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ELBOW – FLYING DREAMS 1 (2021)

Quelle: https://prettyinnoise.de/wp-content/uploads/2021/11/81e6nDOMETL.SL1500.jpg

Elbow berühren mich stets durch ihre ganz eigene Wärme, die sich nicht nur in den sanften Songs sondern auch bei etwas „härterer Gangart“ ausbreitet. Mit „Flying Dream 1“ haben sie nun ein weiteres Werk vorgelegt, dass definitiv durch ruhigere Gefilde gleitet. Die Liebe zur Familie und zu den Freunden sind die Themen, die dieses Album tragen. Die atmosphärische Nähe zu Talk Talks letzten Alben könnte nicht zufällig sein, teilt Elbow doch (auch meine) Begeisterung für deren Musik. Und so war es erklärter Versuch der Band, ein Album in Reminiszenz zu den letzten Arbeiten von Talk Talk zu produzieren. Es soll die Kraft besitzen , den Hörenden zu umarmen und zu überwältigen. Das, denke ich, ist Elbow mit „Flying Dream 1“ gelungen.

Auch wenn die Briten mit ihrem neunten Longplayer weiterhin in Deutschland für mein Gefühl eher unter dem Radar fliegen, werden sie auf der Insel regelmäßig mit Auszeichnungen geehrt: „Gold- und Platinauszeichnungen für jedes einzelne Werk, gleich drei Mal Platin gar für den 2008er-Coup ‚The Seldom Seen Kid‚“. Das nährt die Hoffnung , dass sich Elbow NICHT wegen gefühltem Desinteresse der Hörerschaft aus dem Musikgeschäft zurückziehen. Denn diese Wahrnehmung könnte eintreten, da dieses Album eine Herausforderung bestehen muss, die auch schon Talk Talks Spätwerke mit sich brachten und Christof Hammer bei Lowbeats so beschreibt: „Die Qualitäten von ‚Flying Dream 1‘ zu entdecken, erfordert allerdings Muse und Geduld, verlangt nach der Kunst des Zuhörens. Wer die aufzubringen bereit ist, wird ein Werk entdecken, in dem Substanz auf Eleganz trifft und Tiefgang auf Leichtigkeit und in dem Raffinesse ein minimalistisches Gewand bevorzugt, anstatt sich in Opulenz zu suhlen.“

Ja, diese Ruhe, das Licht und die Wärme machen es für mich zum guten Album des Monats Dezember. Dazu fand ich auf meiner Festplatte ein Bild, welches für mein Gefühl gut zu den zehn Songs passt. Alle haben das Potenzial zu strahlen, wenn man sie nur lässt 🙂

Bild einer Lichterkette aus Glühlamen, durch die die Sonne scheint
Lars Kilian: Flying Dreams (CC BY SA 4.0)

Low – Hey What (2021)

Quelle: jpc.de

Ich weiß nicht, wer mir Low vor vielen Jahren empfahl. Aber es war Begeisterung aufs erste Hören. Ständig irgendwo zwischen Slowcore und Dreampop wandelnd, machten Low ihrem Namen alle Ehre mit diesem herrlich verschleppten Beats und oft verhallendem Gesang von Mimi Parker und Ian Sparhawk. Und über die Alben hinweg experimentierten sich Low stets weiter vor in ihren Soundstrukturen und überraschten mich jedes mal aufs Neue.

Aber seit dem Album „Ones And Sixes“ gab es einen deutlichen Schub in neue Dimensionen. Störungen, chaotische Verzerrungen, Disharmonien brachen auf, die zugleich von stets zarten und einfachen Melodien aufgelöst wurden, wie ein Unwetter im stürmischen Herbst, dass über einen her fegt und die Wolken doch immer wieder die Sonne durchlassen und man irgendwo einen Regenbogen sieht. Mit „Hey What“ gehen Low ihren Weg mutig, selbstbewusst und sicher weiter und loten diese Dimensionen in verschiedenen Facetten aus.

