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Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra – Kollaps Tradixionales (2010)

Hörprobe
„Der ewige Geheimtipp, das kanadische Postrock-Kollektiv um  Kapellmeister Efrim Menuck  hat nach personeller Zäsur nicht nur ihrem Bandnamen einen Zusatz verpasst, nennt sich zur Zeit Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra, sondern hat auch musikalisch auf  “Kollaps Tradixionales”  hinter dem Gestern (Godspeed You! Black Emperor und Co. ) einen  gründlich Schlusstrich gezogen.

Das  sechste Studioalbum “Kollaps Tradixionales”, darauf weist der Namenszusatz schon hin,  ist ein richtiges Orchesterwerk geworden. So dominant, kraftvoll  und gleichberechtigt schmettern die Streicher und Bläser durch  die Songs, das die knarrenden Gitarrensounds ihre Mühe haben, nicht den Anschluss zu verlieren. Dazu kämpft und klagt und schreit und jammert sich Menucks Gesang (so richtig gut singen kann der zwar Mann nicht, aber das soll unsere Sorge nicht sein, er hat nämlich Seele) mit solcher Verzweiflung und Hoffnung und Kraft durch die Songs, das man nach fast einer Stunde erschöpft zu Boden sinkt.

Das Album ist rau und zart zugleich. Ich drehe das Vinyl und höre die zweite Seite. Punk-Attidüden und Violinen, grandios im besten  Song “I Built Myself A Metal Bird”, im Abgang mit orientalischen Flair. Danach werden im besten Song   “I Fed My Metal Bird The Wings Of Other Metal Birds” noch Scheite nachgelegt. Und weiter geht es. Ich verweise beispielhaft auf   “Kollaps Tradicional (Bury 3 Dynamos)” und lasse  mir im besten Song des Albums rythmische Agressivität  und Verzerrer-Orgien um die Ohren hauen. Uuups, es folgt ein bester Song  dem Nächsten.  Das ist anstrengend und beruhigend zugleich.  Ist wie Schlucken einer Handvoll roter, gelbe,  grüner und meinetwegen auch blauer Pillen. Ich nenne die Musik jetzt der Einfachheit halber punkig, avantgardistischen, progressiven, orchestralen Post-Rock mit Ausflüge in Blues, Psychedelic  und Folk.

Beim  Kauf dieses unangepassten Meisterwerk habe ich mich übrigends für die einzig Form entschieden, die angemessenen erschien.  Das opulente Paket, bestehend aus 2x 10″ Vinyl-Scheiben, der CD, 16-seitiges aufwendiges Booklet und 2 schönen Posters, alles verpackt in dickem Karton-Cover. Da freut sich der Genussmensch und lacht das Sammlerherz. Dagegen zerbröselt eine elende MP3-Datei zum Nichts. Ich setze mich dann mal ins goldene Dreieck vor die Boxen.“ (http://www.schallgrenzen.de/thee-silver-mt-zion-memorial-orchestra-kollaps-tradixionales/)

http://www.tra-la-la-band.com/preview/ – Offizielle Webseite

Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra & Tra-La-La Band – Horses In The Sky (2005)


Reinhören

„Elektrische Stühle und Ex-Präsidenten. Industrialisierung und Vaterlandsverrat. Efrim Menuck und seine Mitanarchisten schlagen mal wieder zu: gewaltfrei, basisdemokratisch, subversiv. Mittlerweile sieben unstete Geister rütteln unter dem Silver Mt. Zion an allen Grundfesten, die sie zu fassen bekommen. Und werden dabei so persönlich, wie ein brennender Molotov-Cocktail in der Nachttischschublade. „Horses in the sky“.

Die Hölle hingegen ist voller Geigen. Am Boden lungern Mandolinen, Harmonium, Stromgitarren herum. Dazu wird weiter aus dem Gebetbuch der Globalisierungsgegner gesungen, ohne sich um Tonlagen oder Melodien zu scheren. Stattdessen haben A Silver Mt. Zion Genosse Groove als Mitstreiter gewonnen. Im umwerfenden Opener „God bless our dead marines“ taumelt, hüpft und zappelt er bis zur Besinnungslosigkeit mit dem Tomahawk in der Hand ums Lagerfeuer herum. Ein kriegsversehrter Reggae und ein marodes Requiem zugleich.

„Mountains made of steam“ windet sich im Crescendo des Ungemachs. Man stelle sich die rostigen Banjos aus The Notwists „Neon golden“ ohne passende Beats vor, und denke sich zum Finale einen eruptiven Walgesang von Zerrgitarre hinzu. Pseudoklassische Klänge wie zerlaufenes Zelluloid. Dagegen jedoch wirkt David Lynchs Pananoia wie aufmunternder Kinntop. Kein Wunder, daß dem sanften Säuseln des Titelstücks jedwede Beruhigung abgeht. In „Teddy Roosevelt’s guns“ wiederum beklagt ein vaterlandsloser Geselle „Canada, oh Canada, I’ve never been your son.“ Und man weiß nicht, ob die zerschossene Zerbrechlichkeit dieser Feststellung Selbstmitleid oder Resignation ist. In den abschließenden fast vierzehn Minuten Nervenzusammenbruch zerflattert dann „Ring them bells (Freedom has come and gone)“ wie eine morsche Fahne im Wind, bis der letzte Faden davonweht.

