„Come to Daddy entstand, als ich bloß zu Hause rumgammelte, angepisst war und diesen beschissenen Death Metal-Jingle produzierte. Dann wurde es vermarktet, und ein Video wurde gemacht. Und diese kleine Idee, die ich hatte, dieser Witz, wurde zu was richtig Großem. Das war ganz und gar nicht richtig.“ (Aphex Twin) Ob es richtig war oder nicht, sei dahin gestellt. Jedoch wurde dieses „Artefakt“, was Aphex Twin so nebenher bastelte, doch zu etwas Größerem. Düstere und böse elektronische Sounds, verquere Gitarren und zwischendrin immer wieder diese typischen, zerbrechlichen Melodien. Dazu das Musikvideo von Chris Cunningham, welches Kultstatus erreichte und 2003 auf Platz 35 der Liste der „100 Scary Moments“ des Channel 4 (als einziges Musikvideo) sowie von Pitchfork Media als bestes Musikvideo der 90er Jahre gewählt wurde, dass zur Verbreitung der Musik nicht wenig beitrug. Also, insgesamt sehens- und natürlich hörenswert.
Reinhören „Nein, eine stinknormale Popband sind Polarkreis 18 sicher nicht. Keine jungen Deutschen, deren Favoriten man, ohne lang suchen zu müssen, in Amerika, England oder Tocotronic verorten kann. Aber Polarkreis 18 ist ja auch kein Bandname, der so superlässig von der Zunge geht. Sondern schwierig und undurchsichtig. Wie die Band selbst. Die Musik von P18 ist heftig, unglaublich breit, großkotzig und transzendent. Und niemand wird mir weismachen können, dass dies ein Debüt von jungen Leuten ist. Dafür ist ihre Musik mit all den Stilverweisen zu divers, dafür klingt das Album durchgehend zu wissend, dafür sind die Arrangements zu klug, dafür ist die Band einfach zu viel zu viel in der Lage. Dafür steht ein Stück mit vornehm-erhabenen Dancebeats à la GusGus viel zu nah neben einem Stück mit feinen Sigur-Rós’schen Soundwänden neben einem Stück voll perfekter Hallgitarren. Jason Pierce hat dafür ewig gebraucht. Und diese fünf Dresdener machen das alles schon in ihrem ersten Dutzend veröffentlichter Songs? Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen. Wie kann man denn so fantasievoll und in seinen Atmosphären so komplex und substanziell sein? Wie kann man so exaltiert und doch unpeinlich singen? Wie kann man auf so frische Art und Weise Dance, Prog und Art miteinander verbinden, als wäre das gar nichts? Absolut verblüffend. Ein paar minimale Abzüge gibt es aber doch: die ständigen, etwas verkitschten Geigen zum Beispiel. Oder die Momente, in denen ich an Pink Floyd denken muss. Oder die Tatsache, dass ich so etwas wie eine Albumdramaturgie vermisse. Aber ist das so wichtig? Ich glaube nicht. Um es zurückhaltend auszudrücken: Ganz egal, wie man sich zu der Band positioniert – man wird nicht an ihr vorbeikommen. Dazu ist diese Musik mindestens in Deutschland viel zu einzigartig. So etwas war noch nie da. Und es spielt dabei keine Rolle, ob man 20 oder 50 Jahre zurückdenken kann.“ (http://www.intro.de/platten/kritiken/23039498/polarkreis-18-polarkreis-18)
„Drome is the earlier, more techno- and dub-infused pseudonym of Nonplace Urban Field/Some More Crime member Bernd Friedmann. With his first singles and a full-length appearing on the Toxiktrakks label and more recent material released through Wigwam and Ninja Tune, Friedmann’s signature restlessness with respect to convention is clearly nascent in his Drome work, most obviously in his knack for odd combinations. Although Friedmann’s releases as Drome have thinned in recent years, the name is widely regarded in association with the development of downtempo breakbeat and trip-hop, with a sample-heavy ambient- and dub-influenced take on hip-hop-styled beats and a clear, atmospheric nod to home listening over the dancefloor. A native of Berlin, Friedmann’s commitment