„Oh my god, it is techno music!“ Dieser Ausruf auf dem Titel Knartz IV steht programmatisch für das Album. Nicht unbedingt für die breite Masse gemacht, aber für jeden was dabei, ohne ein Gemischtwarenladen zu sein. Auch wenn das Große und Neue bei dem Album der Hamburger nicht zu finden ist, ist etwas essentiell Wichtiges enthalten: Spaß an der Musik. Gepaart mit ohrwurmverdächtigen Melodien, einem hüpfenden 4/4 Bass und netten Überraschungen liefert „Hot wire my heart“ eine Stunde gute Unterhaltung für den Club, die Autofahrt, den flotten Spaziergang, am Kochtopf und beim Fenster putzen. Und so rocken Egoexpress den Technoclub.
Meine Bildassoziation ist da gar nicht so weit weg. Aufgenommen auf einem Festival, elektronische Musik überall, Licht und Diskokugeln – eine tolle Mischung für Sommernächte voller Leben.
Knock Knock – freundlich klopft DJ Koze mit seinem Album an. Er klingelt nicht sturm, er ruft nicht laut an der Tür. Nein: Knock Knock. Und wer es nicht hört, hat Pech gehabt. Lange Zeit klopfte er auch bei mir an. Immer mal wieder stolperte ich über das Album, über das sich alle Welt freute und hörte rein. Aber so richtig einlassen, konnte ich mich darauf nicht. Es klang zu flüchtig, beliebt, wenngleich auch gefällig und groovig. Es hat(te) keine richtigen Ecken und Kanten und flutschte mir so immer wieder zwischen den Fingern und Ohren durch. Ohne eigentlich zu bemerken, dass es doch genau DAS ist, was das Album so besonders macht.
DJ Koze braucht nicht den Bombast, die große Bühne (auch wenn er das kann, wie er in andere Projekten unter Beweis stellt), den Ohrwurm und den Hit. Aber jede Sekunde auf Knock Knock scheint wohlüberlegt worden zu sein und kommt bedächtig daher. Und wenn man (ich!) sich darauf einlässt, dann entfaltet dieses Werk eine unglaubliche Magie. Der Musikexpress schreibt zu diesem Werk richtig:
„KNOCK KNOCK versammelt eine Menge historisch belegbarer Stimmen, die wir so gut kennen, weil sie unsere musikalische Sozialisation geprägt haben.
Speech von Arrested Development, die Mitte der 90er den Sommer bespielt haben. Kurt Wagner von Lambchop, dessen Brummeln im Winter die Heizung ersetzte. José González, zu dem wir erst knutschten, dann weinten. Róisín Murphy, die uns zu guten Tänzern machte. Und Justin Vernon. Sie alle – und noch mehr – tauchen auf den Tracks von KNOCK KNOCK auf, sie dürfen sie selbst sein, aber sie geraten in diesen Koze-Strudel, der ihre Stimmen in diese unwirkliche Pampa-Welt entführt. Hier ist House psychedelisch, Funk ambienthaft, Pop unnahbar, Folk verloren, Shoegaze sexy.“
Ein Bild für solch ein Album zu finden, ist schwer. Es ist zu sehr von einer andere Welt, sozusagen aus dem KOZEmus zu uns gekommen. Mich erinnert sowas an die futuristischen Bauten in Valencia, die ebenfalls vom „outer space“ zu sein scheinen….
1992 lieferten The Orb mit U.F.Orb ihr zweites Studioalbum auf den Markt ab, dass es sogar auf Platz 1 der britischen Charts schaffte. In Erinnerung bleibt es u.a. durch den Titel „Blue Room“, der mit knapp 40 Minuten als längste Single in die Geschichte der UK Charts einging und den Hörern damals wohl einiges an Geduld abforderte 🙂
Das Album ist stark an den Ambientarbeiten von Brian Eno und dem Dub von Lee Perry orientiert und kehrt sich von der Tanzbarkeit ab. Angereichert mit zahllosen, aber nicht zufälligen, Soundschnipseln schaffen The Orb hier sowas wie ein Hörspiel, dem der Zuhörer in Gänze folgen und darin versinken kann, aber nicht muss. Genauso gut kann U.F.Orb auch beiläufig/im Hintergrund laufen und so dem Raum einen eigenen Anstrich verleihen.
