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Ammer & Console – Have You Ever Heard Of Wilhelm Reich? (2009)

Have You Ever Heard of Wilhelm Reich? bei Amazon
„Am Ende glaubte er, der Schüler von Freud und Freund von Einstein, ein Abkömmling einer himmlischen Rasse zu sein. Da hatte Wilhelm Reich bereits alle Probleme der Menschheit gelöst. Egal, ob früh als genialer österreichischer Psychiater (Die sexuelle Revolution), später als hellsichtiger Analyst der Weltkrise (Die Massenpsychologie des Faschismus), dann als Kommunist und Sexualpolitiker (Sexpol) oder am Ende nach seiner kryptischen Entdeckung der Orgonenergie als Krebsheiler und Regenmacher in der amerikanischen Wüste (Das ORANUR-Experiment). Wilhelm Reich hat alle Rätsel der Welt und auch die des Weltraums gelöst.Als Mitarbeiter von Wilhelm Reich der US-Regierung mitteilten, dass dieser das Geheimnis des Lebens entdeckt habe, antworteten die Behörden, dass ein solches ihrer Meinung nach nicht existiere. Im Gegenteil: Den Mächtigen musste so viel Wissen unheimlich sein. Have You Ever Heard Of Wilhelm Reich?, ist eine der Fragen mit denen das FBI in den fünfziger Jahren systematisch dem Universalgelehrten Wilhelm Reich hinterher spionierte. Der Geheimdienst suchte fieberhaft nach Gründen, den einstmals gefeierten Psychiater das Handwerk als Quacksalber zu legen. Reich hingegen warnte das FBI im Gegenzug vor den roten Faschisten, vor der Emotionalen Pest (kurz: EP) oder den UFOs, die Amerika ja schwerlich ohne seine Hilfe besiegen könne.Das FBI verbrannte seine Bücher. Wilhelm Reich starb 1957 in einem amerikanischen Gefängnis. Seine größten Erfolge hatte er da erst noch vor sich: Allerdings kehrte er nicht so wie er es sich erträumt hatte und Patti Smith es später besang (Birdland) in einem Raumschiff auf die Erde zurück, sondern posthum als Prophet der Studentenbewegung. Diese machte sich Reichs Slogan von der sexuellen Revolution zu eigen. Der Beat-Poet W.S. Burroughs verbrachte zur Inspiration Stunden in Reichs Orgon-Accumulatoren und Hippies sangen Hymnen auf Reichs Erfindungen.In Andenken an das Universalgenie Wilhelm Reich haben Andreas Ammer & Console aus geheimen Akten des FBI, aus der öffentlichen Geschichte der Pop-Musik und aus anderen obskuren Archiven erbitterte Tracks erschaffen. Have You Ever Heard Of Wilhelm Reich? funktioniert wie ein Musical des Weltgeists oder ein akustischer Orgon-Accumulator. Ein Reichscher Orgon-Accumulator (kurz: ORAC; Bauanleitung liegt bei) ist eine Holzkiste mit stählerner Innenwand, dessen Wirkungsweise die Space-Rock-Band Hawkwind einstmals folgendermaßen besang: I’ve got an Orgone Accumulator / It makes me feel greater (…) Its a back brain stimulator / Its a cerebral vibrator. Dem folgt und davon singt dieses Hörspiel. (Auch live in Ihrer Stadt oder als DVD in Ihrem Recorder)“ (https://www.libri.de/shop/action/productDetails/9346115/andreas_ammer_console_have_you_ever_heard_of_wilhelm_reich_3939444707.html)

Wikipedia zu Console

Das gesamte Hörspiel gibt es auch im Netz als Podcast bei Bayern 2

Ammer & Console – Loopspool (1999)

„(mit den Stimmen von Theodor W. Adorno / Laurie Anderson / Ernst Bloch / Lisa Fittko / Heiner Müller / Max Rychner / Gerschom Sholem)

Ammer meets Console: Das erste gemeinsame Projekt, das der Hörspielmacher Andreas Ammer und der Musiker Martin Gretschmann (alias Console) realisiert haben und die erste Veröffentlichung ihres gemeinsamen Labels „code“. LOOPSPOOL handelt vom Leben und Sterben des Philosophen Walter Benjamin. Aus obskuren Interviews mit Laurie Anderson und Heiner Müller, sowie aus merkwürdigen Festvorträgen der Kollegen Adorno, Bloch und Scholem haben sich Ammer & Console einige delirante Tracks gebastelt, die Walter Benjamin, den Theoretiker des „Kunstwerks im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ selbst zum Helden eines Kunstwerks machen. LOOPSPOOL ist die Synthese aus intelligenten Elektri-Beats und surrealistischer Poesie.

