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mission possible

Quelle: http://www.hof.uni-halle.de/dateien/JPG/hof-hr6-missin-possible.jpg

Mit dem schönen Übertitel „Mission possible“ wurde das Beiheift zur Zeitschrift „die hochschule“ benannt. Der Untertitel gibt etwas mehr Auskunft: „Gesellschaftliche Verantwortung ostdeutscher Hochschulen: Entwicklungschance im demografischen Wandel“.

Das Thema, dass das Team Henke, Höhne, Pasternack und Schneider hier aufgreifen, ist hochaktuell und meines Erachtens nicht mehr nur für ostdeutsche Hochschulen von Interesse. Denn der demografische Wandel vollzieht sich in vielen Regionen Deutschlands, wenngleich eventuell schleichender, was jedoch auch gefährlicher sein kann. Und so lohnt sich sicher ein Blick auf die Strategien der Hochschulen zur Legitimation ihrer Existenz einerseits, als auch die deren Funktion für und Effekte auf die jeweiligen Regionen. Die demografischen Entwicklungen erlauben zwei Strategien: einerseits die Entkopplung von der regionalen Situation z.B. durch stärkeres Engagement im Segment des Online-/Distance-Learning oder andererseits durch eine klare Positionierung als Mitgestaltende in der Region und damit aktiver Teil der Problemlösung (vgl. Studie S. 8).  Bei zweitgenannter Strategie können Hochschulen durch ihre Expertise Innovationen in der jeweiligen Region stärken sowie Aufgaben für die Region übernehmen, für die sonst kaum noch Ressourcen bestehen (z.B. Bereitstellung von Infrastruktur, kulturelle Aufgaben…).

Durch die sich entspannende Studiensituation ab 2015 an westdeutschen Hochschulen fällt darüber hinaus eine weitere Quelle der ostdeutschen Hochschulen weg: der Zustrom an Studienanfängern aus den überfüllten Hochschulen westdeutschlands, was die Situation neben den regionalen demografischen Entwicklungen noch verschärft. Ebenso dürfte sich ein Kampf um Bildungsteilnehmende zwischen Hochschulen und Berufsbildungsanbietern entfachen. Wird dazu aufgrund ungünstiger Haushaltsfinanzen die Fächervielfalt an den Standorten eingedampft, entstehen weitere Risiken, „da ein empirisch nachgewiesener Zusammenhang besteht zwischen räumlicher Nähe zu präferierten Fächerangeboten und der  individuellen Neigung, ein Studium aufzunehmen bzw. für die Studienaufnahme im Herkunftsbundesland zu verbleiben. (Vgl. Schmid/Pasternack 2013: 436f.)“ (ebd. S. 13)

Vor dem Hintergrund, dass auch in westdeutschen Regionen zwar nicht vergleichbare, aber ähnliche demographische Entwicklungen bevor stehen, ist diese Veröffentlichung nicht ganz uninteressant (wie übrigens zahlreiche weitere Veröffentlichungen des Instituts für Hochschulforschung Halle-Wittenberg)

Für den geneigten Leser der Link zur hier nur knapp skizzierten Handreichung: http://www.hof.uni-halle.de/journal/texte/Handreichungen/HoF-Handreichungen6.pdf

Horizon Report 2014 veröffentlicht

Taufrisch gibt es den neuen Horizon Report 2014 auf der Webseite des Multimedia Kontor Hamburg kostenlos und in deutscher Sprache (besonderer Dank für die Übersetzungsarbeit geht auf diesem Weg an Frau Helga Bechmann von MMKH!) als Download -> klick mich.
Der Horizon Report basiert auf der Forschungsarbeit des New Media Consortium und der EDUCAUSE Learning Initiative und versucht, die Trends des Einsatzes von Technologien der kommenden Jahre im Bereich der Hochschulen zu identifizieren.

Schlüsseltrends, die den Einsatz von Technologien in den Hochschulen in nächster Zeit befördern, sind die zunehmende Verbreitung sozialer Medien sowie die Integration von Online-, Blendet und kollaborativem Lernen (vgl. Horizon Report 2014, S. 9ff.). Mittelfristig wird eine Zunahme datengetriebenen Lernen und des Assessments lt. Report zu erwarten sein sowie der Shift vom Studierenden als Konsumenten zu Produzenten (ebd., 15ff.) Langfristig prognostiziert der Report die Weiterentwicklung von Online-Learning durch Services und Produkte wie bspw. learning analytics, SoundCloud oder andere Ansätze der Personalisierung des Lernens sowie agile Veränderungsansätze, u.a. bedingt durch die Verknüpfung von Theorie und Praxis, Einbindung externer Experten in die Hochschulstrukturen oder Supportangebote der Hochschulen für Unternehmen. Das Stichwort Technologietransfer charakterisiert dieses Szenario ganz gut (vgl. ebd. S. 23ff.). Die zu erwartenden Entwicklungen bringen einige Herausforderungen für Hochschulen mit sich. So gilt es z.B. die Medienkompetenz der Lehrenden zu fördern, die Rolle der Lehre an Hochschulen neu zu justieren, sich auf neue Geschäftsmodelle einzulassen und mit „Konkurrenz aus unerwarteten Ecken“ bzgl. neuer Lehrmodelle umzugehen, Lehrinnovationen zu verstetigen sowie die Hochschulen zu öffnen und die Relevanz der Hochschulbildung zu erhalten (vgl. ebd. 25ff.).

