Schlagwort-Archive: Matthew Herbert

The Books – Lost And Safe (2005)

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Weihnachstzeit. Die Plätzchen sind gebacken und wohl schon fast von allen Tellern verzehrt… Und, waren sie lecker? Ich hoffe, doch! Wie die Plätzchen ein geschmackliches Gesamtvergnügen darstellen, die aus einer Vielzahl von Zutaten bestehen, von denen einige allein gar nicht schmecken würden, so ist die Musik von den Books zubreitet. Samples werden an- und übereinander geschichtet, Harmonien verbinden scheinbar zusammenhangsloses und Brüche überraschen die akustische Wahrnehmung, bevor es diese sich in Gefälligkeit breitmachen kann. Eine wirklich bemerkenswerte Gruppe, die nicht nur mit so vielen Sounds tüftelt und variiert, wie man es sonst von Matthew Herbert, Some More Crime oder Senor Coconut gewohnt ist. Zahllose, in die Soundstrukturen eingewobene Sprachfetzen – scheinbar entnommen aus Rundfunk- oder Filmsequenzen – führen mit sich oder dem Hörenden eigene bzw. eigenartige Dialoge. Dabei schaffen The Books trotz der ständigen Unruhe eine Wärme, wie sie mir von Lemonjelly, CocoRosie oder Notwist bekannt sind. Es ist eine unglaubliche Mixtur, die hier aufgefächert wird. „Experimental-Musik im Endstadium. Oder doch der Anfang einer neuen Sichtweise von Pop. Man hatte die Wahl“ (Quelle). Und ähnlich wie beim Essen der Kekse bleibt es jeder/m Einzelnen Überlassen, zu entscheiden, ob es schmeckt oder doch eine Brise zuviel Zimt genommen wurde… Aber probieren sollte man doch auf jeden Fall.

Offizielle Webseite

Doctor Rockit – Indoor Fireworks (2000, re-issue 2007)

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Matthew Herbert, hier mit seinem AlterEgo Doctor Rockit, hat wieder eine Zündschnur gelegt. Jedoch statt der üblichen Housekracher oder mit seiner Big Band feuert er viele kleine Tischfeuerwerke ab, die voller Überraschungen sind. Wie schon beim ersten Werk „The Music Of Sound“  finden sich hier Skizzen und Collagen, die in Sounds ausgearbeitet werden und das Alltägliche transformiert aus den Boxen regnen lassen. Intro beschreibt es als eine moderne Form der „Musique Concrète: Kurzgeschnittene Knatter-, Knister- und Klacker-Samples, die aus allen nur denkbaren Quellen in Matthews Mikro gelangten (etwa der Klang von Ampeln in Sydney), treffen auf u. a. ein Akkordeon, ein 30köpfiges Orchester oder funkende Akustikgitarren sowie gebrochene, stolpernde Beats. Das Ergebnis: Musik, an der man sich reiben muß, um sie genießen zu können. Verspielt, vertrackt, verschroben und auf eine ganz bestimmte Art jazzy.“ (http://www.intro.de/platten/kritiken/23026240/dr-rockit-indoor-fireworks) Jedoch will auch hier Herbert wieder seine Message unter die Hörer bringen: Es geht wieder um Politik, Information und Kritik. Hier und da kann man dem Gesang von Dani Siciliano lauschen. Und was sagt Herbert dazu? „Während Herbert songorientierter House ist und Radioboy in Richtung Techno geht, mache ich als Doctor Rockit eher experimentelle Sachen. Wobei ich nicht glaube, dass sich Komplexität und Schönheit ausschliessen müssen“

Mehr Infos unter: http://de-bug.de/mag/1357.html

Wikipedia zu Matthew Herbert

 

 

Björk – Vespertine (2001)

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„Vier Jahre ist es jetzt her, als ihr letztes reguläres Studioalbum „Homogenic“ erschien. Den Soundtrack zu „Dancer In The Dark“ mal ausgenommen.
Ihr Faible für Tüfftler aus der Electroszene scheint sie immer noch zu haben, denn auch für das neue Werk wurden (für einige mehr oder weniger) namenhafte Co-Produzenten wie Matthew Herbert, Martin Console, Matmos und Thomas Knak engagiert um „Vespertine“ den elektrisierenden Schliff zu verpassen. Nach mehrmaligem Hören wird einem jedoch bewusst, dass dieses Album auch ohne interlektuelles Wummern und Zischen ausgekommen wäre. Denn diese Platte lebt ausschliesslich von Björks Stimme, untermalt von melancholischen und dennoch süsslichen Melodien, die zusätzlich von weichen Streichern und dezenten Chören unterstrichen werden. Mit dieser Kombination schafft sie es eine unbeschreibliche Gesamtatmosphäre aufzubauen, die einerseits wunderschön betörend, aber andererseits auch schon fast befremdlich ist. Auch ihre naive, kindliche Art scheint sie diesmal ein wenig abgelegt zu haben. Ihr unverkennbarer Gesang klingt diesmal einfach reifer und ernsthafter (erwachsener? „Aber Björk, Du wolltest doch nie erwachsen werden!“). Zu den absoluten Höhepunkten zählen „Undo“ (meiner Meinung nach einer der schönsten Songs auf diesem Album), „Pagan Poetry“ (energisch & ergreifend), „Hidden Place“ (mystisch) und „It’s Not Up To You“ (einzige Pop-Nummer).
Es ist sehr schwierig dieses Album in Worte zu fassen. Also, jeder der was auf Björk hält, sollte sich schleunigst selbst von den Qualitäten dieser Platte überzeugen.
Auf jeden Fall hat Björk mit „Vespertine“ ein Werk geschaffen, über das man noch in einigen Jahren sprechen wird.“ (http://musique-deluxe.com/html/bjork_vespertine.html)

http://www.bjork.com/ – die offizielle Björk-Webseite