Zum Inhalt (wenn es denn einen gäbe) heißt es: „In der Tanzbar des Grandhotels Abgrund kommen die kritischen Theoretiker ein letztes Mal zusammen, um sich an Walter Benjamin zu erinnern. Frau Fittko hatte ihn zuletzt gesehen. Adorno, mittlerweile Professor, verglich ihn mit einem Nagetier. Bloch hatte Marzipankartoffeln mitgebracht. Scholem war immer noch verliebt. Rychner verpatzte fast die Stimmung und erinnerte an manchen Disput. Die Geschichte schritt stürmisch voran, sodaß Müller, der sogar zur Revolution zu spät gekommen war, aus alten Suhrkamp-Büchern vorlesen mußte. Laurie, mittlerweile Popstar in Amerika, versuchte etwas deutsch zu reden. Also wollte Benjamin seinen Text streichen – zugunsten von Zitaten.“ (http://www.coderecords.de/code01loopspool.html)

http://www.coderecords.de/code-pics/loopspool-front-gr.jpg

Ammer & Console – Bugs & Beats & Beasts (1999)

Natural Techno, so der Untertitel des 99 erschienenen Albums von Ammer und Console. Hier entführen uns die beiden Macher in den Kosmos der Insekten, der Bugs, der Beats und Beasts. Auf elf Tracks wird der Aufbau und das Leben der Insekten auf Deutsch und Latein durchdekliniert. Das bemerkenswerte dabei ist weniger die fachliche Fundierung,  sondern die Musik als solches. Console hat hier mit zahlreichen Geräuschen aus eben dieser Welt einen Grundbeat gebaut, der atmosphärisch ausgesprochen dicht, lebendig und vielfältig ist. Schließt man die Augen, kommt man sich vor, als würde man mitten drin stehen, in der Welt der Insekten. Angereichert wird dieser Natural Techno mit gaaanz wenigen, aber gekonnt eingesetzten Instrumenten, z.B. dem Cello. Das reicht aus für ein Hörabenteuer der besonderen Art.

Eine ideale CD im Winter. Auf einen Hochfloorteppich gelegt, die Kopfhörer aufgesetzt und sich fühlen, als würde man auf einer Sommerwiese in der Sonne etwas dösen. Nur ohne Heuschnupfen und Stiche 🙂

Hörprobe des Titels Abdomen bei Code-Records

Wikipedia über Andreas Ammer

Ammer & Console – Sweet Surrender, Undercover Hörspiel Pt. 2 (2004)

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„“Sweet Surrender (Still On The Tracks)“ – von und mit Andreas Ammer (mehrfacher Gewinner des Hörspielpreises der Kriegsblinden)

„Sie sind uns wieder auf der Spur: Die Spione von Ammer & Console. Mit unsichtbaren Abhörgeräten unterm Schal, hinterm Revers, am Herzen. Sie tasten die Bahnabteile nach Liebespaaren ab, sie horchen die Tresen nach erotischer Anbahnung aus, sie sprechen selbst einsame Seelen an und zerren Diskretes on air. Die Aufnahmegeräte werden laufen. Wie in ihrem preisgekrönten Hörspiel „On the tracks“ berichten die Spione dem Hörer detailgenau von ihren Beschattungen nichts ahnender Opfer. Aber diesmal gehen die Agenten von Ammer & Console noch einen Schritt weiter: Sie locken die Objekte ihrer Beobachtung in Fallen. Sie verstricken sie in Affären, sie verlieren oder verlieben sich in ihre Opfer. Denn das Leben ist immer wahr und immer absolut. Jetzt ist es auch das Hörspiel: Ein Undercover-Originalton-Album. Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit – und Console spielt die Musik dazu.“ (Westdeutscher Rundfunk)“  (http://www.mdr.de/1274308-hintergrund-1172730.html)

Informationen über Console bei sub-bavaria und indipedia

Ammer & Console – Spaceman 85, Weltraumdokumentarmusik (2005)

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„Auf seiner Reise durchs All mit der US-Raumfähre Challenger im Jahre 1985 hat Astronaut Reinhard Furrer seine Eindrücke auf Tape aufgezeichnet. Eine Weltraum-Dokumentarmusik von Andreas Ammer und Console – featuring Reinhard Furrer.

