Paul Weller – Studio 150 (2004)

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„Solopfade nennt man jene Perioden im Wirken von KünstlerInnen, in denen diese sich in Abkehr von einstigen Weggefährten alleinig ihrer Kunst widmen. Frei von Zwängen des Kollektivs musiziert es sich dann oft gänzlich inspiriert und ungeniert. Auch Paul Weller stapfte nach vielen Jahren mit Brit-Ikonen wie The Jam und The Style Council seit 1992 auf eben jenen Solopfaden. Und nachdem seine Solopfade auf den letzten Alben arg ausgelatscht wirkten, sucht Weller sein Heil in einem alten Hobby. Denn das Covern war schon immer eine große Freude des Modfathers.Mit „Studio 150“ verbeugt sich Weller nun musikalisch vor jenen Soulperlen, denen er schon mit dem Style Council nacheiferte. Er macht dabei vieles richtig, vergreift sich nicht an den üblichen Verdächtigen aus der Stammkneipe, sondern setzt vorwiegend auf Unerhörtes. Kein Schielen auf den veritablen Radiohit also, sondern ein Album aus Liebe zur Musik. Viel Soul, satt instrumentiert und dennoch nie überladen. Alles aufgenommen im Amsterdamer „Studio 150“, welches dem Album auch den Titel gab.

Highlight des Albums ist Rose Royces „Wishing on a star“, eine mit Streichern instrumentierte, wehmütige Ballade. Was zunächst klingt wie der Sound beim Hochfahren von Windows, ist spätestens nach zehn Sekunden ein famoses Stückchen Popmusik. Beeindruckend, wie die Mannen um Weller in nur fünf Wochen Studiozeit ein solches Konglomerat an heterogenen Stilen zu einem schlüssigen Gesamtwerk vereinen. Da steht Neil Youngs „Birds“ neben „Hercules“ von Aaron Neville. Da interpretiert Weller Bacharach und Davids „(They long to be) Close to you“, als hätten die Carpenters den Song nie im Kitsch ertränkt. Doch der typische Weller-Sound geht dabei nicht verloren. Immer wieder klingen vertraute Gitarrenakkorde auf, immer wieder vereint der charismatische Bariton die Variationen. „Studio 150“ hat endlich wieder den Drive, den man bei Weller so lange vermißte. „Now you’re gonna be / In summertime“, singt Weller auf „One way road“. Ein Solopfad als Einbahnstraße, ein Herbst als Sommer. Die Welt will wieder Weller.“(http://www.plattentests.de/rezi.php?show=2443)

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