Schlagwort-Archive: Bright Eyes

Radiohead – OK Computer (1997)

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Wer einem Sonnenaufgang die Aufmerksamkeit entgegenbringt, die diesem gebührt, wird sehen, dass er trotz seiner Alltäglichkeit nie identisch und mit ihm eine unbeschreibliche Komplexität verbunden ist. Dieser Gedanke kam mir heute beim Hören des immerhin schon 18 Jahre (!!!) gereiften Radiohead Albums „OK Computer“. Das Album verbrachte lange Zeit in einer Twilight-Zone meines Musikschranks und ich konnte mich nicht für oder dagegen entscheiden. Aber, nachdem ich mir die Zeit zum Zuhören nahm, entfaltete es mir einen unglaublichen Kosmos, den man wahrlich nicht alle Tage hören kann. Er erinnert mich an Konzeptalben von Pink Floyd, trägt die Melancholie, die sich Bright Eyes findet, hat die Kraft von Interpol und die Zuversicht von B.Fleischmann – um mal einige Assoziationen zusammen zu tragen… Es ist in der Tat ein sehr gelungenes Stück Musik, zu Recht mit dem Grammy Award for Best Alternative Music Album ausgezeichnet. Und so hat es sich nun doch in meinem Plattenschrank einen festen Platz reservieren können 🙂

Kristofer Åström – Sinkadus (2009)

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Einen Tag lang hab ich mich bewusst dem Album im Repeat-Modus ausgesetzt. Ein deutlicher Vorteil der CD gegenüber Vinyl, wobei das Album musikalisch wohl auf Vinyl besser beheimatet ist. Bislang lies es mich immer wieder aufhorchen, wenn es in den CD-Player gelangte und ich war leicht euphorisiert, ohne zu wissen warum. Eigentlich könnte man die Musik des Schweden als Lagerfeuer-Hintergrundmusik im besten Sinne (!) abhaken. Aber irgendwas ist hier anders. Es hat Kraft – ohne zu sehr zu rocken, Emotionen – ohne schmierig zu wirken, Poesie – ohne zu weich zu sein, eine hohe Dichte – ohne zu erdrücken. Und Kristofer Aström scheint viel Kreativität zu besitzen. Die sehr guten Songs werden gern an manchen Stellen zart aber bewusst gebrochen, um noch ein paar andere Soundskizzen anklingen zu lassen, die selbst das Potential haben, als eigenständige Nummern auf ein Album zu kommen. Allein um diese Anhängsel der musikalischen Skizzen ringt so manche Band auf Albumlänge, ohne vergleichbares produzieren zu können. Herr Aström wirft sie einfach hin und bereichert damit das Album um einie Facetten, da er sich damit vom klassischen Format Song-Pause-Song löst und etwas in der Art Intro-Song-Pause-Song1Song2-Song…. aufbaut. Dabei wirkt es dennoch homogen, stimmig und rund.

Neben der obligatorischen Akustikinstrumenten hat Aström auch die strombetriebenen Instrumente (wieder-)entdeckt und schafft es, diese wirklich gekonnt einzusetzen. Die dort angezapften Energien werden 1:1 an den Hörer weitergegeben. Eine gutes Werk, irgendwo zwischen Bright Eyes, Minor Majority und Madrugada verortet ohne wirklich da zu Hause zu sein.

Fazit: Es war ein guter Tag, als Kristofer Aström mich begleitete!
Kristofer Åström bei Wikipedia

Offizielle Webseite

Get Well Soon – Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon (2008)

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(Wie passend, nach dem gestrigen Post hier im Blog)
„Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon…“ Mit dieser Textzeile beginnt das gleichnamige Album und zeigt auch gleich dank choralem Gesang und orchestraler Begleitung in Moll gebettet, wohin die Reise gehen soll. In ein Land, in dem der Schwermut nicht weggefegt werden kann, aber die geschundenen Knochen und der müde Kopf balsamiert und beruhigt werden. Begleitet wird dieses Ritual vom Wissen, dass es auch anderen gerade nicht besser geht, aber dass es doch immer wieder einen Hoffnungsschimmer geben wird, der dich dazu bringt, aufzustehen und weiter zu gehen. Und so helfen überschwengliche Melodien, wieder in den Tag und Trap zu kommen, tief einzuatmen und die Sonnenbrille aufzusetzen.

