Mit Boulevard hat Ludovic Navarre (aka St. Germain) einen ziemlichen Kracher hingelegt und in der Mitte der 90er Jazz in neuen Spielarten ausgelotet. Die Verbindung mit Elementen elektronischer Musik, dem Beat des House und Dub erregte so viel Aufmerksamkeit, dass für das Nachfolgewerk sogar das legendäre Label Blue Note anklopfte! Das Album wurde als jazzigste Houseplatte oder houseigste Jazzplatte gefeiert. Ludovic Navarre nennt es einfach easy listening underground house music, den er da mit weiteren Musikern einspielt. Funktioniert im Club, in den Bars, im Auto und zu Hause und sicher auch auf dem Boulevard in St. Germain – da hab ich das Album aber noch nicht getestet… Auf nach Frankreich!
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Jaga Jazzist – A Livingroom Hush (2002)
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Norwegen überrascht musikalisch gern hin und wieder mit einigen gengreübergreifenden Exkursionen kreativer Köpfe. Sidsel Endrese, eine der mir wenigen bekannten Sängerinen, die ihre Stimme direkt beim Gesang scratcht. Oder Bugge Wesseltoft, der nicht unwesentlich dazu beitrug, dem Jazz ein modernes Gewand anzuziehen und und mit dem House zu versöhnen. Nur zwei Größen… Jaga Jazzist reihen sich nun in die Galerie ein. Eine vielköpfige (+/-10 Personen?) Band, die seit Mitter der neunziger Jahre Musik macht (damals noch mit z.T. schulpflichtigen Gruppenmitgliedern), veröffentlichte 2002 mit A Livingroom Hush ein Album, dass sowohl in der Jazz-Szene Beachtung fand also auch in den Clubs gespielt werden konnte. Mit voller kraft wird in alle möglichen Blasinstrumente gepumpt, Gitarre und Bass reihen sich ein, um dem Rhythmus voranzutreiben und auch so manches elektronische Instrument konnte im Studio einen Ton abgeben. Abwechslungsreich ist nicht nur die Fusion der Instrumentierung, sondern auch das Tempo der Stücke. Schön, wie sich ruhige Läufe Lied für Lied aufschichten, loszappeln um dann wieder in einer behaglicheren – nicht müden – Ton- und Taktlage zu verweilen. Und umso erfreulicher, dass die Leute vom Label Ninja Tune auf die Band aufmerksam wurden und ihr einen passenden Platz in ihren Reihen anbieten konnten. Das verrückte Video (nachfolgend) zum Titel „A Livingroom Hush“ gibt nur einen kleinen musikalischen Eindruck in das Album. Das die Band aber auch live funktioniert und es sicherlich Spaß machen dürfte, denen mal zuzuschauen, zeigt das zweite Live-Video „Oslo Skyline“
Bugge Wesseltoft – Moving (2001)
„Unterschiedliche Ausgangspunkte, ähnliche Ergebnisse: Dem von St. Germain auf der House-Seite betretenen Neuland zwischen aktuellen DJ-Grooves und jazzigen Improvisationen nähert sich der norwegische Jazz-Pianist/-Keyborder Bugge Wesseltoft aus dem Jazz-Lager. Dominierten auf dem Vorgänger noch schleppende Downbeat- und TripHop-Rhythmen, basiert „Moving“ (sic!) auf entspannten Minimal House- und -Funk-Beats, spannungsreich kontrastiert von filigranen Kontrabassfiguren und Wesseltofts lyrisch-sphärischen Piano-Linien. Gerade deren Gehalt und die intelligent verschachtelten Grooves der live im Studio erarbeiteten Kompositionen erheben dieses Album aus der Flut programmierter Chillout- und NuJazz-Dutzendware“ (http://schallplattenmann.de/a107395-Bugge-Wesseltoft-Moving.htm)
Wikipedia schweigt auch nicht zu Bugge
Künstlerportrait bei laut.de
Interview mit Bugge Wesseltoft zum Album Film’ing auf Jazzdimensions