„Sechs kaputte Walzer für die Weltkriege vier bis sechs“, heißt es an anderer Stelle über das Album. Kein Dementi von dieser Seite. „Horses in the sky“ hinterläßt verbrannte Erde und wirft Fragen auf wie Bombenkrater. Die rätselnden Gesichter wanken im Rhythmus der morbiden Mantras. Passend dazu haben A Silver Mt. Zion schon wieder ihren Namen verunstaltet: Ein Chor gestrichen, ein E dazu, fertig ist Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra & Tra-La-La Band. Kaum zu fassen.“ (http://www.plattentests.de/rezi.php?show=2894)

Ein paar Wikipediainfos zu dieser außergewöhnlichen Gruppe

Infos zur Band bei Intro

Ein Fanvideo

The Silver Mt. Zion Memorial Orchestra & The Tra-La-La Band – Born Into Trouble As The Sparks Fly Upward (2001)

Reinhören
„Name und Titel jenseits aller Merkbarkeit deuten es schon an: Es handelt sich um ein Seitenprojekt von Godspeed You Black Emperor!. Und nicht nur die Verpackung (auf handgemacht getrimmte Pappe; wenn man böse sein wollte, könnte man es anthroposophisch nennen, also: Veleda-Style), sondern auch die Instrumentierung erinnert verblüffend an Godspeed. Tapeschleifen und Streicher bahnen sich da einen langsamen, in Strudeln gezogenen Weg durch klangliche Ursuppen, die jeder Therapeut als pränatale Berieselung nur wärmstens empfehlen könnte. Friedvoll, wallend und harmonietrunken stimmt uns die Musik auf einen langen Herbst und einen noch längeren Winter ein.

Songs? Ach was, ausufernde Epen ganz ohne Songstruktur, passend zum befürchtbaren “Herr der Ringe”-Boom. Und obwohl es wieder einmal tausend Gründe gäbe, diese Band, deren Namen ich hier nicht noch einmal niederschreiben möchte, zum Esoterik-Teufel zu wünschen, hat ihre Musik etwas schlichtweg Ergreifendes. Immer davor gefeiht, in den ganz großen Kitsch abzugleiten, immer auch bemüht, überfrachtetes Artrock-Pathos zu vermeiden, gleiten die Sounds leicht dahin wie Nebel über einem ruhigen morgendlichen See. Diese Musik erlaubt ein ungehemmtes Schwelgen, denn sie hält sich fern von den einstigen Materialschlachten der Rockmusik, ganz zu scheigen von peinlichen “Rock goes Classic”-Zusammentreffen. Es gelingt ihr, mit analogem Repertoire eine Stimmung von Flow zu erzeugen, die elektronischer Musik – etwa Biosphere und Gas – sehr nahe kommt. Das ist – zumal bei einem solchen ans Orchestrale reichenden Equipment – eine durchaus seltene Kunst, nämlich die der nötigen Selbstbeschränkung.“ (http://www.intro.de/platten/kritiken/23028597/the_silver_mt_zion_memorial_orchestra__tra-la-la_band_born_into_trouble_as_the_sparks_fly_upward)

Indiepedia zu Thee Silver Mt. Zion

Bei Biografietext auf laut und MTV

Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra & Tra-La-La Band – 13 Blues for Thirteen Moons (2008)


Efrim Menuck und sein Folterkammerorchester (plattentest.de) holen mit ihrem fünften Studioalbum wieder ganz groß aus und rufen zur Verbrüderung, zur Ekstase, zur Unbesiegbarkeit sowie zum Durchhaltevermögen auf und geben „auch noch eine sehr anschauliche Ahnung davon hinzu, wie es sich anfühlen muss, der einzige Mann mit Revolver in einer Messerstecherei zu sein“ (ebd.) 

Und so ziehen die Montrealer ordentlich vom Leder. Eingeführt in das Album wird mit einem ohrenbetäubenden, hochfrequenten Pfeifton, der insgesamt in zwölf nahtlos übergehenden Stücken über eine Minute die Membran der Boxen und das Trommelfell empfindlich strapaziert. Weh tun sollte die Musik der Band schon immer, aber was bislang auf eher psychischer Ebene stattfand, wird nun physisch. Die erste Erlösung folgt mit 1.000.000 Died to make this sound. Allein der Titel ist bereits wenig verheißungsvoll und der Sound sowie Gesang von uns um Efrim Menuck sprechen hier eine deutliche Sprache. 

Dabei lösen die Musiker sich nun komplett von klassischen Soundstrukturen und strengen Formalismen. Nichts scheint vorkomponiert, allenfalls intentional im Vorfeld besprochen. Bauchgefühl statt Notenblätter. Und alles gegossen in nicht enden wollende, bittere Stücke zwischen 13-17 Minuten. 

Trotz der Düsternis der Tonlagen, des Gesangs und vor allem der Themen gelingt es Silver Mt. Zion immer wieder, die Kraft der Hoffnung unter dem Chaos, der Destruktion und dem Selbstzerfleischen hervorblitzen zu lassen. Ganz leise, aber hell und deutlich. Das begeistert mich jedes Mal aufs Neue an ihrer Musik.

Und so passt auch das Fazit von laut.de, dass das Album zwar „aufgrund kratzbürstiger Kompositionen einem elitären Kreis Wissender vorbehalten“ sei, doch es ist „[b]eruhigend, dass überhaupt noch Musiker mit Anliegen unter uns weilen.“

Blinde von Marrakesch
„BlindBlindBlind“ – so lautet der letzte Titel des Albums. Den habe ich im Ohr, wenn ich dieses Bild der Blinden in Marrakesh auf dem Djemaa el fna ansehe. Die Gruppe der bylinden Männer suchte ich, nachdem ich Canettis „Stimmen von Marrakesch“ las und diese dort beschrieben wurden…