Am 30. Oktober 1985, Punkt 12 Uhr mittags, startet Reinhard Furrer als Wissenschaftsastronaut an Bord der US-Raumfähre „Challenger“ ins All. Der Flug dauert sieben Tage, 44 Minuten und 51 Sekunden. Vor und während des Fluges, sogar während des Starts spricht Furrer seine Eindrücke in ein Diktaphon. Bei den Startvorbereitungen gibt sich der „Payload Specialist“ noch professionell und abgeklärt. Er erläutert den Countdown, den zeitlichen Ablauf, die Vorbereitungen in Cape Canaveral.

Je näher der Start rückt, desto mehr wird Furrer von der Kraft der Unternehmung ergriffen. Im Moment des Takeoffs, den der Amateurastronaut „live“ unter seinem Helm mitkommentiert, erlebt Furrer eine ungeahnte Euphorie, die sich in der Schwerelosigkeit des Weltraums zu einem wahren Rausch der Gefühle steigert. Vom einzigartigen Erlebnis des Weltalls spürbar im Innersten berührt, versucht Astronaut Furrer während der 112 Erdumrundungen, wie in Trance und in geradezu psychedelischen Bildern seine Eindrücke auf Tonband festzuhalten. Er meditiert mit belegter Stimme über das Spiel des Lichtes unten auf der Erde und die Macht und Tiefe der Unendlichkeit. Nie zuvor und nie danach wurde der Weltraum so unmittelbar poetisch geschildert.

Andreas Ammer & Console (Martin Gretschmann und Axel Fischer) schaffen für das Dokument von Furrers Weltraumflug einen künstlerischen Rahmen. Die Erzählungen vom All wechseln als dokumentarische „Rezitative“ ab mit „Weltraum-Arien“ – Songs (gesungen von der „Console“-Sängerin Miriam Osterrieder), die Furrers Formulierungen in Popsongs gießen. Aus dem Dokument eines Abenteuers wird ein musikalisches Epos über die Grenzen des Menschseins. Furrers Ritt ins All sollte der letzte Flug der „Challenger“ sein: Bei ihrem nächsten Start explodiert die Raumfähre nach 73 Sekunden. Reinhard Furrer selbst stirbt zehn Jahre später bei einem Flugzeugabsturz unter ungeklärten Umständen.“ (http://www.ard.de/radio/hoerspieltage/vor-ort/spaceman-reinhard-furrer-console/-/id=191578/nid=191578/did=349688/319zo8/index.html)

Eine Laudatio zur Auszeichnung „Hörspiel des Monats April 2005

Eine gratis Hörprobe des Tracks „The Colour Of Space

Ammer & Console – On The Tracks (2002)

„Das WDR 3-Hörspiel „On The Tracks“ von Andreas Ammer und Console alias Martin Gretschmann hat den ersten Internet-Publikumspreis „ARD-Online-Award“ gewonnen. Der Preis wurde erstmals parallel zum Wettbewerb der „Woche des Hörspiels“ an der Berliner Akademie der Künste ermittelt. Dabei konnten Internet-User auf der Website der ARD (www.hoerspielwoche.ard.de) eine Woche lang die zehn ARD-Wettbewerbsbeiträge online hören und bewerten. Die besten Noten und damit den Online-Award bekam das Hörstück des Erfolgsduos Ammer/ Console. Am Abschlussabend des Festivals nahmen die beiden Autoren den Preis in der Akademie der Künste in Berlin entgegen.

(…) Die Produktion ist die Musikalisierung akustischer Beschattungsprotokolle. Die Spielregeln: Fünf Personen begeben sich in sechs Städten auf die Suche nach Schönheit, nach der Liebe, dem Deutschen, dem Pelzmantel, dem Langhaarigen – oder nach sich selbst. Jede dieser Eigenschaften finden sie an einem festgesetzten Tag verkörpert in einem wildfremden Menschen auf der Straße. Sie folgen diesem Menschen. Sie beobachten jeden seiner Schritte. Sie erfüllen seinen lautlosen Ruf „Lass mich nicht allein!“ und protokollieren akustisch jede seiner zufälligen Bewegungen. Die Form: Vom Leben ist die Kunst nur durch die Form unterschieden. Deshalb werden die Beschattungs-
protokolle Grundlage von musikalischen Tracks, von Strophe und Refrain.

