Das Thema Hochschulöffnung für die Gruppe der nicht-traditionell Studierenden ist nicht ganz so neu, gewann aber in den letzten Jahren zunehmend an (bildungs-)politischer Bedeutung. Im Projekt „Offene Kompetenzregion Westpfalz“ (https://www.kompetenzregion-rlp.de) des Bund-Länder-Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ (https://www.wettbewerb-offene-hochschulen-bmbf.de) wurden Angebote speziell für diese Zielgruppe entwickelt und werden nun angeboten. Im Rahmen des Projekts widmete ich mich unter anderem der Frage, wo denn eigentlich die nicht-traditionell Studierenden bleiben? Denn laut Gesetz können in Rheinland-Pfalz sehr viele Menschen auch ohne Abitur studieren. Jedoch ist der Zustrom dieser Gruppe an Studierenden an die Hochschulen bislang noch überschaubar. Wieso, weshalb, warum?… Und so führte ich eine Befragung bei Personen durch, die grundsätzlich die Studienberechtigung aufgrund ihrer (Bildungs-)Biografie erworben haben, jedoch nicht den Weg an die Hochschulen suchten, suchen oder suchen werden. Über 250 Befragungen ergaben ein interessantes Bild, dass nun im Buch „Hochschulöffnung durch Kompetenzorientierung und Digitalisierung„, herausgegeben von Rolf Arnold u.a. (Schneider Verlag) zusammengefasst dargestellt ist.
Kategorien, gebildet aus einer Abfrage zu „drei Assoziationen mit dem Studium“ bei Schüler_innen an Berufsbildungseinrichtungen in der Westpfalz
Auf dem Rückweg von der GMW-Tagung „Bildungsräume“ fand ich endlich Zeit, mir den nicht mehr ganz so neuen Horizon Report anzusehen. Zu dessen erscheinen zwitscherten schon vor Monaten alle (sozialen) Medien.
Der Report hat sich ja (nicht nur) in der E-Learning Community einen Namen gemacht, da hier die zu erwartenden Trends des Einsatzes von Lerntechnologien in die Hochschullehre für die kommenden Jahre von einer Expertengruppe prognostiziert wurden. Zwar gibt es auch in diesem Jahr wieder Hinweise auf lehr- und lerntechnologische Entwicklungen , aber viel spannender ist meines Erachtens, dass der Report diese weniger stark fokussiert und seinen Blick deutlicher auf Themen legt, die das Lehren und Lernen sowie die Organisation von Bildungsräumen an sich betreffen.
Schon beim Blick in die Zusammenfassung der Ergebnisse zeigt sich, dass als erster Punkt Lehrkulturen und Studierendenerfolge genannt und damit als zentral angesehen werden! Aber auch der Erwerb von praktischen Kompetenzen (wobei entsprechende Technologien sinnvoll zu integrieren sind) und Prozesse zur Einschätzung unterschiedlicher (auch informell erworbener) Kompetenzstufen sowie die Bedeutung des Erwerbs von Medienkompetenzen, nicht nur verkürzt verstanden als Mediennutzungskompetenz (vgl. Medienkompetenzbegriff nach Dieter Baacke), zeigen, wie deutlich sich der Schwerpunkt von der Technologie hin zur Gestaltung von Lehrprozessen und die Unterstützung von Lernprozessen verlagert.
Blickt man in die zu erwarteten Trends, so stellen die Beförderung von Innovationskulturen an Hochschulen inklusive der Forderung, Scheitern als Teil des institutionellen Lernprozesses zu verstehen sowie der verstärkte Einsatz von Deeper Learning Methoden und die damit verbundene Kompetenzorientierung zwei langfristige Trends dar, die in den kommenden fünf Jahren an Bedeutung gewinnen werden. Mittelfristig, so der Horizon Report, sind die Messung von Lernprozessen für einen Kompetenzerwerb sowie die Neugestaltung von physischen (!) Lernräumen zur Förderung von Projektarbeit, Mobilität, Flexibilität oder mixed reality Technologien (im Handbuch E-Learning 2015; (5. Auflage wohl noch 2017) von Arnold et al. als Hybrider Bildungsraum bezeichnet) zwei Bereiche, die erwartbar sein dürften. Aktuelle Trends stellen der verstärkte Einsatz von Blended-Learning, der Ausbau von Lernplattformen sowie Formen kollaborativen Lernens dar. Insgesamt, so zeigen die Trends, geht es jetzt (zumindest meines Erachtens) deutlich stärker um Fragen der Gestaltung von Lehr-Lern-Arrangements, der Kompetenzentwicklung etc., wobei immer wieder auch Technologien, wie z.B. Cloud-Dienste, Apps etc. erwähnt werden.
