New Order – Waiting For The Sirenes Call (2005)


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„Zum fünfundzwanzigsten Bandjubiläum sind wieder einmal alle Augen auf New Order gerichtet. Ihr überragendes Comeback mit „Get ready“ klingt noch in allen Ohren. Überall wimmelt es von Bands, die sich mehr oder minder auf die Mancunians beziehen. Grund genug, jetzt mit „Waiting for the sirens‘ call“ nachzulegen. War schon der Vorgänger erstaunlich gitarrenlastig, machen New Order jetzt Nägel mit Köpfen: Keyboarderin Gilian Gilbert wurde durch Klampfen- und Tastenmann Phil Cunningham (Electronic) ersetzt. Und dies ist durchaus symbolträchtig. Denn New Order 2005 stehen für beides: Gitarrenrock und Synthpop. Einmal mehr.

Die herzhaft zirpenden Gitarren von „Who’s Joe“ machen genau da weiter, wo „Crystal“ und Co. aufhörten. Der Baß schnurrt, der Drumcomputer scheppert, und fertig ist ein weiterer mit leckerer Melancholie abgeschmeckter Ohrwurm aus dem Hause New Order. In „Hey now what you’re doing“ das gleiche Spiel. Bernard Sumners Kleinjungenstimme und die Gitarrenflocken tänzeln lockerleicht durch die Gegend, und man merkt eigentlich nur an der Produktion, daß hier tatsächlich das Jahr 2005 geschrieben wird. So genüßlich zupackend war Pop in den Achtzigern nämlich selten.

Die bittersüß zuckende Single „Krafty“ oder das wuchtige „Morning night and day“ klingen wie die Harmlosigkeit in Person, verstecken in ihrem Understatement aber jede Menge Raffinesse. Das niedliche Glockenspiel, die kleine Tücke im Wohlklang, der unversehens herabnieselnde Zwischenton – und wieder landen New Order einen Treffer. Den man natürlich erst bemerkt, wenn der Ball längst hinter der Linie liegt. Zum Knutschen.

Vielleicht treten einem die Hits dieses Mal nicht mehr so spontan auf die Füße wie es zuletzt „Turn my way“, „60 miles per hour“ oder „Crystal“ machten. Vielleicht finden die versammelten Spätvierziger mitunter erst ein wenig zu spät zum Abschluß, so daß der eine oder andere Moment an der Belanglosigkeit zu schrammen scheint. Aber auch „Waiting for the sirens‘ call“ wuchert derart mit pfundigen Melodien, daß sich die Radiopromoter bestimmt schon die Hände reiben: Wegen des arschwackelnden Tanzflächenstoffs „Guilt is a useless emotion“. Oder dem Lipgloss von „Jetstream“, in dem Scissor Sister Ana Matronic mitseufzen darf. P.O.P. Und ganz am Schluß wartet mit „Working overtime“ sogar noch ein schnoddriger Klopfer, auf den Damon Albarn mächtig stolz wäre. New Order sind auch auf ihrem neunten Album prächtig unsortiert.“ (http://www.plattentests.de/rezi.php?show=2870)

http://www.neworder.de/ – Deutsche Webseite von New Order

Video des Titelsongs des Albums

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