Ravepunk mag ich ja seit der akustischen Begegnung mit Saalschutz. 110% Energie und gute Laune vertreiben Trübsinn und Schwere an grauen Tagen. Frittenbude aus München haben davon jede Menge im Gepäck und seit ihrem legendären Auftritt auf dem Parkplatz vor dem Melt! Festival bewiesen, dass sie es mit dem Spaß auch wirklich ernst meinen. Luftige Melodien auf schweren „Basslastern“ graben sich vor zur „Hirndisco“ von „Superschnitzelkönig und Superschnitzelqueen“, während Frittenbude ruft: „Wir suchen ein Label mit Knebelvertrag, dass uns komplett in Verruf bringt““ Derartige Wortschöpfungen zeigen, wohin die Reise bei Frittenbude geht. Bleibt nur noch die Frage für ich offen, ob sie die ersten mit den Pandabären waren und dieses Tier in die Szene einführten…?
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Human Don’t Be Angry – Human Don’t Be Angry (2012)
Der Albumtitel erinnert schon ein wenig an „Don’t Panik!“ aus „Per Anhalter durch die Galaxis“, oder? Und das Cover passt so gar nicht zum Titel und beunruhigt zumindest mich dann doch ein wenig… Aber: „Keine Panik“ 😀 „Human don’t be angry“ ist eine versteckte Perle im Musikgeschäft: Wer sie beim Tauchen in den Tiefen der Musikveröffentlichungen nicht findet, ist nicht traurig. Aber der sie findet, dem könnte das Herz etwas höher schlagen. Malcolm Middleton, der sich hinter dem Projekt verbirgt, rettet die 80er Jahre der elektronischen Musik ganz geschickt in unser Jahrzehnt herüber, ohne dabei nostalgisch zu werden oder sich über die simplen Klänge dieser Musik zu amüsieren. Eine bunte Gemengelage von Computergeblubbel, 8-bit Stimmen, Vocodergeschredder und derlei Späßen. Middleton (sonst als andere Hälfte von Arab Strap aktiv) hat das Händchen, schöne, warme und zurückhaltende Melodien aus diesen Sounds zu basteln. Assoziationen zu AIR finde ich nicht irgendwie passend, Noah And The Whale könnten derartige Musik gemacht haben, würden sie sich dem elektronischen zuwenden (wobei dann der schöne Gesang fehlen würde – dann lieber doch nicht!) und bei Mike und Rich finden sich ebenfalls nicht nur Parallelen zum Cover.
Human Don’t Be Angry ist bereits Middletons sechstes Album unter diesem Pseudonym. Ich muss mir doch mal die anderen anhören….
Bemerkenswert ist auch das Video „1985“. Eine schöne Idee, ein Familienspiel als Grundlage für einen actiongeladenen Wettkampf zu nehmen, inklusive der „Replay“ Einblendungen aus den 80er Jahren und Stereovideobild – vorausgesetzt, man hat noch die lustigen Brillen mit roter und grüner Folie.
Pole – 2 (1998)
Reinhören
Die Konsequente Fortführung der schon auf Album „1“ vorgestellten Minimaldubs mit den Pole-typischen Clicks & Cuts. Wärme, Ruhe, Rauschen, eine Einladung zum Sommersonntag auf der Hängematte an einem herrlich schattigen Platz. Was will man mehr im August? Dass dieses Album auch bei höherem Lautstärkepegel eher im Hintergrund jedes Zimmers bleibt, tut gut und überrascht zugleich, da die Bässe eigentlich äußerst druckvoll daher kommen. Dennoch bleibt 2 diskret und es verwundert wohl deshalb auch nicht, wenn es so an der öffentlichen Wahrnehmung verbei rutschte. Ich freu mich über mein Exemplar im Regal 🙂
Junior Boys – So This Is Goodbye (2006)
Hörprobe
Klingt so der Abschied? Die kanadischen Junior Boys liefern auf diesem Album verträumt, vertrackte Elektro-Pop Nummern, die tatsächlich irgendwie einen Abschied in sich tragen, ohne melancholisch zu werden.Vielmehr ist es ein Abschied zum Aufbrauch, treiben die deutlichen aber nicht aufdringlichen House Einflüsse doch jeden Song mit gehobehen Blick nach vorn, ohne den verträumten Pop aus den Augen zu lassen. Passt wunderbar zu dieser Jahreszeit (wie oft schreib ich das eigentlich bei Musikvorstellungen?), denn einerseits neigt es sich rasch und sicher dem Ende entgegen, andererseits ist – wenn ich richtig informiert bin – gestern die längste Nacht des Jahres gewesen. Es geht aufwärts und der Frühling kann kommen. Amazon hat einen schönen Satz in der Kurzkritik, den ich hier unbedingt mit aufnehmen muss: „SO THIS IS GOODBYE ist also die richtige Musik für postglobalisierte Menschen, die überall und ständig miteinander verbunden und zuhause sind, allerdings viel zu oft allein.“ (http://www.amazon.de/So-This-Goodbye-Junior-Boys/dp/B000FBFZU4)
http://juniorboys.net/ – Offizielle Homepage
Joy Division – Unknown Pleasures (1979, remastered 2000)
Und schon wieder geht es um Vergnügen, jetzt um die der Joy Division. Dass Ian Curtis Vergnügen unbekannt gewesen sein müssen, lässt nicht nur die Dunkelheit und Schwere dieses Albums deutlich werden, sondern auch sein früher selbstgewählter Gang von diesem Planeten. Für die Musikgeschichte hinterlies er ein schweres Erbe, welches nur zwei Alben beinhaltet, aber eine Neudefinition von moderner Musik mit sich brachte. „Unknown Pleasures“ ist der Erstling von 1979, dem im Gegensatz zu besser geschliffenen Diamanten „Closer“ von 1980 noch mehr der Punk anzuhören ist. Die Überbetonung des Schwarzen in Bass, Schlagzeug und Gesang stand sicherlich Pate für nachfolgende Gengres und wirkt bis heute hinein, wie Gruppen wie Interpol, Editors etc. belegen.
2000 wurde auch dieses Album einer akustischen Generalüberholung unterzogen und gleich noch eine Bonus-CD mit einem Konzertmitschnitt beigelegt.
Und ich hege den Verdacht, dass das Cover des Albums am meisten auf T-Shirts abgedruckt worden ist…
Wikipedia zu Joy Division