In einer Zeit, in der angeblich vieles fragmentiert (Wissensdomänen, Familien oder gar Festplatten) kommt Schubert, der „Überbringer der Botschaft“, um die Ecke, um uns sein Werk zu präsentieren. Und erstmalig, so vermute ich, kann man Komplette Fragmente erwerben. Der Teil als Ganzes, dem sich Schubert hier widmet: „Dem Urtext Vokale und Umlaute entreißend, den Kopf im Himmel, die Hände in der Erde, wühlt sich der Künstler buchstäblich durch den Acker des Lebens und seiner Geschichten.“ (Quelle) Allein der Titel wäre doch schon einen Preis wert! Schubertfreunde werden mit diesen 17 Hördialogen Spaß haben, die Kritiker jeodoch werden sich „Dachsbau der Lüge verkriechen“, wie B. Stephan eins meinte. Tja, am Ende ist eben immer der Blöde der Dumme… (Hä?)
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Blockflöte Des Todes – Ich Habe Heute Ananas Gegessen (2012)
Reinhören
Allein schon der Name ist es zugegebenermaßen wert, dass man sich eine CD von der Blockflöte in das CD-Regal stellt. Denn immer, wenn der Finger daran vorbei gleitet, ist doch zumindest ein Lächeln angesagt. So solls doch sein, oder? Und wenn die CD eingelegt wird, geht es weiter. Bissig, ironisch, zynisch, hoffnungslos, pragmatisch, politisch unkorrekt, böse und deutlich & klar. Lebensweisheiten für viele Lebenslagen. Matthias Schrei beobachtet seine Welt und stellt dem geneigten Hörer seine ernüchternden Ergebnisse vor.
Die Blockflöte singt von den Dingen, die sie beschäftigen. So geht es um die Frage der Möglichkeiten des Ablebens von Rockstars und zählt zahlreiche Arten aus der bisherigen Rockpraxis von Curt Cobain bis zum Sänger von INXS auf (Club Siebenundzwanzig), der Suche nach dem Unbekannten oder dem nächsten Abenteuer, wozu aber gehört, nie die FDP gewählt zu haben, einem Antrag an die Jugendfreundin Cathrin als der „letzten“ Wahl und Chance auf dem Heiratsmarkt, der Sch***welt („Du blöder blauer Ball im All. Du bist nicht mein Fall.“), der Diskrepanz von Familienplanung und persönlicher Freiheit („Es gibt keinen guten Reim auf Eigenheim“)… Mehr soll nicht verraten werden.
„Matthias Schrei geriert sich als schwer fassbarer Springkastenteufel. Für einen Comedian neudeutscher Prägung zu intellektuell, für den beinharten Indierocker zu poppig, für einen Mainstream-Abfischer zu gewitzt (…) ‚Ich Habe Heute Ananas Gegessen‘ ist eines jener Alben, das man entweder wütend in die Tonne tritt oder liebevoll mit dem CD-Wischtuch umsorgt. Gut, auf voller Albenlänge geht der Blockflöte schon mal hie und da die kreative Luft aus, doch aus dem letzten Loch pfeift sie nie“ (Artur Schulz, Quelle).
Olaf Schubert – Echte Menschen (2000)
Hörprobe
„UNSER JUBILÄUMSALBUM – DIE FÜNFTE CD – IST DA!
Ich bin aufgeregt wie noch nie, denn es ist das erste Mal, daß ich eine fünfte CD vorstelle. Sie heißt „Echte Menschen” – und der Titel soll es verdeutlichen, ich habe versucht jeden von uns, der zu seinem Leben und seinen Problemen steht, in den Mittelpunkt zu stellen.
Ich wollte, daß es ein Album speziell für alle wird und ich bin sicher; es ist eines!
Jochen Barkas, Herr Stephan und ich haben über ein Jahr im Studio und im Probenraum (im Einfamilienhaus der Eltern eines befreundeten Percussionisten) an den Liedern gefeilt, bevor wir sie live, während zweier Konzerte in Dresden mitgeschnitten haben. Die Musik steht im Mittelpunkt, doch blieb genug Freiraum, spontan über mich bewegende Befindlichkeiten zu sprechen.
Es tut uns leid, daß wir einige Songs in den „Hannover Tonklang Studios” digital nach-bearbeitet haben, um andere Lieder in Berlin analog löschen zu können, aber wir denken, es ist der ehrlichste Kompromiß der möglich war, die CD nicht kalt und steril wie viele andere klingen zu lassen.