Es ist mir fast nicht vorstellbar, dass dieses Album im Alleingang erarbeitet wurde.Musikalische Anleihen an  Nick Cave, Tindersticks, Bright Eyes (oder besser Conor Oberst?) oder Radiohead und eine sehr abgefahren Akustikversion von Underworlds „Born Slippy“ lassen aufhorchen und begeistern. Klingt zwar nach Raubkopien an allen Ecken und Enden, ist aber keines Falls so. Vielmehr ist es das (erreichte!) Ziel von Mastermind Konstantin Gropper, vollkommen neue Songs abseits des Mainstreams zu basteln. Und so glaube ich ihm gern, wenn er nach seinem vollmundigen Versprechen der Heilung nachschiebt: „“I tried my very best to make this music lovable.“

Gute Genesung

Infos von Indipedia zum Album

Bright Eyes – Lifted or The Story Is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground (2002)

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„Conor Oberst ist Workaholic. Fünf Monate sind seit seinem hyperventilierenden Wutausbruch „Read Music / Speak Spanish“ mit den Desaparecidos ins Land gegangen, die letzten Akkorde der US-Tour sind gerade verklungen, da serviert er uns das nächste Produkt pessimistischer Lebensanschauung in Reinform. Bewaffnet mit einer mutmaßlich verstimmten Akustikgitarre jammert er in der Tonqualität eines veralteten Kassettenrecorders aus einem Autoradio.

Rauschen im Hintergrund. Die Fahrerin summt ein paar Töne mit. Sechs Minuten lang schluchzt er sich in Ekstase. „The hook is in deep, boys, there is no more time. So you can struggle in the water and be too stubborn to die or you could just let go and be lifted to the sky – dann bricht „The Big Picture“ auf seinem Höhepunkt abrupt ab. Das war’s. Der nächste Song, bitte.

Normal ist Conor Oberst nicht. Mit 13 verteilt er erste Demotapes, heute – mit 22 – hat er bereits acht Longplayer eingespielt, von diversen EPs und (Split-)Singles ganz zu schweigen. Und in dieser Zeit hat sich einiges geändert. Ging er früher noch alleine zum Weinen in den Keller, leistet ihm heute ein 38-köpfiges Kleinorchester in einem Studio Gesellschaft.

Nur in wenigen Liedern wie dem Opener knarzt der Lo-Fi vergangener Tage aus den Lautsprechern. Statt dessen regnet es mit Pauken und Trompeten Glockenspiele aus einem Himmel voller Geigen. Große Gesten mit großen Mitteln. Auskotzen, nicht kleckern!

Ein schwieriges Unterfangen. Doch mit „Lifted…“ übertrifft Oberst jegliche Erwartungen! In 73 Minuten verquickt er Walzer-Schmalz („False Advertising“), depressive Weltuntergangselegien („Don’t Know When But A Day’s Gonna Come“), rührende Liebeslieder („You Will. You? Will. You? Will. You? Will.“), krude Countrysongs („Make War“) und dilettantisch wirkende Lo-Fi Delikatessen („Waste Of Paint“) zu einem schwer zugänglichen, aber grandiosen Meilenstein, der weniger Wünsche als vielmehr Fragen offen lässt. Zum Beispiel wie Herr Oberst sich noch steigern möchte.“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/b/bright_eyes/lifted_or_the_story_is_in_the_soil_keep_your_ear_to_the_ground/index.htm)

Mehr über Bright Eyes bei Indiepedia und Wikipedia

Bright Eyes – I’m Wide Awake, It’s Morning (2005)


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„Erneuter Geniestreich von Wunderknabe Conor Oberst

Von Neuem verspürt man den Wunsch, Conor Oberst in die Arme zu nehmen, ihm „Danke“ zu sagen, und „keine Angst, es wird alles gut“. Denn von Neuem verzaubert das Musiker-Kollektiv um den 24-jährigen Singer/Songwriter aus Omaha, Nebraska mit wunder- schönen Country/Folk-Melodien und Lyrics, die allen traurigen Menschen dieser Welt aus der Seele zu sprechen scheinen.

