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Pink Floyd – Wish You Were Here (1975)

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Muss man über dieses Album wirklich noch Worte verlieren? Getreu dem Motto: „Es ist alles gesagt, nur noch nicht von jedem“? Eigentlich nicht. Jedoch ist es eins der Alben, die mich wohl bzgl. der Entwicklung meiner Begeisterung für Musik nachhaltig beeinflussten. Dieses Album drang etwa 1983 an meine Ohren, im zarten Alter von 10-11 Jahren. Damals blühte eigentlich der 80er Pop gerade auf, der mit seinen Synthieklängen und durchgestylten Melodien Begeisterung hervorrief und dessen Grundgerüst sich gefühlt bis heute in einigen Genres wacker hält. Mich nerve das ziemlich und ich entdeckte Gruppen wie 16 Bit, Kraftwerk oder etwas später wohl auch DAF über verschlungene Quellen. Pink Floyd hingegen konnte man tatsächlich hinter der Mauer 1983 mit etwas Glück als Amiga-Pressung kaufen. 

Und der Sound hatte in der damaligen Zeit etwas sehr eigenes, sphärisches, dichtes, das er für mich bis heute erhalten hat. Mir erschloss er sich nicht gleich, jedoch begeisterte mich die Qualität der Aufnahme in den 80er Jahren. Mit den Kopfhörern meines Bruders lauschte ich diesem Konzeptalbum, erfreute mich den Nuancen der Sounds, den Samples der Stimmen und dem Gesang. Das war Stereo! Ganz großartig: Das Intro des titelgebenden Songs „Wish You Were Here“, der mir  bis heute in so manch emotionalem Moment durch den Kopf geistert. Durch diesen kleinen Nebeneffekt, der Freude am Stereo, hörte ich das Album immer und immer wieder und so brannte sich wohl der Sound in meine Hirnrinde… Eine, wie ich finde, glückliche Entwicklung des Schicksals. Denn was würde ich heute hören, wäre ich damals Modern Talking und Co verfallen? 🙂

Brightblack Morning Light – Brightblack Morning Light (2006)

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„Magisch groovende Blues-Klänge in Zeitlupe.

Das US-amerikanische Kollektiv Brightblack Morning Light ist im Geiste verwandt mit anderen Neo-Hippie-Kauzen wie Devendra Banhart. Musikalisch aber geben sie auf ihrem faszinierenden Album dem Blues den Vorzug gegenüber Folk. Das äußert sich in hypnotischen Songs, die im momentanen Musikgeschehen ziemlich einzigartig dastehen. Man könnte ihre Musik versuchsweise Southern-Dub-Dub taufen. Sie besteht oft nur aus spartanischen Bassfiguren (die meist von einem Rhodes Piano stammen), ein, zwei Gitarrenriffs und sporadischen Zeitlupengrooves. In ihrer stoischen Ruhe und lässigen Funkyness entwickeln überlange Stücke wie „Everybody Daylight“ oder „Star Blanket River Child“ eine beinahe archaische Strahlkraft, der man sich nicht entziehen will. Die Power kommt immer aus dem Wissen um den Blues, der hier weder traditionalistisch nachgeahmt noch modern dekonstruiert wird, sondern einfach tief drinnen in allen Musikern und den Stimmen der beiden Sänger sitzt. Die Grooves wiederum erinnern daran, wohin TripHop idealerweise hätte hinführen können, aber im Gegensatz zu diesem brauchen Brightblack Morning Light keine Samples. Alles auf diesem Album ist handgemacht, passend zur spirituellen Erdung des Haufens, der sein kleines Meisterwerk dem „American Indian Movement“ widmet sowie allen, „die dem Pfad des Widerstands gegen das babylonische System folgen“. Wo darf man unterzeichnen?“ (http://www.now-on.at/kritiken.artikel.php?artikel=49)

Offizielle Homepage von BML – http://www.thebrightblackmorninglight.com/

BML bei myspace

Phillip Boa And The Voodooclub – My Private War (2000)

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„Boa is back! Und das in einer lange nicht von ihm gehörten Höchstform. Offensichtlich hat ihm sein „private war“ ganz gut getan. Ruhig und abgeklärt wirkt es, wenn die Songs, getragen von seiner tiefen Stimme, aus den Boxen strömen. Beinahe ein bisschen altersweise möchte man meinen; im positiven Sinne. „My Private War“ ist das Album eines Mannes, der mit sich und seiner Welt im Reinen ist und niemandem mehr etwas zu beweisen sucht. Ein echter Glücksfall. Kein Wunder, dass die Platte nur so vor inspirierter Spielfreude und der innigen Liebe zur melodischen Harmonie strotzt und an die Unbekümmertheit früherer Tage erinnert.

Neben schnellen Rockstücken wie dem poppigen „So What“, der ersten Singleauskopplung, die vom treibenden, boa-typischen Gitarre-und-Beat-Mix lebt, sind es vor allem die ruhigeren Stücke mit ihrer sorgfältig komponierten, häufig zweistimmigen Melodieführung, die für Verzückung sorgen. Wesentlichen Anteil daran hat die zerbrechliche Stimme von Alison Galea, die vielen Songs ein subtiles Moment der Spannung und gleichzeitigen Erlösung einhaucht. Am deutlichsten wird dies wohl beim leicht, fast schwerelos durch die Luft gleitenden „Rome in the Rain“. Raum und Zeit sind hier nicht mehr wichtig, was zählt ist einzig das harmonische Moment im Jetzt. So gut war Phillip Boa vielleicht noch nie.

Umso bemerkenswerter ist es, dass „My Private War“ trotz der hohen Messlatte, die sich Phillip Boa selbst gesetzt hat, keinen einzigen Ausrutscher enthält. Ganz im Gegenteil. „Pass Me A Lily“, „Great American Diner“ oder „In Freudian Underwear“ schreiben die Geschichte dort fort, wo „Rome In The Rain“ sie offen liess und machen „My Private War“ zum besten Boa-Album.

Und auch die Frage nach dem diesjährigen Urlaubsziel ist nach dieser Platte beantwortet: „Take me to Rome in the Rain; have some of the best days in our lives“. (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/b/boa_phillip/my_private_war/index.htm)

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