Euer Olaf
UTA MEHL SCHREIBT IM BOOKLET DIESER PLATTE:
Olaf Schubert singt in offene Ohren. Mit der zunehmenden Zahl der Freunde und Befürworter schubertschen Gedankenguts wächst natürlich auch die Zahl der Kritiker, und genau das ist das Ziel.
Schubert scheut das Bad in der Menge, nicht jedoch den Schritt in die Enge einer messerscharf geführten Auseinandersetzung mit seinen Kritikern.
Nach wie vor glänzt so sein Harnisch der Glaubwürdigkeit, dicht gewebt aus den massivsten Wortketten. Nach wie vor ist er der Krieger des Alltags, unentwegt bemüht, seine wichtigen Gedanken gerecht unter den Bedürftigen zu verteilen. Hart schlägt ihm der Wind des pauschalen Protests die vorbereiteten Konzepte aus der Hand.
Die Herausforderung annehmend wächst er schier über sich hinaus. Wie Zeus, der Donnergrollende, greift Schubert in die Wolken und schleudert seinen Gegnern eine aus der Kontrolle geratene Verbalkartätsche entgegen. Heißa, welch ein Gemetzel!
Der ansonsten eher schüchtern und zerbrechlich wirkende Schubert scheint keine Erschöpfung zu kennen. Mit dieser seiner fünften CD kehrt er in seiner unverkennbaren Art und Weise das Untere zu Oberst und verknüpft das Gesagte mit Unerhörtem.
Von einem Journalisten auf seine ungewöhliche Vortragsweise angesprochen, antwortete Schubert mit einem Sprüchlein des deutschen Mystikers Meister Eckerhart: „Wer diese Rede nicht versteht, der bekümmere sein Herz nicht damit, denn sie ist nur für jene gemacht, welche sie verstehen.”“ (http://www.olaf-schubert.de/albendetail.php?nummer=5)
Wikipedia über Olaf Schubert
Max Goldt – Die Radiotrinkerin & Die Letzte Legendäre Zigarette (1990)
„Was ist das eigentlich hier?“, fragt sich Vera in einem Mittschnitt ihrer umstrittenen Radiosendung. Max Goldt ist ja gemeinhin bekannt als Buchautor sowie Kolumnist in der Titanic. Nebenher betreibt er noch Musik, zusammen mit Gerd Pasemann bei Foyer des Arts. Hier liegen zwei Hörstücke vor, die auf dem gleichnamigen Buch von Max Goldt basieren.
Die Hörstücke zeichnen sich natürlich durch ihre Grotesken aus, die irgendwie knapp am Glaubhaften vorbeischrammeln. Das nicht nur wegen des Inhalts. Zum einen Vera, die Radiotrinkerin, die eindrücklich von ihrer Radiosendung berichtet, in welcher sie sich wöchentlich ordentlich betrinkt. Zum anderen die Spandauerin Daniela Fricke, die ebenfalls in einem Interview von ihrem Arbeitsalltag als Hinrichtungshostess berichtet. Unter anderem davon, wie sie den Hinzurichtenden die legendäre letzte Zigarette – bei Nichtrauchern auch einen Schokoriegel – anbietet.
Die Hörstücke sind wunderbar produziert und die Personen werden in Form von Studio-/Radiointerviews vorgestellt.
Wer nicht hören mag, kann aber auch lesen
Wikipedia über Max Goldt
Helge Schneider – Es Gibt Reis, Baby (2CD) (1993)
„Zu Helge Schneider braucht nichts Neues geschrieben zu werden, entweder man mag ihn oder eben nicht. Seine siebte CD Es gibt Reis Baby (1993) mochten mehr als eine Viertelmillion, dafür gab’s eine goldene Schallplatte und den großen Durchbruch der „singenden Herrentorte“ aus Mülheim/Ruhr. Das epochale Werk umfasst eine Studio-CD mit dem Platin-Hit „Katzeklo“ und den Singles „Buttersong“ und „Telefonmann“. Für alle Schneider-Fans und -Anfänger ein Muss, trotz einiger Längen durch die Jahrmarkt-Orgel.
