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Tortoise – Standards (2001)

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Das ist ein Aufstieg: Sieben Jahre und drei Alben nach dem ersten Auftritt in der Musiklandschaft schaffen es Tortoise, das Warp-Label zu entern. Damit fand eine der interessanten Post-Rock-Bands von Amerika den Weg zur britischen Avantgarde-Schmiede elektronischer Musik. Dabei konnte diese Liaison fast schon vorausgesehen werden: beide Parteien sind äußerst innovativ, was den musikalischen Anspruch und Output angeht, Tortoise interessierten sich immer mehr für elektronisches Gefrickel und Warp für handgemachte Musik.

Standards geht wieder stärker in den listening Bereich und lädt dazu ein, auf dem Sofa bei gut austarierter Anlage oder ordentlichen Kopfhörern das Kopfkino zu starten. Dabei schichten sie Sound auf Sound und drohen fast, im eigenen musikalischen Gewirr die Fäden zu verlieren, um dann doch letztendlich immer wieder die kleinen & feinen Melodien und Rhythmen herauszufiltern, die einen Aha- oder öfters noch Oho-Effekt beim Zuhören hervorrufen können. Tolles Album, wenn man sich darauf einlassen kann.

Adem – Takes (2008)

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Das dritte Album von Adem stellt wieder eine Auswahl feiner Songs dar, die Adem in der Zeit von 1991-2001 einatmete, verdaute und nun in seiner ruhigen, gefühlvollen Art hauptsächlich begleitet von Akustikgitarre wieder ausatmet. Somit hatten die Songs die nötige Zeit, die sie zum Reifen benötigen, fast wie ein guter Wein. Den  Gärprozess der Lieder in Adems Körper hört man deutlich heraus. Vieles erinnert noch ans Original, ohne genau bestimmen zu können, was es eigentlich ist. Muster kommen bekannt vor, hier und da erinnert eine Melodieführung an ewas schonmal gehörtes… aber was?

„‚Takes‘ beinhaltet ausschließlich Coverversionen, deren Auswahl auf einen exquisiten Musikgeschmack schließen lassen und das melancholische Indie-Herz hüpfen lassen. Eine zärtliche Hommage an seine musikalische Helden aus den Jahren 1991 bis 2001. PJ Harveys ‚Oh My Lover‘ nimmt der mit der gezupften Gitarre und klagendem Gesang die Aggressivität, Lisa Germanos ‚Slide‘ unterlegt er gefühlvoll mit Harmonium- und Pianoklängen, dEUS‘ ‚Hotellounge‘ wird zur leisen, mit der Violine ausgemalten Folknummer.

‚Starla‘ von den Smashing Pumpkins schwingt sich dagegen mit einem anhebenden Durcheinander aus Gitarre, Bass, Glocken und Percussion in etwas unruhigere Höhen, aber ohne den Hörer zu überfordern; im Instrumental ‚Gamara‘ von den Post-Rockern Tortoise vollführt er eine akustische Gitarrenakrobatik, die an José González erinnert.

Die Zurückhaltung dominiert auf ‚Takes‘, Adem reduziert die Songs aufs Wesentliche, ohne die Originale dabei aus den Augen zu verlieren. Die spannendste Transformation gelingt ihm wohl mit ‚The Cure A Weakling Child/ Boy Girl Song‘ von Aphex Twin, dem er mit Ukulele und Glockenspielen einen entzückenden Lo Fi-Charme abgewinnt und Björks „Unravel“, dessen sphärisch anmutendes Arrangement von seinem warmen Gesang aufgefangen wird.“

Also zurücklehnen, CD einlegen und einen guten Wein öffnen. Es lohnt sich in beiden Fällen.

Webseite von Adem zur CD: http://www.adem.tv/site/index.php?page=articles&article=86

Tortoise – Millions Now Living Will Never Die (1996)

Hörprobe
„Der Name spricht für sich. Behäbig wie eine Schildkröte kriecht die Musik von Tortoise dahin – in ein Labyrinth an Sounds und Genres. Mal mit tanzbaren Rhythmen, mal mit ergreifenden Melodien erzeugt das Quintett einen tiefen Äther, dessen Sog auch Musikfreunde ohne geschulte Ohren erliegen.

Tortoise sind eine der ersten amerikanischen Indie-Rock-Bands, die Anfang der 1990er nicht auf die populäre Grunge-Schiene setzten, sondern etwas ganz Neues schufen. Noch dazu ohne Gesang. Dub, Ambient, Electronica, Jazz, Minimal Music, Krautrock und Indie: es gibt fast keine musikalische Schublade, in die das Chicagoer Ensemble rund um die Gründer John McEntire und Doug McCombs seither noch nicht gesteckt worden wäre.

