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Velveteen – 27 (2010)

Hörprobe
„“Home waters“ hieß die Platte, und Death Cab For Cutie waren die Gelackmeierten. Die Geschichte ist kurz und schön: Ein amerikanischer Blogger stellte zum 1. April 2008 einen Leak zum sehnlich erwarteten „Narrow stairs“ bereit, worauf viele, viele Menschen ein Album aus den ungefähren Weiten luden, welches auf das erste Hören wie die mögliche neue Platte von Death Cab For Cutie klang. Die Stimmen überschlugen sich: Vielerorts war man sich sicher, es sei die bisher beste Platte des Quartetts aus Bellingham. Zwar klang die Musik nur formal nach Death Cab For Cutie, nur fiel das niemandem so wirklich auf. Der Blogger löste einige Stunden später sein Geheimnis: Aprilscherz. Und das amerikanische MTV hatte eine Story, um über die Frankfurter Indie-Institution zu berichten.

Die Verquickung dieser günstigen Umstände für die Band Velveteen liegt vor allem an einem wesentlichen Merkmal. Tatsächlich ähnelt Carsten Schrauffs Stimme derjenigen Benjamin Gibbards, doch greift der Vergleich im Hinblick auf die Komplexität der Musik von Velveteen viel zu kurz. Denn hier lässt sich der Einfluss von The Notwist ebenso deutlich ausmachen wie die Leichtigkeit von Grandaddy oder der Shoegaze von My Bloody Valentine und Ride. „27“ heißt die mittlerweile vierte Platte der Frankfurter, und sie ist mindestens so umarmend wie die Vorgänger.

Da braucht es nur eine kleine, sehnsüchtige Melodie, um „27“ in die richtige Ausgangsposition zu schicken: „Pictures & medications“ ist ein kleines Intro, das all die Traurigkeit der Welt auf seine Schultern lädt und aushält. Die selbstreflexive Thematik der Texte unterstreicht diese unüberwindbare Melancholie: eine Zerreißprobe zwischen Aufbruch, Fern- und Heimweh. Schrauff singt vom Ausbruch aus der Vertrautheit und vom Fliehen aus Gewohnheiten, beschwört den Sog der Heimat, die Zufriedenheit des Zuhauseseins. Holden Caulfield lässt grüßen.

Die große Stärke von Velveteen: Melodien für die Ewigkeit komponieren, Gitarrenwände zum Besteigen bauen, Effektschleifen zum Verlieren spinnen. „L.S.P. wars“ zeigt, wie das gemeint ist. Der Tischtennisball-Klicker-Beat von „Roockie of what?“ gerät dabei zum großen Leitmotiv, zieht damit dem mächtigen Intro des Songs sogar die Füße unter dem Boden weg. „Cars“ versteckt den größten Moment der Platte: Hier wird die größte Gitarrenfläche des Jahres heraufbeschwört, veredelt mit einer leichtfüßigen Melodie, die zu Tränen rührt. Das muss man erst einmal aushalten. Mit „27“ ist Velveteen ein großer Wurf gelungen. Eine Platte, die berührt, die tief schürft. Und in ihrer Größe kaum einzufangen ist. (Christian Preußer)“ (http://www.plattentests.de/rezi.php?show=7408)

Death Cab For Cutie – Transatlanticism (2003)

Reinhören
„…Death Cab For Cutie meinen das nicht böse. Wenn sie ein armes Federvieh für ihr Albumcover mißbrauchen. Und wenn sie ihren Mitmenschen die Kehle zuschnüren. Schließlich machen sie es zärtlich und mit Liebe. Wer ihre ersten Töne vernimmt, ist wahrlich so schnell nicht mehr fähig, den Schnabel aufzumachen. So ergriffen ist man und im wahrsten Sinne des Wortes mitgenommen. In eine prachtvolle Welt, gar nicht weit von der eigenen entfernt.

…Death Cab For Cutie beschenken uns mit jener Sorte von Musik, die einen nicht länger von einem anderen Leben träumen läßt. Sondern animiert, aus dem eigenen Dasein ein besseres zu machen. „So everybody put your best suit or dress on / Let’s make believe that we are wealthy for just this once“ heißt es im Opener „The new year“. Natürlich soll man die Augen schließen. Schwelgen. Schwärmen. Träumen. Aber dann schnell wieder die Lider hochklappen und aufspringen, um die Phantasie zur Wirklichkeit werden zu lassen. Und der Seele etwas Wohlbefinden zu spendieren. Man kann jede noch so feste Fessel sprengen, wenn man denn nur mindestens genauso fest möchte. Death Cab For Cutie sind mit uns: „My brain’s repeating: ‚If you’ve got an impulse let it out‘ / But they never make it past my mouth“, hadern sie in „The sound of settling“. Und lassen dann doch alles raus: „Baa bah, this is the sound of settling / Baa bah, baa bah“, singen wir im Chor. Liegen uns in den Armen und freuen uns auf morgen.

Wenn man „Transatlanticism“ lauscht, will man plötzlich all diese kleinen Dinge, die man sich nie getraut hat, tollkühn in die Tat umsetzen: Nach draußen stürmen, übermütig durch den Wald rennen, den Blättern beim Fallen zuschauen und mit den Rehen Versteck spielen. Den übergewichtigen Vogel vom Cover wiedertreffen, der mit eigener Kraft die Knoten gelöst hat. Man will ihm zuwinken. Und ihm den Weg Richtung Himmel weisen. Wie schön. (Armin Linder)“ (http://www.plattentests.de/rezi.php?show=1769)

http://www.deathcabforcutie.com/ – Offizielle Webseite

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