Unübertroffen auf jeden Fall der zweite Teil: Helge live und damit kalkulierter Schwachsinn, wahnwitzige Lieder, aberwitzige Geschichten. So die Story mit Reinhold Messner am Südpol, jahrelang Publikumsrenner, mittlerweile mag er sie nicht mehr erzählen. „Wildes Mädchen, schüttel dein Haar für mich“ heißt es im Titelsong — wer darüber nicht verständnislos den Kopf schüttelt, ist hier genau richtig. „Mein Herz weitete sich zu einem saftigen Steak“, sagt der Meister, und der Kritiker bestellt noch mal Reis nach. (Berthold Haas)“ (http://www.amazon.de/gibt-Reis-Helge-Schneider-Hardcore/dp/B00000AS0O)
Das Video zur Platte 🙂
Olaf Schubert – Bestandsaufnahme (1999)
„Der vielseitige Künstler Olaf Schubert, der als Musiker, Poet, Schauspieler, Graphiker, Journalist und auch als Mensch auf Spuren zurückschauen kann, welche wie Stigmen, wie unauslöschliche Narben das Gesicht der ausgehenden Epoche mitgepägt haben, präsentiert heute sein aktuelles Programm.
Es umfasst alte wie neue Produktionen seiner vielseitigen Schaffenskraft und hat einen Kernsatz:
„Das Jahrtausend geht – Olaf Schubert bleibt!”.
In seinen Liedern scheint Schubert schamanistische Grundzüge mit schemenhaft angedeuteter Schaustellerei zu verbinden, welche er als die einzig mögliche Direktverbindung zur Volksseele sieht. Mit der Unmittelbarkeit seiner Ausdrucksmöglichkeiten agiert Schubert an der Grenze der allgemeingültigen Realität und liefert Schnittmengen innerer Welten, deren lebendige Illustration ihm immer wieder aufs neue gelingt.
In einem Interview, das er im Vorfeld dieses Programms einem bekannten Nachrichtenmagazin gab, bezeichnet er sich selbst treffend als der Mittler zwischen Kunst und Sozialabbau. Wieder einmal ist sein unruhiger Geist Maßstab für eine Avantgarde, welche den Zusammenhang zwischen Geschichte und Zeit erkannt hat. Doch Schubert ist einer, der eher fordert als anbietet. Wohl wissend, dass ständig darauf hingewiesen werden muss, was niemanden interessiert, macht er sich zum Chronisten eines in den letzten Zügen liegenden Erdzeitalters und damit zum Bestandteil desselben.
Für mich ist Schubert ein großer Visionär, der längst schon den Jahrtausendschritt getan hat und uns freundlich auffordert, ihm zu folgen. (Uta Mehl)“ (http://www.olaf-schubert.de/pages/leben_werk/platten/bestandsaufnahme.html)
http://www.olaf-schubert.de/ – offizielle Homepage
Wikipedia über Olaf Schubert
Helge Schneider – Guten Tach! (1992)
Reinhören
„Herr Helge Schneider, Hardcore-Kabarettist, hat wieder zugeschlagen. Sein Werk zielt auf den Bauch, trifft aber den Kopf. Oder umgekehrt. I Am The House Of New Orleans (The House Of The Rising sun von den Animals) ist ein Beispiel für seine konsequent daneben gespielten Cover-Versionen. So genau schräg zu spielen, dazu bedarf es eines Könners. Anders formuliert: Helge macht nichts richtig, und das perfekt. Seine Kompositionen und die Texte beweisen ebenfalls. Er ist ein Genie in der Endphase – kurz vor dem Wahnsinn.“ (http://www.amazon.de/Guten-Tach-Helge-Schneider-Hardcore/dp/B00000ASYV)
Das Album hat es sogar in Wikipedia geschafft 🙂
Helge Schneider – Hefte Raus – Klassenarbeit! (2000)
Reinhören
„“Du heißt Erika, Junge!“ Wer nach diesem verbalen Ausbruch verständnislos in die Runde blickt oder sich fragt, wieso die anderen so bescheuert lachen, der braucht gar nicht weiter zu lesen. Auch wenn Helge Schneiders Liveplatte ein „hochphilosphisches Werk“ und „wie immer sein bestes“ ist. Beim mittlerweile zwölften regulären Album gibt es nicht viel zu analysieren, denn die singende Herrentorte erfindet sich nicht neu.
Wie immer gibt’s Helge pur: Verstrahlte Geschichten („Der berühmte Beethoven“), absurde Hörspiele mit verteilten Rollen („Umschulung“), lustige Lieder („Ich habe mich vertan“) und natürlich exquisite Livemusik („Mood Indigo“). Und das alles – zur Freude der Fans – zusammen mit Peter Thoms und Buddy Casino, den wiedervereinigten „Hardcore“-Jungs.
