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EXIF – Exzessive Internetnutzung in Familien

Die Hamburger Erziehungswissenschaftler Rudolf Kammerl, Lena Hirschhäuser, Moritz Rosenkranz, Christiane Schwinge, Sandra Hein, Lutz Wartberg und Kay Uwe Petersen führten die medienpädagogische Untersuchung EXIF zum Zusammenhang von übermäßiger Internetnutzung Jugendlicher und der Interaktion in Familien durch.

In dieser Studie wurden über 1700 Jugendliche und Eltern persönlich befragt und so ein differenzierter Blick auf die unterschiedlichen Problemlagen in den Familien gezeichnet. So zeigen die Ergebnisse, dass es Familien gibt, in denen Eltern eine zeitlich ausufernde Computer- und Internetnutzung ihrer Jugendlichen beschreiben, ohne dass es weitere Anhaltspunkte für eine pathologische Nutzung durch die Jugendlichen gibt. Diese Eltern sind häufiger formal höher gebildetet und medienkritisch. Weiterhing gibt es Familien, in denen die Jugendlichen eine suchtähnliche Internetnutzung (aus Perspektive von Jugendlichen und Eltern!) aufweisen. Diese Gruppe scheint millieuübergreifend zu sein, allerdings stärker in Ein-Eltern-Familien und sozialschwachen Schichten aufzutreten. „Ein allgemein belastetes Familienklima kann offenbar dazu beitragen, dass sich die Jugendlichen hinter ihrem Bildschirm zurückziehen. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine als suchtähnlich wahrgenommene Internetnutzung durch eine altersgerechte (medien)erzieherische Begleitung vermieden werden könnte. Um dies realisieren zu können, müssen Eltern hinsichtlich dieser Aufgabenstellung bestärkt und unterstützt werden.“ (Rudolf Kammerl)

Die Ergebnisse der Studie wurden veröffentlicht und können hier kostenfrei heruntergeladen oder angesehen werden.

Kompetenzentwicklung durch Ballerspiele?

Im Rahmen der Konferenz „multi.player – The social side of gaming“ an der Uni Hohenheim entstand beim Deutschlandradio ein Beitrag zum Thema entstanden, welche Kompetenzen durch die in Verruf gekommenen Ego-Shooter (und andere Computerspiele) erlernt werden. Den gerne herangezogenen Zusammenhang zwischen den Amokläufen von Schülern und der Spielen von Ballerspielen sieht Prof. Quandt zumindest nicht kausal gegeben: „Wenn wir unsere Studien anschauen, dann ist es so, was militaristische Einstellungen angeht oder auch sexistische Einstellungen, das haben wir geprüft im Rahmen sogenannter Kultivierungsstudien, da haben wir zunächst keinen Unterschied gefunden zwischen Spielern und Nichtspielern, was aggressive Grundeinstellungen oder so etwas angeht.“ (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/studiozeit-ks/1515535/) Dabei bezieht er sich auf die Studie „Gamestat 2011“, die im Rahmen der Konferenz vorgestellt wurde.

Tanja Adamus hat die e-sport Szene genauer betrachtet und stellt fest, dass hier vor allem Teamfähigkeiten und Selbstverantwortung für ein erfolgreiches Spiel notwendig sind: „“Sie haben gelernt, wie man Aufgaben verteilt. Sie haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Wenn sie solche Führerrollen übernehmen, hängt eben sehr viel von ihren Entscheidungen ab, auch von dem, was die anderen machen. Ich glaube auch, dass sie sehr stark lernen, selbstständig zu lernen. Weil: Es gibt ja niemanden, der sie anweist, der ihnen wie in der Schule sagt: Jetzt mach das, jetzt gehst Du diese Aufgabe an. Jetzt schau‘ Dir den Text an. Und ich denke, sie lernen einen großen Teil Selbstständigkeit.“ (ebd.)

