Schlagwort-Archive: Country Rock

Bright Eyes – Lifted or The Story Is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground (2002)

Reinhören

„Conor Oberst ist Workaholic. Fünf Monate sind seit seinem hyperventilierenden Wutausbruch „Read Music / Speak Spanish“ mit den Desaparecidos ins Land gegangen, die letzten Akkorde der US-Tour sind gerade verklungen, da serviert er uns das nächste Produkt pessimistischer Lebensanschauung in Reinform. Bewaffnet mit einer mutmaßlich verstimmten Akustikgitarre jammert er in der Tonqualität eines veralteten Kassettenrecorders aus einem Autoradio.

Rauschen im Hintergrund. Die Fahrerin summt ein paar Töne mit. Sechs Minuten lang schluchzt er sich in Ekstase. „The hook is in deep, boys, there is no more time. So you can struggle in the water and be too stubborn to die or you could just let go and be lifted to the sky – dann bricht „The Big Picture“ auf seinem Höhepunkt abrupt ab. Das war’s. Der nächste Song, bitte.

Normal ist Conor Oberst nicht. Mit 13 verteilt er erste Demotapes, heute – mit 22 – hat er bereits acht Longplayer eingespielt, von diversen EPs und (Split-)Singles ganz zu schweigen. Und in dieser Zeit hat sich einiges geändert. Ging er früher noch alleine zum Weinen in den Keller, leistet ihm heute ein 38-köpfiges Kleinorchester in einem Studio Gesellschaft.

Nur in wenigen Liedern wie dem Opener knarzt der Lo-Fi vergangener Tage aus den Lautsprechern. Statt dessen regnet es mit Pauken und Trompeten Glockenspiele aus einem Himmel voller Geigen. Große Gesten mit großen Mitteln. Auskotzen, nicht kleckern!

Ein schwieriges Unterfangen. Doch mit „Lifted…“ übertrifft Oberst jegliche Erwartungen! In 73 Minuten verquickt er Walzer-Schmalz („False Advertising“), depressive Weltuntergangselegien („Don’t Know When But A Day’s Gonna Come“), rührende Liebeslieder („You Will. You? Will. You? Will. You? Will.“), krude Countrysongs („Make War“) und dilettantisch wirkende Lo-Fi Delikatessen („Waste Of Paint“) zu einem schwer zugänglichen, aber grandiosen Meilenstein, der weniger Wünsche als vielmehr Fragen offen lässt. Zum Beispiel wie Herr Oberst sich noch steigern möchte.“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/b/bright_eyes/lifted_or_the_story_is_in_the_soil_keep_your_ear_to_the_ground/index.htm)

Mehr über Bright Eyes bei Indiepedia und Wikipedia

Bright Eyes – I’m Wide Awake, It’s Morning (2005)


Reinhören

„Erneuter Geniestreich von Wunderknabe Conor Oberst

Von Neuem verspürt man den Wunsch, Conor Oberst in die Arme zu nehmen, ihm „Danke“ zu sagen, und „keine Angst, es wird alles gut“. Denn von Neuem verzaubert das Musiker-Kollektiv um den 24-jährigen Singer/Songwriter aus Omaha, Nebraska mit wunder- schönen Country/Folk-Melodien und Lyrics, die allen traurigen Menschen dieser Welt aus der Seele zu sprechen scheinen.

Ist es überhaupt möglich, ein Album wie „Lifted…“ zu toppen?, habe ich mich gefragt und etwas ängstlich das neue Werk von Bright Eyes in den CD-Player gelegt. Minuten später musste ich eingestehen, dass alles möglich ist, wenn man Conor Oberst heisst. Talent scheint nur sein Vorname zu sein. Dieser Junge ist ein Genie. Der erste Song beginnt mit einer seltsamen Geschichte über einen Flugzeugabsturz, die im scheinbar fröhlichen, dabei aber zutiefst sarkastischen „At The Bottom Of Everything“ resultiert. In „We Are Nowhere And It’s Now“ kommt zum Ersten Mal die Stimme von Emmylou Harris dazu, der grossen Dame des Folk, und, ach, es ist wundervoll. Oberst und Harris harmonieren und ergänzen sich perfekt und verleihen den wundervoll instrumentierten Songs (mit dabei als Musiker/Vocalists sind wiederum allseits bekannte Namen wie Andy LeMaster, Maria Taylor oder Mike Mogis) eine zusätzliche Note von Intensität und Authentizität.
„Lua“ ist das nächste Schmuckstück, das nur mit Obersts charakteristischen Stimme und seiner akustischen Gitarre auskommt. Weiter geht’s mit „Train Under Water“ und „Another Travelin‘ Song“ zwei countryeske up-tempo Songs, letzterer wieder mit der Unterstützung von Emmylou Harris.
Den absoluten Höhepunkt des Albums bildet „Landlocked Blues“, ein zu Tränen rührendes Duett mit Emmylou Harris, spärlich und wunderschön instrumentiert, mit Lyrics von solch tiefer Traurigkeit und Sensibilität, dass sie das steinernste Herz weich werden lassen.
In „Road To Joy“, eine Anlehnung an Beethovens „Ode an die Freude“, findet das Album ein furioses und würdiges Finale und wir wünschen uns, es würde noch endlos so weitergehen.
Das ganze Album vermittelt ein Gefühl von Authentizität, das bei vielen anderen Musikern leider schon lange verschwunden ist. Man fühlt, dass die Musik mitten aus dem Herzen kommt, und das macht sie unvergleichlich.
Superlative reichen kaum, um dieses grandiose Album zu beschreiben. Hört es und huldigt einem der grössten Singer/Songwriter unserer Generation!“ (http://www.exitmusic.ch/rezensionen/neuerscheinungen/bright_eyes_im_wide_awake_its_morning.html)