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Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon (1973)

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Es gab Dinge, um die kam auch die DDR nicht herum, wie um das Album „The Dark Side Of The Moon“. Während mein Bruder mit dem Besitz des ersten Plattenspielers gern Musik von Modern Talking auflegte, begeisterte ich mich für Pink Floyd. Das Album kam in den 80er Jahren als Lizenzplatte auf den ostdeutschen Markt und faszinierte mich von Beginn an. Die Soundlandschaften und die Stereo-Effekte in dieser Kombination waren – und bleiben, wie sich nun herausstellt – tiefgreifend.

So oft in der Jugend gehört, konnte ich das Album gut im Kopf tragen. Denn als ich mich CDs widmete, kaufte ich mir das Album nicht nach, da es im Kopf so stark präsent war. Und wollte es auch gar nicht mehr erwerben. Bis, ja bis mir die Idee kam, dass es eventuell davon nun auch eine digital remasterte Version geben dürfte/könnte. Und na klar: Das drittmeistverkaufte Album der Welt wurde natürlich an die neuen Anlagen und Hörgewohnheiten angepasst, aber dezent – zumindest in meiner Version. Als ich es jüngst erwarb und erstmalig wieder auflegte, überkam mich die gleiche Wucht und der gleiche Zauber, wie damals in den 80ern als angehender Teenager. WOW! Was eine Wand!

Zugegeben: Es ist nicht mein Lieblingsalbum von Pink Floyd. Prägender war/ist für mich „The Wall“ und emotionaler war/ist „Wish You Were Here“. Aber dieses hier brannte sich ein wegen seiner ganz eigenen Dynamik, dem Surrealen und Collagenhaften ein, die bis heute nachhallen…

Somit eine schöne Wiederentdeckung, die ich gern teile und damit mein musikalisches Jahr 2022 eröffne 🙂

Mit dem Album verbinde ich zahllose Bilder und eins muss gewählt werden. Ich bleib naheliegend, da viele andere Bilder wohl zu subjektiv/persönlich wären. Daher an dieser Stelle mein assoziatives Bild mit der Darstellung des Mondes im Gasometer Oberhausen (immer einen Besuch wert, wenn man in der Ecke unterwegs ist).

Lars Kilian: The Dark Side Of The Moon

Das gesamte Werk kann man auf YouTube u.a. in einem Liveauftritt 1994 anhören.

Pink Floyd – Wish You Were Here (1975)

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Muss man über dieses Album wirklich noch Worte verlieren? Getreu dem Motto: „Es ist alles gesagt, nur noch nicht von jedem“? Eigentlich nicht. Jedoch ist es eins der Alben, die mich wohl bzgl. der Entwicklung meiner Begeisterung für Musik nachhaltig beeinflussten. Dieses Album drang etwa 1983 an meine Ohren, im zarten Alter von 10-11 Jahren. Damals blühte eigentlich der 80er Pop gerade auf, der mit seinen Synthieklängen und durchgestylten Melodien Begeisterung hervorrief und dessen Grundgerüst sich gefühlt bis heute in einigen Genres wacker hält. Mich nerve das ziemlich und ich entdeckte Gruppen wie 16 Bit, Kraftwerk oder etwas später wohl auch DAF über verschlungene Quellen. Pink Floyd hingegen konnte man tatsächlich hinter der Mauer 1983 mit etwas Glück als Amiga-Pressung kaufen. 

Und der Sound hatte in der damaligen Zeit etwas sehr eigenes, sphärisches, dichtes, das er für mich bis heute erhalten hat. Mir erschloss er sich nicht gleich, jedoch begeisterte mich die Qualität der Aufnahme in den 80er Jahren. Mit den Kopfhörern meines Bruders lauschte ich diesem Konzeptalbum, erfreute mich den Nuancen der Sounds, den Samples der Stimmen und dem Gesang. Das war Stereo! Ganz großartig: Das Intro des titelgebenden Songs „Wish You Were Here“, der mir  bis heute in so manch emotionalem Moment durch den Kopf geistert. Durch diesen kleinen Nebeneffekt, der Freude am Stereo, hörte ich das Album immer und immer wieder und so brannte sich wohl der Sound in meine Hirnrinde… Eine, wie ich finde, glückliche Entwicklung des Schicksals. Denn was würde ich heute hören, wäre ich damals Modern Talking und Co verfallen? 🙂