Der ganze Artikel findet sich unter folgender Adresse: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/studiozeit-ks/1515535/

Den Radiobeitrag gibt es auch als Podcast unter: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2011/07/28/dlf_20110728_2012_9f78fe39.mp3

Medienwirkung: Zeitunglesen in der Grundschule fördert Leselust

Eine Studie der Hochschule Heilbronn scheint zu belegen, dass Zeitungslesen in der Grundschule die Leselust jahrelang fördert. Das scheint erstmals soweit logisch zu klingen. Aber das Besondere an dem Projekt ist, dass nach eigenen Angaben erstmals ein Nachweis über positive Langzeiteffekte des Medienprojekts mit Kindern erbracht worden ist, da in dem Projekt „erstmals längerfristige Effekte von medienpädagogischen Zeitungsprojekten in der Grundschule untersucht wurden.“ (http://www.hs-heilbronn.de/wintersemester-09-10/2010_01_HSHN_ZiG-Folgeerhebung%20%282%29.pdf) So erläutert Fr. Prof. Madsen „Achtklässler, die etwa fünf Jahre zuvor an dem Projekt ‚Zeitung in der Grundschule’ (ZiG) der Heilbronner Stimme teilgenommen hatten, lesen später erheblich lieber Zeitung, interessieren sich für mehr Themen und sehen Zeitungen in einem positiveren Licht als Gleichaltrige ohne eine solche Erfahrung (…)“ (ebd.)

Mehr Infos unter http://www.hs-heilbronn.de/wintersemester-09-10/2010_01_HSHN_ZiG-Folgeerhebung%20%282%29.pdf

Computerspiele nicht verteufeln

„SRH – Professor forscht in Heidelberg zur Wirkung von Computerspielen. Jetzt berät er die Politik

Wenn Eltern und Lehrer über Computerspiele reden, herrscht oft Ratlosigkeit. Natürlich ist es wichtig, dass Kinder schon früh lernen mit Computern umzugehen. Aber wie viel ist zuviel und welche Spiele gefährden Kinder und Jugendliche? Amokläufe wie der in Winnenden verstärken die Unsicherheit.
Prof. Dr. Hans Volker Bolay erforscht an der SRH Hochschule Heidelberg zusammen mit seinen Kollegen und Studierenden die Wirkung von Computerspielen. Die Fakultät für Musiktherapie und das angeschlossene Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung (DZM) untersuchen in Zusammenarbeit mit dem Uniklinikum Homburg wie Körper und Psyche der Spieler reagieren.
Prof. Bolay rät Eltern und Lehrern Computerspiele nicht zu verteufeln, sondern am besten selbst auszuprobieren. Dann können sie Gefahren besser einschätzen und vielleicht auch die Faszination der Spiele ein Stück weit nachvollziehen.
Die Ergebnisse der Studie zur Wirkung von Computerspielen sollen unter anderem der USK (Unterhaltungssoftware-Selbstkontrolle) verlässliche Grundlagen für die Altersfreigabe von Computer- und Konsolenspielen geben. Prof. Bolay erhofft sich durch die Studie auch eine Versachlichung der sehr emotional geführten Debatte: „Sicher verherrlichen Ego-Shooter-Spiele Gewalt. Bislang fehlen jedoch wissenschaftliche Belege dafür, was wirklich passiert, wenn Jugendliche oder Erwachsene sie spielen.“
Solche Belege braucht auch die Politik, denn nach dem Amoklauf in Winnenden sind die Rufe nach Gesetzesänderungen und Verboten lauter geworden. Mit Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben jetzt die ersten Bundesländer reagiert und Prof. Bolay und weitere Experten zu einer Anhörung in den Landtag nach Hannover gebeten. Dabei ging es am Montag (8.6.09) insbesondere um das Suchtpotential von Computerspielen.
Was Politik wie Eltern überraschen dürfte: Computer spielen macht nicht dumm. Im Gegenteil, es kann die Aufmerksamkeitsleistung steigern. In den psychologischen Tests der Heidelberger Wissenschaftler haben Vielspieler deutlich besser abgeschnitten als Wenigspieler, wenn eine rasche visuelle Auffassungsgabe und kontrollierte Feinmotorik gefragt waren.“ (http://idw-online.de/pages/de/news319898)

Einen Podcast zum Projekt gibt es auf Campus TV vom März 2009 unter der Adresse: http://www.dzm.fh-heidelberg.de/v2/downloads/03_forschung/projekte/CampusTV-Computerspiele2.mp4

Bayern stellt vorerst keinen Antrag auf das Verbot von Killerspielen

golem.de berichtet heute, dass Bayern vorerst auf einen Antrag zum Verbot von Killerspielen verzichtet und sich stärker auf die Förderung pädagogisch und kulturell wertvoller Spiele konzentriert. Hierzu soll u.a. der Deutsche Computerspielpreis als Anreiz dienen. Zugleich werden Gespräche mit der PC-Spieleindustrie gesucht, um diese auf ihre Verantwortung hinzuweisen.

