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Duo505 – Late (2004)

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„Das Duo 505 verdankt seine Existenz einer sogenannten Szenefigur; einer Wiener noch dazu. Ihr Name ist Wolfgang Kopper. Als umtriebiger Impressario am Wiener Gürtel, also dem Bezirk, in den sich vor mehr als einem Jahrzehnt nur mittellose Künstler und Musiker und Menschen, die dort eh schon wohnten, wagten, bekam Koppers Nase Wind von zwei sehr unterschiedlichen Musikern, die doch eine Gemeinsamkeit hatten: die Hassliebe zu Rolands MC-505, landläufig als Groovebox bekannt.
Den einen Künstler kennen wir bereits als feste Morr Music-Größe: B. Fleischmann. Der andere ist Herbert Weixelbaum, ein klassisch geschulter Gitarrist, der früher auschließlich Renaissance- und Barock-Musik spielen wollte, sich dann aber doch mit ein paar Freunden und ein bißchen Elektronik in einen Probekeller schloss, aus dem Herbert zwar kaum für ein Konzert, aber immerhin für seinen Umzug nach Finnland wieder hervor kam. Dort lebte er einige Jahre und musizierte nicht. Nach Weixelbaums Rückkehr nach Wien wollte er gern an die Kellerjahre anschließen, musste aber feststellen, dass seine Freunde und er nunmehr nicht mehr Musik machten, sondern vielmehr nur noch darüber sprachen. Also solo. Ein Verkäufer in dem Laden, in dem sich Herbert regelmäßig seine Gitarrensaiten einkaufte, wollte es so, dass Weixelbaum auf die Groovebox und einen dazugehörigen Kompositionswettbewerb aufmerksam wurde. Herbert lieh sich das Gerät und nahm teil. Die Djs in der Jury behaupteten anschließend Dinge wie: „zu depressiv„, „bedient seine Groovebox nicht wie die anderen„, oder „Sonntagsmusik„. Für Herbert allesamt gute Gründe, sich bestätigt zu fühlen und die geliehene Groovebox zu kaufen.
Aber zurück auf den Gürtel, zurück zur Nase der Szenefigur und dem Wind: Weil es die Rolle des umtriebigen Impressarios ab und zu von ihm verlangt, machte Wolfgang Kopper irgendwann den Vorschlag, Fleischmann und Weixelbaum mögen sich und ihre Kisten doch einmal für ein Konzert zusammen tun. Anlässlich des jährlich stattfindenden „Gürtel Nightwalk„ im mittlerweile zum angesagten In-Viertel gewandelten Bezirk war es 2001 dann soweit und zum Glück blieb es nicht dabei. Fleischmann und Weixelbaum fanden Gefallen an diesem Band-artigen Musizieren und begannen, gemeinsam Stücke zu schreiben.
Dabei gingen sie in der Regel so vor, dass der eine zu Stücken des anderen Neues hinzufügte, so dass man mit Fug und Recht behaupten kann, dass ein Duo 505-Track eigentlich zwei sind, die im Zusammenspiel verschmelzen. Auch die zwischen Weixelbaum und Fleischmann solo durchaus bestehenden Unterschiede lösen sich dabei fast gänzlich auf. Besonders auffällig am Duo 505 ist dabei seine Unmittelbarkeit. B. Fleischmanns Besonnenheit und der Hang zum Ambienten aus früheren Tagen fehlen hier z.B. völlig. Vielmehr könnte man sagen: Die zwei wollen rocken! Aber unter den Bedingungen von Pop, vor allem aber unter den beschränkten Bedingungen der Groovebox. Wenn man so will, ist dies hier Lo-HiFi. Oder doch Hi-LoFi? In jedem Falle ist ihr Debüt eine unbedingte âfeel good`-Platte, bei der das Klischee vom verträumten Elektro-Melancholiker zu kurz greift, denn trotz einiger nicht von der Hand zu weisenden, nachdenklichen Momente, strotzt dieses Album vor Zuversicht.
War für die Aufnahmen für dieses Album noch ein gewisses Maß an verbaler Kommunikation von Nöten, funktioniert das Duo auf der Bühne ohne Worte, ja oft sogar ohne Blickkontakt. Es ist nicht notwendig, irgendwelche Übergänge bzw. Wechsel auszumachen. Sie âergeben„ sich eigentlich immer automatisch. Wie klingt also noch einmal blindes Verständnis? Diese Platte hat die Antwort. Der sogenannten Szenefigur sei dank!“ (http://www.anost.net/beta/popup_image.php/pID/101496/imgID/0)