Schlagwort-Archive: Jaki Liebezeit

Drome – The Final Corporate Colonization Of The Unconscious (1993)

Wow. 23 Jahre alte Scheibe. Und gefühlt nicht veraltet! Mit Drome dekliniert Burnt Friedmann die Spielarten des Downtempo auf  durch und geht dabei natürlich seine eigenen Wege. Damit verbunden: 2 Effekte. 1. Es klingt wieder sehr eigen, sehr durchdacht und handwerklich ausgezeichnet. 2. Es ist, wie die meisten Sachen von Friedmann, deutlich unterschätzt und auch unbekannt geblieben. Elektronische Kombinationen von Dub, Reggae, Hip-Hop, House und Jazz, Musique Concrète und Technoversatzstücken. Schöne Titel wie „Hinterland, Kassler Kessel“ „Hoax! What did you got?“ oder „Nuzzling“ machen schon neugierig, was da wohl zusammenkombiniert wurde und die Stimmensamples, die ich schon bei Some More Crime verehre, werden auch hier atmosphärisch, fast beiläufig eingesetzt und bieten eine gute Schanze, eigene Geschichten aus den losen Sätzen zu ersinnen. 

Ich sollte mal schauen, was Burnt Friedmann aktuell so treibt (leider ist Jaki Liebezeit, mit dem er manch gutes Album erspielte, ja jüngst verstorben 🙁 )

 

 

Holger Czukay – Moving Pictures (1993/2003)

Czukay kann nicht anders. Konzeptmusik, experimentelle Töne, ausgefeilte Arrangement und Mainstreamuntauglichkeit. Und trotzdem bzw. genau deshalb bewegt er sich in seiner Welt erfolgreich, immer in Kontakt mit gleichgesinnten Größen. Studiert bei Karl-Heinz Stockhausen, Bekannheit erlangt als Bassist bei CAN, Zusammenarbeiten mit David Sylvian, Brain Eno oder auch den Eurythmix und Trio (!) und nebenher immer wieder Gäste ins Studio gelockt, um die eigenen Arbeiten fertig zu stellen. So stand für Moving Pictures u.a. Helmut Zerlett bereit, um dem Synthesizer einige Töne zu entlocken, Jah Whobble zupfte den Bass und Jaki Liebezeite, war für die Drums zuständig. Herausgekommen ist bei  der Arbeit die Filmmusik für einen intergalaktischen Roadmovie, der noch gedreht werden muss oder eigens im Kopf der Zuhörenden abläuft und sich eigentlich nur damit beschäftigt, Raum und Zeit zu überwinden. Stanley Kubricks Film „2001: Odyssee im Weltraum“ erinnert mich in seinen Bildern an diese Langsamkeit. Auch Vergleiche mit Eno scheinen zulässig. Ruhige, pulsierende, atmende Sounds, Unaufgeregtheit an jeder Ecke und dennoch spannend, wohl auch, weil man als Hörer nicht sicher ist, ob dieser Sound langsam auf einen absoluten Stillstand zusteuert. Und so bewegen sich die Bilder, unerklich, aber sie tun es.

 

Burnt Friedman & Jaki Liebezeit – Secret Rhythms 2 (2006)

Reinhören
„Auch auf ihrer neuen CD „Secret Rhythms 2“ glänzen Burnt Friedman und Jaki Liebezeit, wie auf dem (fast) gleichnamigen Vorgänger mit wunderbar verschlungener meditativer Musik, die Ihresgleichen sucht. Nur diesmal hat man zusätzlich nach einer Stimme gesucht – und diese in Form von David Sylvian auch gefunden.

Jene alte Story (ja, ich habe sie auch schon zitiert) von seinem Sieg im Wettkampf mit einem Metronom mag Liebezeit inzwischen ärgern, aber sie kommt auch hier wieder unwillkürlich in den Sinn. Wie schafft dieser Mann es nur, mit derart kargen Rhythmen so unverwechselbar zu klingen, mit so sparsamen Mitteln eine solche Spannung zu inszenieren? Auch die restlichen Musiker agieren zurückhaltend – Daniel Schroeter tupft ab und zu einen Basston, Morten Grønvads Vibraphon lässt hier und da einen glockigen Klang verlauten.

Dem was hier musikalisch passiert, kommt der Begriff „Textur“ wohl am nächsten. Joseph Suchys und Tom Motzners tastende Gitarren, Hayden Chisholms spröde Klarinettentöne und, last not least Burnt Friedman, der allem (womit genau eigentlich?) das gewisse Extra aufsetzt. Im dritten Song, „The Librarian“, sorgt David Sylvian durch seine eigentlich zu warme, zu präsente Stimme eher für einen stilistischen Bruch – gut zwar, lenkt aber merklich von der instrumentalen Linie ab.

Zu der findet die Band jedoch unmittelbar zurück, mit fünf weiteren schönen Instrumentalnummern. Gipfel der Sparsamkeit ist „Fearer“ – hier mal eine Bassdrum, da ein Klarinettenton. Snare leise auf Kante. Groovt. Kann sonst keiner. Und wenn die Musik dann in Zeitlupe wie eine Karawane hinterm Horizont verschwindet will man eigentlich nur noch … mitreisen.“ (http://jazzdimensions.de/reviews/others/2006/liebezeit_friedman_secret.html)

http://nonplace.de/ – Homepage und Label von Burnt Friedman