Schlagwort-Archive: Portishead

Woodkid – The Golden Age (2013)

Woodkid – das Kind aus dem Wald. Passt irgendwie und doch auch gar nicht. Ein gänzlich unbekannter ist Yoann Lemoine alias Woodkid nicht. Gerade im Gengre des Bewegtbildes hat er sich einen Namen machen können, indem er sich für Videos bei Lana Del Rey oder Kate Perry aber auch Dior verantwortlich zeichnet und dafür auch Preise einheimst. Die eigene Musik ist nochmal eine andere Hausnummer, aber Woodkit zeigt, dass es in ihm Themen gibt, die er selbst thematisieren muss. Dabei weißt seine Musik die Dramatik, Opulenz oder Tiefe auf, die mich an Micheal Nyman, Björk oder Portishead erinnern. Mystisch, wie im Märchenwald. Trompeten, Schlagwerk, Streicher, Klavier… eine gute Mischung, die das Timbre von Woodkid (das mich hier und da an Anthony erinnnert) und seinen eindringlichen Gesang erinnert.

So manches Stück bildet den perfekten Soundtrack für einen Fantasy-Film und Woodkit setzt seine Musik meines Erachtens genau so in Szene. Beeindruckend!

Tricky – Maxinquaye (1995)

Warum ist Maxinquaye noch nicht in meinem Blog? Das Album befindet sich seit über 20 Jahren in meiner Sammlung und ist immer wieder erfreulich zu hören. Wenngleich es sich bei den düsteren Tracks des Erstlings-Solowerks von Tricky vielleicht nicht anschickt, von erfreulich zu sprechen. Mit Maxinquaye legte Tricky nach seinem Weggang von Portishead den Grundstein für die eigene Arbeit und einen Meilenstein in den um die Jahrtausendwende gefeierten Trip Hop. Tricky präsentiert hier seinen einmaligen lo-speed Rap auf schwerpumpenden, schwarzen Elektroniksounds. Insgesamt, so möchte ich mit Blick auf den Output der letzten 20 Jahre feststellen, hat Tricky das Niveau von Maxinquaye nie wieder in dieser Form erreicht. Maxinquaye – übrigens eine Zusammensetzung des Namens seiner Mutter – ist ein Album, dem man den Sumpf anhört, in dem Tricky sich damals befand. Wer mit ihm zusammen in den dunklen des TripHop abtauchen möchte, sei dieses Album empfohlen.

 

Portishead – Dummy (1994)

Hörprobe
Da zäume ich mal das Pferd von Hinten auf, wenn ich hier nach dem Zweitling „Portishead“ und dem dritten „Third“ nun auchmal auf das bahnbrechende und stilprägende erste Album „Dummy“ zu schreiben komme. Was sich hier 1994 die Soundtüftler aus Bistrol aus den Fingern geschüttelt haben, läutete schlicht und einfach aber unumstößlich den TripHop endgültig ein. Beth Gibbons fragile und kraftvolle Stimme schmiegt sich passend an die verschleppten und verzerrten Beats an, die eine entsprechende Wärme ausstrahlen. Und so entstand ein Album, welches „die ganze Herzlichkeit eines schwarzen Lochs“ (laut.de) verkörperte. Düster, faszinierend, anziehend, mysteriös und schön. Für die damalige Zeit lieferte dieses Album einen bislang ungehörten und mutigen Stilmix, der sofort den Zeitgeist entzündete.
Mit Fug und Recht kann dieses Album als ein Meisterwerk bezeichnet werden, wurde es doch von den Magazinen „The Face“, „Mix Mag“ und dem „Melody Maker“ zum Album des Jahres gewählt und mit dem Mercury Music Price ausgezeichnet. Vom Rolling Stone wurde das Album in die Liste der 500 besten Alben aller Zeiten und vom Spex auf Platz 60 der besten Platten des Jahrhunderts gehievt.