Ist es überhaupt möglich, ein Album wie „Lifted…“ zu toppen?, habe ich mich gefragt und etwas ängstlich das neue Werk von Bright Eyes in den CD-Player gelegt. Minuten später musste ich eingestehen, dass alles möglich ist, wenn man Conor Oberst heisst. Talent scheint nur sein Vorname zu sein. Dieser Junge ist ein Genie. Der erste Song beginnt mit einer seltsamen Geschichte über einen Flugzeugabsturz, die im scheinbar fröhlichen, dabei aber zutiefst sarkastischen „At The Bottom Of Everything“ resultiert. In „We Are Nowhere And It’s Now“ kommt zum Ersten Mal die Stimme von Emmylou Harris dazu, der grossen Dame des Folk, und, ach, es ist wundervoll. Oberst und Harris harmonieren und ergänzen sich perfekt und verleihen den wundervoll instrumentierten Songs (mit dabei als Musiker/Vocalists sind wiederum allseits bekannte Namen wie Andy LeMaster, Maria Taylor oder Mike Mogis) eine zusätzliche Note von Intensität und Authentizität.
„Lua“ ist das nächste Schmuckstück, das nur mit Obersts charakteristischen Stimme und seiner akustischen Gitarre auskommt. Weiter geht’s mit „Train Under Water“ und „Another Travelin‘ Song“ zwei countryeske up-tempo Songs, letzterer wieder mit der Unterstützung von Emmylou Harris.
Den absoluten Höhepunkt des Albums bildet „Landlocked Blues“, ein zu Tränen rührendes Duett mit Emmylou Harris, spärlich und wunderschön instrumentiert, mit Lyrics von solch tiefer Traurigkeit und Sensibilität, dass sie das steinernste Herz weich werden lassen.
In „Road To Joy“, eine Anlehnung an Beethovens „Ode an die Freude“, findet das Album ein furioses und würdiges Finale und wir wünschen uns, es würde noch endlos so weitergehen.
Das ganze Album vermittelt ein Gefühl von Authentizität, das bei vielen anderen Musikern leider schon lange verschwunden ist. Man fühlt, dass die Musik mitten aus dem Herzen kommt, und das macht sie unvergleichlich.
Superlative reichen kaum, um dieses grandiose Album zu beschreiben. Hört es und huldigt einem der grössten Singer/Songwriter unserer Generation!“ (http://www.exitmusic.ch/rezensionen/neuerscheinungen/bright_eyes_im_wide_awake_its_morning.html)

Bright Eyes – Fevers And Mirrors (2000)

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Der Soundtrack zum Alleinesein
Dieses Jahr hat Conor Oberst ja mit seinem dritten regulären (Meister)Werk den Durchbruch geschaftt und wird nun vom Rolling Stone und dem NME (und wie die ganzen Heuchler heissen) zum neuen Bob Dylan erklärt. Mit Bob Dylan jedoch haben Bright Eyes nun absolut gar nichts zu tun, ausser dass auch Herr Oberst Songs schreibt. Ganz wunderbare sogar. Dies tat er jedoch bereits auf diesem Album in Perfektion. „Fevers & Mirrors“ ist ein brilliantes Album, homogen bis ins letzte, jeder Song passt ins Konzept, jede Melodie führt zur nächsten.
Es geht hier um Trauer – im ganz großen Stil. Das Album (mit den komischen Songtiteln) beginnt mit einem Gedicht vorgetragen von einem kleinen Kind. Es spricht von der Trennung der Eltern, vom Umziehen, ja, von Veränderung auf ganzer Linie. Das Kind weiss nicht was das letzendlich bedeuten wird.
Und dann, nach knapp eineinhalb Minuten beginnt der Song „A Spindle, A Darkness, A Fever & A Necklace“ und man leidet. Man leidet toll. Conor Oberst leidet toll. Er deutet die Tragödie an, alles ändert sich. Und es wird nicht besser. Die nächsten beiden Songs sind wütend, traurig, verzweifelt, wissen nicht wohin und bringen genau diese Zerstreutheit exakt auf den Punkt. Ambivalenz Deluxe. Dann wirds konkret. Über das göttliche „Something Vague“, zum Abschied in „Movement Of A Hand“ geht er über zum nächsten Song und besingt „Arienette“, die wunderbare Metapher für DIE Liebe, der man nachtrauert. Und man trauert gern – immer noch. Danach streut Conor seine Gedanken weg, weit weg, er lenkt ab, geht nach Florida „Where The Curious Girl Realizes She’s Under Glass“ – und zwar Lo-Fi, nicht gewollt gekünstelt, sondern gemusst. Schliesslich kommt der Bruch mit allem, die grosse Veränderung, die in den vorangegangenen Songs nur angedeutet wurde. „haligh Haligh A Lie Haligh“ trifft ins Herz, jetzt tuts weh – jetzt kann die Verwindung beginnen; Conor tut dies… mit Verzweiflung steigert er sich zum grossen Gefühlsfinale „Center Of The World“, dass man totzitieren könnte, so göttlich ist es („in the middle of the day when you drive home to your place from a job that makes you sleep back to the thoughts that keep you awake“). Dann könnte man annehmen, er kühlt das Ganze nun etwas runter. Doch dem ist nicht so, er bleibt bei „Sunrise Sunset“ eben genau auf dieser Stufe („Sunrise & the Sunset, you wake up than you undress, it allways is the same“) um dann mit „an attempt to tip the scales“, dass Gefühlsdrama sogar versöhnlich zu beenden („so close to dying that i finally can start living. allright.“). Er ist wieder im Leben. So auch der Hörer. Den jedoch entlässt Conor noch nicht, sondern erläutert ihm in einem Interview nochmal (leider vielleicht etwas Holzhammermässig) die Ambivalenz seines Schaffens, dass er dann in einem wunderbaren Song noch einmal Aufleben lässt. dann ist Stille.“Fevers & Mirrors“ ist bis dato sein bestes Album. Einen Tick besser noch als dass ebenfalls wunderbare „Lifted… or the Story is in the Soil Keep your ear to the ground“.“ (http://www.golyr.de/bright-eyes/album-fevers-mirrors-8906.html)

