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Was für eine Stimme. Was für eine Stimme! Auch auf ihrem dritten Album schaffen es die Editors, zu begeistern. Und zugleich werfen sie wieder die Frage auf, wer denn nun die besseren Joy Division sind? Editors oder Interpol? Oder ist alles anders herum und Joy Division wollten irgendwann mal Editors werden? (Frevel) Aber wie dem auch sei, sie loten weiter die Tiefen dieser Stilrichtung aus und versuchen dabei, Neues einfließen zu lassen. Noch etwas düsterer klingen sie, die Synthesizer drägen sich in den Vordergrund und ja, das Album wird dabei sogar fast schon tanzbar – zumindest in Teilen. Klingt ja dann doch wieder nach der Geschichte von Joy Division, die irgendwann mal New Order werden (mussten). Und damit bleibt die Frage unentschieden. Ist auch nicht wichtig, schön dass es das Album gibt. Also: Schwarzlich an heute Abend.
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Editors – The Back Room (2005)
Die ewig Zweiten,
so meinen zumindest die Kritiker in den verschiedenen Foren und Webseiten, wenn sie sich den Editors und ihrem Erstling „The Back Room“ widmen. Und ja, irgendie schwimmen sie ja mit, auf dieser schönen Retro-Joy-Division-Welle, die schon einige andere an Land gespült hat. Bekannteste Vertreter sind wohl Interpol, aber sind nicht die schon Zweiter gewesen? Und was macht es, Zweiter oder Dritter oder… in einem Wettkampf um das Schöne und Edle zu sein?
Die Editors greifen mit dem Album schlicht und einfach das Erbe von Ian Curtis auf und machen alles richtig. Sonore Stimme, introvertierte Texte, ein ausgezeichneter Basslauf, verheulte Gitarren und Ruhe, Deepness, Melancholie und Wärme. Nur, sie waren nicht die Ersten. Ich kann es ihnen verzeihen und freu mich darauf, einen erfolgreichen Zweiten in den CD Player legen zu können.
Offizielle Webseite: http://www.editorsofficial.com/
Diego – Two (2008)
2008 war ein Jahr in der Joy Division Dekade, an dem sich so viel Bands abarbeiten mussten (woher kam überhaupt dieser Trend?), wozu sich wohl auch Diego zählen durften. Doch Vorsicht. Es wird nicht mal schnell eine Kopie der alten Helden produziert, vielmehr sind sie meines Erachtens kraftvoller, drücken stärker nach vorn und lassen so durchaus auch das Diskoknie nicht kalt. „Diego, die mit beiden Füßen im Wave und im Pop, im Punk und im Drama stehen, zaubern bedingungslose Tanzbrecher, die im Sekundentakt gefangen nehmen und schütteln, schütteln, schütteln. Zarte Melancholie bricht mit sehnsuchtsvoller Hoffnung, zerreißende Melodien überfallen rücklings und Hit reiht sich nahtlos an Hit.“ (http://www.plattentests.de/rezi.php?show=6231)
Wer heute Interpol, Editors oder She Wants Revenge sagt, sollte auch Diego sagen! Und dann: Let’s Dance to Joy Division
Diego bei myspace
Joy Division – Unknown Pleasures (1979, remastered 2000)
Und schon wieder geht es um Vergnügen, jetzt um die der Joy Division. Dass Ian Curtis Vergnügen unbekannt gewesen sein müssen, lässt nicht nur die Dunkelheit und Schwere dieses Albums deutlich werden, sondern auch sein früher selbstgewählter Gang von diesem Planeten. Für die Musikgeschichte hinterlies er ein schweres Erbe, welches nur zwei Alben beinhaltet, aber eine Neudefinition von moderner Musik mit sich brachte. „Unknown Pleasures“ ist der Erstling von 1979, dem im Gegensatz zu besser geschliffenen Diamanten „Closer“ von 1980 noch mehr der Punk anzuhören ist. Die Überbetonung des Schwarzen in Bass, Schlagzeug und Gesang stand sicherlich Pate für nachfolgende Gengres und wirkt bis heute hinein, wie Gruppen wie Interpol, Editors etc. belegen.
