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Get Well Soon – Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon (2008)

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(Wie passend, nach dem gestrigen Post hier im Blog)
„Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon…“ Mit dieser Textzeile beginnt das gleichnamige Album und zeigt auch gleich dank choralem Gesang und orchestraler Begleitung in Moll gebettet, wohin die Reise gehen soll. In ein Land, in dem der Schwermut nicht weggefegt werden kann, aber die geschundenen Knochen und der müde Kopf balsamiert und beruhigt werden. Begleitet wird dieses Ritual vom Wissen, dass es auch anderen gerade nicht besser geht, aber dass es doch immer wieder einen Hoffnungsschimmer geben wird, der dich dazu bringt, aufzustehen und weiter zu gehen. Und so helfen überschwengliche Melodien, wieder in den Tag und Trap zu kommen, tief einzuatmen und die Sonnenbrille aufzusetzen.

Es ist mir fast nicht vorstellbar, dass dieses Album im Alleingang erarbeitet wurde.Musikalische Anleihen an  Nick Cave, Tindersticks, Bright Eyes (oder besser Conor Oberst?) oder Radiohead und eine sehr abgefahren Akustikversion von Underworlds „Born Slippy“ lassen aufhorchen und begeistern. Klingt zwar nach Raubkopien an allen Ecken und Enden, ist aber keines Falls so. Vielmehr ist es das (erreichte!) Ziel von Mastermind Konstantin Gropper, vollkommen neue Songs abseits des Mainstreams zu basteln. Und so glaube ich ihm gern, wenn er nach seinem vollmundigen Versprechen der Heilung nachschiebt: „“I tried my very best to make this music lovable.“

Gute Genesung

Infos von Indipedia zum Album

Tindersticks – Simple Pleasure (1999, remastered 2004)

Hörprobe

Ich weiß noch, wie ich eines Nachts nach Hause kam und vor dem Schlafengehen noch mal in MTV reinschaute, als es noch ein Musiksender war. Da spielte eine Gruppe auf einer Bühne ohne große Worte und ohne viel Show und Publikum einfach ihre Musik. Diese klang in meinen Ohren zur damaligen Zeit so anders, dass sich der Name Tindersticks schon sehr früh in meinem Kopf verhakte.

Die einfachen Freuden sind es doch, die das Leben lebenswert machen. Und meine britischen Lieblingsmelancholiker und Anzugsträger schaffen es wie kaum jemand sonst, über diese Freuden in ruhiger, tragender, schwerer aber auch freudvoller Gelassenheit zu Manier zu musizieren. Dabei kommt als Sahnehäubchen wie stets die einmalig tristesse und kraftvolle Stimme Stuart A. Staples oben drauf und fertig ist der Soundtrack für den ruhigen Abend bei Kerzen und Wein, während draußen die Tage kürzer werden. Eine Decke wäre schön, die wärmende Musik der Tindersticks ist aber ein wundervoller Ersatz.

Wikipedia über die Tindersticks

Tindersticks – Second Album (1995)

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„Annähernd jede Woche jagt die englische Musikpresse eine neue musikalische Sau durchs Dorf – einer der Gründe, warum der Insel-Pop zuletzt viel von seinem einstigen Einfluß verloren hatte und nur langsam wieder auf die Füße kommt. Ab und an freilich fällt das Spotlight der Medien auf Neuentdeckungen, deren Schaffen über das Erscheinungsdatum des neuesten „New Musical Express“ oder „Melody Maker“ hinaus Bestand hat. Zum Beispiel die Tindersticks: Überwiegend durch Mund-zu-Mund-Propaganda avancierte das Debüt des Septetts zu einer der Kult-Platten von 1993. Das „Second Album“ nun rechtfertigt die Vorschußlorbeeren. Die neue Songkollektion könnte auch den Untertitel tragen: „Variationen für Streicher in der Popmusik“. Nun haben musikalische Romantiker jeglicher Couleur seit jeher ein Faible für Gefiedeltes. Doch kaum eine Popgruppe weist Violine und Cello eine solch tragende Rolle zu wie die Tindersticks. Mal tönt es symphonisch, mal solistisch, hier melodramatisch opulent, dort kunstvoll angeschrägt. Zusammen mit Stuart Staples‘ schläfrigem Sprechgesang, einer schwummrigen Orgel, hellem Pianospiel und gelegentlichen Posaunenpustern entwickelt dieses Streichkonzert eine eigenartige Sogwirkung. Das „Second Album“ lädt ein, in eine märchenhaft-versponnene Stimmungswelt zu versinken. Und nichts Schweres, Hölzernes bringt die sorgsam austarierten, federleichten Folkpop-Arrangements in Schieflage. So bietet diese Musik subtile Romantik in Reinkultur: ein verführerisches Statement gegen den Lärm in der Popmusik.“ (http://www.amazon.de/Tindersticks-2nd-Album/dp/B000001ECN)

http://www.tindersticks.co.uk/ – offizielle Homepage der Gruppe

Wikipediaeintrag zur Band

Biografie bei laut.de

Tindersticks – Can Our Love… (2001)