16. Medienpädagogische Podcast: Theorien zur gewaltfördernden Wirkung von Medien

(Quelle: http://www.heise.de/ct/00/04/132/)

Der Verbot von Killerspielen ist eine Forderung, die im Zusammenhang mit den tragischen Ereignissen an deutschen Schulen häufig geäußert wurde. Dieser Forderung mag nicht nur ein bewahrpädagogischer Ansatz zugrunde liegen. Es gibt auch einige Medienwirkungstheorien, die von der gewaltfördernden Wirkung bei Konsum medial vergezeigter Aggression ausgehen.

Der nachfolgende Podcast zeigt nochmals umfassend und überblicksartig die Medienwirkungstheorien auf, mit dem Schwerpunkt auf die Medienwirkungstheorien, die von einer Gewaltförderung ausgehen. Im Gespräch drei Personen (Studenten?), die in ihrem kleinen Kosmos über diese Theorien diskutieren.

Dank gilt den Studenten Thorben Kohl, Hannes Lüdicke und Robert Thul für die Erstellung!

Und hier der Link zum Podcast: „Gewaltfördernde“ Theorien

Quellennachweise:

Kunczik, Zipfel ; „Gewalt und Medien“; UTB / Böhlau 2006

Dipl. Päd. Stefan Kimm; „Gewalt spielen“; Dissertation / Fakultät für Rehabilitationswissenschaften der Universität Dortmund 2005

Sander, Uwe: Handbuch Medienpädagogik 2008. VS Verlag

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15. Medienpädagogischer Podcast: Theorien zur neutralen Wirkung von Medien

(Bildquelle: http://www.kill-more-people.de/2005/04/)

Machen Killerspiele aggressiv? Diese Frage wird seit langem diskutiert und erforscht. Entsprechend viele Stellungnahmen und Ergebnisse liegen vor. Deutlich wird vor allem: es besteht keine ungeteilte Einigkeit zur Antwort auf obige Frage.

Der hier vorliegende Podcast stellt vor allem Medienwirkungstheorie(n) in das Zentrum der Aufmerksamkeit, die von einer neutralen Wirkung des Konsums medialer Gewaltdarstellungen ausgehen.

Erstellt wurde der Podcast von den Studierenden Alexander Goehl und Thomas Ulrich, denen an dieser Stelle ebenfalls dank für die Aufbereitung des Themas gilt.

Und hier geht es zum Podcast zu „Gewalthemmenden“ Theorien

Quellennachweise

(folgen)

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14. Medienpädagogischer Podcast: Theorien zur gewalthemmenden Wirkung von Medien

(Bildquelle: http://www.ag-fuer-den-frieden.de/schwerpunkte/frieden.htm)

In der letzten Veranstaltung Medienpädagogik beschäftigten wir uns mit verschiedenen Medienwirkungstheorien. Unter der Ausgangsfrage: Machen Killerspiele aggressiv entstanden drei Podcasts. Podcast 15 ging der Frage nach, welche Theorien davon ausgehen, dass der Konsum medialer Gewaltdarstellungen eine gewalthämmende Wirkung hat. An dem Praxisbeispiel des Jugendlichen Lars werden die Theorien bildhaft vorgestellt.

Verantwortlich für den Podcast zeichnen sich die Studierenden Christoph Reisig und Christina Weber. Besten Dank für die Bearbeitung.

Der Podcast steht unter folgendem Link zur Verfügung: Podcast „Gewalthemmende“ Theorien

Quellennachweise:

Kunczik, Michael: Gewalt und Medien 2006. Utb GmbH

Sander, Uwe: Handbuch Medienpädagogik 2008. VS Verlag

Fritz, Jürgen: Handbuch Medien: Computerspiele. Bonn 1997. Bundeszentrale für pol. Bildung.

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