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Dota Und Die Stadtpiraten – Bis Auf Den Grund (2010)

Bis auf den Grund – ein passender Titel für das Album. Longplayer Nr. Sieben ist wieder voller kurzweiligem, poetischem und assoziativem Songwriter-Pop, ganz ohne den kitschigen Beigeschmack des Lagerfeuers – wenngleich die Band doch dort auch gut hinpassen würde. Dreizehn wunderbare Songwriter-Tracks warten nur darauf, sich in die Gehörgänge zu schmiegen mit  Bossa Nova, Swing, Reggae und Pop. Ausgezeichnet beobachtet und in Texte gegossene Perspektiven von Innen- und Außenwelt lässt die Zuhörenden durch die Augen der Sängerin auf Alltägliches schauen und das Nichtalltägliche miterleben, indem sie den Dingen „bis auf den Grund“ geht.  Politisch und korrekt  ohne langweilig zu werden oder auch emotional , ohne kitschig zu werden – muss man können, Frau kann es. Und so ist Dota massenkompatibel im besten Sinne. Denn sie transportiert gute, richtige und wichtige Nachricht, die doch viele hören sollten. 

Mein Bild dazu ist ein in Bewegung aufgenommenes Foto. Unterwegs in die grüne Flut, der Wunsch auf Neues, auf Entdeckungen, auf Bewegung und das Unbekannte – jedoch den Stau hinter jeder Ecke als eine unerwünschte Option. Das nehme ich gern als eine Assoziation zu diesem Album von Dota, die mir die Grenzen im Großen und zugleich die Grenzenlosigkeit im Kleinen zeigen kann. Und irgendwie passt das Lied ja auch zum Song „Tempomat“ vom Album…

Langzeitbelichtung auf der Straße
Tempomat by Lars Kilian (2012) CC BY SA 4.0

Da fand ich bei meiner Suche auch gleich noch ein Live-Mitschnitt von „Tempomat“ beim Tanz- und FolkFest in Rudolstadt, meiner Geburtsstadt. Wie schön 🙂

ClickClickDecker – Ich Glaub Dir Gar Nichts Und Irgendwie Doch Alles (2014)

Entweder werde ich älter und wandere biologisch bedingt Richtung volkstümliche Musik, Deutschrock oder ähnlich absonderliches oder es geht bergauf mit dem deutschen Musikerhandwerk. ClickClickDecker präsentieren 2014 ihr fünftes Album, das zwar vor Melancholie strotzt (falls sowas geht), aber dabei nicht in den Kitsch und das Klischee abdrifte (das geht!). Die gekonnte aber auch bescheidene Instrumentierung gepaart mit einer verkratzt gehauchten oder auch geschrienen Stimme beeindrucken wie der Donnergroll  im Gewitter, der eigentlich stets auf den Blitz folgt. Nicht zuletzt sind es aber die Lyrics, die dem Hörenden die Gemeinheiten des Alltäglichen unter einem poetischen Zuckerguss verkaufen. Sätze wie „Das Leben zieht seinen Schlitten, mitten durch dein Gesicht“ oder „Wenn ich irgendwas gut kann, dann mich daran nicht erinnern“ hallen in den Ohren nach, wenn das Album längst schon wieder im Cover ist. 

ClickClickDecker – Nichts Für Ungut (2006)

Quelle: https://shop.audiolith.net/media/image/product/369/md/clickclickdecker-nichts-fuer-ungut-cd-album_1.jpg

Sollte ich skeptisch werden, wenn meine Frau mir zugesteht, den Volume-Regler der Anlage doch mehr als üblich aufzudrehen, damit man die Musik noch in der Küche hört? Eigentlich nicht. ClickClickDecker ist das, was Reinald Grebe über sich behauptete: Massenkompatibel. Und zwar im Besten Sinne. Poetisch und inhaltlich volle Texte, von Gitarre getragene Musik, die Platz für allerlei weitere Instrumentierung und Elektrofrickelei lässt. Und eine Stimme, die mit Wärme und Heiserkeit zugleich von den Alltäglichkeiten des Lebens singt. Die besungenen Perspektiven überraschen, projizieren Bilder im Kopfkino und liefern gleich noch die Textzeilen, die den ganzen Tag im Ohr blieben können. Beispiele gefällig? (…) Die standen hier mal. Aber als Text allein scheinen sie jegliche Wirkung zu verlieren. Also: lieber anhören…

Die Musik von ClickClickDecker hängt sich auch beim Fotografieren in den Kopf und mein assoziiertes Foto zum Song „Der Ganze Halbe Liter“ entstand auf Malta beim Blick durch die Verglasung einer Bushaltestelle

Der Ganze Halbe Liter