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„Möchte man die Musik der Tindersticks beschreiben, greift am besten zu Ölfarben und Leinwand: Ein wolkenverhangener Himmel, ein öder Baum im Herbstwind, die Trostlosigkeit einer rauhen Felsenküste. „Can our love…“ schreibt die Geschichten, die die sechs Edel-Melancholiker seit mittlerweile 10 Jahren vertonen, nahtlos fort. Musik, Literatur und Kunst vereint in zeitloser Schönheit. Impressionen aus einer Welt, der die Farbe entzogen ist und die den Hörer mit ihrem morbiden Charme vom ersten Ton an aus der Realität reißt. Musik zum allein sein, für das heiße Schaumbad am kalten Wintertag , für die Einsamkeit nach dem Streit.

Trotzdem: Irgendwas ist anders! Bereits auf „Simple pleasure“ hat es sich angedeutet, jetzt gibt es keinen Zweifel mehr: Zwischen die Grautöne haben sich Farbtupfer gemischt. Spärlich, kaum merklich, hat sich der Schleier ein wenig gehoben, ein Hintertürchen ist aufgestoßen, der Zugang einfacher geworden. Aufatmen bei all jenen, die bisher keine Muse hatten den beschwerlichen Weg in Stuart Staples Psyche anzutreten, die angezogen und abgeschreckt zugleich waren. Fans haben den Trauerflor bereits vor dem ersten Hören angezogen, aber zum erwarteten Stich ins Herz gesellt sich diesmal eine reale, kleine Enttäuschung. Das Unbeschwingte, das in Stücken wie „People keep comin‘ around“ mitschwingt, nimmt der Band etwas von ihrer Ausnahmestellung. Ein gewisses Plätschern ersetzt Momente, die früher höchste Aufmerksamkeit verlangten. Ausnahmen bestätigen die Regel: „Dying Slowly“ oder das titelgebende „Can our love…“ sind pure Emotionen, abgrundtief traurig und wunderschön zugleich.

Kann man der Band vorwerfen, das sie nicht auf ewig neue „Curtains“ webt? Wiederholung hätte in die künstlerische Sackgasse geführt, ein radikaler Bruch der Band die Identität geraubt, die vorsichtige Neubestimmung mag den Kritikern vorerst Munition geben, doch der Sonnenschein, der durch die Wolkendecke der Songs schimmert, mag auch metaphorisch für die Zukunft der Tindertsticks stehen. Eine solche Liebe ist zu allem fähig. (Thorsten Thiel)“ (http://www.plattentests.de/rezi.php?show=536)

Tindersticks – Waiting For The Moon (2003)

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„Seit ihrem atemberaubenden Soundtrack zu Claire Denis‘ Film „Trouble Everyday“ vor zwei Jahren hat die wohl traurigste Band der Welt uns warten lassen. Da liegt es nun, das sechste Studioalbum. Und klingt wie es klingen muss: schwermütig, tief, weich, warm und dunkel. „Waiting For The Moon“ – der Titel liest sich wie eine Gebrauchsanweisung. Ja, Mondnächte eignen sich dieser Tage wohl am besten, um sich den schaurig-schönen Songs hinzugeben.

Stuart Staples melancholieschwangere Stimme treibt auf einem Meer von Streichern, das den Sound der sechs-köpfigen Band umspült. In nahezu beklemmend langsamem Tempo setzen sich die Wellen von leicht gespielten Gitarren und besen-gestrichenen Drums schleppend in Bewegung und rollen über den Hörer hinweg.

Das schon etwas ältere, aber erst jetzt veröffentlichte „Say Goodbye To The City“ steigert sich in einen verzweifelten Strudel aus Bläsern, Gesang und Streichern, mit dem sich Dickon Hinchcliff in seinen Arrangements selbst übertrifft. Mit „Sweet Memory“ glätten sich die Wogen danach aber schnell, eine besänftigende, friedliche Ruhe nach dem Sturm kehrt ein und bringt das beste Stück des Albums mit. Vor dessen milder Größe sich aber weder der Titeltrack noch ein rührendes „Trying To Find A Home“ verstecken müssen.

Fast schon heiter – für Tindersticks Verhältnisse versteht sich – wirkt dagegen „Sometimes It Hurts“, das im Duett mit der franko-Kanadierin Lhasa de Sela entstand. Deren Stimme erinnert ein bisschen an Nico oder auch ein bisschen an Tanika Tikaram und ergänzt sich wunderbar mit Stuart Staples tiefem Organ.

„My hands round your throat, if I kill you now …“ sind die eröffnenden Worte auf „Waiting For The Moon“. Tindersticks müssen dazu keine Hand anlegen, sie schaffen es streckenweise, einem die Kehle beim bloßen Hören zuzuschnüren. Oder ist das jetzt der Kloß in meinem Hals? Ich krieg Atemnot …“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/t/tindersticks/waiting_for_the_moon/index.htm)