Schlagwort-Archive: Air

Human Don’t Be Angry – Human Don’t Be Angry (2012)

Der Albumtitel erinnert schon ein wenig an „Don’t Panik!“ aus „Per Anhalter durch die Galaxis“, oder?  Und das Cover passt so gar nicht zum Titel und beunruhigt zumindest mich dann doch ein wenig… Aber: „Keine Panik“ 😀 „Human don’t be angry“ ist eine versteckte Perle im Musikgeschäft: Wer sie beim Tauchen in den Tiefen der Musikveröffentlichungen nicht findet, ist nicht traurig. Aber der sie findet, dem könnte das Herz etwas höher schlagen.  Malcolm Middleton, der sich hinter dem Projekt verbirgt, rettet die 80er Jahre der elektronischen Musik ganz geschickt in unser Jahrzehnt herüber, ohne dabei nostalgisch zu werden oder sich über die simplen Klänge dieser Musik zu amüsieren. Eine bunte Gemengelage von Computergeblubbel, 8-bit Stimmen, Vocodergeschredder  und derlei Späßen. Middleton (sonst als andere Hälfte von Arab Strap aktiv) hat das Händchen, schöne, warme und zurückhaltende Melodien aus diesen Sounds zu basteln. Assoziationen zu AIR finde ich nicht irgendwie passend, Noah And The Whale könnten derartige Musik gemacht haben, würden sie sich dem elektronischen zuwenden (wobei dann der schöne Gesang fehlen würde – dann lieber doch nicht!) und bei Mike und Rich finden sich ebenfalls nicht nur Parallelen zum Cover.

Human Don’t Be Angry ist bereits Middletons sechstes Album unter diesem Pseudonym. Ich muss mir doch mal die anderen anhören….

Bemerkenswert ist auch das Video „1985“. Eine schöne Idee, ein Familienspiel als Grundlage für einen actiongeladenen Wettkampf zu nehmen, inklusive der „Replay“ Einblendungen aus den 80er Jahren und Stereovideobild – vorausgesetzt, man hat noch die lustigen Brillen mit roter und grüner Folie.

Air – Premiers Symptomes (1999)

Hörprobe
Mit französischer Luft entspannt dahindümpeln

Bevor Nicolas Godin und Jean Benoit Dunckel weltweit fast 1 Millionen Einheiten ihres Debüts Moon Safari verkauften, produzierten sie Premiers Symptomes. Wobei von Produzieren nicht wirklich die Rede sein kann. Die 5-Track EP entstand mehr, als daß sie produziert wurde, und das in Nicolas‘ Wohnung in einer Pariser Seitenstrasse mit minimalem Equipment.
JB hat dieses kleine Werk unlängst ein Experiment genannt „als wir noch völlig unbekannt waren“, doch genau dieses Experiment hat ihr Label nun neu aufgelegt um es einer breiteren Masse zugänglich zu machen.

Und wie der Bandname so treffend verspricht, kommen auch die frühen Stücke daher: Luftig, leicht und irgendwie ständig über dem Boden schwebend. Was hier zelebriert wird, ist die perfektionierte Leichtigkeit, die Musik haben kann. Der Fender Rhodes dümpelt seicht im Hintergrund ohne jemals ins Hintertreffen zu geraten, elektronische Sphärenklänge vermitteln ein Gefühl von Schwerelosigkeit. Und zuweilen droht der Drumcomputer einzuschlafen. Er schafft es aber dennoch, den Takt aufrecht zu halten.

Hypnotisch und warm und unglaublich beruhigend ist beispielsweise „J’Ai Dormi Sous L’Eau“, von dem die Macher selber sagen, daß es dem „Unterwasserschlaf vor der Geburt“ gleich kommt. Nicht weniger entspannend sind aber auch „Le Soleil Est Pres De Moi“ und „Les Professionels“, das sich im Nachhinein als Vorgänger der Moon Safari Single „All I Need“ outet.

Nur die beiden neuen Songs Californie und Gordini Mix sind für Air ungewöhnlich dynamisch und passen nicht ganz ins Bild. Doch im Ganzen ist Premiers Symptomes eine wunderschöne Ergänzung zum Meisterwerk Moon Safari. (Marc Winkelmann)“ (http://www.laut.de/Air/Premiers-Symptomes-%28Album%29)

Air – Moon Safari (1998)

Reinhören

Schwerelos

AIR ist Englisch und bedeutet Luft. Oder Athmosphäre. AIR ist auch Französisch und bedeutet ebenfalls Luft. AIR kann auch ein Wind sein, kein Windstoß, eher ein Hauch, ein Luftzug, eine Brise. In beiden Sprachen kann AIR auch eine Melodie sein; ein Lied, eine Weise.

