Schlagwort-Archive: Swing

The Mike Flowers Pops – A Groovy Place (1996)

„Er ist der Mann der Stunde, ganz gewiss. Mit seiner Version von ‚Wonderwall‘ lieferte er das vermeidliche Original. Mike Flowers bringt dem Show Biz das Lachen bei. Mit Big Band Arrangements kleidet er Popsongs in ein neues Gewand, ein luftigeres auf jeden Fall, aber ganz sicher nicht ein schlechter verarbeitetes: Will sagen, seine Versionen sind, auch (oder
gerade deswegen) wenn sie so froehlich und leicht klingen, keine Sache, die in ein, zwei Minuten produziert sind. Vertrackte Rhythmuswechsel, Blaeser und Unisono- Gesang versetzen einen in eine Zeit zurueck, in der Mann noch mit Stolz die Schweissflecken unter den Achseln der Polyesteranzuege zeigte. Neben dem Hit gibt es u.a. ein Velvet Underground- Medley und ‚1999‘ zu hoeren. Leider fehlt ‚ Mc Arthurs Park‘ vom ‚get easy‘ Sampler. Mike will mit seinen Varianten den Liedern die Schoenheit geben die sie
verdienen, oder ein Denkmal setzen. Ein Denkmal koennen wir Mike Flowers
nicht bauen, aber wir koennen seine Platten kaufen. Nichts wie los.“ (http://www.voll.com/magazin/19/platten.txt)

http://www.mikeflowerspops.com/ – offizielle Homepage von Mike Flowers

Jamie Lidell – Multiply (2005)

Reinhören

„Jamie Lidell – einst neben Christian Vogel eine Hälfte des Digifunk-Duos Super_Collider – mutierte seit Beginn seiner Solokarriere 2001 zur “Little Richard-Reinkarnation des 21. Jahrhunderts”, zu Englands begnadetstem Electro-Soul-Künstler. Sein zweites Soloalbum “Multiply” auf Warp ist die beste Prince-Platte, die dieser nie veröffentlicht hat. Ein Funk-Soul-Opus zwischen Prince (Raffinesse, Sex, Funk), Otis Redding (Emotion, herzerwärmender Soul & R’n’B) und Squarepusher (Electro-Twist). Ein kleines Masterpiece, das die Frische, den Pop und die Stärke von Marvin Gaye, Curtis Mayfield und Michael Jackson (in dessen Glanzzeit) ausdrückt und produktionstechnisch in die Energie- und Virtuositätswelten von Producer-Masterminds wie Quincy Jones und Herbie Hancock eintaucht. All diese Referenzen und Assoziationen entspriessen diesen zehn simplen Tracks im einzigartigen, unnachahmlichen Jamie Lidell-Style. Die Presse kann nicht umhin, diesen Mann und seine unglaubliche Wandlung zu einem modernen Soulinterpreten unserer Tage mit Lobeshymnen zu huldigen (u.a. Coverstories De:Bug 6/05 und The Wire 7/05, Album des Monats Keys 6/05). “Multiply” ist definitiv ein weiteres Warp-Highlight in diesem ohnehin schon aufregenden Jahr 2005.“ (http://www.amazon.de/Multiply-Jamie-Lidell/dp/B0009I46A8)

http://www.jamielidell.com/ – offizielle Homepage von Jamie Lidell

Robbie Williams – Swing When You’re Winning (2001)

Reinhören

„Betreten wir die Zeitmaschine. Auf in die 50er und 60er – die goldenen Tage des Sands Hotels in Las Vegas, als das „Rat Pack“ – Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. – die feinsten Damen der Gesellschaft unterhielt und die Cocktailparties in der Stadt der Lichter ewig dauerten. Also lockert die Krawatte und nehmt einen Schluck Bourbon – Dandy Robbie nimmt uns mit auf einen kleinen Ausflug.

„Swing When You’re Winning“ ist eine Hommage an diese gute alte Zeit des Showbusiness, als der Broadway den Takt vorgab und Hollywood gemütlich nachzog. Viele Erinnerungen an alte Filmsoundtracks werden wach. So findet sich auch der George Gershwin Song „They Can’t Take That Away From Me“ auf der Platte, zu dem einst Ginger Rogers und Fred Astaire über die Bühne wirbelten. Jetzt als Duett mit Rupert Everett aufgenommen, swingt der Song noch immer. Hat man doch die Originalbesetzung der Bigband die einst Frank Sinatra begleitete für die Aufnahmen gewinnen können. Sogar der 83-jährige Pianist – Bill Miller, er begleitete Sinatra von 1951 bis zu seinem Tod – war mit von der Partie und flankiert Robbie bei „One For My Baby“.

Mister Francis Albert Sinatra gibt sich dank moderner Technik sogar selbst die Ehre („It Was A Very Good Year“) und lässt Robert Peter Williams spüren, dass er zwar stimmlich noch deutlich entfernt ist vom Meister, aber den richtigen Weg eingeschlagen hat. Auf „Mr. Bojangles“ hört man sogar fast eine kleine Träne zwischen den Zeilen – das gewisse Etwas, das ein solcher Song braucht.

