Es geht auf Weihnachten zu und damit kommt auch das Heilige in unseren Breitengraden stärker zum Tragen. Zeit für Andreas Ammer und Ulrike Haage, die auf ihre Art den Heilgen Geist zum Tanzen bringen. Auf diesem Album, oder ist es ein Hörspiel (?), tauchen die beiden ein in die Welt der Märtyrer, dem (bürokratisch formalen) Akt einer Heiligsprechung, der Symbole, der Sagen und Mythen, der Verehrungen der Heiligen (allein bei Johannes Paul II gab es über 250 Heiligsprechungen) und und und erzählen dabei zahlreiche Geschichten über Wunder und wundersames. Sie streifen durch vergangene Äonen und verweben sie mit der Jetztzeit, wenn Radio Maria zum Klingen kommt oder TV-Prediger durch den Sampler gejagt werden. Stimmlich hervorragend getragen wird dieses Arrangement von Katharina Franck, Ben Becker und Phil Minton. Fazit: Das Album bringt eine heilige, aber keine stille Nacht.
Meine Bildassoziation mit dem Album: Ein Foto aus der wahrlich beeindruckenden, leuchtend goldenen und reich verzierten Königlichen Kapell in Palermo
„Als ehemalige Sängerin der „Rainbirds“ dürfte Katharina Franck noch in angenehmer Erinnerung sein, gehörte die Formation doch zu den seltenen deutschen Popbands von internationalem Format. Seitdem sind einige Jahre vergangen, und Katharina Franck hat die Zeit genutzt, um sich ein völlig unerwartetes Terrain zu erobern:
Atemloser Marathon durch die Straßen von New York, Berlin, die TransAmazonica, Hudson Bay, Dinkelsbühl, dann schließlich „den Fluss hinunter und hinaus aufs offene Meer“ – Katharina Franck lädt auf ihrem Album „Zeitlupenkino“ zur Tour de Force rund um den Globus, verpackt in zurückhaltend leichte Popmelodien, mit denen sie ihre gesprochenen Texte untermalt. Tatsächlich: Gesprochen.
Gesungen wird nur einmal, in „Sie schickt mir eine Karte aus Cadiz“ – wieder so ein magischer Ort voller Erinnerungen: „Der Atlantik schüttet dir ein nasses Lächeln ins Gesicht“
Ihre fesselnden Alltagsgeschichten und Phantasien, ob nun die rastlose Hatz durch New Yorker Häuserschluchten oder der Duft nach Holz und Jasmin, all diese erlebten und erzählten Begebenheiten passen nicht ins Format Strophe-Refrain-Strophe, sie zwingen die Musik in den Hintergrund und sind dennoch voller Farben und Bilder – und viel, viel Atmosphäre.
Man könnte es für eine neue Form der Lyrik oder Prosa halten, als träfen Pop und Kunst aufeinander; Popart also, und vielleicht nicht von ungefähr erzählt ein Lied (Lied ?) von „Andy Warhols Mona Lisa“.
Das ungewöhnliche Song-Format erlaubt textliche Qualitäten, wie sie in der deutschsprachigen Popmusik die absolute Ausnahme sind. Klingende Metaphern und andere virtuos eingesetzte Stilmittel bebildern die erzählten Erlebnisse und reizen sämtliche Sinne.
„Zeitlupenkino“ ist kein Album, das zur Hintergrundmusik taugt. Die faszinierenden Texte verlangen – und verdienen – volle Aufmerksamkeit. Ob man sie als eigenwillige Musik-CD oder als Audio-Book begreift, spielt dabei keine Rolle. Durch die ungewohnte Verbindung beider Medien geht Katharina Franck über deren traditionelle Möglichkeiten hinaus.
Was die dichtende Sprecherin mit ihren gesprochenen Liedern sagen will ? Die Antwort gibt sie selbst: „Ich möchte bitte glücklich sein. Und ein Radeberger.“ (http://www.cd-kritik.de/frameset/frset.htm?/kritiken/cd/franck-zeit.htm)