Tool – 10,000 Days (2006)

Reinhören

„10000 Tage sind die Einheit für die gefühlte Zeitspanne zwischen zwei Tool-Alben. Der enorme Hunger der Fans war auch nach der Veröffentlichung der DVD-Appetizer „Shism“ und „Parabola“ nicht gestillt. Doch nun lassen Keenan und Jones mit „Vicarious“ ordentlich die Muskeln spielen und signalisieren das Ende des langen Ausharrens. Seinem Titel gemäß steht er für die mit Steroiden getränkte Hitqualität dieser Platte.

Ein weiteres Mal bescheren uns Tool ein Konzeptalbum, das vom Hörer aus wie ein Puzzle in unterschiedlichen Formen zusammengesetzt und interpretiert werden kann. Es fehlt nicht an monumentalen Epen wie „Wings For Marie (Part 1)“oder „10,000 Days (Wings Part 2)“. Diese leuchten in die dunklen Untiefen der Band hinab und eröffnen einen gefühlvollen Blick auf ihre fragilen Seiten.

Trotzdem brennen sie genauso lodernd wie die eingängigeren Stücke. Es ist, als würde eine unsichtbare Hand den Taktstock schwingen, um zwei Naturgewalten zähmend zu dirigieren. Dort, wo eine wunderbar leichtfüßige Stimme in einen verstörenden Rock-Rosenkranz dahin mäandert. Getragen von Gewitter- und Regeneffekten, die synchron mit dem mächtigen Gitarrenmantra in einen furiosen Tornado münden. Ein opernhaftes Musikdrama, ein wagnereskes Entzücken!

Auch dieses Album kommt wieder nicht ohne ein sattes Effektfeuerwerk aus und bedient sich diverser Spielereien akustischer, lyrischer und konspirativer Art. Da wären beispielsweise die indianische Geisterbeschwörung eines südtexanischen Apachenstammes („Lipan Conjuring“). Oder „Right In Two“, das mit indischer Tabla-Percussion arbeitet. Produzent Joe Barresi ist ein Meister der Soundgadgets. Unter anderem bei „Rosetta Stoned“ hüllt er Maynards Vocals in diverse surreale Effekte und unheimliche Filter, so dass es klingt, als hätte der Tool-Frontmann eine Hand voll Zwillingsbrüder und würde mit ihnen zusammen aus einem Abflussrohr heraus singen.

Und natürlich gibt es wieder Querverweise zu Verschwörungstheorien und Anspielungen auf halluzinogene Drogenromantik. „Lost Keys (Blame Hofmann)“ zum Beispiel, das offenbar auf die verlorenen Schlüssel zu den Pforten der Wahrnehmung – die einst Albert Hofmann öffnete – anspielt. Oder der Closer „Viginti Tres“ (lateinisch für „23“), der wie die kaputten Heizkörper aus David Lynch-Filmen klingt. All dies hüllt das Album in einen geheimnisvollen Schleier, der zur Verwirrung des Hörers beitragen soll. Mit der gebührlichen Hingabe verfällt er alsbald in eine sanfte Trance, aus der ihn nur Adam Jones Gitarre oder Justin Chancellors Bass erwecken können.

Letztlich waren es nur 1811 Tage von „Lateralus“ bis heute. Genug Zeit, um an neuem Material zu arbeiten. Wurde diese Zeit ausgiebig genutzt? Nun, Tool erfinden sich nicht neu und sollen es auch nicht. Sie legen ein Album vor, das erst mit mehrmaligem Genuss reift und seinen kompletten Facettenreichtum nach einiger Zeit offenbart. Sie erweitern damit lediglich ihre Präsenz in der Rockgeschichte um einen weiteren Blickwinkel, ein solides Statement. (Martin Mengele)“ (http://www.laut.de/Tool/10,000-Days-%28Album%29)

http://www.toolband.com/ – Offizielle Webseite

Das Album bei Wikipedia