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Muslimgauze – Fedayeen (MP3 1998 / CD 2000 / FLAC 2020)

Quelle: discogs.com

Zugegeben: Das gesamte Album am Stück zu hören, ist für mich schon einer Herausforderung. Das ist dann doch eine Spur zu viel Repetition, etwas zu laut, etwas zu hektisch. Aaaaaber: Als ich den Track „Mustafas Cassette Market Marrakesh“ des Albums „Fedayeen“ zum ersten Mal hörte, war ich absolut begeistert. Dabei war es bei der Erstveröffentlichung nicht mal ein Album im herkömmlichen Sinne. 1998 wurde für jeweils für eine Woche ein Track des Albums kostenfrei im Netz zum Download bereitgestellt. In einer Zeit, als es noch kein Streaming gab, wirklich gewagt. Ich vermute, viele haben von dem Angebot nichts mitbekommen (mich eingeschlossen). Für die gab es dann 2000 noch das Album auf CD.

Und die anfängliche Begeisterung hält bis heute an. Hier lieferte Muslimgauze für mich fast schon einen Hit für die Tanzfläche ab. Diese Einfachheit in der Melodie, die Wiederholung und die trotzdem immer wieder eingebrachten Brüche gepaart mit diesem Drum’n’Bass Rhythmus, den fernöstlichen Nebengeräuschen, den Sprachfetzen bohrten sich sofort in meine Gehörgänge ein. Irgendwie ist dieser Titel für mich anders, als alle anderen Titel von Muslimgauze. Wobei, bei dem Output von Muslimgauze – allein bei Discogs sind aktuell knapp 150 Alben gelistet und ich denke, das sind nicht alle – gibt es vielleicht etwas Vergleichbares, aber mir nicht Bekanntes… Ist auch egal. Denn wenn mir mal nach „Disco“ bei Muslimgauze ist, genügen mir die ersten gut 10 Minuten des Albums „Fedayeen“.

Ein entsprechendes Foto zum hier empfohlenen Album fand sich auch schnell auf meiner Festplatte. Aufgenommen in den Souks von Marrakesch passt es doch zum Titel des Nr. 1 Hits des Albums 🙂

Lars Kilian (2012): Mustafas Cassette Market Marrakesh

Und wer mal länger reinhören will: Das gesamte Album ist kostenfrei im Netz zu hören, zum Beispiel bei YouTube

MUSLIMGAUZE – DAR ES SALAAM (2002)

Quelle: https://img.discogs.com/2l3DgUlDDdCfOZqLF0-rjysLCig=/fit-in/600×597/filters:strip_icc():format(jpeg):mode_rgb():quality(90)/discogs-images/R-170171-1254097584.jpeg.jpg

„Dar Es Salaam“ ist eine Entdeckungsreise in die Welt der Geräusche, Beats und Sounds von Muslimgauze. Verschleppt, verzögert und in seiner Destruktion konstruktiv. Okay, nicht ganz am Mainstream orientiert – der Muslimgauze nie interessierte. In seiner kurzen Schaffenszeit schaffte er es auf Veröffentlichungen von Alben im dreistelligen Bereich. Beim kurzen Reinhören könnte man unberechtigterweise meinen, die Alben gleichen sich ziemlich. Jedoch zeigen sich deutliche Unterschiede. Hier werden, wie oft, die orientalischen Soundschnipsel aus Instrumenten und O-Ton Aufnahmen immer wieder durch zerlegt und seziert, das Zentrale herausgearbeitet und mit sehr unterschiedlichen Rhythmen komponiert. Neben fast Trip-Hop artigen bzw. dem Dub zugewandten Songs gibt es tatsächlich fast etwas, was auch im Club laufen könnte. Dabei stets minimal, so dass die einzelnen Stücke in Dauerschleife sicher für tranceartige Zustände sorgen würden. Worte wie „rätselhaft“, „verstörend“, „provokativ“, „okkult“, „kompromisslos“ oder gar „unhörbar“ könnten sicher auch für den Einen oder die Andere passend sein, um diese Soundlandschaften zu beschreiben. Ich finde sie großartig.

Bei dieser Musik geht bei mir ein großes Kopfkino los und viele Bilder tauchen auf. Passend zum Track „Morgue Of Istanbul“ mein Bild zum Album:

Lars Kilian „Abschied“

Muslimgauze – Turkish Berlina (2013)

Turkish Berlina ist ein weiteres Album aus dem in den 90er Jahren verstorbenen Bryn Jones. Die Stücke stammen wohl aus der Zeit von 1997 und sind mehr oder minder an die Originale angelehnte Remixes, die sich im Nachlass von Jones fanden und eine Mischung von Sounds aus dem Nahen Ost und deren elektronischer Verfremdung im typischen Anstrich von Muslimgauze, wobei sie nicht allzu sehr vom Industrial geprägt sind sondern eher einen sphärisch-meditativen Charakter haben.  Jedoch scheinen teilweise technoide Sequenzen durch, die beim Hören durchaus für Abwechslung und Aufmerksamkeit sorgen.  Die CD ist – wie viele andere Alben von Muslimgauze auch – auf 500 Kopien limitiert