to accelerated mutation also earned him a spot on the Ntone sampler, Earthrise (a two-disc set released by the American Instinct label in 1995), as well as a touring partner in Uwe Schmidt, aka Atom Heart, who accompanied Friedmann on a series of live dates in Australia and Japan toward the end of ’96. Friedmann’s Nonplace Urban Field material has occupied the bulk of his time of late, with releases such as Raum Fur Notizen and Golden Star, as well as remixes for Unitone Hi-Fi, Bowery Electric, and Hab taking Drome’s genre-obliterating aesthetic deeper still into the forests of abstraction.“ (http://itunes.apple.com/de/artist/drome/id4845892)
„…“Connected“, die Platte, die die Band nach fünf Jahren und drei Alben auf einmal zum One-Hit-Wonder machte. „Wir sind getourt und wir waren müde. Wir sind für ein Jahr nicht mehr nach Hause gekommen. Es ging einfach nichts mehr. Wir hatten allesamt private Probleme, wir waren fucking Superstars und kamen damit nicht mehr klar. Das waren pretty bad years. Aber vielleicht mussten wir uns ja fast selbst zerstören, um jetzt wieder wir selbst sein zu können“, sagt Nick Hallam, der musikalische Kopf der Band. Er trägt eine schwarze Sonnenbrille, ein schwarzes Hemd und eine schwarze Hose. Man wagt es kaum, sich vorzustellen, wie das wohl im Detail ausgesehen haben mag, das mit der Selbstzerstörung – da erhebt Rob Birch die Stimme. „Hör mal. Erfolg bedeutet, dass du deine meiste Zeit weit weg von zu Hause verbringst. Wenn du aus dem Nichts kommt, wenn du nichts hast, dann denkst du, du müsstest alles machen, was dir angeboten wird. Und wenn du das machst, dann fängst du an Dinge zu vernachlässigen, von denen du glaubst, du würdest sie umsonst bekommen. Das normale Leben. Und das war das Problem. Denn das ist unsere Musik. Wir leben ein normales Leben und daraus entsteht die Musik. Sich jeden Tag zusammensetzen und Musik machen. Erfolg ändert so was. Erfolg macht so was zu einem Witz. Das mussten wir für uns klären. Dass wir so was nicht nochmal machen.“
Nun war „Connected“ ja nicht nur ein Album. Vor allem war es ein Song, der im Laufe der Zeit eine ähnliche Eigendynamik gewann wie sonst vielleicht nur noch der „Pulp Fiction“-Soundtrack. Ein Stück, das die ganzen Neunziger in sich aufhob. Die Euphorie, dass man seinen Computer via Telefonbuchse mit den Rechnern all derjenigen verbinden kann, die sich auch einstöpseln. Die Wiedergeburt der Idee des Kollektivs in der Vorstellung des Netzwerks. Wenn sich alle connecten, dann wird alles gut. Jahrelang konnte man dem Stück kaum entgehen, wo immer sich die Besucher irgendwelcher Partys nicht einigen konnten, ob man nun Gitarrenmusik oder Computermusik hören soll – irgendwann einigte man sich auf die Stereo MC’s.
Das funktionierte, weil die Stereo MC’s Band genug waren, um auch für die verständlich zu sein, die Erzeugnissen des Dancefloor-Planeten eigentlich mit Misstrauen gegenüberstanden. Und für Leute, die sich mit den komplizierten Überbauten nicht anfreunden wollten, der sich in den frühen Neunzigern zwischen HipHop und seine deutsche Rezeption stellte, waren die Stereo MC’s aus England verständlicher und näher dran…“ (http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2001/05/31/a0156)
Nichts anderes als dieses angestaubte Sprichwortrelikt trifft auf das Debut der englischen Super_Collider zu. Denn was Cristian Vogel und Jamie Lidell hier vorlegen, ist eine beängstigend groovende Melange aus Elektro und Funk. Nach dem ersten Plattendurchlauf gelange ich zwar zur Erkenntnis, daß hier Underground statt Massensound regiert, doch ansonsten bleibe ich erschlagen und verwirrt im Sofa kleben. Ob man sich einst auch bei Prodigys Pionierarbeiten so gefühlt hat?