Die Symbiose aus verschiedenen Stilrichtungen, die die Band bekannt und berühmt machte, hat sich seit ihren Anfängen kaum verändert. Ihre Alben sind oft kitschig, immer fein, fast vornehm und nie spektakulär. Einen Klassiker lieferten Tortoise 1996 mit dem Album „Millions Now Living Will Never Die“. Es zählt bis heute zu den bedeutendsten Alben im Alternative- Bereich….“ (http://kurier.at/kult/2049685.php)

Wikipedia über Tortoise

Indiepedia zum Album

Tortoise – T.N.T. (1998)

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„Ich bin der Letzte, der einen künstlichen Hype mit Gewalt aufrecht erhalten will, aber was ich da höre ist super. Mit Sicherheit ist der Stellenwert der Band weit übertrieben worden und auch das Prädikat „etwas ganz Neues“ ist im nachhinein wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Aber: Tortoise haben etwas in den Indie-Bereich (da kommen sie her und da gehören sie hin!) eingebracht, was bis dato unbekannt war: das Easy-tum und das relaxte Entertainment mit Stil, aber ohne Hintergedanken. Und gerade diese „wichtigen Hintergedanken“ sind der Band doch nur in den Mund gelegt und zur Last geworden.
Die neue Platte wird da sein, wenn man heimkommt, sie fragt nicht erst, wie der Tag war, sondern bietet dir gleich einen Drink an. Sie entspannt, weil sie keinerlei Attitüde mitbringt. Sie unterhält einfach nur, ähnlich einem Fernsehprogramm. Moderner Easy-Listening (mal ohne Elektronik, wie angenehm!), warmer Analog-Sound (toll gemacht!), nichts Schweres oder Gefrickeltes auf dieser Platte. Endlich haben sie eine runde Sache gemacht und den überflüssigen Psychedelic-Müll über Bord geworfen. „T.N.T.“ ist ausgereift und besitzt nur das eine Ziel: Einfach so, ganz nebenbei in deinem Ohr zu landen und da für Ruhe und Zufriedenheit zu sorgen (ähnlich der EP „Hank“ von Lambchop). Im Gegensatz zur Vorgängerplatte kommen sie hier schneller zum Punkt und zeigen Mut zur kleinen Melodie! Nur der Titel paßt irgendwie nicht zur Musik.“ (http://schallplattenmann.de/a102346-Tortoise-T-N-T.htm)

Noch eine passende Rezension bei spielgel-online: Knarzende Nebengeräusche

Tortoise – It’s All Around You (2004)

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„Tortoise können gnadenlos intellektuell und unsexy klingen, sie können sich in ihrem kopfgesteuerten Klangkosmos verlaufen, aber sie können auch ganz anders. Standards wurde 2001 eine relative Leichtigkeit mit Bombasteinschlägen bescheinigt. Und nun überrascht einen die Gruppe aus Chicago mit It’s All Around You wie noch nie. Die Post-Rock-Pioniere mit dem Hang zum Jazz, zur Komplexität und Verdichtung haben ausgemistet, die Fenster aufgerissen und Frischluft durch ihre Songs wehen lassen.

Ein Jahr saß das mittlerweile stabile Bandgebilde John McEntire, Dan Bitney, John Herndon, Douglas McCombs und Jeff Parker im Studio. Fünf absolut gleichberechtigte Musiker, die in der Nicht-Tortoise-Zeit in Jazz- und Experimentalgruppen spielten oder mit Bands wie The Sea And Cake, US Maple, Savath & Savalas, Aluminum Group, Prefuse 73, Brokeback oder Eleventh Day Dream arbeiteten. Dadurch erhalten die einzelnen Klangpaletten immer neue Farben und Tortoise neue Einflüsse. It’s All Around You ist im Verhältnis zum Gesamtkatalog der Chicagoer fast ein Pop-Album, natürlich wieder rein instrumental und ohne feste Songstrukturen, dafür aber außergewöhnlich flüssig, variantenreich und bunt wie das Cover (Bitte, die im Booklet abgedruckte Kurzgeschichte lesen!).

Einem wuchtigen Soundmonster wie „Dot/Eyes“ steht das soundtrackartige „On The Chin“ gegenüber, der Experimentalnummer „By Dawn“ folgt das rhythmische „Five Too Many“. Das Titelstück kommt fast vergnügt und „The Lithium Stiffs“ im Schwebezustand daher. It’s All Around You gehört zu den Höhepunkten in der Bandhistorie. –Sven Niechziol“ (http://www.amazon.de/ItS-All-Around-You-Tortoise/dp/B0001EMW06/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=music&qid=1211348236&sr=8-1)

http://www.trts.com/ – Offizielle Webseite von Tortoise

Bandinfos bei laut.de und Wikipedia

Kurzes Interview mit Tortoise bei intro.de