Zu Hochform läuft Helge auf, wenn er Elvis Presley oder Marius Müller-Westernhagen imitiert und sich bei seinen Slapstick-Geschichten selbst ins Nirgendwo katapultiert…
Man kann sich schon fragen, wieso Helge eigentlich noch im Geschäft ist und wieso sich die Leute in seiner Gegenwart über den Dreck unterm Fingernagel freuen. Die Antwort ist einfach. Der Mühlheimer ist nun mal ein Entertainer und erschwerend kommt hinzu: er ist Berufsmusiker. Bei Stücken wie „Sunny“ oder „Maiden Voyage“ merkt man förmlich, wie den Konzertbesuchern angesichts des erstklassigen Jazz das Lachen im Halse steckenbleibt. Können und absoluter Nonsens, mit diesen Gegensätzen arbeitet der 45-Jährige.
Niemand versteht es so wie Helge Schneider, den Alltag auf absurde und profane Weise ins Visier zu nehmen. Und vor meinem geistigen Auge treten Helge und ich dem Heer von selbsternannten Komikern, die 24 Stunden am Tag und in jedem Kanal die Republik heimsuchen, kräftig in den Hintern. Für sein „Lebenswerk“ hätte er allemal fünf Wertungsbalken verdient.“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/s/schneider_helge/hefte_raus_klassenarbeit/index.htm)
Olaf Schubert – Ich Bin Bei Dir! (2007)
„Olaf sagt:
Die neue CD, und darauf bin ich sehr stolz, ist nur für dich. Sicher – kaufen kann sie jeder, aber alle Liebe und Musikalität floss nur deinetwegen in die Aufnahmen hinein. Deshalb heißt die CD auch „Ich bin bei dir!” Bestimmt werden jetzt viele andere Künstler ihre CD auch so nennen, aber ich war der Erste.
Das wichtige Lied „Zeugt” haben wir mit Kollegen aus dem Bereich Rockmusik aufgenommen. Das Lied geht richtig los und hinterlässt gerade dadurch einen bleibenden Eindruck. Mehr möchte ich aber nicht verraten.
Uta Mehl schreibt im Booklet dieser Platte:
Olaf Schubert hat den Titel seines neuen Programms gut gewählt, denn Schubert scheint angekommen – angekommen bei uns.
Der Weg dahin war allerdings lang, steinig, geröllig, brackig. Nach komplizierten Anfängen als Fußpfleger, einem Intermezzo an der Filmhochschule und schwerer Zeit als Leichtmatrose begann er – nach dem Abbruch seines Mathematikstudiums in Minsk – eine Ausbildung an der Kunstakademie Worms, um sich dann aber endgültig für den Beruf des Facharbeiters für Meliorationstechnik zu entscheiden. Doch im letzten Moment sattelte er um. Er jobbte als Seifensieder, Kampftaucher, Chirurg und Drahtzieher, ehe er als Stahlkocher in Eisenhüttenstadt den Kontakt zu einfachen Menschen fand, den er sich so sehnlichst wünschte.
Sein Glück währte allerdings nur kurz:
Nach Veröffentlichung seines ersten kritischen Gedichtbandes „Obst in Worms – wozu?” wurde er aus der Stadt gejagt. „Ich bleibe bei euch!” – rief er trotzig, nachdem sich hinter ihm die Stadttore schlossen. Jahre später wurde auch Eisenhüttenstadt geschlossen. Schubert aber erkannte: „Gerade diejenigen, welche die helfende Hand ausschlagen, sind Mittelpunkt und Zielgruppe meiner schöpferischen Aktivitäten“. Denn er agiert nicht für eine elitäre Minderheit! Seine Botschaften sind speziell für alle Menschen. Um sie zu erreichen, muss er schnörkellos agieren. Zeit, seine wichtigen Gedanken schön zu verpacken oder gar fein zu dengeln, hat er nicht.
Er ist der Mann für’s Grobe – unter den Feingeistern, der Polier der Philosophie, der Schwerarbeiter – und vor allem der Einzelkämpfer, denn nur wenige Mitstreiter können seinem Tempo, seiner Leidenschaft, seinen wertvollen Gedanken folgen. Nach einem Konzert schrieb er zu diesem Thema in sein Tagebuch: „Ich bin der sich selbst zum Brunnen tragende Eimer.” Auch wenn Resignation in dieser Selbsterkenntnis mitschwingt – er zieht Kraft daraus, und der Erfolg gibt ihm Recht.“ (http://www.olaf-schubert.de/pages/leben_werk/platten/ichbinbeidir.html)
Wikipedia über Olaf Schubert
Noch einen kleinen Vorgeschmack vom Rufer in der Finsternis: