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Chris Garneau – Music For Tourists (2007)

Nach Zwei kommt Eins. Jedenfalls hier. Nachdem ich El Radio von Chris Garneau begeistert aufsaugte, hielt ich Ausschau nach weiteren Werken und ihm. Das Album „Music For Tourists“ des Brooklyners hat einige Referenzen aufzuweisen: Verglichen mit Rufus Wainwright, entdeckt von Jamie Stewart und  Caralee McElroy (Xiu Xiu) und in der Serie Grey’s Anatomy verwendet. Für ein Debut schon „nicht schlecht“. Chris Garneau zeigt hier mehr als nur Songwirterkunst. Seine Arrangements sind sehr filigran, fragil, zerbrechlich, aber zugleich mutig. Er geht musikalische Seiten-, Seiden- und Saitenwege und entdeckt dabei, unweit der musikalischen Hauptstraßen  die Nebenstraßen, die sich vielleicht dem Massentourismus entziehen, dem Individualtouristen jedoch das Herz hochschlagen lassen.  Nicht immer sind sie schön, liebenswert und aufgeschmückt, hier und da sind sie dunkler oder rauer aber sie bleiben interessant und authentisch. 

Dieses Album als Empfehlung für einen Kopfurlaub jenseits der Highways.

Phantom Ghost – Three (2006)

Reinhören

Wer hat Angst vor Mitternacht? „Relax! It’s only a ghost.“ – so erklärt uns Phantom Ghost das Knistern aus dem Schrank oder das Knarzen der Dielen. Achso, naja, dann ist ja alles gut. Die geisterhafte Musik von Phantom Ghost (Tocotronic-Chef Dirk von Lowtzow und Stella/Superpunk-Multiinstrumentalist Thies Mynther) bearbeitet des Thema das Kopfhorrors so angenehm entspannt, dass man sich eigentlich auf jede Geisterstunde freuen sollte und Friedhöfe bei Vollmond einem sonnendurchfluteten Park grundsätzlich vorgezogen werden sollten. Mit schmeichelndem Gesang wird hier zu allerlei Geräuschen von dunkleren Themen – durchaus mit einem Augenzwinkern – berichtet. Mit diesem Album wird „eine im besten Sinne verkitschte Reise in die Songwriter-Darkrooms“ (http://www.intro.de/platten/kritiken/23035225/phantomghost-three) eingeladen. Also dann, Licht aus, Kopfhörer aufgesetzt und los geht es auf eine schön schaurige Reise.

Adem – Homesongs (2004)

Hörprobe
Habt ihr ihn schon bemerkt? Den kleinen weißen Lichtstreifen, der jeden Abend etwas länger am Himmel bleibt und von der Sonne, warmen Winden und schattigen Plätzen  an Seen kündet.

Der Bassist von Fridge, Adem Ilham, schreibt für diesen Lichtstreifen vielleicht Musik, um ihn zu locken. So entstanden hier wunderbare Homesongs am heimischen PC, bei denen alles, was Geräusche machen kann, wohldosiert und -gewählt aufgenommen und abgemischt wurde. Dazu zählen Glocken, Tasteninstrumente und akustischen Gitarre, Blockflöte, Stimme, Harfe, Harmonium, Bass, Percussion… Und viel Raum, damit sich alles entfalten kann um Mitsingzeilen wie „Everybody needs some help sometimes“ ganz nebenbei in die Gehörgänge zu pflanzen, auf dass sie dort den ganzen Tag hängen bleiben.

„“Homesongs“ sind zehn sehr intime, ruhige Stücke die in Ilhans Wohnung entstanden sind und auch eher Bett- statt Club-kompatibel sind. Die Produktion selbst ist im Studio ausgefeilt worden, allerdings bleibt die Technik versteckt unter Melodie und Atmosphäre. Wärme aber auch Einsamkeit, Nachdenklichkeit und dieses unwirkliche 3-Uhr-Morgens-Und-Ich-Bin-Noch-Wach-Gefühl wurden in einer seltenen Reinheit und Konzentration auf die CD gepresst, dass schon mal Gänsehaut aufkommen kann. Adem Ilhans markante und zugleich zurückhaltende Stimme trägt ihren Anteil dazu bei und verleiht den Songs die persönliche Note…. Als Fazit bleibt: Großartig! Aber eben nicht für jeden Geschmack und jede Stimmung geeignet. „Homesongs“ sind anspruchsvolle aber befreiende Kost, keinesfalls massenkompatibel und bestenfalls im heimischen Groß-Britannien bei einem speziellen Publikum erfolgreich. Wer bei RADIOHEAD oder COLDPLAY noch etwas die Geschwindigkeit zurückdrehen möchte oder sich noch etwas mehr Tiefgang/Intimität wünscht, muss auf jeden Fall reinhören.“

(Oder ist es der Lichtstreif, mit welchem sich der Sommer verabschiedet?)

Offizielle Homepage: http://www.adem.tv/site/


Adem "These Are Your Friends" von trunkanimation