Gefühlt jeden Herbst drängt sich mir ein Low Album auf. Die langsamsten Rocker sind es nicht, da gibt es ja noch Bohren & der Club of Gore. Aber sie sind schon herrlich entschleunigt. Und trotz (oder wegen) dieses verschleppten Sounds schaffen Low eine Tiefe, die ihresgleichen sucht. Hier schwingt eine Melancholie mit, die zu dieser Jahreszeit so wunderbar passt. Und mit ihr bringen Low zugleich auch Hoffnung. Trotz der Low-typischen Reduktion ist das Album wieder bunt, wenngleich alles mehr angedeutet wird und damit Raum einnimmt: Vibraphon und Orgeln, Pauken und Trompeten, Streicher und Gitarren und viele andere Soundschnipsel, die wohldosiert eingestreut und von Steve Albini produziert wurde. Und wie passend, dass Low mit dem Album wiederholt bei kranky records landeten.
Ganz großes Kino.
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Bohren & Der Club Of Gore – Sunset Mission (2000)
„Vertonte Einsamkeit
Eine regnerische Nacht in einer trostlosen Großstadt. Ich sitze im Auto und befahre ziellos eine nasse Straße, auf der sich die Lichter der Laternen und vereinzelt beleuchteter Wohnungen spiegeln. Das monotone Motorengeräusch und der gleichmäßige Rhythmus der Scheibenwischer bilden die Grundlage einer ausgeprägten Depression, zu deren Vollendung nur noch eines fehlt: der perfekte Soundtrack.
Und genau der ist mit „Sunset Mission“ gefunden, einem knapp 75 minütigen Meisterwerk musikalischer Melancholie. Wie schon in den vorherigen Werken der vier Mühlheimer ist auch dieses Album geprägt von langsamen, monoton-schwermütigen Melodien und einer damit verbundenen einzigartigen und Einsamkeit erzeugenden Stimmung, die sich nur schwer nachvollziehen lässt, wenn man dieser Band noch nie sein Ohr geliehen hat.
Auf einzelne Tracks einzugehen würde dem Gesamteindruck dieses Werkes nicht gerecht werden, da alle Stücke – egal, ob es sich um das von wunderschönen Pianoklängen getragene „Prowler“, das über 16 minütige „Nightwolf“ oder das abschließende und mit minutenlangem Regenprasseln endende „Dead End Angels“ handelt -im Grunde genommen nur eine jeweilige Variation der dem Album zu Grunde liegenden tristen Grundstimmung sind. Wer jetzt vermutet, dass sich dies nachteilig auf den Höreindruck auswirkt, liegt falsch. Im Gegenteil, die einzelnen Tracks ergänzen sich dermaßen perfekt, dass man nach dem Genuss des Albums den Eindruck hat, einem einzigen, 75 Minuten dauernden Song gelauscht zu haben, eine Eigenschaft, welche mir in dieser Intensität (wenn auch stilistisch in einer völlig anderen Richtung) bisher nur noch bei „Elizium“ von den Fields Of The Nephilim vorgekommen ist.
Eines steht fest, bei „Sunset Mission“ handelt es sich um kein leicht verdauliches Album, vielmehr verleiten einen der schwermütige Sound, das sanft klagende Saxophon und die gestrichenen Drums dazu, sich bei einem Glas Rotwein immer tiefer in seine Melancholie fallen zu lassen und der Einsamkeit zu frönen, aber aus diesem Grund ist es auch genau solche Musik, die einen ein Leben lang begleitet und einem helfen kann, die Krisen des selbigen zu überwinden.“ (http://plattengoth.blogspot.com/2008/01/bohren-der-club-of-gore-sunset-mission.html)
Wikipediaeintrag zu Bohren & Dem Club Of Gore
Bohren & Der Club Of Gore – Dolores (2008)
Reinhören
„Langsam, langsamer, Bohren.
Oder auch: Dunkel, dunkler, Bohren… Nein, 3-Minuten-Pop-Hörer werden an Bohren & Der Club Of Gore keine Freude haben. Die beste Zeit um diese Musik zu hören ist die Nacht, das beste Getränk dazu die dritte Flasche Rotwein und die passenden Bilder liefert irgend ein stummgeschalteter David Lynch-Film. Zwischen zwei Snare-Schlägen können gerne mal 10 Sekunden verstreichen. Sekunden die einem wie Stunden vorkommen, denn wer Bohren lauscht der verlässt das normale Raum-Zeit-Kontinuum (vermutlich senkt sich auch der Puls des Hörers, das hab ich jetzt aber nicht überprüft) und taucht ein in eine Welt aus düsteren Klangwolken, erzeugt von molligen Fender Rhodes-Tönen, Vibraphon-Tupfern und minimalistischem Besen-Schlagzeug. Manchmal ertönt ein Saxophon und man denkt unweigerlich an den Mond, wie er kurzzeitig sein schwaches Licht durch eine Lücke in der Wolkenwand zur Erde schickt. Und wer Twin Peaks gesehen hat kann nicht anders als dabei an Angelo Badalamentis grossartigen Soundtrack zu denken.
Wer „Dolores“ am Stück durchhört wird sich am Ende unweigerlich fragen, ob er eigentlich noch im selben Leben sei, oder ob bereits 1000 Jahre vergangen sind…“ (http://www.bandsmagazine.ch/p984.html)
http://www.bohrenundderclubofgore.de/ – Homepage des Clubs
Bohren & Der Club Of Gore – Black Earth (2002)
„Schwärze. Warme Schwärze. Was auf dem vierten Album der vier Mühlheimer Zeitlupen-Jazzer dargeboten wird, ist mit Worten kaum besser zu beschreiben. Aus einer spärlichen Instrumentierung wird eine Musik geschaffen, die in der heutigen Welt, in der die Menschen irgendwie immer hektischer und unausgeglichener werden, wohl selten sein dürfte. In der jungen Vergangenheit wird immer wieder die Wichtigkeit des Phänomens ,Entschleunigung‘ propagiert. Menschen, die nur trendbewusst flüchtiges Abschalten genießen wollen, ist von dieser CD jedoch abzuraten, da sie nicht entschleunigt, sondern radikal ausbremst. Mit selten mehr als 10 bpm wird der Körper heruntergefahren, die Gedanken verlaufen sich, bis nur noch ein brummender Bass den Herzschlag zu bestimmen scheint. Der Soundtrack zu nächtlichen, ziellosen S-Bahnfahrten und urbaner Melancholie. Als Doom-Jazz umschreiben manche den Sound von BOHREN, was anhand von Songtiteln wie ,Destroying Angels‘ oder ,Skeletal Remains‘ und der unbestrittenen Schwärze vielleicht nahe liegt. Jedoch beinhaltet die Schublade ,Doom‘ auch meist eine Verzweiflung, die ich hier jedoch nicht zu finden vermag. Vielmehr berührt die Musik wie jene Melancholie, die einen befällt, wenn man nach einem Abend mit Freunden wieder einmal alleine die Wohnung betritt.
Hello darkness, my old friend…“ (http://musik.ciao.de/Black_Earth_Bohren_Der_Club_Of_Gore__Test_3126237)
Video „Midnight Black Earth“ bei youtube.com