Schlagwort-Archive: Tricky

Tricky – Maxinquaye (1995)

Warum ist Maxinquaye noch nicht in meinem Blog? Das Album befindet sich seit über 20 Jahren in meiner Sammlung und ist immer wieder erfreulich zu hören. Wenngleich es sich bei den düsteren Tracks des Erstlings-Solowerks von Tricky vielleicht nicht anschickt, von erfreulich zu sprechen. Mit Maxinquaye legte Tricky nach seinem Weggang von Portishead den Grundstein für die eigene Arbeit und einen Meilenstein in den um die Jahrtausendwende gefeierten Trip Hop. Tricky präsentiert hier seinen einmaligen lo-speed Rap auf schwerpumpenden, schwarzen Elektroniksounds. Insgesamt, so möchte ich mit Blick auf den Output der letzten 20 Jahre feststellen, hat Tricky das Niveau von Maxinquaye nie wieder in dieser Form erreicht. Maxinquaye – übrigens eine Zusammensetzung des Namens seiner Mutter – ist ein Album, dem man den Sumpf anhört, in dem Tricky sich damals befand. Wer mit ihm zusammen in den dunklen des TripHop abtauchen möchte, sei dieses Album empfohlen.

 

Tricky – Knowle West Boy (2008)

Hörprobe
…back to the roots, das ist wohl die Grundlage des Tricky-Albums. Für dieses Album ging Tricky nicht nur zurück zu seiner stilistischen Vielfalt, sondern auch zurück zu den Orten, in welchen er groß geworden ist. Benannt wurde das Album nach dem sozial schwachen Stadtteil in Bristol und Tricky schaut auf seine Wurzeln und die damit verbundenen Erinnerungen. Musikalisch aufgearbeitet wird dies mit Punk-Rock, Dub, Elektronik, New Wave und dem natürlich immer wieder typisch schönen düsteren TripHop, den Tricky maßgeblich beeinflusste. Ein begnateter Sänger war er nie und so lässt er, wie schon bei dem Vorgängeralbum, zahlreiche Gastsängerinnen antreten, die ihm hier Unterstützung bieten. Alles in allem eine Herausragende Platte, die einiges vom Hörer abverlangt. Wie schreibt Eberhard Dobler auf laut.de: „Denn Tricky-Scheiben tragen immer Hitpotenial in sich, verstecken den Pop aber hinter sperrigen Arrangements und unkonventioneller Soundauswahl…“ (http://www.laut.de/Tricky/Knowle-West-Boy-%28Album%29)

Wikipedia zu Tricky


TRICKY “Council Estate” (2008) von domino

Tricky with DJ Mugs and Grease – Juxtapose (1999)

Hörprobe
„Eines mal gleich vorneweg. Dieses Album ist wohl eins der besten und wichtigsten im Moment – neben der neuen Filter. Aber mal ganz langsam und von vorne. Mr. Tricky – sonst eher düster, teilweise sogar bösartig und das Paradebeispiel für den „alles-allein-produzieren-wollen“-Musiker – tut sich mit Grease (DMX-Produzent)und Muggs (Cypress Hill) zusammen. Die beiden kassieren pro Tag eine halbe Millionen, aber die Investition hat sich gelohnt: Heraus kommt ein Album, welches man teilweise als freundlich, sogar radiotauglich bezeichnen könnte. „Juxtapose“ heißt nach eigener Auskunft soviel wie „Dinge zusammen bringen“ und genau das tut Tricky hier auch und zwar perfekt. Anfangs noch die – das Ohr umschmeichelnde – Akustikgitarre, kurz darauf schon Muggs wahnwitzige Raps und/oder Trickys Flüstern im Hintergrund, dazu mischt sich ab und zu der Gesang von Kioka (Martina arbeitet zur Zeit an ihrem Soloalbum) und gelegentliche Einwürfe elektronischer Schnipsel. Ist das noch Trip Hop? Oder gar Hip Hop? Tricky entzieht sich mit diesem Album wirklich absolut jeglicher Kategorie, entfernt sich sogar von seinen ersten Werken. Das einzige, was eventuell ein wenig stört, ist dass „Juxtapose“ nur 36 Minuten lang ist. Aber scheinbar hat Tricky alles gesagt, was zu sagen war. Ich bin schlichtweg begeistert. (Stefan Friedrich)“

Tricky – Pre Millenium Tension (1996)