Die Zeitschrift Visions setzte es auf ihrer Liste „Die wichtigsten Alben der 90er“ auf den 2. Platz.
Wikipediabeitrag über Portishead

Portishead – Third (2008)

Hörproben
Mit Third legen Portishead ihr drittes Album in 17 Jahren vor. Kein gerade üppiger Output, aber auch nicht verwunderlich, denn sie verfolgen ja das Ziel, Musik zu machen, die für immer einen Platz in den Plattensammlungen findet. Und das haben sie in der Vergangenheit auch geschafft. So wurde das Erstlingswerk „Dummy“ von der Presse immerhin auf Platz 2 der wichtigesten Platten der 90er Jahre gekürt! Guter Einstand. Und der Nachfolger hatte es entsprechend schwer, musste er doch aus dem Schatten des Vorgängers treten, ohne die Verwandtschaft zu verleugnen.
Und nun die Dritte im Bunde. Sie macht es dem Hörer nicht einfach und hat es selbst auch nicht einfach. Mehr des Gleichen geht wohl nicht und wird langweilig. Aber man kann auch nicht Innovation nach Innovation liefern, sprich, immer wieder neue Stile erfinden. Dafür ist das Setting von Portishead auch zu gut und gesetzt.
Und so dehnen sie ihr TripHop Universum aus und entgleiten in abstrakte, kühlere und – ja – noch düstere Soundgefilde, kratzen gar am Industrialhimmel mit Technowolken und wagen Abstecher zum Krautrock. Beth Gibbons erfindet ihre Stimme neu und lotet die Höhen und Tiefen aus.  Die Elegie und Leichtigkeit mussten dem Schweren und Abgründigen Platz machen.

Das Album benötigt definitiv seine Zeit, um das volle Potential zu entfalten. „Portishead hinterlassen immer noch das Gefühl, den kompletten Score eines Film Noir ohne die dazugehörigen Bilder erlebt zu haben, mit dem eindeutigen Vorteil, dass sich eben diese individuell in jedem selbst formen. Die Songs sind auch im 21. Jahrhundert tüftlerisch und zeugen von einer besonderen Besessenheit.“ (http://www.laut.de/Portishead/Third-%28Album%29)

http://www.portishead.co.uk/ – offizielle Webseite


Portishead Video Machine Gun Third 2008 von wwmila

Tricky with DJ Mugs and Grease – Juxtapose (1999)

Hörprobe
„Eines mal gleich vorneweg. Dieses Album ist wohl eins der besten und wichtigsten im Moment – neben der neuen Filter. Aber mal ganz langsam und von vorne. Mr. Tricky – sonst eher düster, teilweise sogar bösartig und das Paradebeispiel für den „alles-allein-produzieren-wollen“-Musiker – tut sich mit Grease (DMX-Produzent)und Muggs (Cypress Hill) zusammen. Die beiden kassieren pro Tag eine halbe Millionen, aber die Investition hat sich gelohnt: Heraus kommt ein Album, welches man teilweise als freundlich, sogar radiotauglich bezeichnen könnte. „Juxtapose“ heißt nach eigener Auskunft soviel wie „Dinge zusammen bringen“ und genau das tut Tricky hier auch und zwar perfekt. Anfangs noch die – das Ohr umschmeichelnde – Akustikgitarre, kurz darauf schon Muggs wahnwitzige Raps und/oder Trickys Flüstern im Hintergrund, dazu mischt sich ab und zu der Gesang von Kioka (Martina arbeitet zur Zeit an ihrem Soloalbum) und gelegentliche Einwürfe elektronischer Schnipsel. Ist das noch Trip Hop? Oder gar Hip Hop? Tricky entzieht sich mit diesem Album wirklich absolut jeglicher Kategorie, entfernt sich sogar von seinen ersten Werken. Das einzige, was eventuell ein wenig stört, ist dass „Juxtapose“ nur 36 Minuten lang ist. Aber scheinbar hat Tricky alles gesagt, was zu sagen war. Ich bin schlichtweg begeistert. (Stefan Friedrich)“

