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World’s End Girlfriend – Seven Idiots (2010)

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Was wäre, wenn Mouse On Mars mit Godspeed You! Black Emporer zusammen ins Studio kommen? Das klänge sicher spannend, oder? Oder wie  Ulf Imwiehe von der Intro meinte: „Horror Vacui? Oder die reine Freude am Sound-Clash und sensorischen Overload? Was immer den japanischen Komponisten Katsuhiko Maeda antreibt, das Resultat klingt wie eine Jam-Session von Aphex Twin, Sun Ra und John Zorn auf Glücksbärchisaft.“

Um dieses Album zu komponieren, stellte Maeda den Gesang an erste Stelle, der zugleich das Grundgerüst darstellte, um den dann die Sounds arragiert worden sind. Das Interessante an dem Vorgehen: Im Laufe der Arbeit wurde der Gesang nach und nach aus den einzelnen Stücken gestrichen bis (fast) nur noch das Instrumentale übrig blieb. Und auch selbiges wurde geschnitten, neu zusammengesetzt, durch den Computer gejagt usw. usf…

Herausgekommen ist ein Album, was wohl schwer in Kategorien zu fassen ist. Tanzen ist kaum möglich, entspannen ebenso wenig. Es ist definitiv zum Zuhören. Verstörend und schön, wie Strukturen aufgebaut werden und im nächsten Moment wieder zerfallen, nur um etwas Neues zu gebären. Ein Verschmelzen von Extase und Besinnung, Harmonie und Dissonanz, Konstruktion und Destruktion. Sozusagen ein Durchlauf aller vier Jahreszeiten – und die mehrmals pro Titel. Das nachfolgende Video zeigt besser, wovon ich nicht schreiben kann…

Mouse On Mars – Idiology (2001)

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„Experimentell wie eh und je ist die neue Platte des Düsseldorfers Andi Toma und des Kölners Jan St. Werner geraten. Irgendwo zwischen Krautdub, Sushisound und Nine Inch Nails sind die Tracks zusammen gesampelt. Melodische Streicher, Blasinstrumente und Klavierklänge werden zerhäckselt in den Mixer geworfen, eine Prise dissonanter Elektroelemente hinzugefügt, das Ganze dann in die Pressmaschine gepackt und heraus kommt „Idiology“.

Obwohl Mouse On Mars ihre Songs in Düsseldorf produzierten, knackten sie zu Beginn die ausländischen Charts. Nach internationalem Ruhm wird der Musik der beiden inzwischen auch im eigenen Land Beachtung geschenkt. Ein Grund für die anfängliche „Ablehnung“ in Deutschland mag die gewöhnungsbedürftige Mixtur der harmonischen Klänge mit dem konternden brachialen Krach sein, den Mouse On Mars seinen Zuhörern zumutet.

Dennoch beweisen die beiden Gastdozenten für experimentelle Musik an der FH Aachen, dass sie durchaus beide Stilrichtungen – den Groove und die schöne Musik zum Träumen – beherrschten, hätten sie Interesse daran. Mit einem selbst gebasteltem Tonstudio machten sie sich aber daran, neue musikalische Gefilde auszukundschaften bzw. das Hörverständnis ihrer Fans auszuweiten.

So kommt es, dass das „The Who“-ähnelnde Lied „Presence“ auf derselben Platte erscheint, wie der Industrialsong „First Break“ à la Nine Inch Nails. Blasinstrumente und Streicher verbreiten auf den Tracks „The Illking“ und „Catching Butterfys With Hands“ einen Wohlklang mit dezenter Perkussion, Song Nr. 8 „To Introduce“ hingegen bedient sich eines Sängers, der (wenn auch verzerrt und gewollt wie alles andere) langjähriger Nachhilfe bedarf. Zusammengefasst ist „Idiology“ also das Gegenteil von Easy Listening und ringt dem Einsteiger viel guten Willen ab, obwohl das Album im Gegensatz zu früheren eingängiger ist. Der Fan hingegen weiß ohnehin, worauf er sich einlässt und wird nicht enttäuscht – muss sich allerdings auf die „neuen“ klassischen Musikinstrumente einstellen.“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/m/mouse_on_mars/index.htm#)

Mouse On Mars – Iaora Tahiti (1995)

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„Hatte das erste Album der Rheinländer vor Jahresfrist trotz vielversprechender Ansätze noch den Eindruck der Unausgegorenheit hinterlassen, sind die Kanten nun abgeschliffen. Fleißig wird geschichtet, eigentlich gar nicht SEEFEELmäßig, wie ihnen des öfteren vorgeworfen wurde, wesentlich ausdifferenzierter, großzügiger (auch strukturell), hinreichend groovy und daher fast immer tanzbar. Die gewisse Schwere (…) ist gewichen, und das drückt sich auch in der Herangehensweise aus, ganz nach dem Motto ‚Gegensätze aller Länder vereinigt euch!‘ Hier stehen auf hinreichend dezente Art Einschläge von Easy-listening-Tendenzen (‚Gocard‘) und die ganze Palette von Ambient bis Jungle (Single-Auskopplung ‚Bib‘) ebenso einträchtig nebeneinander (oder wie Kollege Zebec jetzt frei nach Herberger sagen würde: ‚Dreizehn Freunde müßt ihr sein!‘) wie von heimischen Größen inspiriertes KRAFTWERKes (‚Kanu‘) und ‚Die Innere Orange‘ mit einem Wortbeitrag von HARALD ‚SACK‘ ZIEGLER.

Nie wirkt das verzwungen, und stets ist man versucht, das Unwort von spielerischer Leichtigkeit zu bemühen, was sich auch in der gelockerten Atmosphäre wiederspiegelt; Melodien für Millionen mitten in filigranster Rhythmusarbeit. Sprache, nicht als Botschaft verkündendes Element (‚Stereomission‘), sondern lediglich als Ausdruck des Organischen, kombiniert mit fast allen denkbaren elektronischen Varianten. Wie man sieht: Das läßt sich ebensogut hören wie schlecht kategorisieren.“ (http://www.intro.de/platten/kritiken/23018466)