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Radiohead – OK Computer (1997)

Reinhören
Wer einem Sonnenaufgang die Aufmerksamkeit entgegenbringt, die diesem gebührt, wird sehen, dass er trotz seiner Alltäglichkeit nie identisch und mit ihm eine unbeschreibliche Komplexität verbunden ist. Dieser Gedanke kam mir heute beim Hören des immerhin schon 18 Jahre (!!!) gereiften Radiohead Albums „OK Computer“. Das Album verbrachte lange Zeit in einer Twilight-Zone meines Musikschranks und ich konnte mich nicht für oder dagegen entscheiden. Aber, nachdem ich mir die Zeit zum Zuhören nahm, entfaltete es mir einen unglaublichen Kosmos, den man wahrlich nicht alle Tage hören kann. Er erinnert mich an Konzeptalben von Pink Floyd, trägt die Melancholie, die sich Bright Eyes findet, hat die Kraft von Interpol und die Zuversicht von B.Fleischmann – um mal einige Assoziationen zusammen zu tragen… Es ist in der Tat ein sehr gelungenes Stück Musik, zu Recht mit dem Grammy Award for Best Alternative Music Album ausgezeichnet. Und so hat es sich nun doch in meinem Plattenschrank einen festen Platz reservieren können 🙂

Editors – In This Light And On This Evening (2009)

Reinhören
Was für eine Stimme. Was für eine Stimme! Auch auf ihrem dritten Album schaffen es die Editors, zu begeistern. Und zugleich werfen sie wieder die Frage auf, wer denn nun die besseren Joy Division sind? Editors oder Interpol? Oder ist alles anders herum und Joy Division wollten irgendwann mal Editors werden? (Frevel) Aber wie dem auch sei, sie loten weiter die Tiefen dieser Stilrichtung aus und versuchen dabei, Neues einfließen zu lassen. Noch etwas düsterer klingen sie, die Synthesizer drägen sich in den Vordergrund und ja, das Album wird dabei sogar fast schon tanzbar – zumindest in Teilen. Klingt ja dann doch wieder nach der Geschichte von Joy Division, die irgendwann mal New Order werden (mussten). Und damit bleibt die Frage unentschieden. Ist auch nicht wichtig, schön dass es das Album gibt. Also: Schwarzlich an heute Abend.

Editors – The Back Room (2005)

Hörprobe

Die ewig Zweiten,

so meinen zumindest die Kritiker in den verschiedenen Foren und Webseiten, wenn sie sich den Editors und ihrem Erstling „The Back Room“ widmen. Und ja, irgendie schwimmen sie ja mit, auf dieser schönen Retro-Joy-Division-Welle, die schon einige andere an Land gespült hat. Bekannteste Vertreter sind wohl Interpol, aber sind nicht die schon Zweiter gewesen? Und was macht es, Zweiter oder Dritter oder…  in einem Wettkampf um das Schöne und Edle zu sein?

Die Editors greifen mit dem Album schlicht und einfach das Erbe von Ian Curtis auf und machen alles richtig. Sonore Stimme, introvertierte Texte, ein ausgezeichneter Basslauf, verheulte Gitarren und Ruhe, Deepness, Melancholie und Wärme. Nur, sie waren nicht die Ersten. Ich kann es ihnen verzeihen und freu mich darauf, einen erfolgreichen Zweiten in den CD Player legen zu können.

 

Offizielle Webseite: http://www.editorsofficial.com/

Diego – Two (2008)

Hörprobe

2008 war ein Jahr in der Joy Division Dekade, an dem sich so viel Bands abarbeiten mussten (woher kam überhaupt dieser Trend?), wozu sich wohl auch Diego zählen durften. Doch Vorsicht. Es wird nicht mal schnell eine Kopie der alten Helden produziert, vielmehr sind sie meines Erachtens kraftvoller, drücken stärker nach vorn und lassen so durchaus auch das Diskoknie nicht kalt. „Diego, die mit beiden Füßen im Wave und im Pop, im Punk und im Drama stehen, zaubern bedingungslose Tanzbrecher, die im Sekundentakt gefangen nehmen und schütteln, schütteln, schütteln. Zarte Melancholie bricht mit sehnsuchtsvoller Hoffnung, zerreißende Melodien überfallen rücklings und Hit reiht sich nahtlos an Hit.“ (http://www.plattentests.de/rezi.php?show=6231)
Wer heute Interpol, Editors oder She Wants Revenge sagt, sollte auch Diego sagen! Und dann: Let’s Dance to Joy Division

http://www.diego-music.com/

Diego bei myspace

Joy Division – Unknown Pleasures (1979, remastered 2000)


Hörprobe

Und schon wieder geht es um Vergnügen, jetzt um die der Joy Division. Dass Ian Curtis Vergnügen unbekannt gewesen sein müssen, lässt nicht nur die Dunkelheit und Schwere dieses Albums deutlich werden, sondern auch sein früher selbstgewählter Gang von diesem Planeten. Für die Musikgeschichte hinterlies er ein schweres Erbe, welches nur zwei Alben beinhaltet, aber eine Neudefinition von moderner Musik mit sich brachte. „Unknown Pleasures“ ist der Erstling von 1979, dem im Gegensatz zu besser geschliffenen Diamanten „Closer“ von 1980 noch mehr der Punk anzuhören ist. Die Überbetonung des Schwarzen in Bass, Schlagzeug und Gesang stand sicherlich Pate für nachfolgende Gengres und wirkt bis heute hinein, wie Gruppen wie Interpol, Editors etc. belegen.

