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The Heavy – Great Vengeance And Furious Fire (2007)

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Minimales kann bombastisch sein. Vorausgesetzt, die Mischung stimmt. Und hier sind The Heavy echte Meister. In erster Linie wird gerockt und scheinbar munter drauf losgehauen. Aber schon beim ersten Hören fällt auf, dass da mehr drin steckt. Einflüsse von Reggea, Blues und Funk und Soul drücken sich durch trotz der dicken Beats deutlich an die Oberfläche, dass es nur so poppt. Dazu ein energetischer Gesang, der gern auch mal durch den Equalizer geleiert verfremdet klingen darf. Mich erinnern sie mit diesem Album an  „Elephant“ von den White Stripes und auch der Gesang, oder besser, der gekonnte Umgang mit der Stimme als weiteres Musikinstrument, zeigt hier und da für mein Gefühl Ähnlichkeiten, ohne diese abzukupfern. Auch  Verweise auf Curties Mayfiled oder Assoziationen zu Jamie Lidell tun sich bei mir auf.

Die Platte macht sich keine Sorge um ausgewogene 7.1 Surroundsysteme und HiFi-Anlagen sondern konzentriert sich auf das, was wichtig ist: Spielen, Kreativität, Rhythmus. Da darf oder muss es auch rumpeln oder übersteuert und stets etwas zu laut klingen, solang die Message stimmt! Mono geht immer und Musik ist ein Selbstzweck.

Mich erstaunen solche Bands wie The Heavy, da sie es trotz des Gefühls, dass doch alles schon mal dagewesen sein sollte, schaffen, ein grandioses Werk abzuliefern, dass locker und unangestrengt, beinah wie aus dem Hemdsärmel geschüttelt, daher kommt. Da freu ich mich doch schon drauf, die Platte alsbald mal wieder abzuspielen 🙂

The Heavy – Coleen from Bryan Rone on Vimeo.

Jamie Lidell – Compass (2010)

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Mit der Stimme und dem Gefühl für Groove darf man Experimente machen, ohne unerkannt zu bleiben. Jamie Lidell legt mit seinem vierten Album ein Schritt zurück in die Zukunft hin, indem er sich von den Soul-Reminiszenzen der letzten beiden Albem verabschiedet und den Bogen spannt zu R’n’B über Elektronic (natürlich) und Funk in Anlehung an die frühen Super Collider bis zu – ja was eigentlich? Ist auch egeal, alles wird zum Beat, alles groovt, es wird geklatscht, Wassergeplätscher dient als akustisches Element, Gitarren treffen auf Beats, Orgeln kommen und gehen, opulente Streicher, Kastagnetten und und und. Klingt sehr überfrachtet, aber Jamie Lidell macht das einfach. Wieso? Weil er es kann! Wie ein guter Koch setzt er die einzelnen Töne, Sounds, Melodien und Effekte geschickt ein, um seine Musik vom Alltagseinerlei abzuheben, ohne dabei an den Nerven der Hörer zu ziehen. Auch gesanglich wird wieder facettenreich gearbeitet und zitiert. Prince und Stevie Wonder dürfenbei Jamies Gesang rausgehört werden, Feist, Gonzales und viele andere dagegen standen als Paten für das Album wieder zur Seite. Der Mann ist einfach zu gut.

http://www.jamielidell.com/ – offizielle Webseite von Jamie Lidell

Jamie Lidell – Jim (2008)

Hörprobe

„Habe ich mich im Zusammenhang mit „Multiply“ eigentlich über dessen unverschämte Kürze beschwert? Ich kann mich nicht erinnern, allzu lange schon liegt Jamie Lidells Vorgängeralbum zurück. Was sich mir allerdings unauslöschlich ins Gedächtnis gefräst hat: Das verständnislose „Wie? Schon aus?“-Gefühl, das „JIM“ unerfreulich reanimiert.

Andererseits: Wie oft bekommt man überflüssiges Füllmaterial serviert, das man genau so gut bis viel besser hätte weglassen können? Der Fehler, halbgare oder auch nur okay geratene Tracks zwischen die exquisiten Nummern zu streuen, unterläuft Jamie Lidell nicht. „JIM“ birgt, wie einst „Multiply“, ausschließlich zauberhaftes Material.

Womit die Kritik – zu lange hat’s gedauert, zu schnell ist’s wieder vorbei – auch bereits abgehakt wäre und ich getrost in Schwärmerei verfalle. „Another day, another way for me to open up to you.“ Positiver, freundlicher kann man eigentlich nirgends willkommen geheißen werden. Vogelgezwitscher und ein beschwingtes Piano sorgen für frühlingshafte Leichtigkeit, während soulige Background-Gesänge dezenten Gospel-Appeal verströmen…

…Unter der oft schlicht erscheinenden Oberfläche birgt „JIM“ komplex konstruierte, dabei doch wundervoll eingängige Songs, die, außer, dass sie durchgehend Freude bereiten, vor allem eins schüren: die Lust auf den nächsten Jamie Lidell-Live-Auftritt. Aus der Konserve nämlich ist dieser Mann groß. In seinen manischen Ausbrüchen auf der Bühne aber explodiert der höfliche bebrillte Brite in einen glitzernden Show-Giganten, den man dringend erlebt haben sollte. (Dani Fromm)“ (http://www.laut.de/Jamie-Lidell/JIM-%28Album%29)

http://www.jamielidell.com/ – offzielle Homepage von Jamie Lidell

Jamie Lidell auf myspace

Jamie Lidell – Multiply (2005)

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„Jamie Lidell – einst neben Christian Vogel eine Hälfte des Digifunk-Duos Super_Collider – mutierte seit Beginn seiner Solokarriere 2001 zur “Little Richard-Reinkarnation des 21. Jahrhunderts”, zu Englands begnadetstem Electro-Soul-Künstler. Sein zweites Soloalbum “Multiply” auf Warp ist die beste Prince-Platte, die dieser nie veröffentlicht hat. Ein Funk-Soul-Opus zwischen Prince (Raffinesse, Sex, Funk), Otis Redding (Emotion, herzerwärmender Soul & R’n’B) und Squarepusher (Electro-Twist). Ein kleines Masterpiece, das die Frische, den Pop und die Stärke von Marvin Gaye, Curtis Mayfield und Michael Jackson (in dessen Glanzzeit) ausdrückt und produktionstechnisch in die Energie- und Virtuositätswelten von Producer-Masterminds wie Quincy Jones und Herbie Hancock eintaucht. All diese Referenzen und Assoziationen entspriessen diesen zehn simplen Tracks im einzigartigen, unnachahmlichen Jamie Lidell-Style. Die Presse kann nicht umhin, diesen Mann und seine unglaubliche Wandlung zu einem modernen Soulinterpreten unserer Tage mit Lobeshymnen zu huldigen (u.a. Coverstories De:Bug 6/05 und The Wire 7/05, Album des Monats Keys 6/05). “Multiply” ist definitiv ein weiteres Warp-Highlight in diesem ohnehin schon aufregenden Jahr 2005.“ (http://www.amazon.de/Multiply-Jamie-Lidell/dp/B0009I46A8)

http://www.jamielidell.com/ – offizielle Homepage von Jamie Lidell