Muslimgauze – Arabbox (1993/2003)

Reinhören
Die Arabbox von Muslimgauze wurde bereits 1993 das erste und 2003 das zweite Mal veröffentlicht. Hintergrund dieses Album war der in der Zeit stattfindende Golfkrieg. Aus diesem Grund wurde das Album auch 2003 nochmals veröffentlich, da in dieser Zeit der zweite Golfkrieg begann. Das Album enthält die die Muslimgauze auszeichnenden perkussiven Elemente, die hier in etwas ruhigerer Manier den Rhythmus angeben und meines Erachtens für die frühen 90er eher ungewöhnlich bei Muslimgauze sind. Vielleicht liegt es daran, dass das Album live in einem Türkischen Bad in Manchester aufgenommen wurde und ein zu überzogenes Trommeln und Drehen an den Sequenzern in den Hallen zu ungewünschten Resonanzen geführt hätte?

Wie wohl fast immer in limitierter Edition (1000 Kopien), wobei hier die Mehrzahl genutzt werden sollte. Denn neben der „normalen“ Aufmachung gab es das Album auch in einer handgefertigten Metalbox (ltd. auf 500 Stück).

Weitere Infos zum Album beim Label Soleilmoon

Das Album bekam sogar eine eigene Webseite!

Muslimgauze – Souk Bou Saada (2012)

Reinhören
Ein weiterer posthumer Output aus dem Schaffenswerk Muslimgauzes. Und ein echtes Highlight obendrauf! Knackige Beats, gewürzt mit Melodien des Nahen Ostens, unterlegt mit einem Bass und durch alle möglichen Sequenzer gejagt – so klingt der Souk Bou Saada. Das Album ist ein Alleskönner. Es funktioniert zu Hause ebenso wie unterwegs oder auf einer Party (vorausgesetzt, man ist sich einig, dass keine übliche Radiomusik gespielt werden soll). Muslimgauze von seiner bekömmlichen und sehr gut genießbaren Seite. Ich vermute, selbst The Notwist haben auf ihrem neuen Album heimlich Muslimgauze gehört – jedenfalls erinnert der Track „Close To The Glass“ – in seinen Anfangssequenzen stark daran und lies mein Herz gleich doppelt so schnell springen.

Muslimgauze – Beirut Transister (2011)

Zu den CDs von Muslimgauze möchte ich schon fast nichts mehr schreiben. Viele von ihnen klingen ähnlich und doch übt jede ihre eigene Faszination auf mich aus. Vergleichbar mit den Menschen selbst – irgendwie alle äußerlich gleich und doch jeder mit seiner eigenen Biographie, oder als passenderen Vergleich zu den Alben von Muslimgauze, mit eigenem Charakter. So auch bei der Beirut Transister. Wieder mal trommelt Muslimgauze, schiebt die Sounds dann durch diveres elektronische Sequenzer, legt einen schweren, langen und nicht stampfenden Bass darunter und bereichert die Sounds mit Gesangs- und Gesprächsfetzen sowie typischen Instrumentensamples aus dem arabischen Raum. Der Charakter des Albums liegt in seinem deutlicheren Fokus auf die traditionelle arabische Musik. Nicht zu viel Elektronik oder Industrial, dafür mehr Platz für tranquilierende orientalische Flöten und Trommeln. Atmosphärisch sehr dicht und dennoch unaufdringlich. Sehr organisch. Beirut Transistor wurde als Digipack in einer 700er Limitation aufgelegt und kommt, im Gegensatz zu vielen anderen Booklets bei Muslimgauze, relativ unspektakulär daher. Immerhin das 212te (!) Album von Muslimgauze laut Webseite (http://www.muslimgauze.org/disc.html)

Muslimgauze ‎– Alms For Iraq (2003)


Reinhören

Ein weiteres Album von Bryn Jones, aka Muslimgauze. Es wurde schon im Dezember 1995 aufgenommen, drei Jahre vor seinem frühen Tod, jedoch fand es erst 2003 den Weg in die Öffentlichkeit.

Wie bei seinen anderen Aufnahmen handelt es sich auch hier um ein muslikalisches Statement von Jones, welches nicht unpolitisch (aber religionsfrei!) ist. Auch wenn die Soundelemente und der Aufbau der Songs über die Albem hinweg mehr oder weniger ähneln, ist das Album hier schwer zu fassen. Elemente des Dubs treffen auf Ambient, Noise, Hall und Industrial, Originalsounds aus dem mittleren Osten in Form von Sprache und Musik werden untergemischt und alles wird durch die Mixer gejagt und entsprechend verfremdet. Das geht soweit, dass ich dieses Mal selbst nachschauen musste, ob meine CD defekt ist, da bei Song Nr. 1 teilweise ein Kratzgeräusch zu hören war, welches mir üblicherweise verrät, dass eine CD defekt ist. Die Muslimgauze typischen Starts und abrupten Unterbrechungen finden sich auch hier wieder.