Andreas Ammer, geboren 1960, lebt in der Nähe von München und arbeitet als Journalist und freier Autor für Hörfunk und Fernsehen.
Er produzierte zahlreiche preisgekrönte Hörspiele. Zusammen mit FM Einheit nahm er 2002 bereits zum zweiten Mal den Hörspielpreis der Kriegsblinden entgegen, für die WDR-Produktion „Crashing Aeroplanes“.

Console, 1973 als Martin Gretschmann geboren, Musiker und Soundgenie, lebt und arbeitet bei Weilheim. Neben seiner Arbeit als „Console“ („reset the preset“) und zahlreichen Projekten mit anderen Künstlern ist er auch Bandmitglied bei „The Notwist“.“On The Tracks“ ist beim Label Code (Vertrieb Hausmusik) auch auf CD erschienen und ist im Plattenladen erhältlich. Mitwirkende sind Insa Backe, Markus Grün, David Greiner, Michael Madsen u.a. Dramaturgie: Martina Müller-Wallraf, WDR 3″ (http://www01.wdr.de/unternehmen/basis_struktur/meldungen.jhtml?detail=663&q=MARTINA)

Ammer & Console – The Official Olympic Bootleg (2000)

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„Kuriosum des Monats: Ausgedacht von Andreas Ammer, Console und WDR/Eins Live. Keine Musikplatte im herkömmlichen Sinn, sondern eine Art Hörspielaufbereitung der modernen Geschichte der olympischen Spiele. Klassische Originalsprecherkommentare werden mit Elektronik und Rhythmus versetzt oder als Intermezzi eingesetzt. Da wartet man nach jeder Disziplin förmlich spannungsgeladen auf die nächsten tollen Einfälle und Umsetzungen. Grandios ist „Hundert Meter Ewigkeit“ – ein Power Floorstomper (leider viel zu kurz geraten), den man für den Dancefloor als 12″ aufarbeiten muß. Intelligent und Abgefahren.“ (http://www.dancecube.de/content.php?category=3&level=3&Path=3%2C7&Category_ID=14&action=showArticle&Article_ID=42028&area=news)

Das komplette Album zum kostenlosen anhören und download bei ubuweb

Ammer & Console beim laut-Artistportal

Weitere Informationen zu Console bei Indiepedia, Nillson,

Ammer & Console – IS&DN (Interleaved Songs & Dancefloor Narration) (1999)

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„Schlüpfrige Ansagen aus der 0190er-Retorte besitzen eine magische, unfreiwillige Komik. Dem Außenstehenden bieten sie einen beinahe privilegierten Einblick in die Abgründe einer Gesellschaftsposse und zeigen mit dem Finger auf jene, die sich daran ergötzen. Lachen darf man trotzdem. Sogar tote Stimmen wie die Zeitansage haben einen hohen Wiedererkennungswert, auf den ich mich einigen könnte. Aus all diesen Fragmenten der modernen Telekommunikation eine Klangcollage zu basteln ist nicht unbedingt neu, kann aber sehr reizvoll sein. Vor allem, wenn es sich um ein „Ammer & Console-Produkt“ handelt.

Ein Hörspiel dagegen verliert seinen Reiz mit der falschen Besetzung der Stimmen bzw. Hörspieler. Die Japanerin Hanayo bringt es fertig, ihre auf Embryo-Tonlage geschrumpfte Vorwahlnummer-Ansage in einen Jump’N’Run-Rhythmus zu steigern, um dann in eine Unterhaltung (oder Slam Poetry-Dialog?) mit ihrem crackinfizierten Liebhaber (-sager) zu münden. Dieses Thema zieht sich für den nicht teilhabenden Hörer in beklemmender Wiederholung durch den Mittelteil der Session. Two is not a couple, it’s a cramp. Genial ist es allemal. Und mag es die Handschrift des von den „Kriegsblinden“ (ein Traumzustand) hochgehaltenen Hörspielproduzenten Andreas Ammer sein, ich vermag hier kein Hörspiel zu erkennen, doch einen seltenen und virtuellen Kunstgegenstand – mehr eine Hörformance.