2000 wurde auch dieses Album einer akustischen Generalüberholung unterzogen und gleich noch eine Bonus-CD mit einem Konzertmitschnitt beigelegt.

Und ich hege den Verdacht, dass das Cover des Albums am meisten auf T-Shirts abgedruckt worden ist…

Wikipedia zu Joy Division

Interpol – Antics (2004)

Hörprobe
Getragen von der mit stolz trauernden Stimme Paul Banks (aka Julian Plenti) bewegt sich der Zweitling von Interpol immer noch im Erbe zwischen Joy Division und Chameleons. Dabei gewinnen die Songs trotz rockigerem Touch noch an Größe und Anmut, zeigen erst nach mehrmaligem Hören all die Factetten und Details, die diese Musik so eindringlich werden lässt. Eine Musik mit Gänsehautgarantie, geraderaus und fast schon steril. Und dabei trotzem kantig und dank dieser Stimme (ja, diese Stimme!) voller Wärme. Irgendwie klingt dieses Album so paradox wie ein am Reisbrett entworfenes echtes Gefühl – und es ist mehr als nur gut!

http://www.interpolnyc.com/ – Offizielle Homepage von Interpol

Julian Plenti – Julian Plenti Is… Skyscraper (2009)

Hörprobe
Paul Banks hat sich eine Auszeit von seiner Band Interpol genommen und ein Soloalbum aufgenommen. Sein Alter Ego heißt Julian Plenti und darf alles, was im bierernsten Interpol-Kosmos verboten ist.

Wer ist Julian Plenti? Ein Wolkenkratzer, sagt der Plattentitel. Ein Dandy auf der roten Ledercouch in Slippern und im blauen Hemd, sagt das Albumcover. Julian Plenti ist Paul Banks, seit zehn Jahren Sänger der New Yorker Band Interpol und der markerschütterndste Bariton seit Joy Divisions Ian Curtis.

In New Yorker Indiekreisen ist die Kunstfigur Julian Plenti schon länger ein Begriff. Seit Mitte der 90er Jahre hat Paul Banks unter diesem Pseudonym Soloshows in kleinen Clubs und Bars gegeben. Aber erst 2006 ließ er sein Alter Ego wirklich von der Leine.

Das Wohnzimmer bleibt hörbar

Drei großartige Interpol-Alben hatten ihn zum internationalen Star gemacht, und gerade rechtzeitig zur großen Bandpause drückte ihm jemand eine Audioschnittsoftware in die Hände. Damit konnte Paul Banks zu Hause werkeln und aus jahrelang liegengebliebenen Songentwürfen kleine LoFi-Kunstwerke basteln.

Im Herbst 2008 ging Paul Banks dann mit befreundeten Musikern ins Studio, um aus seinem Heimwerkerprojekt ein echtes Album zu machen, sein Solodebüt „Julian Plenti Is… Skyscraper“. Seine Arrangements gehen mit akustischen Gitarren, Klavieren, Streichern und Bläsern über den gut eingespielten stoischen Interpol-Sound hinaus, sind kleinteiliger, fransiger und verspielter und verbergen nie, dass sie aus kleinen Wohnzimmerdemos hervorgegangen sind.

Hosen runter, Experimentierfreude raus

Als Julian Plenti wagt Paul Banks die Experimente, die bei Interpol den Rahmen sprengen würden, lässt als Songwriter die Hosen runter und probiert detailverliebt neue Wege aus – in Songs wie „Games For Days“ fehlen aber auch die großen Interpol-Momente nicht.

Die Stimmung auf „Julian Plenti Is… Skyscraper“ ist dunkel, wie man es von Paul Banks gewohnt ist – dem Solodebüt fehlt aber der heilige Ernst und die gravitätische Schwere eines Interpol-Albums. Als Julian Plenti darf sich der große Schwermütige des Indierock eine Leichtfüßigkeit erlauben, die ihm sonst verwehrt bleibt. Seinem Alter Ego setzt Paul Banks keine stilistischen Grenzen – Julian Plenti darf jederzeit zur großen Popgeste ausholen. (Michael Wopperer)“  (http://on3.de/element/2557/album-der-woche-julian-plenti-is-skyscraper#/element/2557/album-der-woche-julian-plenti-is-skyscraper)

http://julianplenti.com/– Offizielle Webseite von Julian Plenti