Reinhören
„Was für morbide Gefühle hier durch Adrian Thaws Adern geflossen sind möchte ich ehrlich gesagt gar nicht wissen. Tatsache ist, dass „Pre-Millenium Tension“ ein Album der Sonderklasse ist. Auch wenn manche Tracks derart wirr, düster und zusammenhanglos erscheinen ist es ein Meisterwerk und eine Bereicherung der zu jener Zeit noch in den Kinderschuhen steckenden Trip Hop Szene. Meine persönlichen Favourites (Tricky Kid/Christian Sands/Bad Dreams) gehören trotz strangen Charakters doch noch zu den eher poppigen Tracks der Scheibe. Zu der Zeit scheint in dem Genre noch alles erlaubt gewesen zu sein und genau DAS macht „Pre-Millenium Tension“ zu einem Leckerbissen, da hier etliche Wurzeln heutiger Trendströme erkannt werden können. Aber abgesehen davon merkt man bald, dass sich hinter dem dürren schwarzen charismatischen Bristoler ein Genie verbirgt.“ (http://www.amazon.de/review/R1XZEFO7V05QBM/ref=cm_cr_pr_perm?ie=UTF8&ASIN=B0000074K5&nodeID=&tag=&linkCode=)

indiepedia über Tricky

TRICKY Pre-Millennium Tension Makes Me Wanna Die from notjam on Vimeo.

Tricky – Angels With Dirty Faces (1998)

Reinhören

„Decken-Ventilator in Zeitlupe, krabbelnde Kakerlaken an der speckigen Tapete, rot starrende Augen, Schweißtropfen: Auf TRICKYs drittem Studioalbum (die Skizzen-Compilation als NEARLY GOD mal ausgenommen) regieren mehr denn je Wahnsinn, Voodoo und gepflegter Psychopathen-Pathos. „Is There Cancer In The Throat?“ zischt der Mann manisch-heiser. Und: „Alive Is Pain, Murder Is Fame“. In New York und auf den Bahamas mit vielen handfesten Instrumenten wie Geigen und Flöten, Kontrabaß und Celli aufgenommen, kommt „Angels With Dirty Faces“ auch mit schleppenden Gitarrenloops und Dub-Schlieren, Dröhn-Collagen und irren Schepper-Shuffel-Beats. TRICKY verbreitet sich über seine großen Themen (Berühmtsein und es hassen, inszenierter Wahnsinn als Verweigerungs-Mittel dagegen) und feilt zusammen mit seiner engelhaften Gespielin MARTINA an seiner Privat-Aufführung von „Die Schöne und das Biest“: TRICKY flüstert, raunt, gurrt, bellt lasziv-lethargisch, und MARTINA schwelgt, klagt und leidet dazu.

„Broken Homes“ zeigt ihn im Duett mit PJ HARVEY zu Gospel-Chören, bei „Carriage Für Two“ schwärmt der Mann über seine kleine Tochter, um im nächsten Moment seine eigene Zerbrechlichkeit zu veröffentlichen: „Please won’t you try / stop me talking like a tough guy / Subject Matter’s Love / I’m too scared to be a Gun totting Gangster Wanna-Be / I’ve got too much Love inside of me“ („Demise“).
In „6 Minutes“ grübelt TRICKY SYMBOL-mäßig („Is this making Music or Money? / I can’t make my Mind up / they think they’re safe ‚cause they’re signed up / you’re under Contracts that break those Backs“) und hält dem Drama die Aktivisten seines eigenen „Durban Poison“-Labels entgegen: „Durban Poison Artists are the smartest / in this Industry full of Vomit / My Voodoo make’em sick / My Voodoo make’em sick“. Für seine Suche nach neuen sperrigen Ausdrucksformen und seine konsequente Verweigerung gegen Pop-kommerzielle Verwertbarkeit kann man Beat-Architekt TRICKY nur massiven Respekt zollen – sein ostentatives Leiden unter Berühmtheit und öffentlichem Interesse (lustlose Live-Auftritte „naked and famous“) dagegen nerven. Dann soll er halt seine Kunst nicht veröffentlichen. Insgesamt aber ein großartiges, gehaltvolles Werk, an dem man in drogengeschwängerten SlowMo-Nächten wunderbar bis ins nächste Millennium knabbern kann: „I watch where I venture, see / ‚cause I don’t like this Century“ („Record Companies“).“ (http://www.intro.de/platten/kritiken/23023430/tricky-angels-with-dirty-faces)

Tricky – Blowback (2001)

Reinhören
„Nach seinem letzten Album „Juxtapose“ war Tricky für eine Weile von der Bildfläche verschwunden. Nach langer und dann doch überwundener Krankheit meldet sich der Meister mit dem, wie er selber sagt, eher am Mainstream orientierten „Blowback“ zurück, ohne aber seinen Style zwischen Hip Hop, Soul, Ragga und Dancehall zu vernachlässigen. Nach den düsteren Scheiben mit „Fuck you“-Message sollte nun ein fröhlicheres Album folgen.

