs fast stehende, monolithische Klangkunstwerk (Und hier passt diese Bezeichung wirklich!) noch beeindruckend!
Wie alle Yello-Alben der 80er Jahre ist auch „Stella“ aufregend abwechslungsreich und launisch. Man glaubt häufig, die Songs würden von drei oder vier verschiedenen Bands stammen – so unterschiedlich sind sie. Ähnlich krude Vermischungen von Stilen finden sich zudem in den einzelnen Titeln: Ein Disco-Rhythmus und ein an afrikanische Stammesgesänge gemahnender Refrain prallen im gewöhnungsbedürftigen „Desert Inn“ aufeinander; der kratzige, übersteuerte Gesang im schrägen „Koladi-ola“ kontrastiert hart die angeswingte Bassfigur. Stark sind noch die klanglich mächtige Uptempo-Nummer „Domingo“, das atmosphärische „Sometimes (Dr. Hirsch)“ und das mitreißende Finale „Angel No“.
Jeder Song auf „Stella“ strotzt vor einer fast kindlichen Spielfreude und dem Antrieb, scheinbar unvereinbare Pole zu einem Miteinander zu verbinden. Die Ergebnisse sind dabei so überzeugend geraten, dass erst dem aufmerksamen Hörer die großartige handwerkliche Leistung auffällt, die für diese collagenartige Arbeitsweise notwendig gewesen sein muss. Man muss den vermeintlich wirren (vielmehr: verwirrenden) und einzigartigen Stil von Yello allerdings mögen, denn ihre frühen Alben sind wahrlich keine leichte Kost. Sie sind vielmehr ganz schön angeschrägt und anstrengend. Auch „Stella“ fordert an vielen Stellen unbarmherzig ihre Aufmerksamkeit ein und wird den vom Formatradio eingelullten Durchschnittskonsumenten des 21. Jahrhunderts durchaus nerven. Doch dafür hat dieses kleine Meisterwerk des Nonkonformismus auf seinen nur 40 Minuten Spielzeit mehr musikalische Überraschungen und künstlerische Wagnisse zu bieten als zehn Alben vieler anderer Bands.
Seit dem 28.10.2005 ist „Stella“ gemeinsam mit den fünf weiteren klassischen Yello-Longplayern „Solid Pleasure“ (1980), „Claro Que Si“ (1981), „You Gotta Say Yes To Another Excess“ (1983), „One Second“ (1987) und „Flag“ (1988) in remasterter Form auf CD erhältlich. Die Silberlinge gibt es nicht nur einzeln, sondern für Sammler im Rahmen eines aufwändig gestalteten Box-Sets auch gleich im Paket. Jede der Neuauflagen ist mit zahlreichen Bonus-Tracks bestückt, die bislang größtenteils noch nie auf CD zu bekommen waren – auf „Stella“ zum Beispiel findet sich nun endlich auch die famose Maxi-Version von „Vicious Games“. So schließt sich der Kreis und ich muss nicht mehr erst meinen Plattenspieler entstauben, um mich an mein ultimatives Klangerlebnis von einst zurückzuerinnern. (Roberto)“ (http://www.industrieromantik.de/r_yello_stella.html)
„Was genau erwartet man eigentlich von einem neuen Yello-Album? Aufregende Sounds, zappelige Grooves und kryptische bis dadaistische Texte im gehauchten Bariton von Dieter Meier, einem der ältesten aktiven Popstars der Welt. Genau das bekommen wir, und noch etwas mehr. Natürlich zaubert Boris Blank auf dem aktuellen Motion Picture wieder ein kleines feines Pandämonium aus der Samplekiste, das dem vorangegangenen „Pocket Universe“ stark ähnelt, außer daß diesmal auf die schöne Tradition einer Gaststimme verzichtet wird. Weniger klar ist jedoch, warum die beiden Schweizer ausgerechnet hier wieder den seit „You Gotta Say Yes To Another Excess“ definierten Soundtrack-Kontext explizit hervorkramen. Denn Motion Picture hat mehr Latin, Ambient, Reggae, Techno-, House- und hektische Grooves zu bieten als von der dunklen Melancholie eines klassischen Film Noir.
O.k., es geht nicht mehr — wie einst 1983 — um „a french black and white movie of the fifties“, sondern um Kurzfilmtonspuren zur urbanen Nachtfahrt am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts, aber solches ließe sich über viele andere Platten auch sagen. Manches auf dem Album klingt wie „The Race“, ihr wohl größter internationaler Hit, weniger dagegen nach den großen Yello-Soundtracks „You Gotta Say Yes To Another Excess“ und „Stella“. Man hat sich gerade damit abgefunden, da kommt mit „Point Blank“ plötzlich quirlige Jazz-Stimmung auf, die sehr wohl filmische Qualität besitzt, irgendwo zwischen Herbie Hancock und John Zorns greller Moriccone-Adaption „The Big Gundown“. Und das ist noch nicht alles: Mönchsgesänge, Hall und plockernde Quasimodo-Beats — ist es das, wovon der Film handelt? Mantel und Degen meets Space Odyssey, Endzeitcowboys?
Sind wir ihnen doch wieder auf den Leim gegangen, es ist der gute alte Yello-Film, der nichts spezielles sagen will, keinen besonderen künstlerischen Anspruch erhebt, sondern einfach nur ein wenig „good clean electronic fun“ verbreiten will. Mission complete! –Christian Arndt“ (http://www.amazon.de/Motion-Picture-Yello/dp/B000031WUR/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=music&qid=1218090387&sr=1-1)