Nicht nur, dass „Hey What“ von mir sehnlichst erwartet wurde und deshalb an dieser Stelle als meine Musikempfehlung von November in Erscheinung tritt. Nein, vermutlich wird „Hey What“ wohl auch das letzte Album dieser Art sein , denn Mimi Parker verstarb leider diesen Monat. Damit ging eine für mich großartig kreative Musikerin, der mit diesem kleinen Post hier gedacht werden soll. „Hey What“ wirkt mit dieser Geschichte auf mich nochmals schwerer und bedeutungsvoller. R.I.P., Mimi Parker…

Ein Foto fand ich für „Hey What“, das mir passend schien. Beim Hören habe ich Assoziationen zur Suche nach Glück und Freude, die einem immer wieder durch die Hände gleitet, wenn man zu fest daran hält. Und manchmal ist es gar kein Glück und wenig Freude, was man bei der Suche findet – ähnlich dem „Bummeln gehen“ in Geschäftszeilen ohne wirklichen Bedarf . Man versucht, kurze Freuden zu kaufen, die innere Leere bleibt oder kommt schnell zurück. Und so ist die Suche nach dem Mehr vielleicht im Weniger zu finden… Die Schaufensterpuppen, die ich einst sah, finde ich hier passend. Als stets gleiche, wohlgeformte Repräsentanten der austauschbaren Mode, ausgezogen, kühl und abgewandt. Hat da wer „Hey What“ gerufen?

nackte Schaufensterpuppen
Lars Kilian: Hey What (CC BY SA 4.0)

Eagle Seagull – The Year Of How-To Books (2010)

Da fiel mir doch erst relativ spät dieses Album vor ein/zwei Jahren in die Hände und ließ mich seither nicht los. Klang schon das Erstlingswert von Eagle Seagull vielversprechend, schmiegt sich dieses Album in meine Gehörgänge, vom ersten bis zum letzten Ton. Opulente Songs und hymnenhafte Melodien, pulsierende Refrains und weinerlicher Gesang. Das alles gespickt mit Breaks in der Songstruktur, die keine Langeweile aufkommen lassen und angereichert mit Klavier und einem Himmel voller Violine(n), die oppulent dieses Popwerk schmücken. Tatsächlich fesselt mich dieses trotz allem spröde Album deutlich mehr als der Vorgänger, auch wenn die Kritiker im Netz nicht unbedingt meine Meinung teilen. Müssen sie ja auch nicht! Assoziationen Anderer mit Arcade Fire oder der Stimme von Robert Smith kann ich hingegen gut folgen. Diese Songs, die hoch hinaus tragen, luftig und leicht und sich dabei gegenseitig über Albenlänge jagen, machen jeden Tag etwas bunter. Wie schreibt passend Britta Helm auf Visions: „Das alles so schmissig wie die Briten, so leidenschaftlich instrumentiert wie die Kanadier und dabei flüchtiger als eine Katze im Regen. Nacherzählen lässt sich so etwas nicht, so tragisch und kunstvoll und faszinierend es auch währenddessen flimmert.“

Und so kann ich für mich gar keinen Lieblingssong auf dem Album deklarieren. Allein der Opener „You’re The Reason Why I’m Afraid To Die“ lässt mein Herz höher schlagen und ich kann beim Text zustimmend nicken, während mein Fuß zum Rhythmus wippt. Der Song macht in Gänze das klar, was mich tatsächlich mit einer Todesangst befällt: Nicht mehr für meine Kinder da sein zu können. Wer kennt das nicht mit Blick auf die eigenen Kinder? Sind sie doch, so klein sie noch sind, das Wichtigste, was Eltern haben. Und so wähle ich für das Album auch mal ein sehr persönliches Bild aus. Ein Halbportrait meiner ersten Tochter…

Bild mit Kind im Tragetuch
(C) Lars Kilian 2016 You’re the reason why I’m afraid to die

Leider fand ich kein „echtes“ Video zum Song, dem ich dieses Bild zuschreibe. Daher nur die Musik ohne Bewegtbild an dieser Stelle

Sparklehorse – Good Morning Spider (1998)

Quelle: https://img.discogs.com/WEcW6QgY3rJPg5NwGLU35eq7otA=/fit-in/595×595/filters:strip_icc():format(jpeg):mode_rgb():quality(90)/discogs-images/R-2761824-1404136506-5026.jpeg.jpg

