Reinhören Ihrem wenig beruhigenden Bandnamen werden Explosion In The Sky auch auf diesem Album gerecht. Wie schöne Schäfchenwolken, die dem blauen Sommerhimmel eine malerische Abwechslung geben, legen sie eine Melodie auf die andere und füllen so mit der Zeit die Soundstrukturen. Und wie bei den Schäfchenwolken ist es mit den Melodien von Explosion In The Sky: Sie türmen sich auf, werden zu Kumulus-Wolken, verdunkeln den Himmel und voller Bange – aber auch Neugier – schaut man Richtung Horizont, was da noch kommen mag. Eins sei verraten: Die Aussichten auf ein Gewitter – oder Schlimmeres – bieten Explosion In The Sky auch auf diesem Album. Aber statt des großen Krachens kommt nur ein beschaulicher, warmer Sommerregen herunter. Schön auf der Haut, gut für das Land, auch wenn die große Katharsis damit entfällt. Aber wer braucht schon immer das große Finale – die Schönheit ist im Detail.
„zweifellos handelt es sich bei Explosions In The Sky um eine höchst bemerkenswerte band aus austin/texas, die auch gegenwärtig irgendwo im windschatten der neueren post-rock-welle (was immer das sein mag) segelt und deshalb in europa meist nur durch glücklichen zufall anlanden und den weg in die ohren williger hörer findet. leider!
weil die heroen des genres länger am markt sind, drängen sich für eine erste beschreibung der musik von EITS nur einschlägige vergleiche auf. Mogwai und Godspeed You Black Emperor! können in der tat als äußere eckpfeiler der orientierung dienen. um das verhältnis zunächst negativ zu fixieren: EITS haben weder die epische überbreite von GYBE! (die so weit ist, wie der amerikanische kontinent), noch erreichen sie die schier einzigartige musikalische dichte von Mogwai. Das liegt schon an der instrumentierung der stücke, die einerseits auf den einsatz von komplexen und angereicherten sounds sowie auf jegliche art von fragmentiertem gesang verzichten und andererseits auch das verarbeiten sphärischer experimentalstrecken oder hörspielartiger szenarios (vgl. etwa GYBE! oder Set Fire To Flames) meiden. die gitarrenzentrierten stücke sind zwar zwischen sechs und elf minuten lang und bieten genügend raum für experimente. das musikalische patchworking und das langwierige „entwickeln“ und/oder zerfasern eines themas tritt hier jedoch zugunsten einer wiederholten motiverprobung in den hintergrund, die auch vor überraschenden musikalischen tempiwechseln (track 2 und 5) nicht haltmacht.
die jungs aus austin kommen im ganzen sehr konzentriert und kompakt daher, wobei vor allem das treibende, expressive schlagzeug (mit sehr ordentlicher beckenarbeit) ins ohr springt, das nicht nur den fetten gitarrenstrecken den nötigen drive unterlegt. darüber hinaus gelingen EITS auch in den leisen parts höchst eigenständige musikalische motive von seltener schönheit. die spannung zwischen laut und leise, expression und verhaltenheit ist stellenweise von betörender schnörkellosigkeit. hier ist nichts überflüssig, die musik stimmt auch in der summe und vermag zu überzeugen.
nicht verschwiegen werden soll auch, daß EITS – wie ihre großen brüder von GYBE! – zumindest auf ihrem ersten album ein eminent zivilisationskritisches anliegen verfolgen. Das zeigt nicht nur das artwork des covers. Auch der enigmatische titel des albums gibt erste, wenn auch dunkle hinweise: those who tell the truth shall die, and those who tell the truth shall live forever. das klingt zunächst nach nonsense, ist aber im ganzen einer naturreligiösen leitidee verpflichtet, deren inhalten man auch bei genauem hinhören etwas näher kommen kann. track 4 (have you passed through this night?) beginnt mit einer kurzen originalsequenz (filmmusik und o-ton) aus terrence malick’s 1998 veröffentlichtem kriegsepos „the thin red line“, der in seiner metaphysischen dimension den menschlichen tod als endstation sehnsucht und/oder durchgangsort zum ewigen leben der natur auslotet. wer mehr über die verbindung von „shall die“ und „shall live forever“ erfahren möchte, sehe sich den film an. Das album ist offenkundig von mallick’s ideenkosmos und seiner grundlegenden sinnsuche im kriegsgeschehen inspiriert und kreiert dies auch in der aufteilung der stücke: die tracks 1-3 kreisen um das sterben, die tracks 4-6 um das ewige leben, wobei sich die stücke der zweiten hälfte auf jene der ersten beziehen und deren musikalischen themen weiterentwickeln. also auch für freunde von sogenannten konzeptalben eine echte herausforderung. im ganzen überaus lohnende musik, die aufmerksamkeit verdient. (guido) “ (http://www.amazon.de/review/R3JHM6U5XVFSEI/ref=cm_cr_rdp_perm).
„Mogwai sind back in Rock-Action. Back in ihrem eigenen, streng kopfnickenden Gitarren-Kosmos, der den Hörer mit dem Beginn der ersten Melodie wieder völlig in seinen Bann zieht. Er entführt ihn auf eine benebelte Reise durch die schottischen Weiten. Über Stock und Stein, durch den nebligen Wald und über taufrische Wiesen. Augen zu und durch. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Diese jungen Herren vermögen es wie keine andere Instrumental-Band, das Kino im Kopf in Gang zu setzen. Beim einfachen Dasitzen und vor sich hin Träumen funktionieren Mogwai deshalb auch am besten. Dieses Dösen gelingt ihnen bei „Happy Songs …“ besser als je zuvor, denn die Platte macht keinen Halt. Das altbewährte Spiel mit lauten, monströsen Ausbrüchen und leisen, zerbrechlichen Flüster-Stellen hat nahezu ausgedient.
Hier bewegen sich die Schotten auf einer konstanten Linie des wabberenden Sounds und kreieren einen durchgehenden Fluss von 41 Minuten, der sich mit den bekannten elektronischen Sounds und breitangelegten Streicher-Arrangements am Leben hält. Dadurch wird das inzwischen fünfte Album der Band ihr bisher nebensächlichstetes – und das gar nicht mal im negativen Sinne. Das intensive Zuhören rückt in den Hintergrund und lässt der Träumerei ihren Lauf.
Trotz weitaus weniger Sing-Anteil als beim Vorgänger „Rock Action“ schaffen es Mogwai wieder, in durchschnittlich vier Minuten lange Songs alles hineinzupacken, wofür andere Bands ihrer Kategorie mal locker die vierfache Zeit brauchen und schon nach drei Minuten die Aufmerksamkeit verlieren. Neue Fans werden die Schotten in Skateboarder-Kluft hiermit wohl kaum finden. Im Endeffekt hat sich nicht viel verändert, aber das will ja sowieso niemand so richtig. Liebe oder hasse die „Band für das 21.Jahrhundert“, wie Stephen Malkmus sie bezeichnet. Ich unterschreibe.“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/m/mogwai/happy_songs_for_happy_people/index.htm)