Das französische Musikerduo AIR, bestehend aus NICOLAS GODIN und JEAN BENOIT DUNCKEL, erfüllt beide Bedeutungen des Wortes. AIR-Musik ist melodiös, leicht, niemals aufdringlich oder gar stürmisch, sondern eine kühle Brise an einem warmen Tag; Musik, die ganz von selbst, leicht und luftig aus dem Lautsprecher rieselt, sich nicht aufdrängt, aber auch nicht langweilt.

Musik, die nicht fesselt, aber gefangen nimmt, ohne dass man es merkt, weil man glaubt, freiwillig mitgegangen zu sein.

AIR-Musik ist ein Tagtraum, schwerelos, wie eine Reise zum Mond, oder, wenn Sie wollen, eine Safari, eine MOON SAFARI, und so heißt dann auch das epochale Werk zweier Reisender in Sachen neuer Musik, die den Computer nicht wie noch Kraftwerk nutzen, um damit Musikinstrumente jeder Art zu ersetzen, sondern als deren notwendige Ergänzung.

Notwendig deshalb, weil die Stimmung, die MOON SAFARI erzeugt, allein mit akustischen Instrumenten nicht erzeugt werden könnte, sie wären schwer statt schwerelos, erdig statt luftig, kräftig statt cool.

Umgekehrt brauchen GODIN und DUNCKEL aber auch die Instrumente als Ausgleich, damit es nicht allzu eisig zugeht auf ihrer MOON SAFARI, und deshalb geben gelegentliche Klänge akustischer Gitarren ein wenig Wärme und den nötigen Halt, verstärkt durch Gastmusiker wie BETH HIRSCH, die mit ihrer ruhigen und überlegten Stimme dafür sorgt, dass wir nicht ganz ins All abdriften, aber unbeschwert weiter träumen dürfen.

AIR begründen in gewisser Weise einen ganz eigenen Stil, der von House und Ambient beeinflusst ist; schmachtende Hintergrund-Chöre erinnern aber an den französischen Chanson der 60er Jahre, während die Single-Auskopplung SEXY BOY wiederum die lupenreine Karikatur eines typischen Disco-Hits ist.

Mit MOON SAFARI haben AIR so etwas wie den Soundtrack für das Ende der 90er Jahre geschrieben. Mit ihnen ist auch die Instrumental-Musik in die Charts zurückgekehrt. Werbeagenturen reißen sich um AIR-Melodien, um damit ihre Spots zu unterlegen.

Da war es naheliegend, sie mit einer Filmmusik zu beauftragen, die unter dem Titel „The virgin suicides“ auf CD erschienen ist.“ (http://www.cd-kritik.de/frameset/frset.htm?/kritiken/cd/air-moon.htm)

http://www.moonsafari2008.com/en/# – Webseite zur CD

Wikipedia zu Air

Air – Talkie Walkie (2004)

Reinhören

„Air. Luft. Schweben. Durchatmen. Dahingleiten. So oder so ähnlich dürften wohl die Assoziationen der ehrenwerten Monsieurs Godin und Dunckel verlaufen sein, als sie sich um das Jahr 1997 herum in ihrem Pariser Künstlerappartement einen Bandtitel ausbaldowerten, der wohlfeilst zu ihrer damaligen Musik passen sollte. …

Natürlich also erwarten wir „Talkie Walkie“ mit Ungeduld, denn es ist eigentlich erst das dritte ‚richtige‘ Album der Luftikusse (kein Soundtrack, keine Remixe, nix Mini-LP, etc …), und da darf man tatsächlich schon mal gespannt sein. Wirds wieder flockig oder noch düsterer oder wie … tja, es ist: dazwischen. Ja, ganz genau dazwischen. Zwischen „Moon Safari“ und „10.000 Hz“, und zwar sowohl was den Sound, als auch was die Qualität betrifft.

War man zunächst auf einer easy vor sich hinperlenden Garden Party geladen, auf der bezaubernde junge Damen leichte Snacks und bunte Cocktails reichten („Moon Safari“), um sich daraufhin durch den übermütigen Einwurf seltsamer UFO-Drogen in die dunklen Weiten des Weltraums zu schießen („10.000 Hz“), so drifted man auf „Talkie Walkie“ zwar noch durchs Universum, hat aber endlich wieder Funkverkehr mit Mutter Erde, und es sind offensichtlich auch wieder Damen an Bord. Folgerichtig scheint der rote Faden von „Talkie Walkie“ auch Liebe in Zeiten der Schwerelosigkeit zu sein.

