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Kapelle Petra – Stadtranderholung (2008)

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Bescheuertes Cover, bescheuerter Bandname und Plattentitel. Aber bereits der Opener des Albums lässt aufhorchen und zustimmend nickend, wenn es da heisst „Curly Sue Ist Doch Kein Name Für Ein Kind Aus Gelsenkirchen“. Da haben die mal wirklich Recht – und den unbedarften Hörer schon mitgenommen in die Stadtranderholung. JPC fasst es folgendermaßen zusammen „Man beschreibt sie als optische Kreuzung zwischen Fips Asmussen und Sepultura. In Töne übersetzt klingt Kapelle Petra eher so, als hätten Funny van Dannen und Helge Schneider Tocotronic beigebracht, gute Musik zu machen. Die 3 Musiker aus Hamm am Rande des Ruhrgebiets entdecken seit ihrem Debüt „Felsen“ (1997) die Freiräume zwischen Alternative, Punk, Pop, deutscher Lyrik und Comedy. Das Ergebnis – ob krachig laut, poppig, balladesk oder urkomisch – ist stets voller Charme und von einzigartiger Pointiertheit. Kapelle Petra sind der Opa (Gitarre, Gesang), der tägliche Siepe (Bass) und Ficken Schmidt (Schlagzeug).“ (Quelle) Und so spielen sie sich durch alltägliches, indem sie z.B. einen Radionmitschnitt einer älteren Dame, die besorgt wegen des Wetters anruft, zu einer Elektro-Pop-Nummer zusammen sampeln, besingen das Älterwerden, die Esoterik und so weiter. Nochmal einen Zahn legen sie zu, wenn es darum geht, einige Songs zu Covern. Ruft das üblicherweise bei mir eher ein Gähnen hervor, packt es die Kapelle Petra, hier zu Punkten, indem sie einen Song bereits nach 30 Sekunden zusammenfallen lassen, um einem Dead Kennedys Zitat zu folgen. Aber auch der Funny Van Dannen Song „Alles verkauft“ wird hier authentischer (geht das überhaupt) eingespielt und ein weiteres Highlight ist die Schnulze „Mein Freund der Baum“, die sich wohl einer ganzen Generation in die Hirnrinde brannte und hier nochmals pompöser und anklagender aufgeführt wird… Eine gute Unterhaltung von einer Band, die sich von vornherein erstmal Abseits der Popkultur aufstellen!

Helge Schneider – Es Gibt Reis, Baby (2CD) (1993)

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„Zu Helge Schneider braucht nichts Neues geschrieben zu werden, entweder man mag ihn oder eben nicht. Seine siebte CD Es gibt Reis Baby (1993) mochten mehr als eine Viertelmillion, dafür gab’s eine goldene Schallplatte und den großen Durchbruch der „singenden Herrentorte“ aus Mülheim/Ruhr. Das epochale Werk umfasst eine Studio-CD mit dem Platin-Hit „Katzeklo“ und den Singles „Buttersong“ und „Telefonmann“. Für alle Schneider-Fans und -Anfänger ein Muss, trotz einiger Längen durch die Jahrmarkt-Orgel.

Unübertroffen auf jeden Fall der zweite Teil: Helge live und damit kalkulierter Schwachsinn, wahnwitzige Lieder, aberwitzige Geschichten. So die Story mit Reinhold Messner am Südpol, jahrelang Publikumsrenner, mittlerweile mag er sie nicht mehr erzählen. „Wildes Mädchen, schüttel dein Haar für mich“ heißt es im Titelsong — wer darüber nicht verständnislos den Kopf schüttelt, ist hier genau richtig. „Mein Herz weitete sich zu einem saftigen Steak“, sagt der Meister, und der Kritiker bestellt noch mal Reis nach. (Berthold Haas)“ (http://www.amazon.de/gibt-Reis-Helge-Schneider-Hardcore/dp/B00000AS0O)

Das Video zur Platte 🙂

Helge Schneider – Guten Tach! (1992)

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„Herr Helge Schneider, Hardcore-Kabarettist, hat wieder zugeschlagen. Sein Werk zielt auf den Bauch, trifft aber den Kopf. Oder umgekehrt. I Am The House Of New Orleans (The House Of The Rising sun von den Animals) ist ein Beispiel für seine konsequent daneben gespielten Cover-Versionen. So genau schräg zu spielen, dazu bedarf es eines Könners. Anders formuliert: Helge macht nichts richtig, und das perfekt. Seine Kompositionen und die Texte beweisen ebenfalls. Er ist ein Genie in der Endphase – kurz vor dem Wahnsinn.“ (http://www.amazon.de/Guten-Tach-Helge-Schneider-Hardcore/dp/B00000ASYV)

Das Album hat es sogar in Wikipedia geschafft 🙂

Helge Schneider – Hefte Raus – Klassenarbeit! (2000)

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„“Du heißt Erika, Junge!“ Wer nach diesem verbalen Ausbruch verständnislos in die Runde blickt oder sich fragt, wieso die anderen so bescheuert lachen, der braucht gar nicht weiter zu lesen. Auch wenn Helge Schneiders Liveplatte ein „hochphilosphisches Werk“ und „wie immer sein bestes“ ist. Beim mittlerweile zwölften regulären Album gibt es nicht viel zu analysieren, denn die singende Herrentorte erfindet sich nicht neu.

Wie immer gibt’s Helge pur: Verstrahlte Geschichten („Der berühmte Beethoven“), absurde Hörspiele mit verteilten Rollen („Umschulung“), lustige Lieder („Ich habe mich vertan“) und natürlich exquisite Livemusik („Mood Indigo“). Und das alles – zur Freude der Fans – zusammen mit Peter Thoms und Buddy Casino, den wiedervereinigten „Hardcore“-Jungs.

Zu Hochform läuft Helge auf, wenn er Elvis Presley oder Marius Müller-Westernhagen imitiert und sich bei seinen Slapstick-Geschichten selbst ins Nirgendwo katapultiert…

Man kann sich schon fragen, wieso Helge eigentlich noch im Geschäft ist und wieso sich die Leute in seiner Gegenwart über den Dreck unterm Fingernagel freuen. Die Antwort ist einfach. Der Mühlheimer ist nun mal ein Entertainer und erschwerend kommt hinzu: er ist Berufsmusiker. Bei Stücken wie „Sunny“ oder „Maiden Voyage“ merkt man förmlich, wie den Konzertbesuchern angesichts des erstklassigen Jazz das Lachen im Halse steckenbleibt. Können und absoluter Nonsens, mit diesen Gegensätzen arbeitet der 45-Jährige.

Niemand versteht es so wie Helge Schneider, den Alltag auf absurde und profane Weise ins Visier zu nehmen. Und vor meinem geistigen Auge treten Helge und ich dem Heer von selbsternannten Komikern, die 24 Stunden am Tag und in jedem Kanal die Republik heimsuchen, kräftig in den Hintern. Für sein „Lebenswerk“ hätte er allemal fünf Wertungsbalken verdient.“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/s/schneider_helge/hefte_raus_klassenarbeit/index.htm)