Super_Collider verarbeiten auf „Head On“ Versatzstücke so ziemlich aller in den 90ern aufgekommenen, elektronischen Stilrichtungen, während über allem der soulige Gesang Lidells thront. Für einen Moment drängt sich mir die lustige Vorstellung auf, wie Terence Trent D’Arby gezwungen wird, mit Autechre zusammen eine Platte einzuspielen.
Beim Opener mutiert das von Lidell gesäuselte „Cut the phone“ in meinen Ohren zu „Got the funk“, was mindestens genauso gut gepaßt hätte. „Hide in from the day“ und der mögliche Dancefloorkiller „Take me home“ kann man nach eingängiger Beschäftigung mit „Head On“ als zugänglich bezeichnen. Ein Track nennt sich „Under my nose“, obwohl ich mich ständig frage, was die beiden Herren bei den Aufnahmen wohl in derselben hatten…
Gestandene Elektronikpuristen würden wahrscheinlich ihr letztes Hemd für eine Instrumentalversion des Albums hergeben. Früher war ja sowieso alles besser. Super_Collider dagegen schauen in die Zukunft, scheren sich einen Dreck um bestehende Hypes. Und bringen eine Platte raus, die modern und fremdartig zugleich klingt und dadurch eine eigene Faszination versprüht.
Der CD-Ausgabe liegt eine Bonus-CD mit der ersten 12″-Veröffentlichung bei, zusätzlich gibt’s MP3-Tracks und eine Interactive Area. Auch online liegt ein MP3-Preview bereit: Fortschrittlich in allen Belangen!“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/s/super_collider/head_on/index.htm)
Reinhören „Als PJ & SMILY Anfang der Neunziger mit „Shut Up And Dance“ und ihrer stets merkwürdigen Mischung aus hochgepitchten HipHop-Beats, schäumendem Techno, elektrifizierter klassischer Musik, respektlosen Pop-Samples und allerlei anderen Spielerein die Clubs so richtig aufmischten, war man zunächst sprachlos. Kurze Zeit später ward dann der Begriff „Jungle-Techno“ erfunden; der Rest ist Geschichte. Für NICOLETTE haben sich PJ & SMILY musikalisch stets etwas zurückgehalten. Das Verrückte an der Zusammenarbeit war allein die Frage, wie in aller Welt eine Sängerin auf diese schnelle Art von Musik klarkommen sollte? Die Antwort hieß „Now Is Early“ und ist bis heute ein kleines Juwel aus einer kreativen Zeit, in der alles möglich schien und die Grundlagen für die heutige Jungle/Drum’n’Bass-Ära gelegt wurden. Warum das alles passiert ist, kann man aus NICOLETTEs persönlichen Geschichten von „No Government“ bis „School Of World“ heraushören, die ihr damals den Titel der „BILLIE HOLIDAY On Acid“ einbrachten. Solchen Kategorisierungsbeschreibungen zum Trotz finden sich in der Art und Weise, wie NICOLETTE ihre hohe, zuweilen fast piepsige Stimme zu formen versteht, viele, viele andere Einflüsse von afrikanischen Chants über eine klassische Ausbildung bis hin zu modernen Sprechgesangs-Variationen. Kurzum: die perfekte Begleitung zur Musik, bis heute unerreicht und im heutigen Drum’n’Bass leider so gut wie verschwunden“ (Quelle: http://www.intro.de/platten/kritiken/23022559)