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Readymade FC – Babilonia (2005)

Reinhören

Da tummelt sich schon lang was in meinem CD Regal, was vorgestellt werden möchte, obwohl es eigentlich bekannt sein sollte. Readymade Macher Jean-Phillipe Verdin versammelt auf seinem Album Babilonia nicht nur wunderbare Sounds, die aus den Reichen von CocoRosie, Bodi Bill, Gregor Samsa und Geistesverwandten stammen könnten. Er schafft es auch, einige Größen der Szene ins Studio zu holen. So überraschen die Auftritte von David Sylvian, Yael  oder Feist, passen gleichsam wunderbar in die poetische Welt, die Readymade FC aufbaut. Verdin entführt den Hörenden in Traumwelten voller Fabel-, Fantasie- und Märchenwesen, die Musik möchte nur Harmonie, ohne dabei einfach dahin zu plätschern… Und wenn sie verstummt, hinterlässt sie eine Leere, ohne dass man weiß, was vorher diese Leere gefüllt hat.

Als ein Beleg der komplexen Genialität, die Readymade im Einfachen findet, soll das nachfolgende Video herhalten 🙂

Gregor Samsa – 55:12 (2006)

Hörprobe
Finger hoch, wer alles wissen will, was es mit dem Bandnamen Gregor Samsa auf sich hat!

Klingt er doch wenigstens für meine Ohren sehr nach z. B. Knut Hamsun; und wie man aus Richmond, Virginia stammend auf so einen Titel kommt, scheint mir ein ziemlich kreativer Prozess. Tatsächlich ist, wie diverse unter euch sicher schon wussten, Gregor Samsa zuallererst mal der Protagonist aus Franz Kafkas Erzählung “Die Verwandlung”, in der ein Handlungsreisender sich in einen Käfer verwandelt. Science-Fiction pur, sollte man gelesen haben. Die Band Gregor Samsa hat eine Verwandlung dieser Art aber erst noch vor sich.

Nach zwei EPs sind sie nun bei ihrem ersten Album angekommen und noch vollauf damit beschäftigt, ihre Ausgangsvorstellungen von Pop auszudifferenzieren. Die orientieren sich an sphärischem Instrumentalrock nach Prägung des kanadischen Constellation-Labels, isländischer Über-den-Wolken-Atmosphäre à la Sigur Rós oder Múm, Gitarrenwällen von Mogwai und typisch Low’scher Langsamkeit. Herausgekommen ist eine klassische Genreplatte, die aufgrund wunderbarer klanglicher Homogenität und ausladend-freier Strukturen den Errungenschaften dieser Stilart aber doch eine spannende neue Facette hinzufügen kann. Rock steht hinten an bzw. die Orientierung an seinen dramatischen Kniffen. Gregor Samsa machen auf “55:12” endgültig schwebende und bildliche Vorstellungskraft anregende Musik voller erhebender Momente. Für den Konsum dieser Platte muss man sich Zeit nehmen, aber diese Investition wird garantiert belohnt. (Christian Steinbrink)“ (http://www.intro.de/platten/kritiken/23035246/gregor-samsa-5512)