Es geht auf Weihnachten zu und damit kommt auch das Heilige in unseren Breitengraden stärker zum Tragen. Zeit für Andreas Ammer und Ulrike Haage, die auf ihre Art den Heilgen Geist zum Tanzen bringen. Auf diesem Album, oder ist es ein Hörspiel (?), tauchen die beiden ein in die Welt der Märtyrer, dem (bürokratisch formalen) Akt einer Heiligsprechung, der Symbole, der Sagen und Mythen, der Verehrungen der Heiligen (allein bei Johannes Paul II gab es über 250 Heiligsprechungen) und und und erzählen dabei zahlreiche Geschichten über Wunder und wundersames. Sie streifen durch vergangene Äonen und verweben sie mit der Jetztzeit, wenn Radio Maria zum Klingen kommt oder TV-Prediger durch den Sampler gejagt werden. Stimmlich hervorragend getragen wird dieses Arrangement von Katharina Franck, Ben Becker und Phil Minton. Fazit: Das Album bringt eine heilige, aber keine stille Nacht.
Meine Bildassoziation mit dem Album: Ein Foto aus der wahrlich beeindruckenden, leuchtend goldenen und reich verzierten Königlichen Kapell in Palermo
„‚Don’t go near ‚Timeless‘ … it will take your soul out, take it on a fucking journey, and hand it back to you‘ (GOLDIE) ‚Timeless‘, das Titelstück und der Kern des Doppelalbums, ist im Prinzip eine 21 Minuten-Version von ‚Inner City Life‘, unterteilt in die Parts ‚Innercity Life‘, ‚Jah‘ und ‚Pressure‘ und geht in dieser dreigeteilten Form weit über alles hinaus, was ‚Innercity Life‘ und damit das authentischste Stück moderner Großstadtmusik jemals war. ‚Timeless‘ schraubt den UK-Breakbeat in eine nie dagewesene Dimension, sprengt alle mittlerweile vorgegebenen Rahmen, überspringt die Grenzen des Genres, ohne auch nur ein anderes wirklich zu berühren.
GOLDIE spielt mit Sounds wie ein Kind mit dem Feuer, und er läuft verdammt noch mal Gefahr, den ganzen Laden anzuzünden. Er schöpft die Möglichkeiten moderner Technologie bis zum Letzten aus und hat doch keine Hemmungen ob seiner Zielsetzung, die bis dato definitivste aller urbanen kontemporären Formen des musikalischen Ausdrucks zu finden, auf manuell erstellte Sounds zurückzugreifen. Der größte Teil der auf ‚Timeless‘ verwendeten Cubase-gesteuerten Rhythmen z. B. basiert auf im Studio live eingespielten Drumpattern. Überhaupt wurde, wann immer möglich, versucht, nur eigene Sounds zu samplen, um am Ende ein möglichst originäres Ergebnis zu bekommen. Das Ergebnis ist eine Platte, wie sie – auch dank Diane Charlemagnes essentiellem Gesang – soulfuller nicht sein könnte. GOLDIE nennt seine Musik ‚Inner-City Ghetto Music‘, und soulful meint hier nicht nur kräftig, stark, sondern brutal, denn die Seele der Großstadt ist der Kampf. In ihm zu überleben, ist das zentrale Thema des Albums. Auch ein Track, der diesen Kampf überleben will, muß hart sein. Die Tracks auf ‚Timeless‘ sind so hart, daß sie einen Club auch um 6 Uhr morgens noch zum Kochen bringen. Das ist die einzige Härte, die zählt, und die hat nichts mit harten Sounds, sondern einzig und allein mit Integrität zu tun.“ (http://www.intro.de/platten/kritiken/23018447/goldie_timeless)