Interessant auch dieses Mal das Cover der CD. In Größe eins DVD/VHS Covers mit einem Bild von Susilo Hadi ragt es doch deutlich aus der CD Sammlung hervor 🙂 Der Innenteil kann dreifach aufgefaltet werden und zeigt eine Reihe von Bildern aus Kampfgebieten des mittleren Ostens mit entsprechenden Zitaten wie: „The West won the world not by the superiority of its ideas or values or religions but rather by its superiority in applying organized violence. Westerners often forget this fact. Non-Westerners never do.“ (Samual P. Huntington, Harvard Professor & author)

 

Muslimgauze – Observe with Sadiq Bey (1999)

Das Album „Observe With Sadiq Bey“ ist wohl die erste Veröffentlichung nach dem überraschenden Ableben von Brynn Jones aka Muslimgauze. Zeitlebens beschäftigte er sich mit Loops und Verzerrungen, gemischt mit Tönen und Elementen aus Dub, IBM und natürlich vielen Sounds aus dem arabischen Sprach- und Musikraum. Das vorliegenden Album strotzt vor Percussion und Sprachsamples, die immer wieder in Schleifen aus den Boxen dringen, sich langsam verlagern, neue Facetten aufmachen, altes schließen, einfach in einen neuen Song übergehen, durch Pausen gebrochen oder den Laut-Leise-Fade die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ohne die Gehörgänge zu zerkratzen, wie es sonst doch häufiger bei einem Muslimgauze Album der Fall ist 😉 An der Stelle der Einfachheit halber ein Auszug einer Webrezension: „Die erste CD aus dem gewaltigen Nachlass von Muslimgauze, der noch genug Material für die nächsten 5 Jahre hergeben soll. Hier sind 12 vorwiegend treibende Tracks versammelt, die in ihrer Intensität wie gewöhnlich sehr einnehmend sind. Trommelrhythmen, deren Reiz zu einem Grossteil sicherlich in ihrer Schlichtheit liegt, die stellenweise mit arabischem Gemurmel angereichert oder von einer fröhlichen Bassline unterlegt wird. Musik, die auf ihre Art einen Zustand der Zufriedenheit beschreibt und im Verbund mit den auf dem Cover versammelten anmutigen Fotos Sadiq Bey”s vom Leben in der Wüste um die Jahrhundertwende zum Abschweifen in Welten voller Erhabenheit und hehrer Ideale einlädt, ohne dabei prätentiös zu sein.“ (http://de-bug.de/reviews/3090.html)

Muslimgauze – In Search Of The Abraham Mosque (2011)

„“Listening to Bryn playing was very strange. Hearing him breathing in between the beats and putting his headphones down at the end and getting up and walking out of the room, that was eerie. But again, it was nice at the same time.”“ (http://themuslimgauzepreservationsociety.org/?p=27)

Ich frage mich gerade, das wievielte Album seit dem Ableben von Bryan Jones mit dieser Scheibe veröffentlicht worden ist? So ganz den Überblick hab ich nicht, aber es gibt offensichtlich noch genügend Material, was selbiger als Muslimgauze hinterlassen hat. Hier ein einzelnes Stück, welches in ausgesprochener Überlänge mehrere Stile seines Schaffens vereint. Kommt an Anfang äußerst ruhig daher, baut sich aber nach und nach auf, ohne die härteren Töne anschlagen zu müssen und verabschiedet sich wieder still und leise. Sehr angenehm und auf jeden Fall eine gute Einstiegsdroge für alle, die sich Muslimgauze annähern möchten. Bei dem Album handelt es sich um den erste Teil der Abraham Mosque Reihe, limitiert auf 500 Kopien mit lustigem Hologramm Sticker – ob das ein Kaufgrund sein sollte?

Muslimgauze – Hamas Cinema Gaza Strip (2002)

„…Hamas Cinema Gaza Strip is just one of the many posthumous Muslimgauze records to come out this year, and like all of them it was only available in extremely low quantities. It also happens to be one of the best Muslimgauze albums I’ve heard. More structured and beat-oriented than many of Jones’ recordings—without dabbling in the kind of caustic noise that he occasionally indulged—this CD is a dense and beautiful trip through Jones’ conception of the Middle East, a place he never visited but sympathized with very deeply.

Throughout the album, the drums are mixed uncharacteristically high, giving an immediacy and dominance to the rhythmic elements of this music. The title track makes the best use of this style, placing the hollow-sounding drums above squirts of Middle Eastern melodies and a stately sampled string section. Another of Jones’ favored tactics is the incorporation of voices speaking in Arabic into his music. Throughout the opening “Yasser Arafat in Tunis,” female voices drift in the spaces between the restrained guitar and lively drumming. On “Hezbollah Radio Advert” (which sounds like it could be true to its name), a guttural voice makes its case amid abrasive drum textures and bursts of rumbling noise…. (Ed Howard)“ (http://www.stylusmagazine.com/review.php?ID=711)