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Knorkator – Es Werde Nicht (2011)

Ich nich… So prangt es gleich beim Öffnen des CD Covers, denn alle anderen haben die Luxus-Edition mit tollerem Cover, Live-DVD uvm. gekauft und haben nun mehr Respekt in ihrer Clique. Ich halt nicht. Macht auch nichts, denn: Es werde Nicht!

Knorkator, Deutschlands meiste Band der Welt, liefern mit diesem Album wieder ihr eigenes Brett ab. Größenwahn mit Clownsnase, melodiöser Trashrock und Falsett. Geht alles zusammen. Seitdem die Band ihre eigenen Fans verteufelt, mag auch ich sie aus unterschiedlichen Gründen – auch wegen dieses ersten Albums nach ihrer Trennung, mit dem Knorkator mit dem Aufhören offiziell wieder aufhörte. Selbst wenn das Album keine so besonderen Noten bei den Rezensionen einfuhr, finde ich es gelungen. Es ist etwas kompatibler für die Gehörgänge, der Gesang besser zu verstehen, es gibt Melodien und musikalische Abwechslung. Die Freude an wilden Coverversionen (z.B. Faster Harder Scooter), nun ja, die Band hat sie auf jeden Fall. Und die Erweiterung um Tim Tom, Sohn eines Bandmitglieds, bereichert auf neue Weise, wie man u.a. beim Kinderlied hören kann.

Ansonsten wird wieder viel bekichert (auch der Tod bekommt was ab), klare Ansagen gemacht (Nö), die Schuldfrage endgültig geklärt (Natürlich Du!), eine Einführung in die Theorie des Liedaufbaus gegeben (Refrain) usw. Eine bunte Palette von Themen, direkt aus dem Leben gegriffen, auf einem Album versammelt mit der Weisheit der alten Männer, die von der nächsten Generation unterstützt wird. Macht mir (und selbst der Familie) insgesamt Spaß.

Und meine gegen das Album langweilige Bildassoziation möchte ich natürlich auch allen zumuten. Denn: Es werde Nicht!

(C) Lars Kilian: Es Werde Nicht CC BY SA 3.0 DE

Und damit es klar ist: Du nich

BUMMELKASTEN – IRGENDWAS BESTIMMTES (2017)

Quelle: https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/71F4pXjZqvL.SL1200.jpg

Mit dem Größerwerden der Kinder sind ja allerlei Herausforderungen verbunden. Eine ist für mich die Suche nach Musik, die ich auch nach wiederholten/permanenten Hören noch ertrage. Nicht immer ganz einfach. Bummelkasten ist dabei eine Entdeckung, über dich ich mich besonders freue und die ich (nicht nur heimlich) selbst gern höre. Erfrischender Sound aus der Beatbox, der mit sehr unterhaltsamen Texten von Markus Langer gepaart ist. Überraschend sind dabei auch die Variationen von Refains in Liedern, Brüche im Sound uvm. Dazu ein hervorragender Auftritt im Videoformat (Link zu Youtube). All das machen Bummelkasten sehr sympatisch. Es gefällt nicht nur den Kleinen. Daher Empfehlung für alle leidgeplagten Eltern sowie Menschen, die Freude an unterhaltsamer Musik haben.

Auch für Bummelkastens Lied des Rolltreppenmax habe ich eine Bildassoziation. Entstanden in einem Kaufhaus in Erfurt.

Lars Kilian: Ohne Ziel

Kapelle Petra – The Underforgotten Table (2016)

Mit diesem Album macht sich Kapelle Petra erneut auf, die Welt  ein bisschen zu verbessern. Ihre Perspektiven sind dabei schön und bunt, zumal auch in Hamm und Umgebung der Alltag eigentlich grau sein müsste. Aber es gelingt der Kapelle wohl, jeder Situation das Besondere und Gute abzutrotzen. Auch wenn die Kapelle meines Erachtens immer mehr zu erzählen hat, durchaus und berechtigt Kritik übt – auch mit sich – vergisst sie nicht, dass Spaß eine Währung ist, von der jeder etwas bei sich haben sollte. 

Und so überzeugt mich die Kapelle Petra immer wieder mit schönen, unaufdringlichen musikalischen Arrangements, die mit einem tollen Wortwitz einher gehen. Alles richtig so. 

Allein der Opener des Albums: „Ja“ gehört als Weckton an jedes Smartphone und sollte an Wochenenden auch als erstes in die Anlage geschoben werden. Garant für einen guten Start in eine bessere Zeit: Kapelle Petra.

Für das Album gibt es auch ein passendes Bild – zum herrlichen, nicoleesken Stück „Frieden“. Aufgenommen in Padua vom Grafittikünstler Alession B (https://www.instagram.com/alessiob71/?hl=de)

Die Feisten – Versuchslabor

Die Feisten? Gingen mir eigentlich mit ihrer Adaption von „Griechischer Wein“ („Kriech nich da rein“) ein wenig auf den Keks, wohl weil es so ziemlich das einzige Lied von ihnen war, was ich bis dato von Ihnen kannte. So in der Art „gewollt zufällig“ purzelte ich dann in ein Konzert, ähm, Kabarett… Und es gefiel doch gut. In einer angenehm entspannten Art mit wenigen z.T. imposanten Instrumenten und einer Form von Sprechgesang präsentieren sie ihre alltäglichen Gedanken zu alltäglichen Themen, die dann doch wieder anders und überraschend sind. Es geht um die große Liebe zum Hund, schlimme Medien, Klimawandel oder den Papst. Und nicht zuletzt Namenswahl im Lied Ranjid (siehe angehangenes Video), welches für mich in den letzten Monaten vor der Geburt meiner Tochter durchaus eine gewisse Bedeutung bekam und immer mal wieder rezitiert wurde 🙂 (Aber alles gut gelaufen!)