Portishead – Portishead (1997)

Reinhören

„Die Metamorphose der Kellerasseln aus Bristol und ihr Paranoia-Blues-Soul aus Babel-Ville geht jetzt endlich in die zweite Runde. Auf ihrem – lange erwarteten – schlicht „Portishead“ betitelten Comeback-Album (nach dem epochalen Debüt-Werk „Dummy“ von 1994) präsentieren sich Geoff Barrow und Beth Gibbons der geduldigen Fan-Gemeinde wie Engel aus Staub. Gedacht als ästhetische Hommage an den Poetischen Realismus der Schwarzen Serie und dessen düster-pathetischen Fatalismus mit pittoresker Sackgassen-Philosophie funktionieren auch die neuen Songlines von Portishead in kafkaesken Groove-Variationen zwischen verstaubten Pop-Splittern und den langsamsten Hip-Hop-Loops, die man sich vorstellen kann. Die elegant ausgetüftelte Lo-Fi-Depro-Retro-Produktion der Briten führt auf Dub- und Scratch-Pfaden direkt in eine virtuelle Welt aus Morricone-Western, „Letztem Tango in Paris“ und herrlich finsteren Sixties-Science-Fiction-Streifen. Hier scheinen sich Mister Goldfinger, Serge Gainsbourg („Je t’aime“), Inspector Clouseau und die Aliens aus „It Came From Outer Space“ auf den Tag des Jüngsten Gerichts oder die Invasion der Body-Snatchers vorzubereiten. Die neue Scheibe von Portishead ist – wie der Erstling – von solchem Stoff, aus dem die Träume sind, und wer will schon ernsthaft auf Letztere verzichten?“  (http://schallplattenmann.de/a101916-Portishead-Portishead.htm)

http://www.portishead.co.uk/ – Homepage von Portishead

Mehr bei Wikipedia und laut.de

Das großartige Video „Only You“ von Chris Cunningham, bei welchem der Legende nach Beth Gibbons beinah ertrunken wäre. Ein musikalischer und optischer Leckerbissen…


Massive Attack – Mezzanine (1998)

Reinhören

„Das Cover bringt es auf den Punkt: Mezzanine ist ein dunkles, metallisch- pulsierendes, sich langsam nach vorne schleppendes Monster.
Langsamkeit wurde bei Massive schon immer zelebriert, Mezzanine ist im Vergleich zu seinen Vorgängern aber weitaus negativer, entrückter, teilweise reduzierter. Gitarren fügen sich als neues Stilelement atemberaubend in das Gesamtkonzept ein und waren vor allem live unglaublich mitreißend.
Neben Horace Andy hatten Massive mit Elizabeth Fraser wieder eine perfekte Stimme zur Vermittlung ihrer musikalischen Vision gefunden, ihre ätherisch- elegische Vokalakrobatik kontrastiert die entfremdeten Elektro-Beats perfekt und sorgt für intensive Gänsehautatmosphäre.
Diese konsequente Suche nach neuen Ausdrucksmitteln, nach Weiterentwicklung ist wohl auch der Grund, weshalb Massive im Gegensatz zu z. B. Portishead (…) und Tricky (…) die wohl letzten musikalisch relevanten Überlebenden eines Mitte der Neunziger als Trip Hop gebranntmarkten Stils sind, doch wohin soll die Reise das nächste Mal gehen?
Ich kann es mir nicht vorstellen.
Massive haben mit Blue Lines hin zu Mezzanine eine geniale musikalische Entwicklung durchlaufen, doch genau diese steht im Downbeat- Bereich seit Jahren still. Es scheint schwierig bis unmöglich, noch einmal neue Akzente zu setzen…“ (http://www.amazon.de/review/R116XI3UZP14V9/ref=cm_cr_rdp_perm)

Hier noch das Video „Teardrop“ aus dem Album