Als besondere lehr- und lerntechnologische Entwicklungen werden der Flipped Classroom als ein Konzept der Emanzipation der Lernenden und Subjektorientierung des Lernprozesses sowie Learning Analytics für die nächsten zwei Jahre eingeschätzt. Mittelfristig (2-3 Jahre) sehen die Autoren, dass der 3D-Druck sowie die Gamifizierung Einzug in die Lehre und das Lernen halten wird.

Langfristig, also im Zeitraum von 4-5 Jahren, wird prognostiziert, dass das mit dem Begriff „Quantified Self“ bezeichnete Phänomen des Sammelns persönlicher Daten durch Wearables, Einzug in die Hochschullehre halten und durch Apps ergänzt werden wird. Diese Daten, so der Report, werden z.B. mit den persönlichen Lernergebnissen verknüpft und ausgewertet. Lernende können so die für sie gesunden, effektiven und effizienten Lernzeiten extrahieren – sozusagen ein technologiegestütztes Lerndoping. Aber auch für die Industrie können solche Daten dahingehend genutzt werden, dem Kunden passgenaue Services anzubieten (bessere Heilungsmethoden, auf den Ernährungsplan abgestimmte Einkaufszettel uvm.). Als zweiten langfristigen Trend sieht der Horizon Report Virtuelle Assistenten. Solche Ansätze wurden bereits in den 90er Jahren verfolgt und die Idee stammt sogar aus den 70er Jahren, aber sie waren technisch noch nicht ausgereift und konnten daher nicht wirklich Fuß fassen. Mittlerweile finden sie durch smarte Integration in die Technologien zunehmend Verbreitung. Apples Siri ist sicherlich eins der ersten gelungenen Umsetzungen der Neuzeit, die mittlerweile auch von anderen Plattformen in ähnlicher Weise adaptiert worden ist. Mit Hilfe solcher Assistenten wird nicht nur die Verwendung von Technologien vereinfacht (z.B. Gestensteuerung), sondern sie können auch dazu dienen, Kommunikation zu unterstützen, wie der Report am Beispiel einer Präsentation von  Richard F. Rashid von Microsoft darlegt (Link zur Präsentation https://www.youtube.com/watch?v=Nu-nlQqFCKg, ab Minute 6:30 wird es spannend ;-)).

Es bleibt als spannend, was die Entwicklung und Nutzung neuer Technologien (nicht nur) für die Hochschule und Hochschullehre bringen wird. Ob die Trends sich in der Form bewahrheiten, bleibt abzuwarten. Gerade vor dem Hintergrund, dass es immer noch Hochschulen in Deutschland gibt, die sich noch nicht mal dem Thema Internet 1.0 oder E-Learning angenähert haben, wird es sicher dauern, bis solche Trends sich etablieren. Vorreiter wird es aber geben und auf deren Ergebnisse darf man gespannt sein. Der Report zeigt, wohin die Reise gehen könnte. Um ein Zitat von Alan Kay aufzugreifen (welches mir heute per Email im Kontext der Zukunftsstrategien meiner Universität zugesandt wurde und das auch hier sehr gut passt): „Die Zukunft kann man am besten voraussagen, wenn man sie selbst gestaltet.“

 

Innovationsindikator 2012

Der Innovationsindikator 2012, den das Fraunhofer ISI in Auftrag der Deutschen Telekom Stiftung, erstellt hat, wurde jüngst veröffentlicht. Im Innovationsranking belegt Deutschland demnach den 6 Rang von 28 untersuchten Industrieländern. Das bedeutet ein Abrutschen um zwei Plätze im Vergleich zum Vorjahr. Niederlande und Belgien haben sich dafür „nach vorne geschoben“. Gründe hierfür werden in der verstärkten Investition in Forschung und Innovation in den letzten Jahren gesehen. Platz 1 ist wieder die Schweiz. Die deutsche Wirtschaft hingegen konnte sich im internationalen Vergleich um zwei Plätze nach oben arbeiten und erreicht nun den 4. Platz. Größtes Manko in Deutschland bleibt das Bildungssystem, welches nur einen 17. Rang einnehmen konnte. Auch bei den staatlichen Rahmenbedingungen für Innovation erreicht Deutschland nur das Mittelfeld (15. Platz). Obwohl die Investitionen in diesem Bereich gestärkt worden sind, bleiben sie doch hinter denen der anderen Staaten zurück. Ein weiterer Faktor ist die Vielfalt und Vielfältigkeit der Menschen in einem Land (Diversity), die zu Innovationen beitragen können. Auch hier schneidet Deutschland nur mittelmäßig ab. Eine stärkere Beteiligung von Frauen, Migranten und älteren Beschäftigten in Wissenschaft und Wirtschaft könnte Impulse setzen. Insofern sehen die Macher der Studie als Handlungsfelder u.a. mehr Investitionen in Bildung zu tätigen, die Qualität der Bildung zu verbessern und die Vielfalt der Bevölkerung besser zu nutzen.
Mehr Infos gibt es unter http://www.innovationsindikator.de/