Die Features des Albums sind nicht ohne: Cyndi Lauper, die 80er Pop Lady, zwei Arbeiten mit den Red Hot Chili Peppers, der Jamaicaner Hawkman, mit dem sich Tricky in seiner Wahlheimat NYC die Zeit vertreibt, Ambersunshower, die mit der Hip Hop-Combo Groove Garden bekannt geworden ist und sich nun dem Soul gewidmet hat, Ed Kowalczyk von der Gruppe Live und Alanis Morissette haben an Trickys neuer Scheibe mitgewirkt und zu ihrer Vielseitigkeit beigetragen.

Bei einem Album, das nur Hammerstücke enthält, fällt es schwer, die besten oder wichtigsten heraus zu greifen. Der Megahammer des Albums aber ist „Over Me“ mit Hawkman und Ambersunshower. Düster wabbernde Flächen, die sich von links nach rechts schleichen. Schnelle tiefe Raggamuffins von Hawkman und zuckersüße Soulvocals von Amber. Erinnert ein wenig an die guten alten Tricky-Stücke, wirkt aber schon wesentlich freundlicher. Die beiden Stücke mit den Peppers glänzen mit viel Funk, Gitarrenriffs und den Raps von Tricky. Killer.

„Wonder Woman“ hört sich erst wie ein altes Peppers-Stück vom Anfang der 90er an, bekommt dann durch Trickys Kratzstimme einen düsteren Touch. In „You Don’t Wanna“ verwendet der Meister ein schönes Sample von „Sweet Dreams“ des Eurythmics-Duos. Der Soundfetzen läuft bei Tricky überaus langsam, was die Melodie noch melancholischer macht. Über die grandiose Melodie lässt er wieder Amber singen. Ein ‚echtes‘ Cover ist dagegen Trickys Version des Nivana-Hits „Something In The Way“ vom „Nevermind“-Album. Hawkman ist auch bei diesem Stück dabei, aber diesmal nicht mit Raggamuffins. Er singt ganz konventionell. Der verstorbene Kurt Cobain wäre stolz auf diesen Megaburner gewesen, der eine richtig düstere Stimmung gut rüber bringt.

Alles in allem hat das Album gewaltiges Potential. Und es wird – wie alle Tricky-Alben – Maßstäbe in der Verbindung von elektronischer mit live gespielter Musik setzen.“

Massive Attack – Mezzanine (1998)

Reinhören

„Das Cover bringt es auf den Punkt: Mezzanine ist ein dunkles, metallisch- pulsierendes, sich langsam nach vorne schleppendes Monster.
Langsamkeit wurde bei Massive schon immer zelebriert, Mezzanine ist im Vergleich zu seinen Vorgängern aber weitaus negativer, entrückter, teilweise reduzierter. Gitarren fügen sich als neues Stilelement atemberaubend in das Gesamtkonzept ein und waren vor allem live unglaublich mitreißend.
Neben Horace Andy hatten Massive mit Elizabeth Fraser wieder eine perfekte Stimme zur Vermittlung ihrer musikalischen Vision gefunden, ihre ätherisch- elegische Vokalakrobatik kontrastiert die entfremdeten Elektro-Beats perfekt und sorgt für intensive Gänsehautatmosphäre.
Diese konsequente Suche nach neuen Ausdrucksmitteln, nach Weiterentwicklung ist wohl auch der Grund, weshalb Massive im Gegensatz zu z. B. Portishead (…) und Tricky (…) die wohl letzten musikalisch relevanten Überlebenden eines Mitte der Neunziger als Trip Hop gebranntmarkten Stils sind, doch wohin soll die Reise das nächste Mal gehen?
Ich kann es mir nicht vorstellen.
Massive haben mit Blue Lines hin zu Mezzanine eine geniale musikalische Entwicklung durchlaufen, doch genau diese steht im Downbeat- Bereich seit Jahren still. Es scheint schwierig bis unmöglich, noch einmal neue Akzente zu setzen…“ (http://www.amazon.de/review/R116XI3UZP14V9/ref=cm_cr_rdp_perm)

Hier noch das Video „Teardrop“ aus dem Album