Ebenso sind die benannten Herausforderungen weniger technischer Natur als vielmehr in den Bereichen der Personal-, Organisations- und Lehrentwicklung zu verorten. So sieht der Report die Entwicklung von Medienkompetenzen bei allen Akteuren, die Zusammenführung von formalen und informellen Lernen und die Kultivierung des Lebenlangen Lernens als bewältigbar an. Schwerer hingegen scheinen Hürden wie die Überwindung der Ausbildungskluft, vor allem bedingt durch soziale Ungleichheiten mit den damit verbundenen Problemen (erschwerter Zugang zu Bildung, Heterogenität der Lernenden) sowie die Überwindung des digital gap auf globaler und innergesellschaftlicher Ebene zu sein. Als echte Herausforderungen werden der Rollenwechsel bei Lehrenden sowie die Entwicklung Kompetenzorientierter Lernangebote beschrieben. (Zu letztgenannten Punkt gibt es wohl kommenden Monat einen Kriterienkatalog, der gerade in Veröffentlichung ist und hoffentlich Lehrenden bei der Gestaltung kompetenzorientierter Ansätze hilft.)
Insgesamt, so denke ich, hat der Horizon Report damit die wirklich wichtigen Themen aufgegriffen, die für die gelingende Gestaltung von Lehre in den kommenden Jahren von Relevanz sein dürften oder könnten.
Mein Dank gilt an dieser Stelle wie wie jedes Jahr Helga Bechmann vom Multimedia Kontor Hamburg für ihre ausgezeichnete Arbeit an der deutschen Version des Report und ihre freundliche Erinnerung, dass wieder ein Jahr herum ist 🙂
Im Rahmen des Projektes Offene Kompetenzregion Westpfalz (https://www.kompetenzregion-rlp.de/) werden u.a. kompetenzorientierte Studienangebote für die Gruppe nicht-traditionell Studierender entwickelt. Doch was zeichnet eigentlich kompetenzorientierte didaktische Ansätze aus? Dieser Frage ging ich im Rahmen meiner Forschungsarbeit im o.g. Projekt nach. Hierzu habe ich eine umfassende Literaturrecherche und -analyse betrieben und die Kriterien kompetenzorientierter Didaktik zusammengetragen. Eine erste Veröffentlichung erfolgte bereits 2015 (vgl. Kilian 2015). Die dort gelisteten Kriterien wurden in der weiteren Arbeit verfeinert und mit Subkategorien ausgestattet. Zugleich wurden für einen „Kompetenzcheck“ von Lernangeboten exemplarische Prüffragen formuliert, die die Konstruktion bzw. Evaluation kompetenzorientierter Lehr-Lern-Angebote unterstützen sollen. Auch wenn einige Subkriterien nicht ganz einfach und eindeutig einem Hauptkriterium zuzuordnen sind, wurde versucht, diese für eine bessere Übersicht entsprechend zu kategorisieren. Inwieweit die Zusammenstellung der Kriterien bereits vollständig ist, kann ich nicht abschließend beurteilen. Eventuell hab ich weitere Kriterien bei meiner übersehen? Falls dies der Fall sein sollte, würde ich mich über eine Rückmeldung (mit Verweis auf die Literatur) freuen, um das bislang vorliegende Raster zu vervollständigen.