November, Spinnenzeit. Diese kleinen Nützlinge kommen wieder in die Wohnung, arbeiten heimlich an ihren Gespinsten und zeigen, dass draußen definitiv die kalte Jahreszeit angebrochen ist. „Good Morning Spider“, das zweite Album von Sparklehorse, passt da vom Titel und auch musikalisch gut. Aufgenommen im eigenen Heim mit diversen billigen Keyboards, die laut des Musikers eine Zillion unterschiedlicher Sounds produzieren. Dazu ein Mikrofon einer alten CB-Funkstation aus den 50er Jahren. Klingt nach einem sehr kreativen Umgang mit Tönen und Gesang? Ist es auch. Dabei jedoch liegt der Fokus auf dem Ausdruck der Sache – dass, was Kunst kann und soll. Während Bands wie z.B. CocoRosie oder Senor Coconut meiner Meinung nach auch deutlich hörbar ihrem Spieltrieb frönen (und das ist gut so!), klingt Sparklehorse für mich, als wäre er auf der Suche nach dem Ausdruck seiner Gedanken, Gefühle und Befindlichkeiten. Und diese waren nicht unbedingt heiter, wie das frühe Ableben von Mark Linkous leider belegt, aber durchaus kraftvoll und fragil zugleich, wenn ich mich nicht verhöre. Man hört den Kampf mit sich und der Welt: introvertiert und ruhig auf der einen Seite, experimentell und explosiv auf der Anderen. 

Herausragend für mich ist das Stück „Chaos Of The Galaxy / Happy Man“, das diese Vielfalt in sich trägt. Sounds, kommend und gehend, wie bei der Suche nach einem Sender bei einem analogen Autoradio. Dazu Knarzgeräusche, Fiepen, Blubbern. Und irgendwann, ja irgendwann kommt auch der Titel richtig rein, mit Bass und Mitten. Und da hört man Sparklehorse wiederholt singen: „All I wannt is to be a happy man“. Schade, dass Mark Linkous das wohl nicht mehr geschafft hat. R.I.P.

Meine Bildassoziation zum November, zum Album, zu „Happy Man“ Mark Linkous ist ein Foto aus Abano Terme. Ein Graffiti, das ich schon vor Jahren sah. Damals noch frisch gesprayt fand ich es schon ansprechend. Nun aber gewinnt es durch die Zeit, da sich die Maserung des Holzes wieder zeigt und dem Ganzen zum einen Leben, zum anderen aber Vergänglichkeit einhaucht. Das passt, wie ich finde, gut zum eigentlichen Motiv des Bildes – und zum hier in Erinnerung gerufenen Album.

(C) Lars Kilian: Happy Man (2021, CC BY SA 3.0 DE)

Ein Video zu Happy Man…

Polarkreis 18 – The Colour Of Snow (2008)

Quelle: https://www.musik-sammler.de/cover/283000/282668_1506459627.jpg

Die einstige Band aus Dresden mit ihrem wohl erfolgreichstem und populärstem Album „The Colour Of Snow“ . Mit ihm wurden Polarkreis 18 massenkompatibel und auch in der Breite aufgenommen. Das ist erfreulich für die Band und die Hitparaden und muss auch gar nicht schlimm sein 🙂

Ganz ungefährlich ist dieser Spagat zwischen Pop und Eigenständigkeit aber nicht. Laura Anderson schrieb auf motor.de:

„…weil die Jungs wirklich wissen, was sie hier tun und wollen, ist ihnen eine Platte gelungen, die beim ersten Hören scheinbar haarscharf am Schmalz vorbeischrammt, sich jedoch sofort in den Gehörgang hakt und dort auf ewig nachhallt. Beim mehrmaligen Hören jedoch mit soviel Können aufwartet, mit liebevollen Details, mit einem wilden Mix an verschiedensten Zutaten aus Klassik, Electro und Post-Indie-Rock, dass einem schier die Worte fehlen.“

http://www.motor.de/motormeinung/motor.de/polarkreis_18_pro_contra_the_colour_of_snow.html

Insgesamt geht die Platte auf in Bombast! Kein versteckter Falsett-Gesang mehr von Felix Rauber und keine Streicher aus der Steckdose – das Babelsberger Filmorchester durfte es hier schon sein. Und trotz allem – oder weil? – sind Zerbrechlichkeit, Einsamkeit und Leere nicht nur dabei, sondern mittendrin. Insgesamt ein Album, welches viel Raum für Entdeckungen lässt. Die Musik geht im Stadion genauso gut, wie allein (allein) auf dem Sofa unter Kopfhörern.

