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Maps – We Can Create (2007)

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„Das Debütalbum von Maps mit dem Titel “We Can Create” ist ein echter Mutmacher. Einerseits zeigt Maps-Mastermind James Chapman, dass Pop nach wie vor entwicklungsfähig ist und wie man Innovation Stück für Stück aus den elektronischen Stilrichtungen absaugen kann. Andererseits macht er mit der Musik auch klar, dass man gerne mal ein wenig optimistischer ins Leben gehen darf. Der Titel sagt es schon: Wir haben mehr Macht, als wir denken.

Der Beweis dafür ist verdammt noch mal dieses Album, das Chapman zuhause allein in seinem Schlafzimmer aufgenommen hat. Erstaunlicherweise geschah dies völlig ohne Computer, sondern nur mit einem alten 16-Spur-Recorder. Da steckt also eine ganze Menge Persönlichkeit und Profil in “We Can Create” – nach dem Motto: ”Ich wachte auf und sang ‘Elouise’”, wie Chapman erzählt. Mal arbeitete er die ganze Nacht durch und genoss die Wirkung seines Sounds in den Dämmerstunden. Immer aber stellt man sich die Arbeitsweise dieses Menschen als langwieriges Tüfteln vor, als seine Motivation denkt man sich einen akribischen Perfektionismus: ”Manche Songs schienen sich wie von selbst zu schreiben” – andere dauerten Wochen und Monate, mussten skizziert, repariert und wieder neu aufgenommen werden.
“We Can Create” ist vom Stil her nicht eindeutig zuzuordnen. Mal poppt es eingängig, mal rockt es spacig und dann chillt es plötzlich im Downtempo vor sich hin. Dabei wohnt dem Album prinzipiell eine gewisse Kopfhörer-Ästhetik inne, die auch nach wiederholtem Hören neue Dinge entdecken und den wahnsinnig elaborierten Sound genießen lässt. Trotzdem klingt Maps auch auf einer herkömmlichen Stereo-Anlage gut und wird auch den Leuten gefallen, die mit durchproduzierten Musiken wie HipHop oder Electro nicht soviel am Hut haben. Das ist sicher auch Verdienst von Produzent Valgeir Sigurdsson (Bonnie “Prince” Billy, Björk) und Mischer Ken Thomas (Sigur Rós, Hope Of The States), die nacheinander dem Do-It-Yourself-Projekt einen professionelleren Stempel aufdrückten.

Es ist wirklich erstaunlich, wie die meist geflüstert-gesungenen, etwas banalen Melodien ankommen, recht gut nämlich, und wie man sich den Sound Schicht für Schicht erschließen muss. Da ist den Machern wirklich eine gute Synthese aus konventionellen Instrumenten wie Gitarre und Bass und dem elektronischen Equipment aus LoFi-Beats und Synthesizern gelungen. So findet man mit “Glory Verse” eine wunderbare Ballade auf dem Album, mit “Elouise” eine catchy Pop-Nummer, die süchtig zu machen scheint, mit “So Low, So High” wird das Album durch einen wirklich erhebenden Rock-Song eröffnet und das Mantra-artige “Don’t Fear” wiederum ist ein tiefes Luftholen kurz vorm Schluss. ”Don’t fear the sun, feel like someone, and somehow, somehow, come on” wiederholt Chapman da immer und immer wieder in seiner manisch ruhigen Stimme, die per Overdub auf beide Kopfhörer-Seiten verdoppelt wurde. Das ist ein glorioser Schöpfergeist, der uns da zum Loslegen animiert. Recht hat er – man muss die Angst vor den alltäglichen Dingen besiegen und sich vielleicht einfach mal mit einigen Instrumenten im Schlafzimmer einschließen um kreativ sein und etwas schaffen zu können. “We Can Create” ist ein Beweis, dass das geht. Und auch allein hervorragend funktionieren kann. (K. Haller)“ (http://magagin.de/reviews/204)

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