Martin Gretschmann gehört zu den Wenigen, die mit solch einer Kunstform einen wertvollen Beitrag leisten können. Es gelingt ihm, im Chaos eines hochfrequenten Handystörgeräusches noch einen schillernden Groove herauszuhören, und daraus einen rauschartigen Kinderzählreim („Secret Number“) zu fummeln. Eine Tanzflächenerzählung, in Songs verwunden und verwoben. Dazu das Stimmengewirr aus dem Nirwana der Vermittlungscomputer – eine Johannesoffenbarung der Neuzeit.Dazwischen („Dial Sex“) bricht in angenehmer Regelmäßigkeit der tiefe Beat von Christoph Brandner, verknüpft mit den zwei Bassbändern aus den Händen von Michael Schwaiger (E-Bass) und Axel Fischer (Synthetik-Bass), die es zusammen „mit einer vollbusigen Rettungsschwimmerin treiben“. Da bleibt mir nur ein „Yeeehaaa Cowboys!“ Zusammen erzeugen sie als apokalyptische Reiter eine ansteckende Schwingung über der Tanzfläche, die 1999 im Tingeltangel in Köln wahrscheinlich ein mittleres Veedelbeben hervorgerufen hat. Was gäbe ich, hätte ich bei dieser Veranstaltung teilhaben können. Lieber WDR (zuständig für Produktion), eine DVD muss her, aber pronto!“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/c/console/isdn/index.htm)

Ammer & Console – Eigentum Am Lebenslauf. Das Gesamte Im Werk Des Alexander Kluge (2007)

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„Alexander Kluge hat in seinem Leben viel erzählt. „Lebensläufe“ hießen die Geschichten, mit denen der spätere Filmemacher und Fernsehgestalter Anfang der 60iger Jahre erstmals als Schriftsteller öffentlich auftrat. Sie seien „teils erfunden, teils nicht erfunden. Zusammen ergeben sie eine traurige Geschichte.“ Als am Ende des Jahrtausends dann Kluge sein „summum opus“, die vieltausendseitige „Chronik der Gefühle“ vorlegte, so trug deren zweite Hälfte immer noch den gleichen lakonischen Titel: „Lebensläufe“. Zusammen ergaben die Geschichten die traurige Geschichte des 20. Jahrhunderts (beginnend mit dem Urknall).Noch viel mehr hat sich Alexander Kluge in seinem Leben aber erzählen lassen:
In seinen TV-Magazinen ist er der geduldige Zuhörer, ein elektronischer Sokrates, der jeden seiner Gäste bis an die Grenze des erträglichen davon erzählen lässt, was ihr Leben und die gesamte Welt im Innersten zusammenhält.

Erzählen / lassen. Für Eigentum am Lebenslauf hat der vielfach ausgezeichnete Hörspielmacher Andreas Ammer die beiden Facetten des Alexander Kluge dialektisch zusammengefügt und daraus für den Bayerischen Rundfunk ein Hörspiel gemacht. Ammer hat Kluge mehrfach in seinem Münchner „Küchenstudio“ besucht und ihn erzählen lassen: Sein Leben, sein Werk, und die Welt. Eigentum am Lebenslauf ist halb Erzählung, halb große Oper, manchmal Lesung, immer Lebenslauf und also „eine traurige Geschichte“, die – wenn nicht von 630 Millionen Jahren – dann vielleicht an dem Tag beginnt, als Kluge sich von Ammer „Techno-Musik“ als Soundtrack für seine Worte wünschte: Console, aka Martin Gretschmann, hat diesen Wunsch grandios mit seinem Soundtrack erfüllt. Nur am Ende, nach der großen Katastrophe, quaken die Frösche.

„Was wir einen ‚Lebenslauf‘ oder ‚Wirklichkeit‘ nennen, sind Kokons der Wahrnehmung, die uns schützen. Ob sie etwas Reales sind, dürfen wir bezweifeln. So leben wir, in Lebensläufen und auf Kontinenten verteilt, kontinuierlich und erfahren in verschiedenen Wirklichkeiten.“ (Alexander Kluge)