Ein echtes Highlight ist auch „Somethin‘ Stupid“. Ursprünglich der Song von Frank und seiner Tochter Nancy, kam jetzt ein zuckersüßes Duett mit Nicole Kidman heraus, die überraschenderweise kristallklar, süß und sexy singen kann. Hut ab. Für echte Studioatmosphäre sorgen die auf der ganzen Platte verteilten kleinen Diskussionen mit der Aufnahmeleitung, den Musikern oder der inszenierte kleine Streit mit Jane Horrocks am Ende von „Things“. Stichwort: „Were You Thinking about Kylie?“ That’s Entertainment!

In der Tat legt Williams mit „Swing…“ seine Reifeprüfung ab. Es ist ein sehr erwachsenes Album geworden, auch mit nachdenklichen und traurigen Songs. Wahrscheinlich werden erst die Eltern seiner jetzigen Fangemeinde auf dieses Album kommen und dann – im Idealfall – auch ihre Kinder. Diese Sammlung an Evergreens ist es auf jeden Fall wert, auch von der heutigen Generation gehört zu werden. Und wer wenn nicht Robbie hat das Zeug dazu, die Kids dorthin mitzunehmen?“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/w/williams_robbie/swing_when_youre_winning/index.htm)

The Matthew Herbert Big Band – Goodbye Swingtime (2003)

Reinhören

„Jazz hat schon immer eine gewichtige Rolle für Matthew Herbert gespielt. Die Idee, mit Goodbye Swingtime ein ganzes Big-Band-Album aufzunehmen, kam mit dem Auftrag, einen sehr jazzigen Soundtrack zu komponieren. Daraufhin wollte der Brite diesen Weg ausbauen. Über sechs Monate saß Herbert an den Kompositionen und Arrangements, um diese dann in nur drei Tagen mit 20 professionellen Spitzenmusikern und etlichen Sängerinnen einzuspielen. Einziger Sänger ist Arto Lindsay. Vordergründig ist Goodbye Swingtime ein brillantes, sehr ausgetüfteltes Big-Band-Jazz-Album, hintergründig aber enthält es alle politischen und arbeitstechnischen Ambitionen von Matthew Herbert. Als Indie-Künstler mit begrenztem Budget holt er sich das Orchester nicht von der Festplatte, sondern leibhaftig ins Studio. Als modern denkender Fan von Elektro und House holt der Londoner futuristische und elektronische Elemente in den Jazz, was ihm in konservativen Kreisen wahrscheinlich wenig Freunde bringen wird. Dann sind diese filigran eingearbeiteten Sounds und Samples mit einem politischen Kontext weder recycelt noch fremden Quellen entwendet, sondern Herbert-typisch als Unikate aus akustischen Quellen generiert. Eine eindeutige Anti-Haltung gegen blindes Konsumdenken.

In „The Three W’s“ wurden die Geräusche, die beim Ausdrucken einer suspekten Website entstehen, verwendet. In „Misprints“ lassen Menschen Telefonbücher, symbolisch schwer wie die zehn Millionen gelisteten Personen, auf den Boden fallen. Auch Bücher von Michael Moore oder John Pilger dienen als inhaltschwere Klangerzeugungsmittel. Woanders tauchen Klänge von Menschen auf einer Anti-Kriegsdemonstration auf. So ist Goodbye Swingtime nicht nur ein sehr harmonisches, fast moderates und sehr durcharrangiertes Werk. Es ist eine moderne Jazz-Elektronik-Crossover-Platte, die politische Inhalte vermittelt. Um die nicht der Gefahr der Anonymität auszusetzen, listet Matthew Herbert im Booklet vorbildlich sämtliche Quellen auf. Er bleibt eben ein ungewöhnlich konsequenter Musiker.“ (http://www.amazon.de/Goodbye-Swingtime-Matthew-Band-Herbert/dp/B00008XUQX/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=music&qid=1200222580&sr=1-2)

Epischer Swing – Matthew Herbert Big Band und Bugge Wesseltoft live„, ein Text über den Auftritt von u.a. Matthew Herbert auf der Kölner Musiktrienale auf intro.de

Review zur Platte „Goodbye Swingtime“ und Interview mit Matthew Herbert auf intro.de

„Bigband-Jazz und Soundpolitik“ – umfangreiches Review zur Platte „Goodbye Swingtime“ in der NZZ

Review der Platte „Goodbye Swingtime“ bei Jazzdimensions: „Politik und Musik, das gehört heutzutage kaum noch zusammen – schon gar nicht im Jazz oder gar in der Neuen Musik? Was grundsätzlich richtig sein mag – beruft sich doch fast jeder gegenwärtige Jazzmusiker darauf, zwar eine politische Meinung zu haben, diese aber von seiner künstlerischen Tätigkeit unbedingt getrennt halten zu wollen. Anders bei Matthew Herbert.“ Weiterlesen…