Man ist „lost in space“ („Another Day“), scharwenzelt an Bord des Mondkreuzers um eine charmante Venus herum („Venus“), und da man eben auch dort oben nur ein Mensch ist, bricht sich der angeborene Trieb zart seine Bahn („Biological“). Traurig und doch so schön zugleich ist da die Stimmung im XX- und XY-Köpfchen. Und das Banjo spielt dazu. So klingt er also, der Soundtrack für eine französische Weltraummission zur Untersuchung des Paarungsverhaltens humanoider Individuen in der Schwerelosigkeit.

Natürlich hört man auch auf „Talkie Walkie“ wieder einige Reminiszenzen an verdiente Künstler der Pop-Geschichte heraus. „Cherry Blossom Girl“ beispielsweise könnte von seinem Saiten-Arrangement glatt als Serge „the nice schmierfink“ Gainsbourg-Nummer durchgehen, und auch sonst hört man hier und da 70er oder 80er durch. Allerdings ist wie auch schon bei den Vorgängern alles in solch bezaubernder Luftverpackung dargereicht, dass es einfach unique ist, was ja auch den Erfolg von Godin/Dunckel ausmacht. Nämlich dass sie gar nicht sooooooo belanglos und wohlklingend herumplätschern, wie man bei oberflächlicher Betrachtung meinen könnte.

Zudem bewegen sie sich als Musiker, Arrangeure und Soundtüftler seit Anbeginn des Airzeitalters auf sehr, sehr hohem Niveau, was sich nun bei „Talkie Walkie“ ein weiteres mal zeigt. Dennoch: einen Geniestreich wie „Moon Safari“ kann man nicht einfach beliebig wiederholen.

Auf keinen Fall sollte man ihnen vorwerfen, dass sie auf „Talkie Walkie“ doch wieder einen Teil des mehrere Parsec umfassenden Weges zwischen „Moon Safari“ und „10.000 Hz“ zurück rudern (pardon: gleiten). „Talkie Walkie“ ist durchaus kein fauler Kompromiss, sondern eine gelungene Legierung verschiedener Aggregatzustände von Air. Nix wirklich Neues, sicherlich, aber auf gewohnt hohem Niveau. Und das muss dann halt auch mal reichen, man kann schließlich die Raumfahrt nicht immer wieder neu erfinden!

Und schließlich: vielleicht haben die beiden Schelme bei der Namensauswahl ja auch nur an die süße Luftschokolade gedacht, die sich ihre Spacehäschen beim Nachhausekommen verabreichen. French kissing in the universe …“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/a/air/talkie_walkie/index.htm)

Air – 10.000 Hz Legend (2001)


Reinhören

„Bittersüsse Meisterklasse! Nach ihrem Debüt-Album „Moon Safari“ und dem eher düsteren Soundtrack „The Virgin Suicides“ legen Air ein Album vor, das den Erwartungen gerecht wird. Die vielschichtigen, oft gar innerhalb eines Stücks wechselnden Strukturen, entfalten erst nach und nach ihre grossartige Vielfalt, auf „10 000 Hz Legend“ werden jedoch keine Stilgrenzen überschritten. Die Songs reihen sich vielmehr in logischer Abfolge aneinander und die verschiedenen Themen werden immer wieder aufgegriffen. Die Teilstücke, aus aufwändig instrumentiertem Synphonie-Pop mit klaren Sondtrack-Ambitionen, bisweilen bedrückend schwerem Psychadelik-Rock oder schlagendem Synthie-Bass, werden zu einem elegant fliessenden Stück zusammengefügt, welches durchaus noch einmal in eine honigsüsse Synthesizer-Melodie wechseln kann. Auf „How Does It Make You Feel“ zeigen sich die beiden Franzosen von ihrer bitterzarten Seite, und die ist nicht ohne entspannte Selbstironie. Dieser gelassene Humor zieht sich denn auch durch das ganze Album hindurch, macht sich auf der Singleauskopplung „Radio No. 1“ bemerkbar, wo er sich über musikalischen Müll lustig macht oder ein wenig grotesk auf „Wonder Milky Bitch“. Beck wurde eingeladen und hat mit „The Vagabond“ und vor allem auch mit „Don’t Be Light“ zwei grandiose Tracks mit eingespielt. Die beiden Japanerinnen Susan und Yukimo von Buffalo Daughter gaben dem Erotik knisternden „Sex Born Poison“ ihre Stimme. Zu einem beängstigend sanften Höhepunkt kommt es schliesslich auf „Lucky And Unhappy“. Ein dunkles und verträumtes, ein berauschendes Album.“ (Quelle: http://www.music.ch/LF/reviews/ID3/INFO/Air/10+000+Hz+Legend/)