Im nachfolgenden pdf finden sich neben einem knappen Einführungstext zum Hintergrund der Arbeit die Kriterien und Subkriterien sowie die Prüffragen. Weiterhin wurden exemplarisch Literaturverweise aufgenommen, die den theoretischen Background zu den einzelnen Kriterien nochmals verorten.
Ich habe diesen Beitrag für die Teilnehmenden der dghd-Tagung Bochum erstellt, damit sich diese die Liste im Nachgang nochmals genauer ansehen können. Derzeit arbeite ich an einer empirischen Validierung der Kriterien. Eine Veröffentlichung der Forschungsergebnisse ist für Anfang 2017 geplant.
Viel Spaß bei der Lektüre.
Literatur
Kilian, Lars (2015): Kriterien kompetenzorientierter didaktischer Ansätze. In: Rolf Arnold; Konrad, Wolf & Simone Wanken (Hg.): Offene und kompetenzorientierte Hochschule. Band 1 zur Fachtagung „Selbstgesteuert, kompetenzorientiert und offen?!“. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren GmbH, S. 107-131.
Auf ca. 140 Seiten werden Qualitätsmanagementsysteme (Teil 1) Kompetenzorientierung und Qualitätssicherung (Teil 2) und Ergebnissicherung und Nachhaltigkeit von Evaluationen (Teil 3) besprochen und mit Praxisbezügen angereichert. Die Autorenschaft ist breit gefächert und arbeitet in vielfältigen Projekten, die durch den o.g. Wettbewerb gefördert werden.
Auch im Wintersemester gibt es im Rahmen des Projektes „Offene Kompetenzregion Westpfalz“ eine Vortragsreihe. Sie steht unter dem Titel „Lehre im Wandel. Neue Lehr- und Lernformen mit Blick auf die Kompetenzorientierung“ und startet am 5.11.2012. Die Vorträge finden am Fraunhofer-Institut ITWM, Kaiserslautern statt, die Teilnahme ist kostenfrei. Der Einfachheit halber möchte ich an dieser Stelle nur die Webseite (http://www.kompetenzregion-rlp.de/) zitieren, auf der auch die Möglichkeit der Anmeldung zur Vortragsreihe gegeben ist:
„Das Anliegen der Reihe ist es, über aktuelle Entwicklungen in der Hochschullehre zu informieren und die Lehrenden aller Fachrichtungen bei der Ausrichtung Ihrer Lehre und Studiengestaltung auf eine Kompetenzorientierung und die Gestaltung und Begleitung von Lernprozessen zu unterstützen. Die Erfordernisse für eine stärkere Kompetenzorientierung ergeben sich bspw. im Rahmen von Akkreditierungsverfahren, aber auch wegen der zunehmenden Selbstlernorientierung, besonders in berufsbegleitenden oder Fernstudienformaten.
Die Vortragsreihe bietet einen Überblick über
eine kompetenzorientierte Gestaltung von Studiengängen im Allgemeinen 05.11.2012: Prof. Dr. Niclas Schaper, Universität Paderborn,
eine Kompetenzorientierung im Kontext neuer Lerntechnologien 12.11.2012: Prof. Dr. Per Bergamin, Leiter des Instituts für Fernstudien & eLearningforschung, Fernfachhochschule Schweiz,
die Entwicklung von Selbstlernkompetenzen im Rahmen von Blended-Learning- und Präsenzstudiengängen 03.12.2012: Prof. Dr. Hermann J. Forneck, Direktor Pädagogische Hochschule der Nordwestschweiz,
eine gendergerechte Kompetenzorientierung von Studiengängen 10.12.2012: Prof. Dr. Schwarze, Hochschule Osnabrück
und die Sicht von Unternehmen auf eine Kompetenzorientierung des Studiums 17.12.2012: Dr. Gerhard F. Braun, Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz.
Die Einladung richtet sich an alle Hochschullehrenden und Mitarbeiter/-innen der FH und TU Kaiserslautern sowie an alle Interessierten aus Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.“
Im Rahmen des Verbundprojektes „Offene Kompetenzregion Westpfalz“ findet eine Vortragsreihe rund um das Thema „Herausforderung: Kompetenzorientierte Hochschule“ statt, auf welches ich schon verwiesen hab.