Bright Eyes – Digital Ash In A Digital Urn (2005)

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„Parallel zum Folk-Meisterwerk „I’m wide awake it’s morning“ veröffentlicht Songwriting Genie Conor Oberst mit seinen wechselnden „Bright Eyes“-Mitstreiten das Album „Digital ash in a digital urn“, auf dem er, wie der Titel bereits verrät, seine gewohnt hochwertigen Stücke in ungewohnt elektronischem Gewand zum Besten gibt. Sphärische Keyboardsounds, abwechslungsreiche und kraftvolle Percussion-Klänge aus allen erdenklichen elektronischen und natürlichen Quellen sowie der Einsatz diverser Streichinstrumente zur rechten Zeit betten die wunderbar zerbrechliche Stimme des jungen amerikanischen Musik-Helden Oberst in hypnotisierende Klangwelten ein, immer irgendwo zwischen Himmel und Hölle, zwischen Begeisterung und Melancholie, zwischen den schönen und den bitteren Seiten des Lebens und der Liebe, ebenso, wie es seinen vielschichtigen Songtexten entspricht.

Das Album startet, wie gewohnt, mit einem Opener, der eher als Klangexperiment denn als Song anzusehen ist, bevor die wunderschönen Melodielinien des dahinschwelgenden und doch mitreißenden „Gold mine gutted“ ein erstes absolutes Highlight der Platte setzen. Nicht weniger gefällig kommt „Arc of time“ daher, textlich eine höchst philosophische Betrachtung der Vergänglichkeit allen Lebens und der Urangst des Menschen vor dem Tod, die musikalisch höchst originell von fast lateinamerikansich-temepramentvoll anmutenden Rhythmus- und Gitarrenfiguren sowie zuckersüßen Dur-Akkordfolgen kontakariert wird. Großes Kino, Conor! Nicht minder spektakulär geht es in der Folge weiter, wenn das depressiv anmutende „Down in a rabbit hole“ zum Ende hin in einem wahren Streicher-Inferno kulminiert, wenn Oberst in einer höchst eingängigen, regelrecht poppigen Komposition namens „Take it easy“ von den Liebesleiden eines in eine reifere Frau verliebten jungen Mannes singt oder wenn auf „Hit the switch“ Melodien und Textzeilen voller Schmerz und Melancholie den Hörer sowohl zum Mitsingen als auch zum Mitfühlen einladen. Es ist genau dieser Kontrast zwischen dem Nachdenken über die bedeutungsschweren Texte und diese so schmerzvoll klingende Stimme und der Begeisterung für die gezeigten musikalischen Sahnestücke, die den Reiz bei Conor Oberst immer wieder ausmachen, auf dieser Scheibe übrigens intensiver denn je.
Als weitere Höhepunkte des Albums bleiben das hymnische „I believe in symmetry“, eine unvergleichlich abwechslungsreiche Komposition, sowie der Abschlussong „Easy/Lucky/Free“ mit seinen fast minimalistisch anmutenden Gesangspassagen zu nennen.
„Digital ash in a digital urn“ ist sicherlich aufgrund des elektrolastigen Sounds das ungewöhnlichste, vielleicht dank seiner bedeutungsschweren Texte und hochdramatischen Melodien sogar das beste, tiefgründigste und interessanteste Bright Eyes-Album. Wie dem auch sei, auf jeden Fall ist es ein Muss für jeden, der sich für gutes Songwriting interessiert und sich gerne intensiv mit hochwertiger Rock- und Popmusik beschäftigt. Conor Oberst rules!“ (http://www.amazon.de/Digital-Ash-Urn-Bright-Eyes/dp/customer-reviews/B00069W4K4/ref=cm_cr_dp_all_helpful?ie=UTF8&customer-reviews.sort%5Fby=-SubmissionDate&coliid=&showViewpoints=1&customer-reviews.start=1&colid=#customerReviews)