2000 wurde auch dieses Album einer akustischen Generalüberholung unterzogen und gleich noch eine Bonus-CD mit einem Konzertmitschnitt beigelegt.
Und ich hege den Verdacht, dass das Cover des Albums am meisten auf T-Shirts abgedruckt worden ist…
Wikipedia zu Joy Division
Editors – An End Has A Start (2007)
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„Es war ein ungewöhnlicher Augenblick: Eine Band spielt am späten Nachmittag auf einem Festival ruhige Lieder und hat dabei die volle Aufmerksamkeit des Publikums. Kein Gebrabbel, keine Helga-Rufe betrunkener Sportfreunde Stiller-Shirtträger. Kein Knutschgeschlecke kitschiger Festivalpärchen. Nein, der Fokus liegt auf Tom Smith: Es war das Konzert der Editors auf dem Zürich-Festival. Ebenjene Editors, die interpolig oder eben noch immer nach einer großen Band der 80er klingen.
Als der Festival-Schweiß einem brennend in die Augen lief und man sie kurz schließen musste, konnte man sich gut vorstellen, dass da oben Ian Curtis mit Joy Division steht. Ja, die Editors tragen die Nähe zu ihren Referenzbands noch immer offenkundig vor sich her. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn sowohl Interpol, R.E.M oder eben Joy Division dienen nur als Bezug und nicht, wie manche behaupten, als Vorlage für einen Abklatsch.
„We try to touch on death in a positive way“, sagt Sänger Tom zur neuen Platte. Die Texte sind ähnlich düster wie die Weltuntergangsstimmung vor einem Sommerplatzregen, die Melodien aber nach wie vor elektrisierende Mitsing-Ungetüme. „An End Has A Start“ vereint bittersüß Themen wie Tod oder Verlust mit den wunderbar schönen und melancholischen Refrains des Editors-Soundspektrums.
Bereits nach „Smokers At The Hospital Doors“ möchte man das Album nicht mehr loslassen. Zu dominant beherrscht die Stimme Smiths die Gehörgänge. „How can we wear a smile?“ Leise trägt das Piano das Stück zum Refrain. „I can’t hear you. I can’t believe you“, klagt Tom. Treibend hallen die Gitarren in „An End Has A Start“. Live sieht das dann so aus: Tom wirbelt herum, die Locken fliegen durch die Luft, die dünnen Beine in Röhrenjeans stampfen auf den Boden, während er die Gitarre umher wirft. Bühnenpräsenz: Gefühlte 190 Prozent.
Schwer und dunkel hämmert er bei „The Racing Rats“ in die Tasten seine Pianos. Die Gitarre verdoppelt das Tempo. „Oh come on now. You knew you had no time. But you let the day drift away“ schallt es durch den Song. Mit „Escape The Nest“ mutieren die introvertierten Clubpopper zu Stadionhaudegen. Diese Melodien! Diese Melodien müssen einfach in die dunkle Nacht hinaus getragen werden. Ja, jetzt dürft ihr meinetwegen knutschen, liebe Kitsch-Pärchen. Oder noch besser: mitsingen: „Look up. Through the trees to feel as small as you can. You hear the clocks. Counting down.“
Die zweite Platte der Jungs aus Birmingham stampft wieder schallend melodiös durch die Hallen des Neo-New-Wave-80er-Genres. „An End Has A Start“ ist nicht irgendein schnell nachgeworfenes Folgewerk. Nein, Tom Smith sagt dazu: „Du willst dich mit deinem zweiten Album steigern und dich beweisen. In den 80ern hattest du viel mehr Zeit. Heutzutage ist alles viel schnelllebiger geworden. Wir wollten zeigen, dass es uns um mehr geht. Die Leute werden dieses Album hören und wissen, dass wir uns so lange Zeit dafür genommen haben, wie wir wollten.“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/e/editors/an_end_has_a_start/index.htm)
http://www.editorsofficial.com/ – Offizielle Webseite
Die Editors bei Myspace