Hierfür wurden und werden hervorragende Personen eingeladen, die zum Thema aus ihrer spezifischen Disziplin vortragen. Glücklicherweise werden die Vorträge aufgezeichnet, so dass sie auch für alle, die nicht daran teilnehmen konnten, abrufbar sind.
Die erste Aufzeichnung ist nun online. Es handelt sich um den Beitrag von Prof. Dr. Rolf Arnold von der TU Kaiserslautern. Er geht dem Thema „Bildung durch Wissenschaft. Anfragen an die Kompetenzforschung“ nach.
Die Videos können sich unter folgenden Adressen angesehen werden:
Im Rahmen des vom BMBF und ESF geförderten Verbundvorhabens „Offene Kompetenzregion Westpfalz“ startet demnächst eine Vortragsreihe zum Thema „Herausforderung: Kompetenzorientierte Hochschule“. Da doch durchaus renomierte Experten zum Themenfeld sprechen, möchte ich die Gelegenheit nutzen, hier ein wenig Werbung für die Veranstaltung zu machen. Folgende Referenten werden im Rahmen der Vortragsreihe erscheinen
04.06.2012 17:00 – 19:00 „BILDUNG DURCH WISSENSCHAFT: ANFRAGEN AN DIE KOMPETENZFORSCHUNG“ Prof. Dr. Rolf Arnold, Technische Universität Kaiserslautern
11.06.2012 17:00 – 19:00 „MESSUNG, ANRECHNUNG UND ENTWICKLUNG VON KOMPETENZEN“ Dr. Ernst Andreas Hartmann, VDI/VDE Innovation + Technik GmbH, Berlin
18.06.2012 13:30 – 15:00 „METAKOGNITION ALS SCHLÜSSEL ZUR KOMPETENZENTWICKLUNG“ Prof. Dr. Arnim Kaiser, Universität der Bundeswehr München
18.06.2012 17:00 – 19:00 „MULTIPLE KOMPETENZ – WEGE UND IRRWEGE BEIM ÜBERGANG VON DER BERUFLICHEN ZUR ‚AKADEMISCHEN‘ BILDUNG“ Prof. Dr. Felix Rauner, Universität Bremen
25.06.2012 17:00 – 19:00 „SIEGESZUG DES KOMPETENZDENKENS“ Prof. Dr. John Erpenbeck, Steinbeis University Berlin
09.07.2012 17:00 – 19:00 „AUSWIRKUNGEN DES BOLOGNA-PROZESSES: EINE EXPERTISE DER HOCHSCHULDIDAKTIK“ Prof. Dr. Christian Harteis, Universität Paderborn
Veranstaltungsort ist jeweils das Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM, Fraunhofer-Platz 1, Raum: Z02.02, 67663 Kaiserslautern (Link zu google-maps http://g.co/maps/dc28n)
Die Vortragsreihe ist kostenfrei, jedoch empfiehlt sich eine Anmeldung, da die Plätze begrenzt sind. Die Anmeldungen können direkt auf der Webseite des Vorhabens (http://www.kompetenzregion-rlp.de/) durchgeführt werden.
Mehr Informationen können dem Flyer entnommen werden. Dafür bitte den folgenden Link: Flyer_Vortragsreihe (pdf, ca 4,5MB) anklicken
Die Studie „Kompetenz- und Talentmanagement“ der Deutschen Universität für Weiterbildung zeigte, dass sich ca. jeder Fünfte Arbeitnehmer (22%) nicht richtig an seinem Arbeitsplatz eingesetzt fühlt. Davon fühlt sich die Hälfte entweder über- oder unterfordert. Unterforderungen entstehen nach Angaben der befragten durch anspruchslose Aufgaben, mangelnde Verantwortung, Monotonie im Arbeitsleben. Diese Faktoren gehen mit einem tatsächlichen Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit einher und führen zu Kompetenzverlusten. Darüber hinaus führen Über- bzw. Unterforderung längerfristig zu Burnout oder Boreout.