Der Titel des Albums macht The Colour Of Snow für mich zu einem Januaralbum. Deshalb muss ich es nach über 10 Jahren nochmal ausgraben. Ich habe an den entsprechenden Titelsong gedacht, als ich jüngst das nachfolgende Winterbild aufnahm. Okay: Allein Allein hätte auch gepasst, aber irgendwie ist es für mich aufgrund der hohen Präsenz vor über 10 Jahren irgendwie verbrannt…

Lars Kilian: The Colour Of Snow
Lars Kilian: The Colour Of Snow

Get Well Soon – The Scarlet Beast O’Seven Heads – La Bestia Scarlatta Con Sette Teste (2CD) (2012)

Ich gestehe: Jan Böhmermann ist nicht mein Liebling. Nicht zuletzt aufgrund einer Sendung, bei der Konstantin Gropper zu Gast war, um seine CD zu promoten und für mein Gefühl aus der ganzen Aktion nicht gut rauskam. Zu schrill, zu schnell, zu bunt ist die Welt, die Böhmermann und Roche in ihrer Talkshow einst zauberten (oder sind die noch auf Sendung?). Wer sich die Musik von Get Well Soon anhört, wird merken, dass hier die Ruhe, Getragenheit und Schönheit zum Ausdruck kommen, wie man sie nur selten findet. Gropper schafft Welten, die mich sofort in ihren Bann ziehen und nicht mehr entlassen. Egal ob zu Hause über die Anlage, mit Kopfhörern auf dem Ku`Damm oder im Wald, bei feurigen Sonnenaufgängen und in verregneter Abenddämmerung.  Ein Kosmos voller Glanz, Hoffnung, Wärme, Utopien und Wünsche, auch wenn das vorliegende Album eine „Hommage ans italienische Horrorkino der Siebziger“ (Quelle) ist und sich der Illusion des Weltuntergangs „The whole world is going to hell“ widmet. Nicht ganz zu unrecht wurde es als das „mondänste und anspruchsvollste Pop-Album des Jahres“ (Quelle) gehandelt.

Elbow – build a rocked boys! (2011)

Reinhören

Elbow legen bei ihrem 5ten Studioalbum Wert darauf, dass dieses in kleinen Buchstaben und mit Ausrufezeichen geschrieben wird. Diesem Wunsch komme ich gern nach, zumal die Erhabenheit, die dieses Werk ausstrahlt, eine gewisse Demut beim Hörenden auslöst. Elbow schaffen es immer wieder, Musik zu komponieren und zu spielen, die für große Stadien genauso funktioniert wie für den ganz privaten, intimen Moment. Dazu trägt neben der wunderbaren Orchestrierung nicht zuletzt die markante Stimme von Sänger Guy Garvey bei.

build a rocket boys! kann als Nachfolger von „The Seldom Seen Kid“ als wohl schwierigste Geburt bezeichnet werden. Denn The Seldom Seen Kid war Elbows bislang erfolgreichstes Album. Sie kamen in die Charts und avancierten zu den (englischen) Publikums- und Kritikerlieblingen.  Wohl deshalb haben sie auch drei Jahre an diesem Album gefeilt und gebastelt, um auch ihren eigenen Wünschen gerecht zu werden: „Wir haben uns wie jedes Mal darauf konzentriert, ein Album aufzunehmen, das einen auf eine Reise mitnimmt. Das einem im Idealfall nach dem Anhören an einen anderen Ort transportiert hat. Wir sind in erster Linie noch immer eine Band, die Alben macht. Wenn wir damit mal nicht weiterkamen, stellten wir uns eine ganz simple Frage: ‚Was wollen wir als nächstes hören?‘“ (Quelle)

Als schlichtes Fazit kann festgehalten werden, dass dieses Album einfach nur großartig ist!

Plattenbesprechung bei Wikipedia,

ClickClickDecker – Nichts Für Ungut (2006)

Quelle: https://shop.audiolith.net/media/image/product/369/md/clickclickdecker-nichts-fuer-ungut-cd-album_1.jpg

Sollte ich skeptisch werden, wenn meine Frau mir zugesteht, den Volume-Regler der Anlage doch mehr als üblich aufzudrehen, damit man die Musik noch in der Küche hört? Eigentlich nicht. ClickClickDecker ist das, was Reinald Grebe über sich behauptete: Massenkompatibel. Und zwar im Besten Sinne. Poetisch und inhaltlich volle Texte, von Gitarre getragene Musik, die Platz für allerlei weitere Instrumentierung und Elektrofrickelei lässt. Und eine Stimme, die mit Wärme und Heiserkeit zugleich von den Alltäglichkeiten des Lebens singt. Die besungenen Perspektiven überraschen, projizieren Bilder im Kopfkino und liefern gleich noch die Textzeilen, die den ganzen Tag im Ohr blieben können. Beispiele gefällig? (…) Die standen hier mal. Aber als Text allein scheinen sie jegliche Wirkung zu verlieren. Also: lieber anhören…

Die Musik von ClickClickDecker hängt sich auch beim Fotografieren in den Kopf und mein assoziiertes Foto zum Song „Der Ganze Halbe Liter“ entstand auf Malta beim Blick durch die Verglasung einer Bushaltestelle

Der Ganze Halbe Liter

Readymade FC – Babilonia (2005)

Reinhören

Da tummelt sich schon lang was in meinem CD Regal, was vorgestellt werden möchte, obwohl es eigentlich bekannt sein sollte. Readymade Macher Jean-Phillipe Verdin versammelt auf seinem Album Babilonia nicht nur wunderbare Sounds, die aus den Reichen von CocoRosie, Bodi Bill, Gregor Samsa und Geistesverwandten stammen könnten. Er schafft es auch, einige Größen der Szene ins Studio zu holen. So überraschen die Auftritte von David Sylvian, Yael  oder Feist, passen gleichsam wunderbar in die poetische Welt, die Readymade FC aufbaut. Verdin entführt den Hörenden in Traumwelten voller Fabel-, Fantasie- und Märchenwesen, die Musik möchte nur Harmonie, ohne dabei einfach dahin zu plätschern… Und wenn sie verstummt, hinterlässt sie eine Leere, ohne dass man weiß, was vorher diese Leere gefüllt hat.

Als ein Beleg der komplexen Genialität, die Readymade im Einfachen findet, soll das nachfolgende Video herhalten 🙂

Kristofer Åström – Sinkadus (2009)

Reinhören
Einen Tag lang hab ich mich bewusst dem Album im Repeat-Modus ausgesetzt. Ein deutlicher Vorteil der CD gegenüber Vinyl, wobei das Album musikalisch wohl auf Vinyl besser beheimatet ist. Bislang lies es mich immer wieder aufhorchen, wenn es in den CD-Player gelangte und ich war leicht euphorisiert, ohne zu wissen warum. Eigentlich könnte man die Musik des Schweden als Lagerfeuer-Hintergrundmusik im besten Sinne (!) abhaken. Aber irgendwas ist hier anders. Es hat Kraft – ohne zu sehr zu rocken, Emotionen – ohne schmierig zu wirken, Poesie – ohne zu weich zu sein, eine hohe Dichte – ohne zu erdrücken. Und Kristofer Aström scheint viel Kreativität zu besitzen. Die sehr guten Songs werden gern an manchen Stellen zart aber bewusst gebrochen, um noch ein paar andere Soundskizzen anklingen zu lassen, die selbst das Potential haben, als eigenständige Nummern auf ein Album zu kommen. Allein um diese Anhängsel der musikalischen Skizzen ringt so manche Band auf Albumlänge, ohne vergleichbares produzieren zu können. Herr Aström wirft sie einfach hin und bereichert damit das Album um einie Facetten, da er sich damit vom klassischen Format Song-Pause-Song löst und etwas in der Art Intro-Song-Pause-Song1Song2-Song…. aufbaut. Dabei wirkt es dennoch homogen, stimmig und rund.

Neben der obligatorischen Akustikinstrumenten hat Aström auch die strombetriebenen Instrumente (wieder-)entdeckt und schafft es, diese wirklich gekonnt einzusetzen. Die dort angezapften Energien werden 1:1 an den Hörer weitergegeben. Eine gutes Werk, irgendwo zwischen Bright Eyes, Minor Majority und Madrugada verortet ohne wirklich da zu Hause zu sein.

Fazit: Es war ein guter Tag, als Kristofer Aström mich begleitete!
Kristofer Åström bei Wikipedia

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