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„Es ist das hinterste, dunkelste, gleichsam am undurchdringlichsten mit Spinnweben verhangene Eckchen auf der Festplatte, in dem sich die Songs von Louise Rhodes und Andy Barlow eingenistet haben. Dort dräuen, einem virtuellen Kammerorchester gleich, die melancholischsten Klänge seit der Metamorphose des Dorian Gray. Zu Sound zerronnener Absinth tropft — verführerisch in seiner süchtig machenden Wirkung — von den zerklüfteten Tropfsteinen einer Tonlandschaft, über der wabernder Bodennebel hängt. Wenn das Leben im Lamb-Land eine Sage wäre, dann könnte man die Pole dieser Musik ganz radikal einteilen: Lou, die stets den gewissen Schlafzimmerblick in ihrer romantischen Stimme trägt, als eine ganz und gar dem Popsong ergebene Sängerin. Andy dagegen als hippes, danceorientiertes Clubkid, für den Tracks unter 20 Minuten Spieldauer nicht der Rede wert sind. Doch so leicht ist das Leben nicht. Es besteht vielmehr aus Kämpfen um Richtungen, aus Kerzen in verdunkelten Home-Studios, mit deren Hilfe Leben in computeresk zerklüftete Breakbeats gehaucht werden soll. Was zunächst aussichtslos erschien, gelingt: Lamb zaubern eine kammermusikalische Version der Clubgrooves auf ihr Debüt, vereinen Jungle-Rhythmen mit gezupften Kontrabässen, Sub-Sounds mit Streichquartetten und landeten mit „Cotton Wool“ einen Hit. –Björn Döring“ (http://www.amazon.de/Lamb/dp/B000001EOS)
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Goldie – Timeless (1995)
„‚Don’t go near ‚Timeless‘ … it will take your soul out, take it on a fucking journey, and hand it back to you‘ (GOLDIE) ‚Timeless‘, das Titelstück und der Kern des Doppelalbums, ist im Prinzip eine 21 Minuten-Version von ‚Inner City Life‘, unterteilt in die Parts ‚Innercity Life‘, ‚Jah‘ und ‚Pressure‘ und geht in dieser dreigeteilten Form weit über alles hinaus, was ‚Innercity Life‘ und damit das authentischste Stück moderner Großstadtmusik jemals war. ‚Timeless‘ schraubt den UK-Breakbeat in eine nie dagewesene Dimension, sprengt alle mittlerweile vorgegebenen Rahmen, überspringt die Grenzen des Genres, ohne auch nur ein anderes wirklich zu berühren.
GOLDIE spielt mit Sounds wie ein Kind mit dem Feuer, und er läuft verdammt noch mal Gefahr, den ganzen Laden anzuzünden. Er schöpft die Möglichkeiten moderner Technologie bis zum Letzten aus und hat doch keine Hemmungen ob seiner Zielsetzung, die bis dato definitivste aller urbanen kontemporären Formen des musikalischen Ausdrucks zu finden, auf manuell erstellte Sounds zurückzugreifen. Der größte Teil der auf ‚Timeless‘ verwendeten Cubase-gesteuerten Rhythmen z. B. basiert auf im Studio live eingespielten Drumpattern. Überhaupt wurde, wann immer möglich, versucht, nur eigene Sounds zu samplen, um am Ende ein möglichst originäres Ergebnis zu bekommen. Das Ergebnis ist eine Platte, wie sie – auch dank Diane Charlemagnes essentiellem Gesang – soulfuller nicht sein könnte. GOLDIE nennt seine Musik ‚Inner-City Ghetto Music‘, und soulful meint hier nicht nur kräftig, stark, sondern brutal, denn die Seele der Großstadt ist der Kampf. In ihm zu überleben, ist das zentrale Thema des Albums. Auch ein Track, der diesen Kampf überleben will, muß hart sein. Die Tracks auf ‚Timeless‘ sind so hart, daß sie einen Club auch um 6 Uhr morgens noch zum Kochen bringen. Das ist die einzige Härte, die zählt, und die hat nichts mit harten Sounds, sondern einzig und allein mit Integrität zu tun.“ (http://www.intro.de/platten/kritiken/23018447/goldie_timeless)
Wikiepedia und Indiepedia zum Album
Das Video „Innercity Life“ bei youtube