Offizielle Webseite: http://www.diefeisten.de/

Knorkator – Das Nächste Album Aller Zeiten (2007)

Mit dem Album hat es Knorkator geschafft, mich zu überzeugen. Die hier abgelieferte Musik ist deutlich definierter und lässt das Gefühl aufkommen, das Knorkator (immerhin „Deutschlands meiste Band der Welt“!) sich gefunden haben. Poppig, rockig, folkloristisch oder klassisch – verschiedene musikalische Stile wurden bislang ausprobiert und kommen hier gezielt zum Einsatz. Jedoch überzeugte mich weniger die Musik, als vielmehr die Texte, als ich die CD auf eine Fahrt durch den Pfälzer Wald hörte. Der Opener „Alter Mann“ erfreute mich schon durch die Idee, über die Vorteile des Alterns mal nachzudenken. Konsequent zu Ende gedacht landet man natürlich dann bei dem melodiösen Song „Wir werden alle sterben“ (das Lied erklärte die Band als neue Internationalhymne), dessen Refrain eine zuckersüße Mädchenstimme absingt. Andere Texte handeln von grotesken und/oder philosophischen „Grundproblemen“ der Welt, wobei mein persönliches Highlight das Lied „Für meine Fans“ ist, in dem sich die Band mal ordentlich darüber auslässt, dass ihre Konzerte nur von „dicken Männern mit Bärten“ und „erbärmliches Proletenpack“ besucht werden, wofür sich die Band klar schämt. Also, an- und hinhören in ein wirklich abwechslungsreiches Album. Es lohnt sich 🙂

Knorkator-Portrait bei laut.de

Knorkator – Hasenchartbreaker (1999)


Reinhören

Erschreckend waren sie für mich immer: Die Plattencover von Knorkator. Allein sie waren ein Grund, um die Band einen großen Bogen zu machen. Aber wie heißt es so schön: Beurteile eine Platte nicht nach ihrer Hülle. Und so brauchte ich viele Jahre, bis ich wieder mal über Knorkator stolperte und sie mir ein dickes Lachen während der Autofahrt ins Gesicht zauberten. Zugegen, es waren nicht die „Hasenchartbracker“, sondern „Das nächste Album aller Zeiten“, aber das Interesse war geweckt.

Hasenchartbreaker zeigt sich musikalisch abwechslungsreich, wobei hier vor allem die Extrempole Hardcore und Opernpop (?) bespielt werden. An der Musik lässt sich relativ leicht auch die Themenlage der Texte ausmachen. Wenn seichte Töne angeschlagen werden, möchte der Text thematisch „krassere“ Dinge beschreiben, dröhnt Hardcore aus den Boxen (und hier können sich die mit der Band befreundeten Ramstein noch eine Scheibe abschneiden), werden „sanfte“ Inhalte besungen. Schon beim Opener „Hardcore“, man kann es erraten, wird zu seichtem Piano und hoher und klarer Falsettstimme das Erlebnis eines Hardcorekonzerts zum Besten gegeben. (Witzigerweise wird tatsächlich Knorkator bei Wikipedia in einem Beitrag zum Thema Falsett aufgeführt). Härter, aber für mich deutlich lustiger, ist der nachfolgende Song „Buchstabe“, der das Erfinden eines neuen Buchstabens durch einen Philologen, der jahrzehntelang dazu geforscht hat und nun die Vorteile des Buchstabens deklariert. Leider unbeschreiblich (aber im Video nach dem Beitrag nochmal nachzuhören)! Man muss sich für das Album und insbesondere für die Texte Zeit nehmen. Auch wenn Knorkator immer wieder zu eindeutigen Worten greifen, die sonst nichts in Liedtexten zu suchen haben und es ihnen sogar gelingt, ein Lied einfach mal nur zu schreien, finde ich, dass die von mir unterschätzte Stärke der Band gerade in der Lyrik (darf man das hier sagen?) liegt. Mit dem Album unterstreichen Knorkator einmal mehr, dass sie „die meiste Band der Welt“ sind!

Olaf Schubert – Komplette Fragmente (2009)

In einer Zeit, in der angeblich vieles fragmentiert (Wissensdomänen, Familien oder gar Festplatten) kommt Schubert, der „Überbringer der Botschaft“, um die Ecke, um uns sein Werk zu präsentieren. Und erstmalig, so vermute ich, kann man Komplette Fragmente erwerben. Der Teil als Ganzes, dem sich Schubert hier widmet: „Dem Urtext Vokale und Umlaute entreißend, den Kopf im Himmel, die Hände in der Erde, wühlt sich der Künstler buchstäblich durch den Acker des Lebens und seiner Geschichten.“ (Quelle) Allein der Titel wäre doch schon einen Preis wert! Schubertfreunde werden mit diesen 17 Hördialogen Spaß haben, die Kritiker jeodoch werden sich „Dachsbau der Lüge verkriechen“, wie B. Stephan eins meinte.  Tja, am Ende ist eben immer der Blöde der Dumme… (Hä?)