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Jamie Lidell – Compass (2010)

Reinhören

Mit der Stimme und dem Gefühl für Groove darf man Experimente machen, ohne unerkannt zu bleiben. Jamie Lidell legt mit seinem vierten Album ein Schritt zurück in die Zukunft hin, indem er sich von den Soul-Reminiszenzen der letzten beiden Albem verabschiedet und den Bogen spannt zu R’n’B über Elektronic (natürlich) und Funk in Anlehung an die frühen Super Collider bis zu – ja was eigentlich? Ist auch egeal, alles wird zum Beat, alles groovt, es wird geklatscht, Wassergeplätscher dient als akustisches Element, Gitarren treffen auf Beats, Orgeln kommen und gehen, opulente Streicher, Kastagnetten und und und. Klingt sehr überfrachtet, aber Jamie Lidell macht das einfach. Wieso? Weil er es kann! Wie ein guter Koch setzt er die einzelnen Töne, Sounds, Melodien und Effekte geschickt ein, um seine Musik vom Alltagseinerlei abzuheben, ohne dabei an den Nerven der Hörer zu ziehen. Auch gesanglich wird wieder facettenreich gearbeitet und zitiert. Prince und Stevie Wonder dürfenbei Jamies Gesang rausgehört werden, Feist, Gonzales und viele andere dagegen standen als Paten für das Album wieder zur Seite. Der Mann ist einfach zu gut.

http://www.jamielidell.com/ – offizielle Webseite von Jamie Lidell

Jamie Lidell – Jim (2008)

Hörprobe

„Habe ich mich im Zusammenhang mit „Multiply“ eigentlich über dessen unverschämte Kürze beschwert? Ich kann mich nicht erinnern, allzu lange schon liegt Jamie Lidells Vorgängeralbum zurück. Was sich mir allerdings unauslöschlich ins Gedächtnis gefräst hat: Das verständnislose „Wie? Schon aus?“-Gefühl, das „JIM“ unerfreulich reanimiert.

Andererseits: Wie oft bekommt man überflüssiges Füllmaterial serviert, das man genau so gut bis viel besser hätte weglassen können? Der Fehler, halbgare oder auch nur okay geratene Tracks zwischen die exquisiten Nummern zu streuen, unterläuft Jamie Lidell nicht. „JIM“ birgt, wie einst „Multiply“, ausschließlich zauberhaftes Material.

Womit die Kritik – zu lange hat’s gedauert, zu schnell ist’s wieder vorbei – auch bereits abgehakt wäre und ich getrost in Schwärmerei verfalle. „Another day, another way for me to open up to you.“ Positiver, freundlicher kann man eigentlich nirgends willkommen geheißen werden. Vogelgezwitscher und ein beschwingtes Piano sorgen für frühlingshafte Leichtigkeit, während soulige Background-Gesänge dezenten Gospel-Appeal verströmen…

…Unter der oft schlicht erscheinenden Oberfläche birgt „JIM“ komplex konstruierte, dabei doch wundervoll eingängige Songs, die, außer, dass sie durchgehend Freude bereiten, vor allem eins schüren: die Lust auf den nächsten Jamie Lidell-Live-Auftritt. Aus der Konserve nämlich ist dieser Mann groß. In seinen manischen Ausbrüchen auf der Bühne aber explodiert der höfliche bebrillte Brite in einen glitzernden Show-Giganten, den man dringend erlebt haben sollte. (Dani Fromm)“ (http://www.laut.de/Jamie-Lidell/JIM-%28Album%29)

http://www.jamielidell.com/ – offzielle Homepage von Jamie Lidell

Jamie Lidell auf myspace

Super Collider – Head On (1999)

„Wer wagt, gewinnt.

Nichts anderes als dieses angestaubte Sprichwortrelikt trifft auf das Debut der englischen Super_Collider zu. Denn was Cristian Vogel und Jamie Lidell hier vorlegen, ist eine beängstigend groovende Melange aus Elektro und Funk. Nach dem ersten Plattendurchlauf gelange ich zwar zur Erkenntnis, daß hier Underground statt Massensound regiert, doch ansonsten bleibe ich erschlagen und verwirrt im Sofa kleben. Ob man sich einst auch bei Prodigys Pionierarbeiten so gefühlt hat?

Super_Collider verarbeiten auf „Head On“ Versatzstücke so ziemlich aller in den 90ern aufgekommenen, elektronischen Stilrichtungen, während über allem der soulige Gesang Lidells thront. Für einen Moment drängt sich mir die lustige Vorstellung auf, wie Terence Trent D’Arby gezwungen wird, mit Autechre zusammen eine Platte einzuspielen.

Beim Opener mutiert das von Lidell gesäuselte „Cut the phone“ in meinen Ohren zu „Got the funk“, was mindestens genauso gut gepaßt hätte. „Hide in from the day“ und der mögliche Dancefloorkiller „Take me home“ kann man nach eingängiger Beschäftigung mit „Head On“ als zugänglich bezeichnen. Ein Track nennt sich „Under my nose“, obwohl ich mich ständig frage, was die beiden Herren bei den Aufnahmen wohl in derselben hatten…

Gestandene Elektronikpuristen würden wahrscheinlich ihr letztes Hemd für eine Instrumentalversion des Albums hergeben. Früher war ja sowieso alles besser. Super_Collider dagegen schauen in die Zukunft, scheren sich einen Dreck um bestehende Hypes. Und bringen eine Platte raus, die modern und fremdartig zugleich klingt und dadurch eine eigene Faszination versprüht.

Der CD-Ausgabe liegt eine Bonus-CD mit der ersten 12″-Veröffentlichung bei, zusätzlich gibt’s MP3-Tracks und eine Interactive Area. Auch online liegt ein MP3-Preview bereit:
Fortschrittlich in allen Belangen!“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/s/super_collider/head_on/index.htm)

Super Collider – Raw Digits (2002)

Reinhören

Hinter Super Collider steht kein geringerer als Christian Vogel, sowie Jamie Lidell, zwei renommierte Produzenten, die bereits zuvor unter dem Namen Super Collider ein recht funkiges Album herausgebracht hatten.

Diesmal geht die Reise in eine andere Richtung, die man vielleicht als „Future Soul“ bezeichnen könnte. Minimalistische Beats, wie sie sonst eher auf Mille-Plateaux beheimatet sind, oder wie man sie von Richie Hawtin kennt, werden mit einer Portion Dub und Ambience angereichert, um dann durch einen teils klaren, teils stark verfremdeten Gesang in eine Soul-Form gegossen zu werden. Ein Ansatz, den Adamski bereits vor mehr als zehn Jahren verfolgt, aber nicht annähernd so transparent und nach allen Seiten hin offen ausgearbeitet hat, weder auf seinen eigenen Platten, noch auf dem noch durchweg elektronischen und experimentellen Debüt von Seal. „Raw Digits“ stellt eine alternative Entwicklung des Soul, als die hin zum R’n’B dar.“ (Quelle: http://www.noize.cc/reviews/main.php?p_id=2244)

Portrait von Super Collider bei laut.de