Alina Probehören „Dies ist eine bemerkenswerte Neuaufnahme, sowohl wegen ihrer Schönheit als auch wegen ihres neuartigen Programmes. „Für Alina“ ist ein zweiminütiges Solostück für Klavier, komponiert von Pärt 1976. Es führt direkt in seinen „tintinabuli“-Stil hinein — eine glockengleiche, einfache, keine einzige Note verschwendende Methode, für die er geliebt und geschätzt wird. Pärt entschied sich persönlich für die Anordnung der Stücke, da er annahm, es würde der Einspielung gut stehen. So spielt der Pianist Alexander Malter „Alina“ an zweiter und an vierte Stelle. Jede Wiederholung nimmt exakt 11 Minuten ein. Es gibt sehr kleine Veränderungen im Tempo, in der Begeisterung und ein Rubato von einem Stück zum anderen, aber all das heißt nur, dass sich hier insgesamt 22 Minuten der wundervollsten und besinnlichsten Musik finden, die je komponiert wurde. Fast ebenso sanft klingt „Spiegel im Spiegel“, gespielt als Stücke Nr. 1, 3 und 5. Ausgelegt ist es auf Klavier, aber auch auf Geige, Cello und dann wieder Geige. Die Töne, in denen sich die Instrumente spiegeln, werden bei jeder Wiederholung um Nuancen näher oder entfernter gegenseitig reflektiert. Jede dieser Zusammenstellungen ist in ihrer Anmut nahezu unmöglich zu beschreiben. Diese Musik verschlägt einem in ihrer einfachen Komplexität die Sprache — umso besser können Herz und Ohr genießen“ (Robert Levine)
Hach, The Wall. Nicht nur dass dieses Konzeptalbum sicher zu seiner Zeit (1979) ein ziemliches Novum der Art und Weise, Musik zu machen und Geschichten zu erzählen – äh zu singen – war. Nein, es war auch eine meiner ersten STEREOaufnahmen, die ich mir am Walkman (!) in den frühen 80ern auf die Ohren gab. Ich erinnere mich ziemlich gut daran, wie ich bei manchen Effekten aufschreckte. Nicht zuletzt war das Album ein Treiber für mich, in jungen Jahren Englisch zu lernen – mit (kompetenzorientierter!) Unterstützung meines damaligen Klassenlehres, wofür ich ihm heute noch dankbar bin.
Ach ja, das Album an sich ist natürlich großartig und gehört wohl in jeden gut sortierten Plattenschrank (auch wenn ich solche Sätze nicht mag und hiermit sofort wieder zurückziehe). Aber da es ein Klassiker ist, braucht es vielleicht gar keine extralange Vorstellung.
Sehenswert dazu ist natürlich auch der Film mit Bob Geldof in der Hauptrolle.
…Während ich das schreibe, schaue ich durchs Fenster auf die alten Häuser hier und den niedrigen Kirchturm. Es ist eine so friedliche Welt, über der jetzt gerade die Sonne untergeht, eine so harmlose Welt. Gleich schlägt die Uhr sechs, dann wird der Lärm abnehmen. Schließlich werde ich mich fühlen wie vor zweihundert Jahren und mir einbilden, irgendwo in der Ferne Peitschenknallen zu hören und die rasselnden Räder der Postkutsche… Diese Musik ist auf andere Weise friedevoll. Als ich sie zum ersten Mal hörte (Dein erstes Geschenk an mich, erinnerst Du dich?), habe ich auch zum ersten Mal ein wenig verstanden, was geschieht, wenn sich Leidenschaft und Ruhe so unglaublich eng miteinander verbinden: auch darin, Lieber, bist Du. Es ist, habe ich inzwischen gemerkt (und am eigenen Leibe gespürt…), noch mehr: es ist ein Ausdruck unendlicher Sehnsucht, der sich, irgendwie, in einen kaum auszuhaltenden Schmerz auflöst, oder ein Schmerz, der sich in Sehnsucht auflöst: ich weiß, daß ich manchmal gerne weinen würde, ob vor Schmerz oder aus Sehnsucht, weiß ich nicht, und es doch nicht tue, weil ich Angst davor habe, daß dann alle Dämme brechen würden… Ach.
Der erste Satz dauert fast eine halbe Stunde. Er besteht eigentlich nur aus einem gewaltigen, brodelnden Kanon über einem ruhig und gelassen daherschreitenden Grundmotiv. Cantus firmus, heißt das wohl: eine ganz selbstgewisser Gesang, wie das langsame Schlagen Deines Herzens, wenn Du neben mir liegst und ich meine kleine Hand auf Deine Brust lege. Es beginnt irgendwo in einem unbestimmbaren Dunkel, bis, ganz behutsam, die Streicher einigermaßen hörbar mit dem Kanon einsetzen, der dann gemächlich durch das Orchester wandert, immer mehr und mehr Stimmen infiziert, dabei fort und fort ein wenig höher steigt, zu einer Art von ruhiger (aber nicht kalter) Ekstase, in die dann, vollkommen unerwartet (und auch nicht vorhersehbar, nicht wirklich) eine leidenschaftliche Frauenstimme einbricht, die irgendetwas auf polnisch singt. Wie gut, denke ich, daß es polnisch ist. Ich muß das nicht verstehen. Ich will das nicht verstehen. Das ist die Stelle, Liebster, wo ich mich irgendwie wegtragen lasse wie in den Augenblicken, in denen Du– Sie singt und singt. Das könnte, das sollte gar nicht mehr aufhören. Aber es hört natürlich doch auf, und dann setzt der große Kanon wieder ein, der, während die Sängerin sang (schlechtes Deutsch, ich weiß, mein Liebster, aber genau das tut sie, sie singt wie um ihr Leben), für einen kleinen Augenblick innegehalten hatte, als hielte die ganze Welt den Atem an für einen Moment, dann setzt dieser große Kanon wieder ein und wandert wieder durch die Stimmen des Orchesters und wird leiser und leiser, bis am Ende nur noch der cantus firmus durch die Dunkelheit schreitet. Es könnte eine Viertelstunde gedauert haben oder eine halbe oder zwei Stunden [27:09 steht auf der CD und: Lento – Sostenuto tranquillo ma cantabile; Lento ist ein ruhiges Gleiten mehr als ein Schreiten (das würde man wohl Andante nennen, oder so), aber das schönste daran ist, daß da steht „cantabile“…], es könnte immer und immer dauern, aber es wirkt nur so ungeheuerlich durch den Gegensatz und das Ineinander von unendlicher Ruhe und der überfließenden Leidenschaft des Soprans. Während ich das schreibe, höre ich gerade den ersten Satz, wir sind in der neunten Minute, und da scheint es mir, als wäre der Kanon nicht nur ruhig, sondern auch drängend, und als müsse gleich die Sopranistin einsetzen, damit diese drängende, wunderschöne Sehnsucht nicht alles, alles sprengt und dann zerstäubt wie die Gischt, die wir damals in Land’s End bewundert haben.
