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Norwegen überrascht musikalisch gern hin und wieder mit einigen gengreübergreifenden Exkursionen kreativer Köpfe. Sidsel Endrese, eine der mir wenigen bekannten Sängerinen, die ihre Stimme direkt beim Gesang scratcht. Oder Bugge Wesseltoft, der nicht unwesentlich dazu beitrug, dem Jazz ein modernes Gewand anzuziehen und und mit dem House zu versöhnen. Nur zwei Größen… Jaga Jazzist reihen sich nun in die Galerie ein. Eine vielköpfige (+/-10 Personen?) Band, die seit Mitter der neunziger Jahre Musik macht (damals noch mit z.T. schulpflichtigen Gruppenmitgliedern), veröffentlichte 2002 mit A Livingroom Hush ein Album, dass sowohl in der Jazz-Szene Beachtung fand also auch in den Clubs gespielt werden konnte. Mit voller kraft wird in alle möglichen Blasinstrumente gepumpt, Gitarre und Bass reihen sich ein, um dem Rhythmus voranzutreiben und auch so manches elektronische Instrument konnte im Studio einen Ton abgeben. Abwechslungsreich ist nicht nur die Fusion der Instrumentierung, sondern auch das Tempo der Stücke. Schön, wie sich ruhige Läufe Lied für Lied aufschichten, loszappeln um dann wieder in einer behaglicheren – nicht müden – Ton- und Taktlage zu verweilen. Und umso erfreulicher, dass die Leute vom Label Ninja Tune auf die Band aufmerksam wurden und ihr einen passenden Platz in ihren Reihen anbieten konnten. Das verrückte Video (nachfolgend) zum Titel „A Livingroom Hush“ gibt nur einen kleinen musikalischen Eindruck in das Album. Das die Band aber auch live funktioniert und es sicherlich Spaß machen dürfte, denen mal zuzuschauen, zeigt das zweite Live-Video „Oslo Skyline“
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Sidsel Endresen & Bugge Wesseltoft – Out Here, In There (2002)
„Vier Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Projekt haben sich zwei exponierte Vertreter der norwegischen Jazzszene wieder für eine Albumproduktion zusammengefunden: Sidsel Endresen und Bugge Wesseltoft. Auf „Out Here. In There“ finden sie jenseits ausgetretener Pfade in Jazz, Elektronik und Avantgarde bis dato unentdeckte Schleichwege, ihren Emotionen einen individuellen Klang zu verleihen.
(…)
Sidsel Endresens und Bugge Wesseltofts bislang vorliegenden Duo-Alben „Nightsong“ (Curling Legs/ACT, 1994) und „Duplex Ride“ (Curling Legs/ ACT, 1998) stiessen international auf positive Resonanz: „Radikal und mutig – lyrisch und aufregend. Das ist pure musikalische Magie, die so intensiv intim ist, dass sie dem Hörer die Tränen in die Augen treibt“, schrieb der amerikanische Rolling Stone über „Duplex Ride“.
Mit „Out Here. In There“ geht das Duo noch einen Schritt weiter nach vorne. Der minimalistische Ansatz steht zwar weiterhin im Vordergrund, doch die strikte Produktionsmaxime der ersten beiden Alben („Keine Overdubs!“) wurde zugunsten des besonnenen Einsatzes und eines freien, fast spielerischen Umgangs mit moderner Studiotechnologie abgelegt. Trotzdem stehen Bugge Wesseltofts organische Konstruktionen und Sidsel Endresens reine, reduzierte Arbeit mit ihrer Stimme im Vordergrund. Eine logische Konsequenz, die sich aus der Biographie des Duos erschliesst. Denn „Out Here. In There“ ist in nicht geringem Masse das Ergebnis aus den Erfahrungen vieler gemeinsamer Bühnenauftritte und der Interaktionen mit ihrem Publikum.
Produziert wurde „Out Here. In There“ im bewährten Team mit Ulf Holand, der bereits bei der Einspielung von „Duplex Ride“ hinter dem Mischpult sass. Neben fünf neuen eigenen Kompositionen interpretieren Endresen und Wesseltoft u.a. Eivind One Pedersens „Truth“ und Neil Youngs „Birds“. Youngs legendäres Duett mit dem damals 17jährigen Nils Lofgren am Piano (erschienen auf dem Klassikeralbum „After The Gold Rush“) hat Sidsel Endresen, die vom amerikanischen Songwriting der späten sechziger und frühen siebziger Jahre beeinflusst ist, zu dieser Neueinspielung mit Wesseltoft inspiriert. „Survival Techniques“, eine Gemeinschaftskomposition von Sidsel Endresen und Pianist Jon Balke, ist ein Schlüssel zum Verständnis von „Out Here. In There“. In drei Teilen durchstreifen Endresen und Wesseltoft die ganze Bandbreite ihrer Klangwelten. Die intensive, zum Teil ekstatische Reise pendelt zwischen Jazz, Rock, Ambient und Avantgarde hin und her. Bei anderen Stücken des Albums gibt Endresen ein Thema vor – etwa bei „Try“, „Heartbeat“ und „Voices“ – und Wesseltoft schafft dazu eine visionäre, behutsam gestaltete Klangarchitektur, die Sidsel Endresen wiederum den perfekten Raum zur Improvisation mit ihrer Stimme bietet.
„Out Here. In There“ präsentiert ein Duo, das sich perfekt ergänzt. Der Fortschritt, den Sidsel Endresen und Bugge Wesseltoft propagieren, ist eine leise, poetische Revolution. „Wahrheit ist relativ“, singt Sidsel Endresen in der ersten Textzeile des Openers „Truth“ und bereitet uns damit darauf vor, was uns auf „Out Here. In There“ erwartet. Räume, die uns vordergründig vertraut erscheinen mögen, sehen wir plötzlich in völlig neuem Licht. „Out Here. In There“ wählt den Weg der subtilen Verführung – erst unmerklich, unaussprechlich einnehmend, am Ende magisch und hypnotisierend.“ (http://www.jazzecho.de/sidsel_endresen_bugge_wesseltoft_out_here._in_there_7035.jsp)
Wikipediaeintrag zu Sidsel Endresen
Bugge Wesseltoft – Moving (2001)
„Unterschiedliche Ausgangspunkte, ähnliche Ergebnisse: Dem von St. Germain auf der House-Seite betretenen Neuland zwischen aktuellen DJ-Grooves und jazzigen Improvisationen nähert sich der norwegische Jazz-Pianist/-Keyborder Bugge Wesseltoft aus dem Jazz-Lager. Dominierten auf dem Vorgänger noch schleppende Downbeat- und TripHop-Rhythmen, basiert „Moving“ (sic!) auf entspannten Minimal House- und -Funk-Beats, spannungsreich kontrastiert von filigranen Kontrabassfiguren und Wesseltofts lyrisch-sphärischen Piano-Linien. Gerade deren Gehalt und die intelligent verschachtelten Grooves der live im Studio erarbeiteten Kompositionen erheben dieses Album aus der Flut programmierter Chillout- und NuJazz-Dutzendware“ (http://schallplattenmann.de/a107395-Bugge-Wesseltoft-Moving.htm)
Wikipedia schweigt auch nicht zu Bugge
Künstlerportrait bei laut.de
Interview mit Bugge Wesseltoft zum Album Film’ing auf Jazzdimensions