Insgesamt m. E. eines der besten Alben von The Orb überhaupt und eines ihrer Visitenkarten.
Reinhören Noch so eine Perle, die unauffällig im CD Regal liegt und es jedesemal schafft, beim Einlegen in den Player für Begeisterung zu sorgen. Gerade mit der jüngsten (und wieder abebbenden Welle des Dubstep) zeigt Stardub, wie Dub Anfang der 2000er definiert und dekliniert wurde. Aus den hintersten Ecken des Synthesizers hervorkriechende Bassläufe, die den Hörer in immer wärmeren Wellen umspülen. Eingewobene Samples, ein Hall hier und da und alles mit einer Spange aus purem Groove zusammengebunden. Minimal und dennoch voll, weniger ist hier mehr. Mit diesem Album hat Dubstar C-Rock einen schönen Meilenstein in den Tiefen des Klangozeans gesetzt. Sehr deep…
Hörprobe Das Album ist eine Basic-Channel Veröffentlichung, die die 12″ Maxis von Main Street zusammenfasst. Dabei wird die Lücke zwischen Club und schleppenden Dub – sonst typisch für die auf Basic Channel veröffentlichten Stücke – gekonnt geschlossen. Dabei wird nicht auf Gesang verzichtet, der wie bei den Rhythm & Sound Sachen auch hier von Tikiman sowie Andy Caine stammt. Verantwortlich für diese getragenen Stücke zeichnen sich Mark Ernestus & Maurizio aka Moritz von Oswald, die für Main Street die Drehzahl der Plattenteller von 16 auf 33 angehoben haben, ohne jedoch die ewigen Dubschlaufen verlassen zu können und zu wollen. Wikipedia zu Moritz von Oswald und Mark Ernestus
Hörprobe „Jamiroquai gelang es mit diesem dritten Album sich die Aufmerksamkeit der Top 40-Radiosender und MTV, sowie einen Grammy und eine Platinauszeichnung zu sichern. Dabei hatten sie ihrem bewährten Soul-Disco-Mix nur etwas Pop hinzugefügt. Warme Keyboards, zuckersüße Streicher und unbezähmbare Grooves bilden die Basis für Jay Kays überragende Stimme, und powern die Hits („Virtual Insanity“, „Cosmic Girl“). Zwar macht die Stimme des Leadsängers (voll Jazz und Elastizität) das Feuer der Band aus, aber erst die „Kleinigkeiten“ (makellose Gitarrenklänge, flotte Hintergrundgesänge und geschickt eingesetzte Old-School-Soul-Samples (Eddie Harris in „Alright“, Esther Phillips in „High Times“) machen die Platte perfekt. Für einen Ausgleich zu den sehr tanzbaren und radiotauglichen Tracks sorgen die Balladen „Everyday“ und „Spend A Lifetime“, das reggaemäßige „Drifting Along“ und ein paar Didgeridoo-Instrumentalstücke. (Suzanne McElfresh)“ (http://www.amazon.de/Travelling-Without-Moving-Jamiroquai/dp/B000025RR1)
„Es gibt wenige Künstler, die sich auf diese bestimmte elegante Art jenseits der gängigen Kategorien bewegen, aber Frau Gudmundsdottir ist definitiv eine von ihnen. Nach ihrer Abwendung von der gitarrenlastigen Musik der Sugarcubes zog sie nach London, um dort zusammen mit dem vorzugsweise im Dancefloor tätigen Produzenten Nellee Hooper ihren Solo-Erstling aufzunehmen. Als Ergebnis dieser Zusammenarbeit entstand eine merkwürdige Kombination verschiedenster Einflüsse und Instrumente, die vor allem eines ist: Ästhetisch. Hooper läßt Björks Stimme über den geräumigen Kompositionen schweben wie ein isländisches Fabelwesen und baut aus dem reichhaltigen Fundus an Instrumenten den Unterbau dazu: Neben der Standard-Instrumentierung nutzt man Streicher, Bläser, Harfe und Hammond Orgel, um so der Vielfältigkeit der Stücke gerecht zu werden. Hier ein stampfender, programmierter Beat, der in jedem Club Londons funktionieren könnte, im nächsten Moment nur der zarte Klang der Harfe und Björks Gesang. Mit dem Schritt zur Solokarriere hat sie ihre eigene Kategorie begründet und seitdem jede Menge Nachahmer auf den Plan gerufen. Die betörende Seltsamkeit ihres Schaffens ist jedoch nicht zu kopieren.“ (http://www.visions.de/platten/1037/bjoerk-debut-platten-der-neunziger)
Hörproben „Mutter House und Vater Techno: Ein Elektronik-Produzent entdeckt das Songwriting und die Möglichkeiten seiner Stimme
Die Situation, in der man ein Stück zum ersten Mal hört, kann ganz entscheidend mitbestimmen, wie es sich in einem festsetzt. Im Fall von „Deserter“ war’s maßgeschneidert: eine Zugfahrt durchs deutsche Nirvana irgendwo zwischen Leipzig und Nürnberg. Am Fenster rauscht eine VR-Kulisse aus Regen und Mittelstädten vorbei, die Beats spiegeln die Bewegung mit einem mittelschnellen Takt wider und der Song gleitet in einem gleichmäßigen Synthie-Akkord wie zwischen Schiene und Oberleitung aufgehängt dahin: Rasender Stillstand, Ruhe und Bewegung zugleich. Erinnert an Stereolabs „Les Yper-Sound“, vage auch an Kraftwerks „Trans-Europa-Express“ … bloß mit verfeinerter Sound- und Eisenbahntechnik: ICE statt Holzklasse.
Dass Kraftwerk stets als Ahnväter von Techno genannt wurden, war für mich immer ein harter Brocken: Elektronik hin oder her – der Unterschied zwischen elegischer Romantisierung des Maschinenzeitalters hier und der sehr viel nüchterneren Fokussierung auf Tanzbarkeit da ist schließlich immens. Matthew Dear hat damit aber keinerlei Probleme; er schafft eine Sound-Synthese (siehe etwa „Fleece on Brain“), die sich wie ein evolutionärer Zwischenschritt anhört – und den Begriff „Dance Music“ dehnt er ohnehin so weit wie möglich aus, bis hin zu David Bowie und Brian Eno.“ (http://derstandard.at/2950746/Matthew-Dear-Asa-Breed?_lexikaGroup=4)
Reinhören „Endlich, endlich, bringt das französische Neo-House-Duo Gaspard Augé und Xavier de Rosnay aka Justice sein erstes Album mit dem bildhaften Titel „†“ heraus. Nach dem Remix der Simian-Nummer „Never Be Alone“ dürfte sie wohl jeder kennen, der schon einmal eine Disco von innen gesehen hat. Und jetzt schlagen anlässlich des Debüts alle Musikkritiker im Land vor Begeisterung Purzelbäume, pardon, galipettes…
Justice haben mit „†“ (oder doch „Cross“, vielleicht gar „Croix“?) ein Album aufgenommen, das seinesgleichen sucht und natürlich nach Verweisen zu Daft Punks „Homework“ schreit…
Dennoch sind die zwölf Tracks sicher nichts für jeden. Hart muss man es mögen, und schräg. Kein Problem fürs Clubvolk, aber was ist mit dem Rest? Die breite Masse findet mit „†“ wohl kaum ihre Religion. Dabei geht es pompös los, undefinierbare Synthiebläser, vielleicht die Trompeten von Jericho, künden von der Landung der beiden Propheten des neuen Dancefloor-Gospels.