Ich habe gerade eine ganze Weile dagesessen und in mich hineingehört, während Zofia Kilamowicz sang, mit einem unglaublichen Aufschwung: moja nadzieja mila… bevor das ganze Orchester wieder einsetzt… Das Zimmer ist dunkel, längst, und die Welt draußen ist still. Ich fühle mich fast, als hätte ich gerade geweint, und es wundert mich fast, daß meine Wangen ganz trocken sind. Ich habe im Booklet nachgeschaut, was dieser unglaubliche Satz bedeutet: Bo juz jidziesz ode mnie moja nadzieja mila. Und doch, meine geliebte Hoffnung, verläßt Du mich gerade jetzt…“ (http://musik.ciao.de/Henryk_Gorecki_3_Symphonie__Test_2258463)
„Eine Neueinspielung der letzten drei Sonaten von Franz Schubert wird einen neuen Standard setzen. Sie ist ebenso glasklar und brillant gespielt wie mit dem Kopf durchdacht und vom Gefühl durchlebt. Diese bei Sony erschienene Doppel-CD „Schubert Piano Sonatas“ hat der amerikanische Ausnahmepianist Murray Perahia eingespielt.
Es gibt die Geschichte von Martin Heidegger auf der Flucht aus dem zerbombten Freiburg. Er bat den befreundeten Georg Picht um Nachtquartier. Auf Wunsch Heideggers spielte seine Frau die nachgelassene Sonate in B-Dur 960. Als sie fertig war, sah Heidegger seinen Freund an und sagte: „Das können wir mit der Philosophie nicht.“
Über Schuberts letzte drei Sonaten in C-Moll 958, A-Dur 959 und B-Dur 960, alle nur wenige Monate vor seinem Tod in einer wahren Schaffensexplosion entstanden, ist viel geschrieben worden. Etwa über den Bruch mit der Tradition, über die veränderte Bedeutung von Harmonie und auch von den Themen, die manchmal nur einmal auftauchen und dann unwiederbringlich vergangen sind, also nur in der Erinnerung lebendig bleiben. Perahia hat all dies eingefangen und hörbar gemacht, spielt aber von den üblichen Klischees völlig befreit. Eine unglaublich transparente, klare und zugleich bewegende Aufnahme.“ (http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/tips/47247/index.html)
„Glenn Gould ist Bach“ „…spielt nicht Klavier, sondern betet“ Goulds Bachspiel, auch wenn man nicht ganz den Zitaten der Fangemeinschaft widerstandslos Recht geben mag, ist immer hörenswert. Gould war womöglich das grösste, ganz sicher aber eigentümlichste Genie unter den Pianisten des zwanzigsten Jahrhunderts. Analytisch, brillant, rasant, mit stupender Technik bringt er Bach zu Gehör und wenn er die klassischen und romantischen Komponisten zum Teil ungewohnt, zum Teil befremdlich gespielt haben mag und Einwände seiner musikalischen Partner(Menuhin und Bernstein wären zwei bekannte Beispiele)berechtigt und nachvollziehbar waren, bei Bach, den er wie keinen anderen Komponisten verehrte und in seinem Spiel huldigte, bleibt er gültig. Sein Klavierspiel singt bei Bach(nicht das gelegentlich vernehmbare Summen ist gemeint)und ist durchaus auch schön, nur eben nicht romantisch verklärt oder ausschliesslich schön. Gould, der öffentliche Aufführungen hasste und Publikum nicht ausstehen konnte und sich folgerichtig schon bald ganz und ausschliesslich der Studioaufnahme widmete, hatte in seiner Genialität etwas von einem Savant. Es scheint er lebte in der Wiedergabe von Bachs Musik oder sein Bachspiel sei Ausdruck einer Art meditativer Lebensäusserung. So wie ein genialer Mathematiker, möglicherweise autistisch für andere Dinge seiner Umwelt, in einen Rausch der Gleichungen und Zahlen verfällt, scheint es Gould mit der Kontrapunktik, den Noten und Symmetrien der Bach’schen Kompositionen zu gehen. Gewissermassen gefangen im Kosmos Bach. Fulminates, kongeniales Bachspiel.“ (http://www.amazon.de/review/R2LSI485W3ALBK/ref=cm_cr_rdp_perm)