Natürlich muss diese Nummer „Genesis“ heißen. Benannt nach dem ersten Buch der Bibel, in dem nicht nur der Anfang der Welt nach christlicher Sichtweise beschrieben ist, sondern auch die Erschaffung des Menschen, der Sündenfall, der Turmbau zu Babel, Sodom und Gomorrha. Geschichten von menschlicher Fehlbarkeit und Schwäche. Eine quasi-religiöse Erfahrung hält „Genesis“ in Sekunde 38 bereit, als der Beat einsetzt. Massiv wie der Turm zu Babel, schmutzig wie Sodom, verdorben wie Gomorrha. Und schon wird der Hörer – führe uns nicht in Versuchung – schwach.
Schnipsel von funky Gitarren und Sequenzer-Ohrenquäler leiten über in das nicht minder kaputt klingende „Let There Be Light“. Die ersten Worte, die Gott sprach. Und es ward tatsächlich Licht. Frenetisch wird durch den neu gefundenen Garten Eden getanzt, der Apfel vom Baum der Versuchung ist natürlich längst gepflückt und verschlungen. Erst gegen Ende gibt der ruhende Beat etwas Raum zum Runterkommen. Ist dies der siebte Tag?
Weitere Banger auf „†“ folgen. Das formidable „Phantom“ stampft sich den Weg in die Gehörgänge, dazu gibt’s diese typischen, bratzenden Synthies. „Stress“ wird seinem Namen gerecht, ein Schwarm von Streichern fällt über die Ohren her, das bereits bekannte „Waters Of Nazareth“ groovt trotz stark verzerrter Beats ganz gewaltig.
A propos Groove: Die softeren, discolastigen Nummern schießen durchs Ohr direkt in die Hüfte. Der Chor auf „D.A.N.C.E.“ und die Vokalistin Uffie auf „Tthhee Ppaarrttyy“ kleiden die beiden Tracks in ein waschechtes Oldschool-Gewand, dass so mancher Hip Hop-Veteran in die Knie geht.
In knapp fünfzig Minuten verzeichnet „†“ kein Füllmaterial, auch das ist bemerkenswert. Wäre Elektromusik aus Frankreich eine Religion, hätte sie in diesem Tonträger einen neuen Altar gefunden, die Musik darauf kündet von einer Erweckungsbewegung. Augé und de Rosnay sind ihre Hohepriester.“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/j/justice/cross/index.htm)
Reinhören „Extravagant, grellbunt und plüschig-mondän wie die drei bisherigen Dee-Lite-Alben ist auch das Remix-Album des kosmopolitischen Sci-Fi-Dancefloor-Trios ausgefallen: Von raffiniertem Minimal-House mit Billig-Drummachine, Casio-Synthie und gesampleten Telefon-Wähl-Tönen über opulent-souligen High-Speed-Deep-House bis hin zu abgefahrenen Drum&Bass-Breakbeats reicht die musikalische Spanne auf den hier enthaltenen 19 Remixen. Außer den Dee-Lites selbst haben hier Mix-Genies wie der Detroit-Techno-Guru Carl Craig, Ian Pooley, Masters At Work (aka „Little“ Louie Vega & Kenny „Dope“ Gonzales) und der obligatorische Todd Terry mit Hand angelegt. Mit dieser Platte läßt die Dancefloor-Kreativ-Zelle Dee-Lite manch‘ gehypte House-Music-Größe ziemlich klein und unbedeutend aussehen!“ (http://schallplattenmann.de/a101212-Dee-Lite-Sampladelic-Relics-Dancefloor-Oddities.htm)
Anbei der must-see Dancefloor-Kracher „groove is in the heart“, der ein paar tolle Tanzschritte bereithält 🙂